Befestigungsanlagen
(erstellt: Mai 2024)
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1. Wortfeld
Zum hebräischen Wortfeld der in diesem Artikel beschriebenen Thematik gehören unter anderem מָעוֹז mā‘ōz, מִבְצָר mibṣār, מְצוּדָה məṣūdāh, בֹּחַן bōḥan („Burg“), חוֹמָה ḥōmāh (unter anderem „Stadtmauer“), גָּדֵר gāder („Trockenmauer / Einfriedung“), עִיר קִרְיָע ‘īr qirjā‘ („befestigte Stadt“), עִיר מִבְצָר ‘īr mibṣār („Festungsstadt“), שַׁעַר ša‘ar („Tor“) sowie מִגְדָּל migdāl und בַּחוּן baḥūn („Turm“).
Im Griechischen steht für Mauer τεῖχος (teîchos; häufig für „Stadtmauer / Festung / Fort“) oder τοῖχος (toîchos; häufig „Hausmauer bzw. Ummauerung / Einfriedung“); πόλις (pólis für „Stadt / Stadtstaat“), ἀκρόπολις (akrópolis für „Burg / Festung“) und τὸ ἔρυμα (tò éryma für „Festung“).
2. Definition und Begriffsklärung
All diese repräsentativen Bauten benötigten eine strikte und effektive Organisation. Nicht erst seit dem Bau des Turmes von → Jericho
2.1. Glacis
Glacis aus Kieselsteinen, Steinen und / oder Lehmziegeln unterstützen die Standfestigkeit von Mauern (→ Mauer / Mauertechnik
2.2. Limes / Festungsriegel
2.3. Poterne
2.4. Massive Stadtmauer / Kasemattenmauer
Stadtmauern konnten entweder massiv errichtet werden oder als Kasemattenmauern. Häufig ummauerte man Städte in Segmenten. Vor- und Rücksprünge oder sägezahnartige Absätze sorgten bei massiven Feldsteinmauern für konstruktive Sicherheit (Schalenbauweise), für taktische Vorteile im Verteidigungsfall und für die statische Widerstandsfähigkeit bei Erdbeben.
Kasemattenmauern wurden in Friedenszeiten als Ställe, Wohn- oder Lagerplätze genutzt und vor einem gegnerischen Angriff zugeschüttet oder als massiver Verteidigungswall überhöht – wie dies z.B. in Dura Europos (Zerstörung durch Schapur I. [241-272 n. Chr.]) geschah.
2.5. Torbau
Die zu den Verteidigungsbauwerken gehörenden Torbauten regeln den Zutritt von Personen bzw. den Zugriff von Feinden auf Siedlungen und Gebäude. Sie konnten aus einem gemauerten Durchgang (z.B. → Arad
Eine Typologie der Toranlagen ist chronologisch wenig hilfreich, da deren Gestaltung zuallererst von der sie umgebenden Topographie abhängig war.
Stadttore bildeten zumeist den einzigen Ein- und Ausgangspunkt einer Stadt. Ihre Vorplätze waren daher für gemeinschaftliche Aktivitäten und Versammlungen (Gerichtsverhandlungen, Bestrafungen, Feste / Feiern, Märkte) prädestiniert.
2.6. Turm
Türme überragen ihr Umfeld bei relativ kleiner Grundfläche. Im Querschnitt runde Türme (wie in Jericho) bieten dem Feind wenig Angriffsfläche. Die im Querschnitt rechteckigen oder quadratischen Varianten können aber mit Feldsteinen an ihren Kanten stabiler konstruiert und besser mit einer dazugehörigen Mauer verbunden werden. Seit dem Hellenismus wurden unter ägäischem Einfluss (zuerst in → Samaria
All die in 2.1.-2.6. benannten Befestigungsmöglichkeiten gab es über lange Zeit; sehr häufig wurden diese miteinander kombiniert. Im Folgenden werden die Besonderheiten, herausragende Entwicklungsschritte und Spezifika ihrer Bauformen in chronologischer Reihenfolge vorgestellt.
