Deutsche Bibelgesellschaft

Manasse (König)

(erstellt: Mai 2024)

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Manasse, Sohn und Nachfolger des judäischen Königs Hiskija (→ Hiskia), gilt in der Bibel als der paradigmatisch schlechteste König Judas überhaupt (Abb. 1). Aufgrund seiner Kultfrevel sei nach kurzer Zeit auch das Südreich untergegangen. Allerdings entspricht diese theologische Wertung ganz und gar nicht den historischen Erfolgen Manasses, der durch eine kluge Außen- und Wirtschaftspolitik das Südreich wieder zu alter Blüte und wirtschaftlichem Reichtum führte. Nach der Fast-Katastrophe im Jahr 701 v. Chr., als sein Vater Hiskija aufgrund seiner Revolte gegen den assyrischen Großkönig → Sanherib nur knapp den staatlichen Untergang provozierte, musste Manasse zu Beginn des 7. Jh.s v. Chr. einen Scherbenhaufen verwalten. Die fruchtbaren Gebiete der → Schefela waren an die philistäischen Stadtstaaten verloren gegangen. Die Bevölkerung der Schefela wurde deportiert oder floh ins judäische Bergland. Die Abgabe an Silber und Gold, die Juda aufgebürdet wurde, war enorm. Juda war nur noch ein relativ kleiner assyrischer Vasallenstaat um die Hauptstadt Jerusalem (Abb. 2).

1. Name

Der Personenname Manasse (hebr. Mənaššæh, griech. Μανασσης Manassēs) ist ein Partizip der Wurzel NŠJ „vergessen“ im D-Stamm. Dementsprechend ist der Name faktitiv wiederzugeben im Sinne von „vergessen machend“. Fraglich ist, ob der Personenname Manasse als Kurzform gedeutet werden kann und somit ein theophores Element weggefallen ist. Als Kurzform wäre Manasse ein Trostname „vergessen machend ist X“ (Zadok 1988, 125). Gott hätte somit den Tod eines Familienangehörigen durch die Geburt eines neuen Kindes vergessen gemacht. Auf diese Deutung weist auch die volksetymologische Deutung Manasses in Gen 41,51 hin. Da ein theophores Element allerdings nie mit dem Partizip mənaššæh belegt ist – im Gegensatz zu jiššijjāhû, einem Verbalsatznamen der Wurzel NŠJ –, wäre auch die Deutung als Einwortname „vergessen machend“ denkbar (Frank / Rechenmacher 2020, 112). Demnach könnte Manasse bewirkt haben, dass das Volk seine Bundesverpflichtungen (→ Bund) gegenüber Jhwh vergessen hätte. Eine weitere volksetymologische Erklärung liefert noch → Hieronymus, der Manasse mit oblitus vel necessitas wiedergibt (Hier. Nom. 8:27), wobei die zweite Deutung wohl mit dem aramäischen Lexem ’NS „nötigen“ zusammenhängt.

2. Manasse in der Bibel und in außerbiblischen Quellen

2.1. Biblischer Befund

Trotz der großen Verdienste seines Nachfolgers Joschija (→ Josia), der mit seiner Kultreform eigentlich den richtigen Weg eingeschlagen hatte, konnte das Unheil, das Manasse bereits zuvor über Juda gebracht hat, nicht abgewendet werden (2Kön 23,26; Jer 15,4). Selbst als das Unheil endgültig seinen Lauf nahm und der Staat Juda mit seiner Hauptstadt Jerusalem im Jahr 597 v. Chr. ein erstes Mal dem Neubabylonier Nebukadnezzar (→ Nebukadnezar II.) zum Opfer fiel, verweisen die biblischen Autoren auf die Sünden Manasses (2Kön 24,3).

Diesem verwerflichen König widmen die Autoren der → Königsbücher mit 2Kön 21 sogar ein eigenes Kapitel, in das sie ihre ganze Verachtung für diesen König eintragen. Um dies leisten zu können, schufen sie ein Netzwerk von Querverbindungen zu dessen Vorgängern in Juda und Israel. Sie verwendeten hierbei eine eigenständige Idiomatik, die sich vor allem an den Vorgaben des Buches → Deuteronomium orientiert, aber immer wieder eigene Wege beschreitet. Auf diese Weise wird die Herrschaft Manasses in 2Kön 21 zum eigentlichen Wendepunkt in der judäischen Geschichte. Die in 2Kön 21 beschriebenen Kultfrevel sind somit vor allem deuteronomistisch (→ Deuteronomismus) imprägniert. Für eine historische Rekonstruktion sind die Angaben in 2Kön 21 nur bedingt verwertbar (s. unten 4.), so dass im Folgenden weitgehend darauf verzichtet werden soll.

Da die Angabe der Inthronisation Manasses nach 2Kön 20,21 mit wajjiqṭol formuliert ist, muss man von einem Nacheinander vom Tod Hiskijas und Inthronisation Manasses ausgehen, so dass Manasse erst nach dem Tod seines Vaters Hiskija König von Juda wurde. Somit gab es zu keinem Zeitpunkt eine Korregentschaft von Hiskija und Manasse. Gemäß 2Kön 21,1 war Manasse zudem erst zwölf Jahre alt, als er die Herrschaft übernahm, die insgesamt 55 Jahre andauerte. Das heißt dann aber auch, dass sein Vater vermutlich schon weit über 40 Jahre alt war, als Manasse geboren wurde. Insofern wäre es durchaus möglich, dass es sich bei Manasse schon um einen Enkelsohn Hiskijas handelte. Dies ist vor dem Hintergrund denkbar, dass die Töchter Hiskijas als Geiseln an den assyrischen Hof gelangt sind. Ein in → Assur geborener und erzogener Enkelsohn würde als Thronfolger zudem proassyrische Interessen bestens vertreten. Möglicherweise sollten aber auch die älteren Brüder aufgrund ihrer möglichen Beteiligung am antiassyrischen Aufstand Judas im Jahr 701 v. Chr. übergangen werden. Angesichts der Regierungszeiten seiner Vorgänger und Nachfolger kam Manasse vermutlich im Jahr 697 / 696 v. Chr. an die Macht und herrschte dann bis zum Jahr 642 / 641 v. Chr. Folglich ist Manasse etwa 67 Jahre alt geworden (so auch Jos Ant X:46; Text gr. und lat. Autoren). Angesichts seines noch jungen Alters übten vermutlich zunächst hochrangige judäische Verwaltungsbeamte die Herrschaft für den noch minderjährigen König in Jerusalem aus. Insofern ist anzunehmen, dass diese Gruppierung wohl eine proassyrische Politik vertreten hat (Knauf 2005, 175), um nicht ihrer politischen Position allzu schnell enthoben zu werden. In 2Kön 21,1 wird zudem der Name der Mutter Manasses mit Hefzibah („mein Gefallen ist an ihr“) angegeben, wobei aber auf weitere Angaben zur Genealogie oder Herkunft seiner Mutter verzichtet wird. Hefzibah könnte aus der lokalen Stammeselite stammen (Niemann 2006, 230).

Nach 2Kön 21,18 wurde Manasse – wie später auch sein Sohn → Amon – im Garten des → Usa beerdigt. Er fand folglich seine letzte Ruhestätte nicht in der Königsnekropole der Davidstadt (→ Jerusalem) wie die anderen Südreichskönige zuvor. Darüber hinaus wird die Zusatzinformation gegeben, dass dieser Garten in irgendeiner Verbindung zum Königspalast steht. In der chronistischen Tradition wird ebenfalls gesagt, dass Manasse in seinem Palast bestattet wurde (2Chr 33,20). Manasse wurde daher vielleicht in einem königlichen Friedhofsgarten beerdigt, der mit einer Gottheit Usa verbunden ist (Becking 2008, 383–388). Die Bestattung Manasses im „Garten des Usa“ zeigt darüber hinaus, dass es mittlerweile offenbar zu einer Individualisierung zumindest innerhalb der Königsfamilie gekommen ist. Man legte sich folglich nicht mehr zu seinen Vätern, sondern erhielt ein individuelles Begräbnis, das von den früheren Verbindungen zur Sippe Davids gelöst war (Suriano 2010, 114). Die Bestattungsstätte Manasses wird in der → Septuaginta (LXX) noch durch den Zusatz παράδεισος paradeisos aufgewertet. Manasse wird somit auf eine Stufe mit den persischen Herrschern gestellt und genießt ein ähnliches Nachleben wie die ägyptischen Könige (Jonker 2014, 357). Die neue Begräbnisstätte im „Garten des Usa“ ist vermutlich innerhalb der Stadtmauern zu verorten, wahrscheinlich in der Neustadt auf dem Südwesthügel.

