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Was nicht in der Bibel steht - Apokryphe Evangelien des Neuen Testaments

Die Faszination an den so genannten apokryphen Evangelien ist groß. Sie liefern den Stoff für Thriller wie Dan Browns "Sakrileg" und andere Bestseller. In den Medien schenkt man ihnen oft mehr Aufmerksamkeit als der Heiligen Schrift selbst. Häufig werden sie reißerisch als "verbotene Evangelien" oder "Bibel der Häretiker" bezeichnet. Ihnen wird unterstellt, von den Kirchen unterdrücktes Geheimwissen über den "wahren" Jesus zu enthalten. Doch was hat es mit Schriften wie dem Judasevangelium, dem Thomasevangelium und anderen wirklich auf sich?

Bei den Apokryphen des Neuen Testaments handelt es sich um Texte, die nie allgemein in der Kirche Verwendung fanden - Evangelien und Geschichten, die unter dem Namen eines Apostels überliefert werden, aber meist ein ganzes Stück jünger als das Neue Testament sind. Die Berufung auf die apostolische Autorität soll den von der offiziellen Lehre abweichenden Überlieferungen Gewicht und Glaubwürdigkeit verleihen. Es existiert ein ganzes Sammelsurium derartiger Texte, die von Kindheitsevangelien über Worte des Auferstandenen an seine Jünger reichen, auch zahlreiche Apostelgeschichten mit teilweise recht kuriosen Erzählungen sind enthalten.

Von Versuchen, mit apostolischer Autorität eigene Lehren zu begründen, wird bereits im zweiten Thessalonicherbrief gewarnt (2 Thess 2,1-2): "Was nun das Kommen unseres Herrn Jesus Christus angeht und unsere Vereinigung mit ihm, so bitten wir euch, liebe Brüder, dass ihr euch in eurem Sinn nicht so schnell wankend noch erschrecken lasst - weder durch eine Weisung noch durch ein Wort oder einen Brief, die von uns sein sollen - als sei der Tag des Herrn schon da." Ganz offensichtlich waren bereits damals Briefe im Namen des Apostels Paulus im Umlauf, die nicht von ihm stammten. Auch spricht Paulus im zweiten Korintherbrief (11,13) über falsche Apostel und betrügerische Arbeiter.

Immer wieder wird heute behauptet, dass diese Texte überhaupt erst im vierten Jahrhundert verboten worden wären. Vorher hätte man sie gleichwertig wie die vier neutestamentlichen Evangelien verwendet. Bereits aus sehr früher Zeit sind jedoch derartige Verbote einer Verwendung von apokryphen Schriften bekannt. Bischof Serapion von Antiochien - das ist der heutige Ort Antakya in der Türkei - fand Ende des zweiten Jahrhunderts in einer Stadt seiner Diözese ein Petrusevangelium vor und verwarf die Verwendung in der Gemeinde nach einer Prüfung des Textes. Die Begründung lautete, dass es nicht der apostolischen Überlieferung entspreche.

Die Apokryphen des Neuen Testaments unterscheiden sich grundsätzlich von denen des Alten Testaments: Diese Texte, die bereits früh in der Kirche für gottesdienstliche Lesungen Verwendung fanden, werden noch heute in den katholischen und orthodoxen Kirchen als Teil des Alten Testaments geführt. Luther selbst hatte sie als Anhang zum Alten Testament übersetzt. Allerdings bezeichnete er sie als "Bücher, so der Heiligen Schrift nicht gleich gehalten und doch nützlich und gut zu lesen sind."

Einen Einblick in die neutestamentlichen Apokryphen in deutscher Übersetzung bietet die CD-ROM "Schriften des Urchristentums". Sie ist bei der Deutschen Bibelgesellschaft erschienen. Zu den enthaltenen Schriften zählen unter anderem das Judasevangelium, das Thomasevangelium und das Protevangelium des Jakobus. Jeder der insgesamt 22 Texte wird durch wissenschaftliche Erläuterungen und fundierte Zusatzinformationen erhellt.

Hans Förster/SCS

 

bibel digital
Schriften des Urchristentums
Apokryphe Evangelien und Apostolische Väter

ISBN 978-3-438-02078-9
€(D) 28,00/ €(A) 28,80/sFr 51,50
Systemvoraussetzungen PC ab Windows 98, inklusive Vista.

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