3. Befestigungsanlagen durch die levantinische Kulturgeschichte
3.1. Neolithikum
3.2. Chalkolithikum
Bedeutende Ortslagen der chalkolitischen Kultur (→ Chalkolithikum
Allerdings schützte man schon damals sakrale Orte durch Mauern sowie Tore und grenzte diese damit gleichzeitig vom Profanen ab: Das Heiligtum von ‘Ēn Gedī (Koordinaten: 1864.0953; N 31° 27′ 0″, E 35° 23′ 0″
3.3. Frühe Bronzezeit I (3600-3000 v. Chr.)
Ğawa (Koordinaten: 3388.1948; N 32° 20′ 06.0″, E 37° 00′ 12.0″
3.4. Frühe Bronzezeit II / III (3000-2400 v. Chr.)
Die Frühe Bronzezeit II (→ Bronzezeit
In Tell el-Fār‘a (Nord) (Koordinaten: 1823.1882; N 32° 17′ 15″, E 35° 20′ 27″
Die Stadtkultur (→ Stadt
Die Urbanisierung griff damals auch auf eher steppen- und wüstenartige Bereiche aus: Schon während der Frühen Bronzezeit IB war östlich des → Toten Meeres
3.5. Mittlere Bronzezeit II (1950-1550 v. Chr.)
Während der Mittleren Bronzezeit II breitete sich der Einfluss amurritischer und hurritischer Eliten über die südliche Levante aus, die vom Norden her vordrangen. Daraus entwickelte sich die sog. amurritische Koiné (→ Amoriter
In den syrischen Städten wurden deshalb aufwendige Verteidigungsanlagen errichtet, wie man sie zuvor nur aus dem Gebiet des mittleren → Euphrats
In → Askalon
Die Wehranlagen wurden durch Türme und Bastionen verstärkt. Gegen Ende der Mittleren Bronzezeit IIA sicherte man auch → Pella
Das Stadttor von Dan wurde zu Beginn der Mittleren Bronzezeit IIB erbaut, als die etwa 20 ha große Stadt ganz im Norden der südlichen Levante mit einer auf einem massiven Erdwall erbauten Lehmziegelmauer befestigt wurde. Das Tor bestand aus sonnengetrockneten Lehmziegeln, die auf ein Fundament von großen Basaltsteinen gesetzt wurden, und befand sich im Osten des gewaltigen Stadtwalls. Mit seinen drei gemauerten Rundbögen überspannte es den Stadtzugang mit einer lichten Weite von 2,40-2,50 m. Das Stadttor besaß eine Höhe von mindestens 47 Lehmziegelschichten, was etwa 7 m entspricht.
Der gute Erhaltungszustand des gesamten Torhauses zum Zeitpunkt der Ausgrabung ist damit zu begründen, dass das für levantinische Winterregen zu fragile Bauwerk nach einer kurzen Nutzungsphase in den mittelbronzezeitlichen Erdwall um die Stadt einbezogen und somit vollständig verschüttet wurde (Abb. 14).
Die in der Mittleren Bronzezeit IIA von syrischen Vorbildern übernommenen und während der Mittleren Bronzezeit IIB und IIC zur typischen Befestigungsart entwickelten massiven Erdwälle schützten Stadtbereiche und sogar Ober- und Unterstädte gemeinsam. Hazor, Megiddo und Dan weisen bis heute die eindrücklichsten Anlagen dieser Art auf. Bei dieser aufwendigen Bautätigkeit wurden gewaltige Massen an Erde und Stein (für die Kerne der Wälle) bewegt. Auf den Wällen wurden noch zusätzlich Lehmziegelmauern auf Steinfundamenten errichtet. Vorgelagerte Gräben, Wälle oder Glacis perfektionierten diese Verteidigungsanlagen.