Auf Manasse folgte im Jahr 642 / 641 v. Chr. sein zweiundzwanzigjähriger Sohn Amon, der nach zwei Jahren bereits gewaltsam beseitigt wurde (2Kön 21,18-26). Da der Name Amon identisch mit dem Namen des ägyptischen Staatsgottes Amon ist, wurde mit diesem Namen mitunter ein Bezug zu Ägypten gezogen. Amon wurde nach den biblischen Angaben offenbar im Jahr 664 / 663 v. Chr. geboren. In diesem Zeitfenster eroberte der Assyrer → Assurbanipal die ägyptische Residenz- und Kultstadt → Theben bzw. biblisch No-Amon. Vielleicht sollte diese Namensgebung an die Eroberung Ägyptens erinnern. Dann läge hier ein Hinweis auf die proassyrische Einstellung Manasses vor. Auf diese Weise konnte Manasse seine besondere Loyalität zu Assur unter Beweis stellen (Rudman 2000, 404f.). Amon hatte zudem eine ausländische Mutter namens Meschullemet (2Kön 21,19), die aus Jotba und damit entweder aus dem galiläischen Norden oder dem edomitisch / arabischen Süden stammt (Niemann 2006, 230f.). Dementsprechend waren Manasse und Amon aufgrund dieser ehelichen Verbindung fremden Kulteinflüssen ausgesetzt.

Im Großen und Ganzen wiederholt 2Chr 33,1–10 die Vorwürfe, die die Königsbücher gegen Manasse bereits erhoben haben (s. unten 4.). Zum einen habe Manasse das Böse in den Augen Jhwhs getan, zum anderen habe er das Volk zum Bösen verführt (Abb. 3). Allerdings wird er in den → Chronikbüchern nicht für den Untergang Judas verantwortlich gemacht. Dies ist schon deshalb nicht möglich, da Manasse sich in seinem späteren Leben zu Jhwh hin bekehrte, nachdem er vom assyrischen Großkönig in → Babylon inhaftiert worden war (2Chr 33,11–13). Insofern scheint der Zorn Jhwhs bereits zu Lebzeiten Manasses wieder besänftigt zu sein. Allerdings ist die Erzählung von der Gefangennahme und Bekehrung Manasses hinsichtlich ihrer Authentizität umstritten. Denn eine Inhaftierung Manasses durch einen assyrischen Großkönig in Babylon – und nicht in → Ninive – ist historisch problematisch (Abb. 4). Außerdem erinnert die Erzählung der Inhaftierung Manasses an das Schicksal → Zedekias (Keel 2007, 475) oder könnte eine Erfüllung der Prophezeiung Jesajas (2Kön 20,18) sein (Schipper 2010, 94). Darüber hinaus werden die assyrischen Heerführer in 2Chr 33,11 als śārê haṣṣābā’ bezeichnet, aber nicht mit den üblichen Namen Tartanu, Rabsaris oder Rabschake (→ Beamte), was ebenfalls an der Authentizität dieser Notiz zweifeln lässt.

Trotz dieser Bedenken ist eine Inhaftierung Manasses durch einen assyrischen Großkönig und eine anschließende Rehabilitierung durchaus möglich, da ein solches Verfahren auch bei anderen Vasallenkönigen praktiziert wurde. Ein Gefängnisaufenthalt Manasses in Babylon ist allerdings nur für das Jahr 648 v. Chr. denkbar, als Assurbanipal den Aufstand in Babylon niedergeworfen hat. In diesem Fall könnte Manasse in Babylon seine Loyalität unter Beweis gestellt haben (Rainey / Notley 2006, 249f.). Gelegentlich wird demgegenüber vorgeschlagen, dass Manasse an einer antiassyrischen Revolte im Jahr 671 v. Chr. gegen den assyrischen Großkönig beteiligt war, worauf die allerdings nur fragmentarisch erhaltene akkadische Inschrift vom Nahr el-Kelb (Koordinaten: 210.370; N 33° 57' 26", E 35° 35' 47") hinweisen könnte (VAG 31 = Esarhaddon 103:30-35). Sie beschreibt die Eroberung von → Memphis und die Unterwerfung des kuschitischen Pharaos Tarhaqa. Dieser Pharao hat nach der Niederlage Asarhaddons im Jahre 673 v. Chr. offenbar ein Bündnis mit 32 levantinischen Herrschern gegen den assyrischen Großkönig geschmiedet, nachdem ein erster Versuch Assurs fehlgeschlagen war, Ägypten zu unterwerfen. Leider ist auf der Inschrift vom Nahr el-Kelb lediglich die Einnahme Memphis und die Ausschaltung Tarhaqas inklusive eines horrenden Tributs sicher, während die Rekonstruktion eines antiassyrischen Bündnisses nur auf einem fragmentarischen Abschnitt beruht.

Selbst wenn Manasse tatsächlich kurze Zeit in Babylon inhaftiert war, dann stellt sich sofort die Frage, weshalb er danach von seinem kultischen Verhalten abwich und eine Kultreform durchführte. Die kultischen Neuerungen beschränkten sich zudem nur auf Jerusalem und vielleicht noch das unmittelbare Umland (2Chr 33,15-16). Denn außerhalb der Hauptstadt opferte das Volk durchaus noch auf den Höhenheiligtümern (→ Kulthöhe), allerdings nicht fremden Göttern, sondern ausschließlich Jhwh. Zumindest in der Hauptstadt Jerusalem wird nach den chronistischen Angaben von Manasse wieder ein korrekter Jhwh-Kult installiert, auch wenn landesweit die Verehrung anderer Gottheiten nicht bekämpft wird. Eine derartige Kultreform unter Manasse nach den Maßgaben der → Tora ist jedoch aus verschiedenen Gründen eigentlich ausgeschlossen:

  1. 1.Es ist unwahrscheinlich, dass fast jeder judäische König des 8. / 7. Jh.s v. Chr. eine Kultreform veranlasst hat (Hiskija, Manasse, Joschija).
  2. 2.Die Kultreform wurde nach den Grundsätzen der Tora durchgeführt, auch wenn Manasse noch gar nicht die Tora kennen konnte.
  3. 3.Der Bericht der Kultreform folgt logisch auf die Erzählung der Inhaftierung und Bekehrung Manasses in Babylon. Wenn es aber historisch zu keiner Gefangenschaft Manasses kam, ist folglich auch die Kultreform ohne eigentliche Begründung.
  4. 4.Darüber hinaus darf man das ermittelte Jahr 648 v. Chr. kaum zum Wendepunkt in der Herrschaft Manasses stilisieren, ab dem der Aufschwung begonnen habe. Vielmehr startete der assurloyale König Manasse seine Konsolidierungspolitik bereits in der ersten Hälfte des 7. Jh.s v. Chr., und nicht erst nach einer zweifelhaften „Bekehrung“.
  5. 5.Außerdem müsste man voraussetzen, dass sein Sohn Amon diese kultischen Veränderungen wieder zurückgenommen hat, damit Joschija eine Kultreform nach den Vorgaben der Tora durchführen konnte.
  6. 6.Schließlich ist das Konzept einer Bekehrung in der chronistischen Konzeption eher selten anzutreffen. Vielmehr folgt in der Regel auf eine gute Regierungsphase eines Königs eine schlechte Zeitspanne (Ben Zvi 2013, 125f.).

Insofern ist es kaum plausibel, dass Manasse seinen religionspolitischen Kurs nach der Rettung aus der Kerkerhaft durch Jhwh abgeändert hätte, zumal schon der Gefängnisaufenthalt unsicher ist. Im Kontext der Chronikbücher hat die angebliche Kultreform Manasses jedoch ein zweifaches Gewicht: Denn die theologische Deutung der Bekehrung Manasses kann zum einen die lange Regierungszeit dieses schlimmen Südreichkönigs erklären, zum anderen kann sie in nachexilischer Zeit ein Beispiel für rechtes Verhalten sein. So wie sich der schlimmste Davidide bekehrt und damit Unheil abgewehrt hat, gilt dies dann auch für alle nachfolgenden Generationen.

In der chronistischen Tradition finden sich außerdem weitere Angaben über die Verdienste Manasses. So darf Manasse – offenbar mit Genehmigung des assyrischen Großkönigs – seine Hauptstadt Jerusalem mit einer äußeren Mauer um die Davidstadt im Tal um den Ofel (→ Jerusalem) befestigen (2Chr 33,14). Vermutlich musste er ohnehin aufgrund des Wachstums Jerusalems weitere Mauern errichten.

