Deutsche Bibelgesellschaft

7.1. Die Didache (Did)

Übersicht über die Didache

1,1-6,3 Die zwei Wege
  1,1 Einleitung
  1,2-4,14 Der Weg des Lebens
  5,1f. Der Weg des Todes
  6,1-3 Schlussbemerkungen
7,1-10,8 Liturgische Anordnungen
  7,1-4 Taufe (7,1 trinitarische Formel)
  8,1 Fasten
  8,2f. Beten (8,2 Vaterunser)
  9,1-10,7 Eucharistie
  10,8 Salbung
11,1-13,7 Verhalten gegenüber verschiedenen Gruppen von Christen
  11,1f. Aufnahme von Lehrern
  11,3-12 Apostel und Propheten
  12,1-5 Fremde Christen
  13,1-7 Unterhaltspflicht der Gemeinde gegenüber Propheten und Lehrern
14,1-15,4 Anordnungen zum Gemeindeleben
  14,1-3 Feier am Sonntag
  15,1f. Wahl von Bischöfen und Diakonen
  15,3f. Allgemeine Verhaltensregeln in der Gemeinde
16, 1-8 EschatologischeUnterweisung (vgl. Mt 24)

Die Didache trägt in der einzigen vollständigen Handschrift den Doppeltitel „Lehre (διδαχή/didachē) der zwölf Apostel. Lehre des Herrn durch die zwölf Apostel für die Heiden“. Die altkirchlichen Zeugnisse bieten dagegen durchgängig den Kurztitel „Lehre(n) der Apostel“. Keiner dieser Titel dürfte ursprünglich sein, denn sie setzen voraus, dass die Apostel eine feste autoritative Größe sind. Dieses Apostelverständnis findet sich in der Did nun aber gerade nicht. 11,4-6 scheinen die Apostel als wandernde Lehrer zu schildern. Die Did erhebt auch mit keiner Silbe den Anspruch, autoritative Lehre der Apostel zu sein. Der Titel ist der Schrift also aufgrund ihrer Beliebtheit im Nachhinein beigefügt worden, um ihre Autorität zu stärken.

Verfasser, Abfassungsort und-zeit

Verfasser, Abfassungsort und Abfassungszeit der Did sind unbekannt. Allenfalls kann versucht werden, den Ort und die Zeit etwas einzugrenzen. Die vorausgesetzte Wasserknappheit (7,2f.) und das Brot von den Bergen (9,4) sprechen für den (ländlichen?) syrischen Raum als Abfassungsort. Häufig wird aber auch Antiochia genannt. Die in Kap. 15 benannte Gemeindeordnung und die fehlende Naherwartung in Kap. 16 lassen vermuten, dass die Did am Beginn des 2. Jh. verfasst worden ist. Genauerhin denkt man meist an die Zeit zwischen ca. 110 und 120.

Anlass

Der unmittelbare Anlass der Abfassung der Did bleibt für uns im Dunkel. Das ist durch den literarischen Charakter der Schrift bedingt. Nur die Anweisungen in 7,2f. (bei Mangel an fließendem Wasser) und 11-13 (die wandernden Apostel, Propheten und reisende bzw. niederlassungswillige Christen betreffend) lassen aktuelle Probleme erkennen. Das ausdrückliche Verbot des Genusses von Götzenopferfleisch (6,3) setzt voraus, dass die Adressaten Heidenchristen sind.

Literarischer Charakter

Bei der Did handelt es sich um die älteste erhaltene Gemeindeordnung. Ihr Autor bietet keine theologischen Abhandlungen, sondern praktische  und  technisch-organisatorische  Anweisungen für das christliche Leben im Alltag und in der Gemeinde. Er greift dabei auf mehr oder minder umfangreiche Traditionsstücke zurück. Man gewinnt daher den Eindruck, dass bereits Geltendes schriftlich kodifiziert werden soll. Die Vorschriften zu den einzelnen Themen sind blockartig zusammengestellt. Übergänge werden häufig durch Stichwortanschlüsse geschaffen.

Inhalt

Die Zwei-Wege-Lehre war ursprünglich ein selbständiger jüdisch geprägter Text (vgl. Barn 18-20). Erst im Zuge der Übernahme in den Gebrauch der christlichen Gemeinde ist der Abschnitt 1,3b-2,1 eingefügt worden, der deutlich christliche Züge trägt (Parallelen zur synoptischen Tradition). Der Verfasser der Did ordnet diese Tradition durch 7,1 in die Unterweisung der Taufbewerber (Katechumenen) ein.

Die in den Anordnungen zur Eucharistie überlieferten Gebete stammen ursprünglich offenbar aus dem jüdischen Mahlritus. Dagegen werden die jüdischen Fastentage (Montag und Donnerstag) als Brauch der „Heuchler“ abgelehnt. Christliche Fastentage sind Mittwoch und Freitag. Bei den Anweisungen zur Eucharistie ist nicht eindeutig, ob sie sich auf ein Sättigungsmahl (Agape) oder ein Herrenmahl im engeren Sinne beziehen. Möglicherweise muss die Alternative im Sinne einer Abfolge (erst Agape, dann Herrenmahl) aufgelöst werden. In Kap. 14 versteht der Autor die Eucharistie als Opfer.

Die Anweisungen in Kap. 11-13 lassen einen gewissen Pragmatismus erkennen. Vermutlich stehen schlechte Erfahrungen im Hintergrund (vgl. Lukian, Peregrinus). Letztlich geht der Autor davon aus, dass wahre Apostel und Propheten durch Armut, Uneigennützigkeit, missionarischen Geist und Übereinstimmung von Worten und Taten gekennzeichnet sind.

15,1f. weist auf eine Übergangsphase in der Gemeindeleitung hin. Die wandernden Propheten und Lehrer werden allmählich durch die Bischöfe und Diakone ersetzt, die noch als kollegiale Leitung erscheinen. Die Presbyter fehlen ganz.

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Die Texte auf dieser Seite sind mit freundlicher Genehmigung übernommen aus:

Cover der Bibelkundes des Neuen Testaments von Klaus-Michael Bull

Bull, Klaus-Michael: Bibelkunde des Neuen Testaments. Die kanonischen Schriften und die Apostolischen Väter. Überblicke – Themakapitel – Glossar, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 8. Aufl. 2018.

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