Massive steinerne Stadtmauern ganz anderer Art, sogenannte zyklopische Mauern aus großen, kaum bearbeiteten Steinblöcken mit unregelmäßigem Fugenbild, wurden in → Sichem
So entwickelte sich bis hin zur Mittleren Bronzezeit IIC eine beachtlich umfangreiche Sicherheitsarchitektur, die hierarchisch auf jeweils einen zentralen Ort bezogen war:
- 1.Befestigte Städte als politische Zentren (Hazor, Askalon etc.; nunmehr auch Sichem, Silo [→ Silo
(ON)] [Koordinaten: 1774.1624; N 32° 3′ 20″, E 35° 17′ 22.3″ ] und → Hebron [Koordinaten: 1590.1045; N 31° 32′ 0″, E 35° 5′ 42″ ]) mit Palästen (inkl. großer Höfe und Thronsäle), innerstädtischen Begräbnisstätten (königliche Familie und Hofstaat) sowie Großplastiken; - 2.befestigte administrative Regionalzentren (wie → Ekron
[Koordinaten: 1358.1318; N 31° 46′ 44″, E 34° 50′ 59.71″ ], → Lachisch [Koordinaten: 1357.1081; N 31° 33′ 55″, E 34° 50′ 57″ ], Megiddo [?], Pella) mit Statthalter-Palästen, Migdol-Tempeln (Priesterschaft) und Schreiberschulen; - 3.befestigte kleinere Städte (wie Tell Baṭāšī);
- 4.unbefestigte Dörfer;
- 5.Festungen (wie Tel Məvorakh);
- 6.Wachtürme und
- 7.Gehöfte.
Unter den Kultbauten wurden in der Mittleren Bronzezeit IIB die einräumigen Langraum-Tempel mit geschlossener Tempelfront vom Migdol-Typ (sogenannte Festungs-Tempel) populär. Sie waren symmetrisch aufgebaut und wurden zumeist durch eine vorgelagerte Portikus betreten. Die im Grundriss rechteckigen, wehrfähigen Gebäude konnten durch Innenwände in zwei oder drei Räume unterteilt werden.
Bedeutende Migdol-Tempel gab es in Megiddo, Hazor und Sichem. Auch Pella erhielt in der Mittleren Bronzezeit IIC ein solches Bauwerk. In ländlicher, peripherer Lage stand auf Tell el-Hayyat (Koordinaten: 2036.2024; N 32° 24′ 54.2″, E 35° 34′ 04.5″
3.6. Späte Bronzezeit (1550-1200/1150 v. Chr.)
Die ägyptische Kolonialmacht konnte im Laufe der Späten Bronzezeit die südliche Levante nicht mehr flächendeckend beherrschen und konzentrierte sich daher auf die für sie wichtigen militärischen und handelspolitischen Räume. Die Architektur der von den Ägyptern neu angelegten wehrhaften Repräsentations- und Festungsbauten offenbart folglich ein ausgeprägtes Schutzbedürfnis. In vielen Fällen – wie z.B. in Dēr el-Belaḥ (Koordinaten: 0883.0921; N 31° 25′ 8″, E 34° 21′ 6″
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der eindrucksvolle Festungsbau in Yoṭvata (Koordinaten: 1555.9230; N 29° 53′ 44″, E 35° 3′ 36″
3.7. Eisenzeit I (1200 / 1150-980 / 930 v. Chr.)
Zeitgleich wurden im bis dahin noch kaum erschlossenen ‘Ağlūn-Gebirge zahlreiche Gehöfte und kleinere Dörfer gegründet. Bezeichnend für die Frühe Eisenzeit sind auch hier Gehöft-Turm-Anlagen zum Schutz der dörflichen Bevölkerung und ihrer landwirtschaftlichen Produkte vor Dieben und Überfällen.