Durch die Verlegung von Heeresobersten in alle befestigten Städte Judas (2Chr 33,14) konnte Manasse zudem sein Vasallenkönigtum militärisch absichern. Es ist kaum denkbar, dass diese Aktivitäten ohne die Zustimmung des assyrischen Großkönigs möglich waren. Durch die militärische Stärkung bildete der Vasallenstaat Juda nun eine geeignete Pufferzone zwischen Assyrien und Ägypten, so dass die Hauptstadt Jerusalem wie auch die anderen Festungsstädte besonders gegen ein ägyptisches Heer geschützt werden mussten. Das Südreich Juda diente zudem als Operationsbasis zur assyrischen Eroberung Ägyptens, bei der schließlich auch judäische Truppen mitgewirkt haben (s. unten 2.2.). Die Tradition einer militärischen Befestigung Jerusalems und Judas kann somit entgegen den anderen chronistischen Erzählungen von der Bekehrung und Kultreform Manasses durchaus auf eine zuverlässige historische Erinnerung zurückgehen.

2.2. Außerbiblischer Befund

Manasse wird darüber hinaus in assyrischen Quellen genannt (Abb. 5). Auf dem Prisma Ninive A (Ninive A V:55), das aus dem 8. Jahr Asarhaddons (673 v. Chr.) stammt, wird Manasse zu zwölf levantinischen Vasallen gerechnet, die beim Bau des Zeughauses (ekal māšarte) in Ninive mitgewirkt haben. Ausweislich dieser Liste fällten Judäer entweder nur die Bäume im → Libanon oder beförderten auch das Baumaterial nach Ninive. Da Manasse bereits der zweite König auf der Liste ist, scheint er zumindest als bedeutender Vasallenkönig betrachtet worden zu sein. Auf diese Liste von levantinischen Vasallen geht darüber hinaus die Erwähnung Manasses auf dem Assurbanipal-Prisma C zurück (Prisma C II:39). Hier wird betont, dass die westländischen Vasallen nicht nur Tribut entrichtet haben, sondern Assurbanipal bei seinem ersten Feldzug gegen Ägypten im Jahr 667 v. Chr. militärisch unterstützt und Streitkräfte sowie Schiffe beigesteuert haben. Möglicherweise wurden judäische Streitkräfte sogar danach in Ägypten stationiert. Vielleicht profitierte Manasse sogar von der Kriegsbeute beim Ägyptenfeldzug (Lehmann 2012, 304).

Vermutlich haben die Judäer bei anderen militärischen Operationen Assurs ebenfalls mitgewirkt, auch wenn die assyrischen Quellen darüber nichts verlauten lassen. Es ist durchaus denkbar, dass Juda bei allen Ereignissen, die von den „Königen des Landes Ḫatti“ berichten, eingeschlossen ist. Dann hätte Juda beim Bau des Handels- und Verwaltungszentrums Kar-Asarhaddon in der Nähe von → Sidon mithelfen müssen. Außerdem wäre Manasse auch bei der Versammlung der assyrischen Vasallen in Kalḫu im Jahr 672 v. Chr. anwesend gewesen, um seine Loyalität durch einen Vasalleneid (→ Vasall / Vasallität) auf den Kronprinzen Assurbanipal zu beweisen. Ein solches Vorgehen der Vereidigung der Vasallen auf den späteren Thronfolger zeigt die strikte Überwachung der abhängigen Staaten durch Assur, denen man keine Möglichkeit des Aufstandes bei einem Herrscherwechsel einräumen wollte.

Bisweilen wird angenommen, dass der Tribut Manasses sogar geringer als derjenige der anderen Vasallen ausfiel (Grabbe 2005, 101). Gemäß einer Tributliste (K 1295 = ABL 632) mussten die → Moabiter eine Mine Gold als Tribut entrichten, während die → Ammoniter zwei Minen Gold und die Judäer nur 10 Minen Silber zu zahlen hatten. Ob hier bereits insofern eine Tendenz zur Geldwirtschaft (→ Wirtschaft) deutlich wird, als die Tributäre nicht mehr landestypische Produkte abliefern mussten, sondern nur noch Edelmetalle, lässt sich nicht entscheiden. In welchem Verhältnis Gold zu Silber gehandelt wurde, ist ebenfalls nicht bekannt. Hinzu kommt, dass sich diese Tributliste nur schwer datieren lässt, so dass eine Verbindung mit Manasse nicht sicher ist.

Schließlich gibt es noch einige weitere Hinweise auf die Zeit Manasses im epigraphischen Befund Judas. So trägt ein Stempelsiegel (→ Siegel / Stempel), das um 700 v. Chr. datiert wird, die Aufschrift „dem Manasse, Sohn des Königs“ (lMNŠH bn hmlk). Dieses Siegel könnte sich auf den Königssohn und Thronfolger Manasse beziehen (Avigad 1963, 133-136). Allerdings ist diese Zuschreibung nicht über jeden Zweifel erhaben. Denn es ist fraglich, weshalb ein noch minderjähriger Kronprinz bereits ein eigenes Siegel gehabt haben sollte, das ikonographisch mit paganen astralen Elementen dekoriert war (→ Sterne / Sternbilder / Sterndeutung). Hinzu kommt, dass dieses Stempelsiegel nicht aus einer kontrollierten Ausgrabung stammt. Außerdem kann sich der Titel „Sohn des Königs“ lediglich auf einen hohen Verwaltungsbeamten beziehen, bei dem es sich zugleich um einen beliebigen Prinzen gehandelt haben könnte (Abb. 6).

Ein hebräisches Ostrakon (→ Schreibmaterial) unbekannter Herkunft (Eshel 2003, 151-161), das über den Eingang von verschiedenen Summen Silber informiert, wird gelegentlich in die Zeit Manasses datiert, zumal am Schluss die Jahresangabe 16 steht, was im 7. Jh. v. Chr. nur für Joschija oder Manasse aufgrund deren langer Regierungszeit möglich ist (Abb. 7). Dieses Ostrakon könnte demnach ein Verzeichnis der Steuereingänge unter Manasse sein. Dementsprechend müsste es in den dritten Monat des Jahres 682 / 681 v. Chr. datiert werden. In diesem Ostrakon wird dem Schreiber De‘ūjāhū von einem gewissen Meḥasjāhû eine bestimmte Summe Silber von verschiedenen Leuten übergeben. Fraglich ist jedoch, ob es sich tatsächlich um Steuereinnahmen oder lediglich um eine geschäftliche Transaktion gehandelt hat (Weippert 2010, 370). Angesichts dieser vielen Unwägbarkeiten sollte man aus diesem Beleg, der auch für Joschija herangezogen werden könnte, keine weitreichenden Schlüsse im Hinblick auf eine staatliche Verwaltung und ein Steuersystem in Juda zur Zeit Manasses ziehen.

3. Das Königtum Manasses im Spiegel der Palästinaarchäologie

3.1. Allgemeine Problematik

Auch wenn Manasse mehr als ein halbes Jahrhundert über Juda geherrscht hat, kann man die archäologischen Hinterlassenschaften dieses wichtigen Königs kaum identifizieren, da sich die → Keramik der ersten Hälfte des 7. Jh.s v. Chr. zunächst kaum von der typischen Assemblage des 8. Jh.s v. Chr. (Lachisch III) unterscheidet. Erst am Ende des 7. Jh.s v. Chr. hat sich die Keramik merklich gewandelt (Lehmann 2012, 294f.). Insofern können Orte mit Keramik, die derjenigen von Lachisch III ähnelt, entweder dem 8. Jh. v. Chr. (Hiskija) oder dem 7. Jh. v. Chr. (Manasse) oder sogar beiden Zeiträumen (Hiskija und Manasse) zugeordnet werden.

Allerdings gibt es wenige seltene Formen, die erst ab dem 7. Jh. v. Chr. sicher belegt sind, auch wenn diese nur schwer von anderen Formen zu unterscheiden sind (Faust 2008, 181f.). Insofern wurde bislang die erste Hälfte des 7. Jh.s v. Chr. bei Surveys meistens unterbewertet. Denn nur wenn auf einem Ort neben der typischen Keramik des 8. / 7. Jh.s v. Chr. auch eindeutige Scherben des 7. Jh.s v. Chr. belegt sind, kann man diese Siedlung dem 7. Jh. v. Chr. zuordnen.

Spätestens zur Zeit Manasses hat es zudem einen gewissen assyrischen Einfluss auf die Keramikproduktion in Juda gegeben. Allerdings war der Prozess der Akkulturation minimal und bestenfalls graduell, so dass kaum von einer wirklichen Assyrisierung gesprochen werden kann. Außerdem legt die geringe Anzahl an lokal produzierten assyrischen Imitaten nahe, dass vermutlich lediglich die Oberschicht assyrisch inspirierte Keramik verwenden wollte (Na’aman / Thareani-Sussely 2006, 72f.).

3.2. Entwicklung Jerusalems

Schon einige Zeit vor Hiskija wurde vermutlich der Südwesthügel Jerusalems als extramurales Siedlungsgebiet genutzt, bevor eine Verteidigungsmauer das neue Areal umschloss (Na’aman 2014, 11–13). Vermutlich ist die neu entstandene Nekropole im → Hinnomtal mit diesem Siedlungsschub auf dem Südwesthügel zu verbinden. Allerdings ist die Besiedlungsdichte des Südwesthügels umstritten, zumal bislang nur wenig eisenzeitliche Fundamentmauern ausgegraben wurden. Vielleicht wurde dieser Bereich teilweise auch landwirtschaftlich genutzt, möglicherweise durch Obstbäume am Hang gegenüber der Davidstadt (Geva 2003b, 518).

