Deutsche Bibelgesellschaft

6.6.02. Der Prophet Joël (Jo)

Datierung

Auch von dem Propheten Joël („JHWH ist Gott“) ist außer dem Namen nichts bekannt. Die Datierung des Buches war sehr umstritten, seit alters sah man in Joël einen vorexilischen Kultpropheten (wohl wegen der Einordnung zwischen Hosea und Amos). Doch sprachliche und inhaltliche Gründe haben dazu geführt, das Buch in das frühe 4. Jh. v. Chr. einzuordnen. Gelegentlich wird vorgeschlagen, die Kap. 1-2 von 3-4 abzutrennen, ein älterer Grundtext sei dann später erweitert worden. Diese These hat sich nicht durchgesetzt.

Aufbau

Der Masoretische Text hat das Buch in vier, die LXX und Folgeübersetzungen (auch ältere deutsche Übersetzungen) dagegen in drei Teile untergliedert, wobei 3,1-5 zu 2,28-32 und 4,1-21 zu 3,1-21 wurden.

Inhalt

Der Inhalt des Buches ist leicht wiederzugeben: Anlässlich einer Dürreund Heuschreckenplage wird zu einer Volksklage aufgerufen (1,1-2,17). Die Heuschreckenplage gilt dabei nach Am 7,1-3 als Zeichen des kommenden Tages JHWHs. Darauf erfolgt JHWHs Verheißung, die Not zu wenden (2,18-27). Kap. 3-4 weissagen dann die Ausgießung des Geistes Gottes über alles Fleisch; der Tag JHWHs wird kommen und das Weltgericht bringen. Das Gericht wird Heil über diejenigen bringen, die zu Gott umkehren, Unheil dagegen vor allem über die Völker. Die Feinde werden für immer besiegt, Juda und Jerusalem dagegen für immer besiedelt werden. In diesem Umfeld wird auch die Umkehrung des bekannten Satzes aus Mi 4,3 („Schwerter zu Pflugscharen“) formuliert, 4,10: „Schmiedet eure Pflugscharen zu Schwertern und eure Rebmesser zu Spießen!“ An jenem Tage wird es zum Kampf der Völker kommen, für den sich Israel wappnen muss.

Sprache und Vorstellungswelt des Buches Joël stehen beispielsweise den Kapiteln Jes 24-27 nahe und weisen damit schon zur Apokalyptik hinüber. Zur Apokalyptik passt auch, dass Bibelstellen (so Ps 42,4.11 in 2,17) auf die Zukunft hin ausgelegt werden.

Digitale Bibelkunde

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Die Texte auf dieser Seite sind mit freundlicher Genehmigung übernommen aus:

Cover der Bibelkunde des Alten Testaments von Martin Rösel

Rösel, Martin: Bibelkunde des Alten Testaments. Die kanonischen und apokryphen Schriften. Mit Lernübersichten von Dirk Schwiderski, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 11., veränd. Aufl. 2021.

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