Ahab
(871-852 v. Chr.)
(erstellt: Januar 2007)
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1. Das Ahab-Bild des Deuteronomistischen Geschichtswerks
1.1. Das deuteronomistische Urteil über Ahab
Das Ahab-Bild des → Deuteronomistischen Geschichtswerks
Die theologische Prägung des Ahab-Bilds im Deuteronomistischen Geschichtswerk fällt schon bei der Beurteilung des Königs durch den Deuteronomisten auf. 1Kön 16,29-22,40
1.2. Ahabs Familie
Mit der von Ahabs Vater Omri begründeten Dynastie konnte sich im Nordreich → Israel
Die genaue Herkunft Isebels, der Frau Ahabs, ist in der Forschung umstritten. Während 1Kön 16,31
Im Blick auf Ahab berichtet das Deuteronomistischen Geschichtswerk zwar, dass er fremde Kulte in Israel errichtet hat, doch zeigen die Namen seiner drei Kinder deutlich, dass er Jahwe weiterhin als wichtigste Gottheit verehrte. Allein seine Frau Isebel (אִיזֶבֶל) trägt einen Namen, der mit זבל ein Epitheton aufweist, das im Zusammenhang mit Baal überliefert wird (vgl. KTU 1.2:I:38.43; 1.2:IV:8; 1.3:I:3; 1.5:VI:10; 1.6:I:42; 1.6:III:1.3.9.21; 1.6:IV:5.16; 1.22:I:10; 2Kön 1,2f
Die seit der → Reichsteilung
1.3. Das Verhältnis zwischen Ahab und Elia
In die deuteronomistischen Berichte über Ahab sind die Elia-Überlieferungen integriert. Diese sind in einem langen Wachstums- und Traditionsprozess entstanden, in dem das Verhältnis zwischen Ahab und → Elia
In der deuteronomistischen Darstellung treffen Elia und Ahab erstmals in 1Kön 17,1
1Kön 18. Das Kapitel umfasst drei Szenen: 1Kön 18,1-14
Der Erzählung 1Kön 18
1Kön 19. Die Erzählung aus 1Kön 18
1Kön 20. Die Erzählung über die Kriege mit → Ben-Hadad
1Kön 21. Anders verhält es sich bei der Erzählung über → Nabots
Der Überblick über die einzelnen Erzählungen zeigt, dass das Verhältnis von Elia und Ahab gewisse Unterschiede aufweist. Während die ältere Elia-Tradition nicht in allen Erzählungen von einer Konfrontation Ahabs mit Elia ausgeht, hebt die spätere Ausweitung der Elia-Überlieferung diese hervor. Dabei tritt Isebel immer stärker als Gegenspielerin zu Elia in den Vordergrund der deuteronomistischen Darstellung.
1.4. Ahabs Verhältnis zu kanaanäischen Kulten
Stellt das deuteronomistische Urteil Ahab als den König vor, der die Kanaanäisierung Israels vorantrieb, finden sich in den Elia-Erzählungen nur in 1Kön 18
1Kön 16,29-33
Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang das Gegenüber der beiden Residenzstädte Samaria und Jesreel. Die Existenz von zwei Königspalästen mit zugehörigen kultischen Zentren wurde in der Forschung häufig als eine bewusste Trennung des israelitischen Jahwekultes (Jesreel) und des kanaanäischen Baalkultes (Samaria) verstanden. Diese Trennung lässt sich jedoch nicht aufrechterhalten. Dass Ahab dem Jahwekult verpflichtet blieb, ist bereits an den Jahwe-haltigen Namen seiner Kinder zu erkennen. Des Weiteren wird nicht berichtet, Ahab habe das Jahweheiligtum in Samaria zugunsten eines Baal-Tempels aufgegeben. Auf die Existenz des in Hos 8,5
In der Erzählung 1Kön 18
Sowohl die deuteronomistischen Notizen, die Elia-Überlieferung als auch die außerbiblischen Belege zeigen Spuren einer kanaanäisch geprägten Verehrung Baals zur Regierungszeit Ahabs. Die Jahwe-haltigen Namen seiner Kinder weisen jedoch darauf hin, dass nicht Baal, sondern Jahwe als Dynastiegott und höchster Gott verehrt wurde. In dieselbe Richtung zielt auch die Elia-Überlieferung: Nicht die Existenz Baals, sondern seine Wirksamkeit und seine Macht werden bestritten.