Offenbar wurde die schwierig zu verteidigende Nordmauer des Südwesthügels, die unter Hiskija gebaut worden war, von Manasse durch eine neue strategisch besser gelegene → Mauer nördlich der alten Mauer ersetzt (Geva 2003b, 515f.) (Abb. 8). Da nun der Südwesthügel gut befestigt war, darf man annehmen, dass auf dem neuen Baugrund eine begüterte Oberschicht ebenfalls siedelte (Faust 2014, 274). Dies könnte auch das eher marginale Stratum 11 auf der Ostseite der Davidstadt erklären. Erst als der Südwesthügel ausgeschöpft war, hätte dann die Oberschicht wiederum im Osten gesiedelt (Stratum 10). Falls dies zutrifft, dann hätte Jerusalem unter Manasse keinen Besiedlungsrückgang oder eine Abnahme des Lebensstandards erfahren. Denn spätestens ab der Mitte des 7. Jh.s v. Chr. scheint es auch hier zu einem qualitativen und quantitativen Aufschwung gekommen zu sein (Stratum 10).

Vermutlich wurde die südöstliche Maueranlage ebenfalls von Manasse errichtet, da die äußere Mauer (Kenyon NC) und der Wehrgang zwischen beiden Mauern über Gebäuden aus Stratum 12 verlaufen. Demnach muss diese Anlage aus Stratum 11 und somit aus der Manassezeit stammen (De Groot 2012, 161f.). Vielleicht wurde diese obere Mauer aber auch noch in den letzten Jahren Hiskijas zum Schutz gegen die befürchtete assyrische Invasion erstellt.

Die untere Ostmauer (W501) im Talgrund (Areal A und J), die vermutlich von Hiskija gebaut wurde, gab man hingegen auf. Lediglich die obere Mauer (W219) wurde von Manasse wiederhergestellt (De Groot 2012, 161), worauf 2Chr 33,14 hinweisen könnte. Eine wirkliche Osterweiterung des Siedlungsbereichs bis hinein in den Talgrund hat es somit unter Manasse nicht gegeben.

Gelegentlich wird der Bau des Siloamtunnels (→ Jerusalem) auf die Initiative Manasses zurückgeführt (Knauf 2001, 281–285). Durch dieses Bauwerk hätte Manasse die assyrischen Wasserbauleistungen nachgeahmt. Mitunter wollte Manasse auf diese Weise seinen neuen königlichen Garten am südöstlichen Ende des Ofels bewässern. Außerdem erscheint es zweifelhaft, dass Hiskija den Siloamtunnel zur Sicherstellung der Wasserversorgung für den Südwesthügel anlegen ließ, zumal dies gerade in Kriegsnot eine Verschwendung von Ressourcen und Arbeitskräften gewesen wäre. Darüber hinaus scheint das Bauprojekt des Siloamtunnels nicht vollendet worden zu sein, da bei der Siloaminschrift ein Incipit fehlt, das den königlichen Bauherrn ausweist. Der Verzicht auf ein Incipit mag mit dem Putsch gegen Amon zusammenhängen, der nur zwei Jahre an der Macht war.

Der Grund für das rasche Wachstum Jerusalems im 8. / 7. Jh. v. Chr. wird unterschiedlich bestimmt. Meist wird dieser Siedlungsschub auf Flüchtlinge aus dem Nordreich zurückgeführt. Oft wird sogar vermutet, dass nach dem Untergang des Nordreiches ein regelrechter Flüchtlingsstrom vom Norden in das Südreich einsetzte (Finkelstein 1994, 177; dagegen aber Na’aman 2014, 4–14). Ab dem Jahr 701 v. Chr. scheint es darüber hinaus zu einer Flucht aus den von Sanherib zerstörten Gebieten der → Schefela gekommen zu sein (Broshi 1974, 25).

Auffälligerweise sind bislang in Jerusalem keine Überreste von öffentlichen oder administrativen Gebäuden belegt. Trotzdem kam es gerade im 7. Jh. v. Chr. zu einem regen internationalen Austausch in Jerusalem. Es hat den Anschein, dass die judäische Hauptstadt vor allem ein Handelszentrum war (Grabbe 2005, 82), in dem Händler aus verschiedenen Ländern ihren Geschäften nachgingen, worauf zwei Beobachtungen hinwiesen. Zum einen importierte man → Fisch aus dem Mittelmeer im Gegenzug für Getreide und → Olivenöl (Crouch 2014, 61). Zum anderen war Jerusalem in den lukrativen Arabienhandel eingebunden, wobei die Beteiligung Judas sicherlich nicht ohne Zustimmung Assurs möglich war (Finkelstein 1994, 178). Eine solche wirtschaftliche Vernetzung Judas belegen zudem arabische Inschriften auf lokaler Jerusalemer Keramik, die in Jerusalem entdeckt wurden (Crouch 2014, 58f.). Offenbar gehen diese Inschriften auf eine arabische Bevölkerung zurück, die sich in der judäischen Hauptstadt niedergelassen hat und vermutlich als Händler aufgetreten ist.

Im archäologischen Befund von Jerusalem finden sich darüber hinaus zahlreiche Hinweise auf Luxusgegenstände, die von der städtischen Elite genutzt wurden, was ebenfalls auf einen wirtschaftlichen Aufschwung Judas im 7. Jh. v. Chr. hinweist (Tatum 2003, 298–301).

3.3. Allgemeiner wirtschaftlicher Aufschwung

Schon bald nach der Fast-Katastrophe von 701 v. Chr. scheint es zu einer wirtschaftlichen Erholung in Juda gekommen zu sein, auch wenn der Verlust der Schefela zunächst zu einem herben Rückschlag in der wirtschaftlichen Entwicklung Judas führte.

Um Jerusalem herum entstanden zu dieser Zeit zahlreiche landwirtschaftliche Gehöfte zur Versorgung Jerusalems mit Lebensmitteln. Außerdem beschützte ein Ring von Festungen die Hauptstadt Judas. Vermutlich produzierten die am nächsten zu Jerusalem gelegenen Höfe Wein, die ferneren Olivenöl, während aus der judäischen Wüste und dem Negev der Getreide- und Viehbedarf gestillt wurde (Faust / Weiss 2005, 82) (Abb. 9). Darüber hinaus gab es einige Satellitenstädte um Jerusalem, auf die hin die einzelnen Gehöfte orientiert waren (Moyal / Faust 2015, 284-287). Neben den Satellitenstädten mit ihren dazugehörigen Gehöften gab es mit Tel Moẓa (Koordinaten: 1654.1335; N 31° 47′ 40″, E 35° 9′ 50″) und Rāmat Rāḥēl (Koordinaten: N 31° 44' 24'', E 35° 13' 00''; → Ramat Rahel) noch mindestens zwei königliche Domänen (Gass 2019, 173), die den Bedarf der königlichen Hofhaltung an Wein und Getreide sicherstellen konnten. Diese königlichen Domänen wurden vermutlich von Tagelöhnern oder Fronarbeitern bewirtschaftet, wobei die Umgebungen zum → Krongut der Davididen gehörten (Abb. 10).

Gelegentlich wird zwar vermutet, dass die Palastanlage von Rāmat Rāḥēl bereits aus der Zeit Manasses stammt. Die neueren Ausgrabungen haben aber gezeigt, dass zu Beginn des 7. Jh.s v. Chr. an diesem Ort lediglich ein Wachturm (Stratum VB) stand, der mit anderen Wachtürmen um Jerusalem vergleichbar ist. Stratigraphisch ist dieser Wachturm mit weiteren Gebäuden unterhalb von Stratum VA zu verbinden, so dass es sich bei Rāmat Rāḥēl nur um ein administratives Zentrum zur Erhebung der landwirtschaftlichen Abgaben gehandelt haben wird. Nur wenn man das folgende Stratum VA mit Manasse verbindet, könnte man Rāmat Rāḥēl als königliches palastähnliches Landgut Manasses mit Park und einer Gartenanlage deuten (Knauf 2005, 170). Dies ist aber nach den neuen Ausgrabungen unwahrscheinlich.