3.8. Eisenzeit IIA (10. Jh. bis ca. 830 bzw. 800 v. Chr.)
Die Anlage von Kasemattenmauern, Toranlagen und Zitadellen (sowie von Tempeln, Palästen und Verwaltungsgebäuden) erreichte in der ersten Hälfte des 9. Jh.s v. Chr. einen Höhepunkt. Dies alles stand in unmittelbarem Zusammenhang mit der Bildung von Flächenstaaten in der südlichen Levante wie → Israel
3.8.1. Frühe Eisenzeit IIA
Lange hoffte man, in Jerusalem die Spuren der Baumaßnahmen und Machtentfaltung von → David
Im Jahr 2010 gab E. Mazar bekannt, auch die salomonische Stadtmauer der Stadt Jerusalem entdeckt zu haben: „The 100-m-long fortification segment (...) was apparently built by Solomon sometime in the third quarter of the 10th century BCE as part of his new ‚Wall of Jerusalem‘ (1Kings 3:1
Das „Tel Gezer Excavation and Publication Project“ (3. Phase, 10. Ausgrabungskampagne 2017) ergrub ein Sechskammer-Tor, das nach der Meinung der Ausgräber bereits aus dem mittleren 10. Jh. v. Chr. und damit von Salomo stammen soll.
Der Tell Zira‘a im Ostjordanland weist ab dem 10. Jh. v. Chr. eine für die Eisenzeit typischen „Sägezahnmauer“ auf.
3.8.2. Späte Eisenzeit IIA
Auch Megiddo (Stratum VA-IVB) erhielt ein Sechskammer-Tor und eine im Nordosten des Tells in Resten erhalten gebliebene Stadtmauer. → Jesreel
Die nordisraelitische Hauptstadt Samaria (Koordinaten: 1674.1858; N 32° 16′ 0″, E 35° 11′ 0″
- Stratum 0 (frühe EZ IIA) Zisternen und Wein- bzw. Ölpressen, Mauerreste
- Stratum I (späte EZ IIA) „Innere Mauer“, Podium und Palast
- Stratum II (späte EZ IIA) Kasemattenmauer und möglicherweise auch Osttor
- Strata III-V (EZ IIB) Reparaturen der Kasemattenmauer, Umbauten, neue Gebäude; Eroberung vermutlich 722/1 v. Chr.
Die Zugänge zu den großen städtischen Anlagen waren für den Gebrauch von Streitwagen genormt. Die Vier- / Sechskammer-Tore weisen eine Passage von mind. 8 Ellen auf:
Stadttore | Länge ca. 40 Ellen | Breite ca. 36 Ellen | Torpassage ca. 8-9 Ellen |
Hazor | 20,3 m | 18,2 m | 4,2 m |
Megiddo | 20,3 m | 17,5 m | 4,2 m |
Gezer | 19 m | 16,2 m | 4,1 m |
Aschdod | 20,9 m | 18,4 m | 4,8 m |
Im aramäischen Norden blühte et-Tell (Koordinaten: 2093.2573; N 32° 54′ 35.82″, E 35° 37′ 49.93″
Die repräsentative, Feinde abschreckende und das eigene Volk beeindruckende Bautätigkeit dieser Zeit entsprach dem Gebot der historischen Stunde. Im Norden drangen die Assyrer (→ Assyrien / Assyrer
3.8.3. Festungen
Der Tell er-Rāmīṭ (Koordinaten: 2456.2120; N 32° 29′ 59.5″, E 36° 00′ 54.0″
3.9. Eisenzeit IIB / C (830 / 800-520 v. Chr.)
Die assyrische Expansion bedrohte während der Eisenzeit IIB die Staaten der südlichen Levante und führte vielerorts zu deren Einverleibung in das assyrische Provinzsystem (Abb. 24). Angesichts der Bedrohung durch assyrische Belagerungsmaschinen (→ Waffen
3.9.1. Küstenebene
→ Aschdod
Der Tel Haror (Koordinaten: 1126.0879; N 31° 22′ 54.2″, E 34° 36′ 25.4″
3.9.2. Juda
Jenseits der für die Assyrer strategisch wichtigen Küstenebene dehnte sich Jerusalem bis auf den Südwesthügel, den heutigen Zionsberg, aus. Hier ist mit einem hohen Bevölkerungszuzug zu rechnen, der gegen Ende des 8. Jh.s im abgeschlossenen Stadtmauerbau seine architektonische Resonanz fand. Der Bau des Siloah-Tunnels, mit dem man das Wasser der Gihon-Quelle direkt in die befestigte Stadt leitete, komplettierte die Abwehrmaßnahmen gegen mögliche assyrische Vorstöße (Abb. 27).