2. Außerbiblische Notizen über Ahab
2.1. Die Annalen Salmanassars III.
In den Annalen → Salmanassars III.
Die Annalen Salmanassars III. (TUAT I/4, 360-362; Grayson, RIMA III, 23f.) über seinen Syrienfeldzug im Jahr 853 v. Chr. sind in mehreren Fassungen überliefert. Die älteste bekannte Form bildet eine 1861 in Kurch gefundene Steleninschrift, die in die Lebenszeit Salmanassars III. datiert werden kann. Die Inschrift vermittelt dem Leser den Eindruck, Salmanassar III. habe die sich ihm bei Qarqar entgegenstellende Allianz von insgesamt neun Regionalfürsten besiegen können. Gegen seine Darstellung spricht jedoch, dass die Koalition erst 841 v. Chr. auseinanderbrach. Daher ist historisch eher ein Sieg der antiassyrischen Koalition anzunehmen.
Die Liste der neun syro-palästinischen Könige besteht aus zwei Teilen. In Z.90-92 werden drei Herrscher genannt, die das militärische Hauptpotential der antiassyrischen Koalition stellten. In den Z. 92-95 werden dann weitere sechs Herrscher genannt, die Soldaten und / oder Reittiere sowie Ausrüstung zur Verfügung stellten. Im ersten Teil der Liste erscheint → Hadadeser
Mit der Teilnahme an der antiassyrischen Koalition bewies Ahab außenpolitisches Geschick, da er die Assyrergefahr früh genug erkannte, um sie zumindest für die Dauer seiner Regierungs- und Lebenszeit zu bannen. Da Ahab bzw. seine Nachfolger → Ahasja
2.2. Die Mescha-Inschrift
Neben den Annalen Salmanassars III. ist für die Regierungszeit Ahabs mit der Inschrift des moabitischen Königs → Mescha
Die 1868 entdeckte Basaltstele trägt eine in moabitischer Sprache verfasste Inschrift des Königs Mescha von Moab, die von der Besetzung Moabs durch das Haus Omri, die Besatzungszeit und die Befreiung Moabs unter König Mescha berichtet.
In Z. 4-8 wird über die Besetzung des nördlichen Teiles von Moab durch die Israeliten berichtet. Insgesamt dauerte die Oberherrschaft 40 Jahre, bis „Omri wieder nach Israel zurück gedrängt werden konnte“ (vgl. KAI II, 168f.). Ahab von Israel wird in der Stele nicht explizit erwähnt, doch zeigt die lange Dauer der Oberherrschaft Israels über Moab, dass diese zur Zeit Ahabs Fortbestand hatte. Nach 2Kön 1,1
Die Ausdehnung des Herrschaftsbereichs Ahabs in das südliche Ostjordanland passt mit der biblischen Erzählung über die versuchte Ausdehnung der omridischen Herrschaft nach 1Kön 22
3. Archäologische Zeugnisse
Die archäologischen Zeugnisse können nur bedingt Auskunft über die Herrschaft Ahabs geben, da sich die Bauschichten nur schwierig einzelnen omridischen Herrschern zuweisen lassen. Von besonderer Bedeutung für die Darstellung der omridischen Zeit sind die Ausgrabungen in Samaria und Jesreel. Gemäß dem biblischen Bericht wurde die Stadt → Samaria
In den Jahren 1908-1910 wurden von der amerikanischen Harvard University unter der Leitung von G.A. Reisner und C.S. Fisher und in den Jahren 1931-1935 von britischen Institutionen, der Berliner Humbold Universität und der Harvard University in Samaria archäologische Grabungen durchgeführt, mit denen eine Besiedlung seit der Eisenzeit nachgewiesen werden konnte. Die eisenzeitliche Stadt bestand aus einer Akropolis (Oberstadt) und einer Unterstadt, die jeweils eigene Befestigungsanlagen aufweisen. Die Grabungen konzentrierten sich vor allem auf die Akropolis. Diese lässt sich in zwei Bereiche unterteilen, die jeweils einen eigenen Mauerzug aufweisen. Die äußere Mauer wird in der Forschung auf Omri zurückgeführt. Sie scheint als nicht ausreichend angesehen worden zu sein, so dass einer der Nachfolger Omris (Ahab, vgl. 1Kön 22,39
Neben den Bauperioden und Keramikphasen ist eine Fundgruppe für die Regierungszeit Ahabs von besonderer Bedeutung: die Elfenbeinschnitzereien. Solche wurden in hoher Anzahl in der Oberstadt gefunden und dokumentieren sowohl den phönizischen Einfluss auf die Stadt, als auch den mit den Handelskontakten verbundenen Wohlstand. Einige dieser Schnitzereien gehören in die Zeit Ahabs, die meisten entstammen jedoch der Regierungszeit → Jerobeams II.