Aufgrund des Verlustes der fruchtbaren Schefela scheint Manasse auf die semiariden Gebiete des nordöstlichen → Negevs ausgewichen zu sein (Grabbe 2005, 85), wo man vor allem Getreide anbaute. Offenbar deutet die Besiedlung der Zonen an der Peripherie darauf hin, dass es selbst auf dem judäischen Bergland eigentlich nicht zu einem Besiedlungsrückgang gekommen ist (Finkelstein 1994, 174). Denn es ist kaum zu erklären, weshalb man auf die peripheren Regionen wie das Tal von → Beerscheba ausgewichen ist, wenn doch im Zentrum noch genügend Raum verfügbar ist. Eine Besiedlung des nordöstlichen Negevs begann zudem schon in der zweiten Hälfte des 8. Jh.s v. Chr., da diese Region von den Assyrern mit Deportierten aus Arabien bzw. dem Zagrosgebirge wiederbesiedelt wurden (Berlejung 2012, 46).

Manasse knüpfte an die Erfolgsgeschichte des 8. Jh.s v. Chr. an, worauf einige Ostraka aus Ḫirbet Ġazze hindeuten, die die Anwesenheit von Händlern auf der Durchreise (Ostrakon 2), den Unterhalt der Festung (Ostrakon 7) und die Entrichtung von Abgaben (Ostrakon 10) belegen (Na’aman 2012). All dies zeigt, dass es zur Zeit Manasses einen staatlichen Verwaltungsapparat gab, der den Handel an der südlichen Route kontrollierte. Manasse war aber nicht nur am Negev als wichtiges Zwischenglied im internationalen Handel interessiert. Vielmehr nutzte er effektiv das landwirtschaftliche Potenzial der semiariden Gebiete, da viele Orte weiterhin besiedelt und weitere Orte im 7. Jh. v. Chr. neu gegründet wurden (Finkelstein 1994, 176).

Im Tal von Beerscheba wanderte im 7. Jh. v. Chr. das administrative Zentrum von Tell es-Seba‘ möglicherweise nach Ḫirbet el-Ġarre und die Handelsinfrastruktur nach Tell el-Milḥ, während Bī’r es-Seba‘ (N 31° 14' 15'', E 34° 47' 35'') das Zentrum des lokalen Siedlungsclusters im westlichen Tal von Beerscheba bildete (Höhn 2016, 141f.) (Abb. 11). Der Ort Ḫirbet Ġazze ist hinsichtlich seiner Architektur typisch für eine von Juda eingerichtete Handelsniederlassung (Höhn 2016, 114-117), wobei der gepflasterte Bereich der Doppeltoranlage von Händlern verwendet werden konnte. Der Umstand, dass innerhalb der Festung keine Luxusgüter gefunden wurden, lässt vermuten, dass dieser Ort zentral geplant und administrativ genutzt wurde (Abb. 12).

Juda spezialisierte sich in der Zeit Manasses vor allem auf → Getreide, auch wenn die anderen traditionellen judäischen Produkte wie Trauben und Oliven eigentlich viel größere Gewinne versprochen hätten. Dies erklärt sich vielleicht vor dem Hintergrund, dass Juda in das größere regionale Wirtschaftsnetz der südlichen Levante eingebunden war (Abb. 13). Offenbar musste man genau das produzieren, was der Markt erforderte. Hinzu kommt, dass gewöhnlich die Produkte mit den niedrigsten Gewinnspannen in der Peripherie und nicht nahe des Zentrums eines Wirtschaftsraumes angebaut werden. Das eigentliche Zentrum des Wirtschaftsnetzes der südlichen Levante war die philistäische Küstenebene. Insofern erklärt sich auch die Spezialisierung Judas auf Getreide, während → Ekron in der Schefela das teure Olivenöl und die Hafenstadt → Askalon den noch kostspieligeren Wein hergestellt haben (Faust / Weiss 2011, 192f.). Die beim Getreideanbau erzielten Überschüsse konnten schließlich in den Handel eingespeist werden. Im Beerschebatal konnte man jährlich 5.000 t Getreide anbauen, wovon man nur etwa 5% für den eigenen Gebrauch benötigte (Finkelstein 1994, 177). Auf einen Handel Judas mit Getreide weisen auch Reste von judäischem Getreide in der Philisterstadt Askalon hin (Faust / Weiss 2005, 73). Vermutlich wurde das Getreide in Säcken von Juda nach Askalon transportiert, zumal die typischen judäischen Lagerkrüge in Askalon nicht gefunden wurden. Der Transport von Getreide in Säcken war darüber hinaus leichter, sicherer und kostengünstiger. In Askalon konnte schließlich das Getreide für den Export auf Schiffen in spezielle Lagerkrüge umgefüllt worden sein, wenn es nicht lokal verbraucht wurde.

Oft wird vermutet, dass die für den Olivenanbau geeigneten Gebiete der Schefela schon bald von den Assyrern an Juda zurückgegeben worden seien, damit das regionale Wirtschaftssystem wieder in Gang gesetzt werde. Die Judäer hätten folglich bereits unter Manasse die Schefela von den Assyrern zurückbekommen (Fantalkin 2004, 252), damit Juda im Auftrag Assurs effektiv die Herstellung von Olivenöl hätte betreiben können. Für eine Übernahme der Schefela durch Manasse könnte der Umstand sprechen, dass sein Sohn bzw. Enkelsohn Amon eine Mutter aus Bozkat in der Schefela hatte. Allerdings setzt eine solche Interpretation eine wirtschaftspolitische Agenda Assurs in der südlichen Levante voraus, die sich kaum mit validen Daten stützen lässt. Darüber hinaus sind die typisch judäischen Artefakte (→ Pfeilerfigurinen oder Gewichtsteine [→ Maße / Gewichte]) auf das judäische Bergland, den Negev und die judäische Wüste beschränkt (Lehmann 2012, 304), so dass deren Fehlen im archäologischen Befund der Schefela erklärt werden müsste, falls sich der Machtbereich Manasses tatsächlich nach Westen verschoben haben sollte. Insofern ist fraglich, ob es bereits unter Manasse zu einer Wiederbesiedlung der Schefela durch Judäer kam.

Hinzu kommt, dass das Zentrum der Olivenölverarbeitung im 7. Jh. v. Chr. von judäischen Städten ins philistäische Ekron wechselte, wo die Produktion monopolisiert wurde. Auf diese Weise wurden andere mögliche Produktionsstätten wie → Tell Bēt Mirsim (N 31° 27' 21'', E 34° 54' 37'') oder Tell Bēt Šemeš (1476.1286; N 31° 44' 43", E 34° 59' 20") effektiv vom Markt gedrängt (Abb. 14). Möglicherweise kam es zu einer engen Kooperation zwischen Juda und Ekron (Keel 2007, 473), auch wenn diese Zusammenarbeit nicht immer friedlich verlief, was schon die traditionelle Feindschaft zu den → Philistern nahelegt (Gass 2007). Der Ort Ekron wurde vermutlich wegen seiner infrastrukturellen Lage in der Nähe zu wichtigen Durchgangsstraßen und zu den philistäischen Hafenorten gewählt, um die Oliven dort weiterzuverarbeiten (Finkelstein 1994, 180). Vermutlich führte die Einbindung des judäischen Berglandes in das regionale Wirtschaftssystem dazu, dass es zu einer Ausbildung von größeren Latifundien und einer Zurückdrängung kleinerer Produktionseinheiten kam, zumal die Verantwortlichen in Ekron sicherlich nicht mit vielen judäischen Kleinbauern verhandeln wollten (Knauf 2005, 171). Bei der Weiterverarbeitung der Oliven wirkten darüber hinaus sicherlich judäische Facharbeiter mit.

Einige Orte in der judäischen Wüste wurden schon zur Zeit Hiskijas im 8. Jh. v. Chr. gegründet (Vaughn 1999, 75-78). Da es bei den jeweiligen Orten keinen Siedlungshiat zwischen der Hiskija- und der Joschijazeit gibt, scheint die judäische Wüste auch in der Manassezeit besiedelt worden zu sein. Die Besiedlung der judäischen Wüste am Ende der Eisenzeit mag neben der Balsamproduktion und Balsamverarbeitung mit der Gewinnung von Rohstoffen des → Toten Meeres verbunden werden (Faust / Weiss 2005, 74). Aufgrund der Produkte → Balsam, Bitumen und → Salz, die satte Gewinne versprechen, sowie aufgrund des in der judäischen Wüste noch möglichen Getreideanbaus verwundert es nicht, dass diese periphere Region spätestens im 7. Jh. v. Chr. ebenfalls erschlossen und genutzt wurde.

Vielleicht hat man bereits unter Manasse bei → En-Gedi aufgrund der dort herrschenden tropischen Bedingungen Balsam angebaut. Dies konnte nur auf staatliche Initiative geschehen sein, da man die wertvollen Balsampflanzen aus Südarabien sicherlich nicht als Privatmann erhielt, sondern nur mit Hilfe einer gut ausgerüsteten Expedition besorgen konnte. Auch die einzelnen Arbeitsschritte und die Vermarktung des Balsams wurden sicherlich staatlich organisiert (Zwickel 1994, 588). Allerdings wird das entsprechende Stratum V von En-Gedi meist erst in die zweite Hälfte des 7. Jh.s v. Chr. datiert (Lipschits 2000, 31-33), so dass diese Siedlungsschicht höchstens mit dem letzten Herrschaftsjahrzehnt Manasses verbunden werden könnte.