Auf judäischem Gebiet ist die Entwicklung der Festungsstadt → Lachisch
Vom Fuße des Berges stieg eine gepflasterte Straße zum Plateau auf. Zunächst mussten ein äußeres Tor und ein angrenzender Hof durchschritten werden. Danach bog man um 90° nach Osten und gelangte an ein Torhaus, ein Sechskammer-Tor mit einem 5,20 m breiten Durchlass (Abb. 28).
Die Zerstörung von Stratum IV wird häufig einer Naturkatastrophe zugeschrieben. Bei dem sehr bald in Angriff genommenen Wiederaufbau wurden die Stadtmauer und die Toranlage vergleichbar wieder aufgerichtet. Im Zentrum der Stadt befand sich ein festungsähnliches Palastgebäude. Dessen Fundamente dominieren noch heute das Plateau. Das gewaltige Gebäude erstreckte sich über eine Fläche von 36 m x 76 m. In Lachisch lagerten überaus große, für eine längere Belagerung ausreichende Vorräte – darunter allein 478 Vorratskrüge mit gestempelten Henkeln (→ Siegel / Stempel
In Juda wie den angrenzenden Flächenstaaten Ammon, Moab und Edom bildete sich ein hierarchisches Siedlungsschema heraus:
- Jerusalem, Amman, Dibon und Busera (Abb. 29) als Hauptstädte,
- Verwaltungsstädte,
- Kleinstädte,
- Dörfer und Weiler.
3.9.3. Ostjordanland
Für Assur war neben der Küstenebene die Verbindung zum Roten Meer / nach Ägypten im Ostjordanland von strategischer Bedeutung. Im Ostjordanland kooperierten die Königtümer Ammon, Moab und Edom mit den Eroberern, was sich für diese Königtümer ausgesprochen positiv auswirkte. Befestigungsmauern und Stadttore gab es neben → Rabbat-Ammon
3.9.4. Gehöft-Turm-Anlagen
Bedeutend waren die bis in die Eisenzeit IIB-IIC vielfach benutzten landwirtschaftlichen Ansiedlungen im Umkreis von festungsartigen Türmen. Die Gehöft-Turm-Anlagen schützten bei Bedarf sowohl die bäuerliche Bevölkerung als auch deren landwirtschaftlichen Erträge. Sie wurden sowohl in Cis- (Tell el-Fūl [Koordinaten: 1719.1367; N 31° 49′ 23.74″, E 35° 13′ 51.82″
Zur späteisenzeitlichen Besiedlung gehörte auch Khirbet el-Mu‘allaq (Koordinaten: 1912.9720; N 30° 20′ 16″, E 35° 25′ 52″
3.9.5. Festungen
Während der Eisenzeit IIB-IIC errichtete man auch in Juda neben Tel Arad weitere Festungen, wie z.B. Tel ‘Ira’ (Koordinaten: 1487.0711; N 31° 13′ 53.0″, E 34° 59′ 14.0″
Hervorzuheben ist die massive ältere Festung von Tell el-Khulēfi (Koordinaten: 1477.8844; N 29° 32′ 49.9″, E 34° 58′ 49.0″
→ Məşad Chǎšavjāhū
3.10. Perserzeit (520-332 v. Chr.)
Nach der Zerstörung der judäischen und phönizischen Städte durch die Babylonier zwischen 604 und 586 / 582 v. Chr. besaßen nur noch wenige Siedlungen in der südlichen Levante eine Stadtmauer (unter anderem Dor).