Neben den Bauten in Samaria wurden auch in → Megiddo
Die archäologischen Ergebnisse deuten – wie auch schon die Erwähnung der hohen Truppenkontingente in den Annalen Salmanassars III. – auf einen wirtschaftlichen Aufschwung unter Omri und Ahab. Verbunden mit dem wirtschaftlichen Aufschwung war eine Öffnung nach außen, die sich in der archäologischen Untersuchung in den gefundenen phönizischen Kunst- und Gebrauchsgegenständen niederschlägt.
4. Historische Evidenz
Die deuteronomistische Beurteilung in 1Kön 16,29-33
Wie die Elfenbeinschnitzereien, so weist auch die Truppenstärke, mit der Ahab an der antiassyrischen Koalition 853 v. Chr. teilnahm, auf den wirtschaftlichen Aufschwung, den Israel während der Regierungszeit (Omris und) Ahabs erlebte. Teil dieses wirtschaftlichen Aufschwungs war neben dem Warenhandel die Ausbeutung der ostjordanischen Gebiete. Das von seinem Vater Omri eroberte Moab blieb unter Ahab weiterhin von Israel abhängig. Die in der Mescha-Inschrift erwähnte Bedrängung Moabs (Z.5f.), deutet nicht nur auf eine militärische Aktion Omris gegen Moab, sondern auf eine Ausbeutung des Landes (vgl. den in 2Kön 3,4
Neben der Ausweitung des Herrschaftsgebiets in das Ostjordanland kam es zur Zeit Ahabs zur Annäherung an den südlichen Bruderstaat Juda. Die Hochzeit des Thronfolgers Joram von Juda mit der Tochter Ahabs ist als öffentliches Zeichen Teil dieses Annäherungsprozesses. Dabei legt die Erzählung in 1Kön 22
Ahabs Politik zielte – in Fortsetzung der Politik seines Vaters – auf eine Integration Israels in die syro-palästinische Staatenwelt. Dieses bedingte auch, dass er tolerant gegenüber kanaanäischen Kulten war, auch wenn er selber dem Glauben seiner Väter treu geblieben ist. Die Kriterien, nach denen er von den Deuteronomisten beurteilt wurde, waren zu seiner Zeit noch nicht bekannt und dementsprechend auch noch nicht gültig. Mit der Benennung seiner Kinder dokumentiert Ahab seine Verbundenheit zum Gott Israels. Gerade die Namensgebung zeigt, dass Jahwe als Familien- und Dynastiegottheit verstanden wurde. Dass Ahab neben dem Jahwekult auch kanaanäische Kulte förderte, spricht im Kontext eines multireligiösen Staates für eine ausgleichende Religionspolitik.
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Abbildungsverzeichnis
- Jahwe erweist sich vor Ahab als wahrer Gott (1Kön 18; Holbein; 16. Jh.).
- Isebel stiftet die Ermordung Nabots an (Wenzelsbibel; 14. Jh.).
- Karte zur Lage von Samaria und Jesreel. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Eine Mauer des Palastes von Samaria. Steinquader mit Spiegelschlag sind als Läufer und Binder gesetzt (Eisenzeit II). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Elfenbeinschnitzereien zeugen von dem Wohlstand und dem phönizischen Einfluss in Samaria. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
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