Aus alledem folgt: Die effektive Einbindung Judas in das überregionale Wirtschaftssystem der Südlichen Levante förderte den Handel und Export mit lokalen landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Mit der positiven wirtschaftlichen Entwicklung war darüber hinaus der Bau von Festungen und städtischen Zentren, die den Handel unterstützten, sowie eine stärkere Zentralisierung und Urbanisierung Judas verbunden (Ben Zvi 1996, 32). Die zentralistische Wirtschaftspolitik Manasses kennt aber auch Gewinner und Verlierer. Vor allem diejenigen, die die Produktion und den Handel kontrollieren und steuern konnten, fuhren weit mehr Gewinne ein als die Arbeiter auf den Feldern und in den Plantagen. Insofern verschärften sich die sozialen Spannungen. Außerdem kam nun Juda, das bis in die Mitte des 8. Jh.s v. Chr. von der Außenwelt weitgehend abgeschirmt war, durch die unterschiedlichen Handelskontakte mit verschiedenen fremden Völkern zusammen (Crouch 2014, 59-82). Dies barg freilich die Gefahr in sich, dass aufgrund des Kontaktes zu Fremdmächten religiöser Synkretismus Einzug halten könnte, was schließlich dem judäischen König Manasse von den biblischen Autoren vorgeworfen wird.

Insgesamt ist im 7. Jh. v. Chr. von einem wesentlich höheren Lebensstandard der Bevölkerung als in früheren Zeiten auszugehen. Selbst in den semiariden Gebieten in der Peripherie kann man ein gewisses Maß an Wohlstand feststellen. Trotz des gestiegenen Wohlstandes waren die sozialen Unterschiede zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen relativ groß, was auch mit dem Bevölkerungswachstum zusammenhängt (Knauf 2005, 167). Der Reichtum teilte sich folglich auf viele Personen auf. Mit dem wirtschaftlichen Aufblühen waren allerdings als Kehrseite der Medaille wesentlich mehr und höhere → Tribute an Fremdmächte verbunden.

3.4. Zentralisierung der Politik und Bürokratie in der Manassezeit

Zur Zeit Manasses kam es zu einem breiten Anwachsen der Schriftlichkeit in Juda. Während judäische Bullen aus dem 8. Jh. v. Chr. noch nicht beschriftet waren, weisen judäische Siegel im 7. Jh. v. Chr. kurze Inschriften auf. Ein höheres Maß an Schriftlichkeit belegen auch die vor allem im Negev gefundenen Ostraka, die auf verschiedene Schreiber zurückzuführen sind. Insofern darf man aus diesem Befund sicherlich folgern, dass gegen Ende des 7. Jh.s v. Chr. selbst in den peripheren Regionen wie dem Negev mit einer weit verbreiteten Schriftlichkeit jenseits von Tempel und Palast zu rechnen ist (Faigenbaum-Golovin et al. 2016, 4666f.). Zumindest gibt es in dieser Zeit ausweislich der vielen Ostraka erste Ansätze für eine funktionierende staatliche Bürokratie und Administration. Man wird somit von einer weit fortgeschrittenen Staatlichkeit Judas, und nicht mehr von einem unorganisierten Häuptlingtum ausgehen dürfen. Vermutlich hängt die verstärkte Schriftlichkeit mit der Einbindung Judas in das globalisierte Wirtschafts- und Verwaltungssystem der südlichen Levante zusammen.

Außerdem wurde das Gewichtssystem in Juda im 7. Jh. v. Chr. standardisiert, was wohl auf staatliche Initiative zurückzuführen ist, auch wenn es Ansätze zu einer Vereinheitlichung bereits im 8. Jh. v. Chr. gegeben haben könnte (Lehmann 2012, 301). Das judäische Gewichtssystem (→ Maße / Gewichte) basiert auf dem judäischen Schekel (11,33 g) und unterscheidet sich von den Gewichten, die in Ägypten und an der levantinischen Küste in Gebrauch waren. Trotz des spezifisch judäischen Gewichtsfußes sind im archäologischen Befund von Jerusalem allerdings auch andere Gewichte belegt, die nach ausländischen Standards kalibriert waren (Crouch 2014, 81), was einen blühenden Außenhandel anzeigt.

Gelegentlich werden die sogenannten lmlk-Krüge nicht nur mit Hiskija, sondern ebenfalls mit Manasse verbunden (Lehmann 2012, 300f.). Intakte lmlk-Krüge (→ Siegel / Stempel) wurden sicherlich auch noch im 7. Jh. v. Chr. unter Manasse wiederverwendet. Jedoch sprechen viele Gründe gegen eine Aufnahme und Modifizierung dieser Siegelform zur Zeit Manasses (Ussishkin 2011, 220-236). Die unterschiedlichsten Formen der lmlk-Siegel können nämlich chronologisch nicht unterschieden werden, da sie ja bereits in → Lachisch (Stratum III) gemeinsam nebeneinander auftauchen. Außerdem gibt es keinen Grund, dass man diejenigen Formen, die nicht explizit unter einer Zerstörungsschicht aus dem Jahr 701 v. Chr. gefunden wurden, spät datieren muss. Hinzu kommt, dass zwei unterschiedliche private Stempelsiegel den gleichen Namen „Nera ben Schebna“ tragen, so dass man sie kaum zeitlich differenzieren sollte. Schließlich wurden die lmlk-Krüge in der Schefela hergestellt, die nach 701 v. Chr. an die Philisterstaaten fiel, so dass danach für Juda keine lmlk-Krüge aus dem Ton der Schefela produziert werden konnten. Insofern sollte man nicht von einer Weiterentwicklung der lmlk-Krüge unter Manasse in der ersten Hälfte des 7. Jh.s v. Chr. ausgehen. Ein königliches System der Lagerkrüge ist demnach für Manasse bislang nicht belegt.

Unter Manasse blieb Juda ein loyaler Vasallenstaat, zumal Assur sicherlich einen Vasallenkönig nicht eine derart lange Zeit geduldet hätte, wenn seine Loyalität zweifelhaft gewesen wäre. Die assurfreundliche Politik Manasses hat Juda in der ersten Hälfte des 7. Jh.s v. Chr. Frieden und Wohlstand beschert, auch wenn die innen- und außenpolitischen Möglichkeiten relativ eingeschränkt waren. Vermutlich stand an der Seite des judäischen Königs nach dem Jahr 701 v. Chr. zunächst ein assyrischer Verwaltungsbeamter (qīpu), der die Geschicke im abhängigen Staat Juda kontrollierte (Miller 2006, 150), um einer zukünftigen Revolte vorzubeugen. Da Juda von Assur als Pufferstaat gegenüber äußeren Feinden betrachtet wurde, durfte man gezielt auch Festungen an der Landesgrenze errichten (→ Befestigungsanlagen). Die im 7. Jh. v. Chr. entstandene Festung von Ḫirbet Ġazze ist an der Straße angelegt, die die Arava (→ Araba) mit dem Negev von → Arad verbindet. Aufgrund ihrer strategischen Lage konnte diese Festung einen Feind aus dem Südosten abwehren, Personen beim Grenzübertritt kontrollieren und Zölle erheben (Na’aman 2012, 212).

Möglicherweise ging durch den Verlust der Schefela insgesamt judäisches Krongut verloren. Dann wäre die Daviddynastie zusätzlich geschwächt worden, während die Macht der Clans wuchs. Aus diesem Grund musste Manasse zunächst den lokalen Sippenverbänden einige Zugeständnisse einräumen. Allerdings konnte das judäische Königshaus schon bald erneut Krongut in der Peripherie gewinnen, um wirtschaftlich unabhängig von den lokalen Clans auf dem judäischen Bergland zu werden. Bisweilen wird vermutet, dass zahlreiche Bewohner von Jerusalem mit staatlicher Förderung in die ländlichen Gebiete umgesiedelt wurden (Halpern 1996, 323f.), um dort die Wirtschaft anzukurbeln. Offenbar wurden von diesen neuen Siedlungen regelmäßig → Steuern und Abgaben eingezogen. Denn im 7. Jh. v. Chr. mehren sich die beschrifteten Bullen, die als Absender Ortschaften und das Regierungsjahr des Königs tragen. Es handelt sich folglich nicht mehr nur um eine einmalige Abgabe.