Statt befestigter Städte entstand nun eine Vielzahl kleinerer dörflicher Siedlungen. Diese ländliche Besiedlung setzte sich während der persischen Periode fort. Die Perser errichteten jedoch in der Levante zahlreiche kleine Festungen, meist entlang der Küstenstraße und anderer Handelswege (Tel Šiqmona [Koordinaten: 1461.2478; N 32° 49′ 31.0″, E 34° 57′ 20.4″
Auch im Ostjordanland gab es während der Perserzeit eine zumeist dörfliche Besiedlung mit einigen Festungen und Türmen – allerdings auf niedrigem Niveau. Bemerkenswert sind die Funde von Ruğm Selim (V) (Koordinaten: 2263.1022; N 31° 30′ 39.5″, E 35° 48′ 12.5″
Die alte Stadtmauer von Jerusalem war 586 v. Chr. durch Breschen unbrauchbar gemacht worden. Erst → Nehemia
→ Gaza
3.11. Hellenistische Zeit (332-63 v. Chr.)
Viele der phönizischen Städte ergaben sich dem griechischen Heer kampflos, zumal sich Alexander d.Gr. als Befreier und nicht als Eroberer inszenierte. Nur → Tyros
Die → Ptolemäer
In → Geser
Die Ptolemäer erbauten an strategischen Punkten Festungen wie z.B. in Hazor (Stratum II und I), in Šiqmona, Tell es-Seba‘ und Tel Michal. Einer der Zwillingshügel der Tulūl ed-Dahab (Koordinaten: 2149.1770; N 32° 11′ 8.3″, E 35° 41′ 11.8″
Die Hasmonäer errichteten in Jerusalem gegen Ende des 2. Jh.s v. Chr. eine Stadtmauer samt einer Zitadelle. Die Wehrmauer wurde durch Antiochus VII. geschleift, der jedoch 129 v. Chr. in einem Feldzug gegen die Parther fiel. Danach wurde die Stadtmauer erneuert.
3.12. Römische Zeit (63 v. Chr.-284 n. Chr.)
Phasaël, der älteste Sohn Antipaters, verstärkte die Stadtmauern Jerusalems. Herodes d. Gr. fügte als Klientelkönig (37-4 v. Chr.) später ein neues Stadtviertel (im Norden der Stadt) hinzu und sicherte es mit der sog. „zweiten Mauer“. Er baute auch die hasmonäischen Wüstenfestungen mit palastartigen Wohntrakten aus (Alexandreion, Machairous, Kypros und Hyrkania) und stattete sie mit Waffen und Lebensmitteln für den Verteidigungsfall aus. Das Herodeion wurde von ihm neu angelegt (Abb. 33).
Die von Herodes Agrippa I. 41-44 n. Chr. geplante Verstärkung der Jerusalemer Nordmauer („dritte Mauer“) wurde erst mit dem ‚Jüdischen Krieg‘ (66-70 n. Chr.) fertiggestellt. Dieser führte zur Einnahme und Zerstörung Jerusalems sowie zur Eroberung der Felsenfestung Masada am Toten Meer (Abb. 34-35).
Die unter Kaiser Hadrian neu angelegte und in Aelia Capitolina umbenannte Stadt verfügte folglich nicht mehr über Stadtmauern, jedoch freistehende Tore – wie das heutige Damaskustor, der Ecce Homo-Bogen und das Gerichtstor sowie ein weiteres am ehemaligen Essenertor im Südwesten der Stadt.
3.13. Spätantike (284-637 / 640 n. Chr.)
3.13.1. Limes Arabicus / Limes Palaestinae
Die Sassanidengefahr erforderte den Schutz der äußeren (deutlich überdehnten) Grenzen des oströmischen Reiches. Für die südliche Levante waren dies der südliche Limes Arabicus und der Limes Palaestinae. Mit deren Existenz ging auch die Verteidigungsfähigkeit der Städte und die Sicherheit der dort konzentrierten Bevölkerung einher. Ob Caesarea maritima, Tiberias (Koordinaten: 2002.2444; N 32° 47′ 40″, E 35° 32′ 0″
Der Limes Palaestinae führte von Raphia durch den nördlichen → Negev
Die Städte im Hinterland profitierten vom Schutzwall, dienten aber auch dem militärischen Nachschub und ebenso der Ausrüstung der vorgeschobenen Militärposten. Zu diesen Städten gehörten unter anderem Gadara, Gerasa, Umm el-Ğemāl, Amman, → Madeba
Chronischer Geldmangel und die feindselige Behandlung der in miaphysitischen oder nestorianischen Spielarten „andersgläubigen“ Foederati ließen den südöstlichen Limes zu einer symbolischen Größe degenerieren. Als in Betthoro (Koordinaten: 2326.0720; N 31° 14′ 16.4″, E 35° 52′ 05.9″
3.13.2. Aelia Capitolina
Eine besondere Situation ergab sich für das unummauerte Aelia Capitolina (Jerusalem). Mit dem Abzug der Legio X Fretensis in der Zeit Diocletians (284-305 n. Chr.) lag sie weitgehend schutzlos im judäischen Bergland. Diese Situation konnte nicht von Dauer sein, da der bald heranwachsende besondere Status der Stadt als christliches Zentrum und Ziel von Pilgerscharen seit dem 4. Jh. n. Chr. die Sicherheit Jerusalems bedingte.