Nach der schnellen wirtschaftlichen Erholung Judas konnte Manasse die Zugeständnisse wieder zurückfahren und eine Zentralisierungspolitik verfolgen, worauf drei Beobachtungen hindeuten:

  1. 1.Die zahlreichen Festungen im Negev dienten vermutlich nicht nur der Kontrolle der Handelswege, dem Schutz der Besiedlung und der Sicherung der Grenzen des assyrischen Vasallenstaates Juda, sondern auch der Gewährleistung der inneren Sicherheit im Gebiet des Negev (Keel 2007, 473). In diesen Festungen waren zumindest in der zweiten Hälfte des 7. Jh.s v. Chr. auch ausländische Söldner (→ Heer) stationiert, was darauf hinweist, dass antimonarchische bzw. antizentralistische Bewegungen unter der eigenen Bevölkerung ausgeschaltet werden sollten. Das von Manasse unschuldig vergossene Blut könnte sich folglich auf die gewaltsame Unterdrückung von innenpolitischem Widerstand gegen seine zentralistische Politik beziehen.
  2. 2.Insgesamt scheint auch der archäologische Befund anzudeuten, dass der Einfluss der Clans unter Manasse zurückgegangen ist. Denn die Größe der Familien ist in Juda ausweislich der Grabanlagen, der Töpfe (→ Gefäße) und der → Öfen kleiner geworden, ohne dass ein funktionaler Unterschied auszumachen wäre (Halpern 1996, 326f.). Hier zeigt sich folglich ein Trend zu einer Individualisierung der Familienmitglieder und einer Zurückdrängung der Macht der Clans.
  3. 3.Durch den Feldzug → Sanheribs wurden darüber hinaus die wichtigsten zentralen Verwaltungsorte zerstört (Lehmann 2012, 297f.), was ebenfalls der Zentralisierung auf Jerusalem hin dienlich ist.

Möglicherweise wurde somit bereits unter Manasse die Zentralisierung des Südreichs vorangetrieben, nachdem er die wirtschaftliche Konsolidierung Judas erreicht hat. Da in Jerusalem kaum Hinweise auf eine königliche Bürokratie zu finden sind, stattdessen aber zahlreiche Wohnbereiche der Oberschicht, ist anzunehmen, dass die städtische Elite der Händler und Handwerker zunehmend an Bedeutung gewonnen und die Geschicke Jerusalems nachhaltig bestimmt hat (Steiner 2001, 285f.). Die schnelle Ermordung Amons durch die Höflinge könnte folglich darauf zurückzuführen sein, dass die einflussreiche Jerusalemer Elite ihre Interessen offenbar nicht genügend vertreten sah. Im Anschluss daran hat jedoch das „Volk des Landes“ den erst achtjährigen Davididen Joschija auf den Thron gehievt und damit die Absichten des Hofstaates durchkreuzt. Es ist anzunehmen, dass die Clans des Landes eine zentralistische Politik aufgrund der damit verbundenen Schwächung der segmentären, egalitären Clanstrukturen ablehnten (Tatum 2003, 304-306).

4. Die Kultfrevel Manasses

In der Bibel werden die politischen und wirtschaftlichen Erfolge der Konsolidierungspolitik Manasses überhaupt nicht zur Kenntnis genommen. Im Gegensatz dazu wird sein kultisches Fehlverhalten gebrandmarkt. Nach den biblischen Autoren, die 2Kön 21 geschrieben haben, habe Manasse nämlich nicht nur die kultischen Vergehen seiner Vorgänger nachgeahmt, sondern diese sogar noch weit übertroffen (Gass 2015). So wird Manasse aufgrund der in 2Kön 21 verwendeten Wortwahl mit dem Südreichskönig → Ahas (2Kön 21,2.4.6; vgl. 2Kön 16,3.11) verglichen, da Manasse noch stärker wie Ahas die Gräuel der Völker verübte, Kinderopfer darbrachte (→ Menschenopfer) und Altäre errichtete. Darüber hinaus lassen sich zahlreiche sprachliche Verbindungslinien zum Omriden → Ahab finden, der in 2Kön 21,3 sogar explizit erwähnt wird. Auch zur negativen Beschreibung des Nordreichkönigs → Jerobeam I. zeigen sich viele Anklänge in der Darstellung Manasses (van Keulen 1996, 147f.). Wie Jerobeam I. im Norden ist somit Manasse im Süden am Untergang des Königreichs schuld. Manasse hat folglich die Fehler seiner Vorgänger in Israel und Juda noch vervielfacht. Insgesamt lassen sich somit sprachliche Parallelen zu Ahas, Ahab und Jerobeam I. erkennen.

Die Autoren der Königsbücher haben aber auch sprachliche Verbindungslinien zum Zustand Judas unmittelbar nach der Reichstrennung (1Kön 14,21-24; → Reichsteilung) sowie zur Erklärung für den Untergang des Nordreichs gezogen (2Kön 17). Somit hat Manasse nichts aus der Geschichte Israels und Judas gelernt, da er die Kultfrevel des Volkes sogar noch gesteigert hat (Abb. 15).

Auffälligerweise gibt es einige Formulierungen in 2Kön 21, die nicht der typisch deuteronomistischen Idiomatik entsprechen. Hier könnten tatsächlich Spuren von Vergehen zu finden sein, die dem historischen Manasse angelastet werden können:

  1. 1.Nach 2Kön 21,5 verehrte Manasse das Himmelsheer (→ Sterne / Sternbilder / Sterndeutung). Zumindest das Königshaus musste sich dem assyrischen Kult öffnen, da im Rahmen des Vasallenvertrages bei Jhwh und den assyrischen Göttern geschworen werden musste. Die Astralisierung des Kultes geht jedoch auf westsemitische Einflüsse zurück und ist eigentlich nicht auf die Assyrer zurückzuführen (Miller 2006, 156-158), zumal die Assyrer den unterworfenen Völkern ihre Kultpraxis nicht aufgezwungen haben (Berlejung 2012, 32-38).
  2. 2.Im Tempelgebäude selbst reaktivierte Manasse vermutlich einheimische Gebräuche, indem er ein Götzenbild der → Aschera im Heiligtum aufstellte (2Kön 21,7).
  3. 3.Die von Manasse verübten mantischen Praktiken (→ Divination in Israel) nach 2Kön 21,6 geben auffälligerweise Dtn 18 stark gekürzt wieder. Da die biblischen Autoren dem Südreichskönig Manasse möglichst viele Frevel unterschieben möchten, haben sie Dtn 18 sicherlich nicht absichtlich gekürzt. Somit darf angenommen werden, dass hier eine historische Erinnerung vorliegt.
  4. 4.Nach 2Kön 21,9 habe Manasse das Volk zu Gräueln verführt, die diejenigen der Nationen, die Jhwh aus dem Verheißungsland vertrieb, noch übertroffen haben. Die Ausweitung der Kultfrevel von Manasse auf das Volk widerspricht der eigentlichen Absicht der biblischen Autoren, so dass auch hier eine historische Erinnerung angedeutet sein könnte.
  5. 5.Schließlich wird nur dem Südreichskönig Manasse vorgeworfen, unschuldiges → Blut vergossen zu haben (2Kön 21,16; 2Kön 24,4). Da Manasse auf diese Weise das Land profanierte und damit die Heiligkeit verschwand, kann später dieser Frevel von Joschija nicht mehr behoben werden. Das Vergießen von unschuldigem Blut durch Manasse kann sich auf unterschiedliche Dinge beziehen (Ausschaltung der politischen und religiösen Opposition, assyrischer Fron- und Heeresdienst, Vertreibung der Judäer vom Erbland, korrupte Rechtsverfahren, vgl. Kellenberger 2015, 221-227).

Die einseitig negative Einschätzung Manasses durch die biblischen Autoren ist jedoch nicht unproblematisch. Denn aus mindestens vier Gründen kann Manasse nicht alleine für den staatlichen Untergang Judas verantwortlich sein:

  1. 1.Der biblische Glaube an den ewigen, unkonditionierten → Bund mit der Daviddynastie (2Sam 7) spricht dagegen, dass Juda nur aufgrund des Kultfrevels eines einzigen Davididen scheitern kann (Abb. 16).
  2. 2.Im Gegensatz zum Nordreich wäre hier mit Manasse nur ein einzelner König für den Untergang Judas verantwortlich.
  3. 3.Für die zweite und endgültige Eroberung und Zerstörung Jerusalems im Jahr 587 v. Chr. wird Manasse nicht explizit verantwortlich gemacht.
  4. 4.In 2Kön 21 werden drei unterschiedliche Konzeptionen angewendet, wie man die religiöse und nationale Katastrophe Judas erklären könnte: Auf der einen Seite ist Manasse aufgrund seiner kultischen Vergehen für den Untergang Judas alleine verantwortlich (2Kön 21,11). Auf der anderen Seite wird das ganze Volk Israel beschuldigt (2Kön 21,15). Eine vermittelnde Position behauptet, dass Manasse Juda zum Bösen verführt habe (2Kön 21,9.11.16).

Alles in allem ist die einseitig negative Abqualifizierung Manasses selbst in der Bibel nicht einheitlich durchgeführt. Insofern verwundert es nicht, dass auch die spätere Wirkungsgeschichte ein sehr ambivalentes Bild von Manasse zeichnet (s. unten 6.).

5. Gründe für die negative Wertung Manasses

Die negative Wertung Manasses mag mit verschiedenen Dingen zusammenhängen, die teils sogar einen Anhalt am historischen Manasse haben. Die Ursachen für die biblische Abqualifizierung Manasses können demnach unterschiedlich erklärt werden:

  1. 1.Als loyaler assyrischer → Vasall war Manasse ohnehin suspekt und konnte nicht das gleiche Gottvertrauen wie Hiskija verdienen.
  2. 2.Möglicherweise war Manasse tatsächlich für den Verfall des Jhwh-Kultes in Juda verantwortlich (van Keulen 1996, 211), auch wenn eine solche Position angesichts der typisch deuteronomistischen Wortwahl der biblischen Autoren fragwürdig ist.
  3. 3.Manasse konnte aufgrund seiner langen Regierungszeit als Negativ-Folie zu Joschija instrumentalisiert werden (Ben Zvi 1991, 360). Denn bei einer langen Herrschaft, die man nur noch vom Hörensagen kannte, konnte sich vieles verschlechtern.
  4. 4.Der Eigenname Manasse deutet eine Abqualifizierung bereits an (Stavrakopoulou 2005, 253), da Manasse zum einen mit der Wurzel NŠJ-D „vergessen machen“ verbunden werden kann, und da Manasse zum anderen der Name eines nordisraelitischen Stammes ist (→ Stämme Israels). Nicht umsonst tritt Manasse in die Fußstapfen der Nordreichskönige Jerobeam I. und Ahab.
  5. 5.Möglicherweise ging durch den Verlust der Schefela judäisches Krongut verloren. Dann wäre die Daviddynastie zusätzlich geschwächt gewesen, während die Macht der Clans zunächst wuchs und die lokalen Clanheiligtümer aufgewertet werden mussten (Lehmann 2012, 305). Für diese Missstände konnte Manasse tatsächlich verantwortlich gemacht werden.
  6. 6.Nachdem Juda wirtschaftlich aufblühte, konnte Manasse die Macht der Clans durch eine zentralistische Wirtschaftspolitik beschränken, so dass es zu sozialen Spannungen und auch zu Blutvergießen kommen musste.

Im Gegensatz zur polemischen Missdeutung Manasses durch 2Kön 21 sollte jedoch dieser wichtige Südreichskönig für seine großen Verdienste um den Wiederaufbau Judas gewürdigt werden.

6. Rezeption Manasses in der frühjüdischen Literatur

In der Wirkungsgeschichte wird Manasse vor allem für seine → Blutschuld, aber auch für seine Frevelhaftigkeit, Zügellosigkeit und Brutalität kritisiert. Die „Himmelfahrt Jesajas“ schreibt ihm die Zersägung des Propheten → Jesaja mit einer Baumsäge zu (Asc Jes 5,1) (Abb. 17). Außerdem habe Manasse, der vom Satan ergriffen wurde, Zauberei, Beschwörungskunst, Hurerei, Ehebruch und die Verfolgung der Gerechten betrieben (Asc Jes 2). Nach der apokryphen syrischen Baruchapokalypse habe Manasse die Frommen Israels ermordet, das Recht gebeugt, unschuldiges Blut vergossen, Frauen geschändet und Kultfrevel begangen (syrBar 64,2). Nach dem Talmud habe Manasse sogar jeden Tag 1.000 Diener umgebracht, die das von Manasse aufgestellte Götzenbild trugen. Auch habe Manasse mit seiner Schwester Unzucht getrieben (bSanh 103b; Text Talmud).

Trotzdem gibt es auch im frühjüdischen Schrifttum die Tradition, dass sich Manasse bekehrt habe (Abb. 18), wovon das apokryphe „Gebet Manasses“ ein beredtes Zeugnis abgibt. Allerdings habe sich Manasse zuvor erst an seine Götzenbilder um Hilfe gewandt und erst als diese versagten, habe er Jhwh angerufen. Der Jerusalemer Talmud weist noch darauf hin, dass Engel im Himmel durch die Schließung aller Fenster versucht hätten, das Gebet Manasses von Gott abzuschirmen (jSanh 10.2; Text Talmud).

Im Talmud wird zudem diskutiert, ob Manasse nach Jer 15,4 überhaupt am Untergang Judas schuld sein könne, zumal man den Ausdruck bigəlal Mənaššæh unterschiedlich wiedergeben könne (bSanh 102b-103a; Text Talmud), entweder „angesichts Manasses“, der ja im Gegensatz zum sündigen Volk umgekehrt ist (Abb. 19), oder „wegen Manasse“, der keine Buße getan und daher die Katastrophe ausgelöst hat. Darüber hinaus werden für den Götzendienst Manasses die Zeitumstände verantwortlich gemacht (bSanh 102b; Text Talmud). Außerdem wird festgestellt, dass Manasse 33 Jahre in Bußfertigkeit verbracht habe, da von den 55 Regierungsjahren Manasses die 22 Jahre des Ahab abgezogen werden müssten (bSanh 103a; Text Talmud).

Die Wirkungsgeschichte zeichnet folglich ein sehr ambivalentes Bild von Manasse (Abb. 20), wobei der negativen Konnotierung auch immer wieder positive Interpretationen an die Seite gestellt werden. Auf diese Weise zeigt sich, dass es sich bei Manasse um eine schwierige Figur handelt, die als Versager, aber auch als Held gedeutet werden kann.

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Abbildungsverzeichnis

  • Abb. 1 König Manasse (Sankta Maria Kyrka in Åhus, Schweden). © Alte Meister
  • Abb. 2 Juda zur Zeit Manasses. © E. Gaß 2022 auf Basis der Karte aus Welt und Umwelt der Bibel 2/1997 (Jean-Benoît Héron)
  • Abb. 3 Idolatrie Manasses (Jan Luiken, 1712. De schriftuurlyke geschiedenissen en gelykenissen van het Oude en Nieuwe Verbond, Den Hague). © Alte Meister
  • Abb. 4 Gebet Manasses (Bernard Picart, 1728. Taferelen der voornaamste geschiedenissen van het Oude en Nieuwe Testament en andere boeken, Den Hague). © Alte Meister
  • Abb. 5 Assyrische Dominanz in der südlichen Levante zur Zeit Manasses (rosa: Vasallenstaaten). Aus: Bagg 2011 (mit Bearbeitung von E. Gaß)
  • Abb. 6 Manasse-Siegel. © N. Avigad Pl.18
  • Abb. 7 Steuereingänge unter Manasse. © E. Eshel 152
  • Abb. 8 Nordwestmauer (rot: Hiskija; blau: Manasse). Aus: Geva 2003a, 193 (mit Bearbeitung von E. Gaß)
  • Abb. 9 Wirtschaftssystem um Jerusalem im 7. Jh. v. Chr. (blau: Weinanbau, grün: Olivenanbau, gelb: Getreideanbau). © E. Gaß 2022
  • Abb. 10 Königliche Domänen um Jerusalem. Aus: Moyal / Faust 292 (mit Bearbeitung von E. Gaß)
  • Abb. 11 Wirtschaftssystem im Beerscheba-Tal. Aus: Höhn 113 (mit Bearbeitung von E. Gaß)
  • Abb. 12 Doppeltoranlage von Ḫirbet Ġazze als Handelszentrum. Aus: Faust 2012, 181 (mit Bearbeitung von E. Gaß)
  • Abb. 13 Allgemeines Wirtschaftssystem in der südlichen Levante im 7. Jh. v. Chr. (blau: Weinanbau, grün: Olivenanbau, gelb: Getreideanbau). © E. Gaß 2022
  • Abb. 14 Verlagerung der Olivenölproduktion nach Ekron. © E. Gaß 2022
  • Abb. 15 Idolatrie Manasses (David Martin, 1700. Historie des Ouden en Nieuwen Testaments). © Alte Meister
  • Abb. 16 Verheißung an David durch Nathan (Matthias Scheits 1672). © Alte Meister
  • Abb. 17 Zersägung Jesajas (Historienbibel, Wien um 1470). © Alte Meister
  • Abb. 18 König Manasse im Exil (Marten de Vos 1550-1603). © Alte Meister
  • Abb. 19 Bekehrung Manasses im Gefängnis (Jan Luiken, 1712. De schriftuurlyke geschiedenissen en gelykenissen van het Oude en Nieuwe Verbond, Amsterdam). © Alte Meister
  • Abb. 20 Manasse (Johann Michael Dilherr, 1659. Tugendschaz und Lasterplaz, Nürnberg). © Alte Meister

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