Wenn auch Geva und Avi-Yonah ein früheres Datum favorisieren, so bestätigten doch Münzfunde in den Ausgrabungen von Y. Zelinger am Zionsberg die Datierung der dort aufgefundenen Türme und der südlichen Mauerführung im frühen bzw. mittleren 5. Jh. n. Chr. Auch die vom DEI Jerusalem in den Jahren 2015-2020 gemachten Funde auf dem Zionsberg im Wohnbereich im Inneren des Südwesttores unterstützen diese Argumentation. Das dortige Stadtviertel wurde nach der vom Stadttor herkommenden Straße ausgerichtet – daher erst nach der Fertigstellung der Stadtmauer und des dort integrierten Tores erbaut. Die aufgefundenen materiellen Reste im Wohnbereich stammen aus dem 5. bis zur Mitte des 8. Jh.s n. Chr.
Diese Beobachtungen ermöglichen die Diskussion einer interessanten These von S. Weksler-Bdolah und K. Klein, wonach nicht Eudocia, sondern deren Schwiegermutter, Eudoxia, die Mutter Theodosius I., um 400 n. Chr., als Zeitgenossin des Stadtmauerbaus in Jerusalem gelten könne, ohne selbst allerdings Patronin des Bauvorhabens zu sein. Doch auch bei dieser These bleiben Fragen offen.
Nur wenige Phänomene der spätantiken Verteidigungsanlage Jerusalems können hier beschrieben werden: Die Mauer schmiegt sich prominent um den Stadtbereich. Aus ihr ragen 21 Türme heraus, von denen zwei nicht in die Stadtmauer integriert wurden, sondern eingerückt südlich des Jaffa-Tores im Stadtgebiet lagen. Hier handelt es sich um die von Herodes d.Gr. errichteten Türme Phasaël (rechts) und Mariamne (links). Ebenso deutlich erkennbar sind die Tore der Stadt, (im Uhrzeigersinn) das heutige Jaffa-Tor (1; damals porta Dauid), das Damaskus-Tor (2; porta Neapolitana), das Stephans-Tor im Osten (3; porta Beniamin), das „Goldene Tor“ (4; porta speciosa), das Südtor der Stadt sowie der im Stadtbereich errichtete Durchgang nahe der „Nea“, das Zions-Tor (5).
Das heutige „Goldene Tor“ in der Ostmauer der Tempelumfassungsmauer – ein Triumphtor – wurde wohl anlässlich oder eingedenk des im März 630 n. Chr. von Kaiser Heraclius veranstalteten Triumphzugs, einer Siegesparade, errichtet, in der er messiasgleich das wahre Kreuz durch das „Goldene Tor“ in die Stadt zurückführte.
Auf den übrigen Teilen der Madeba-Karte dominieren Piktogramme: Kleine Städte werden mit individuellen Piktogrammen wiedergegeben, die jeweils ihre Stadtmauer und deren Tore von vorn sowie einige darüber hinausragende Gebäude abbilden. Dies sind unter anderem → Betlehem
3.14. Umayyaden (637 / 640-750 n. Chr.)
In der umayyadischen Zeit werden viele Städte und Dörfer bruchlos weitergeführt. Dies gilt auch für Jerusalem. Dennoch wurde die seit längerer Zeit angestoßene Entwicklung der Deurbanisierung und des Wandels sozialer wie politischer Strukturen mit der umayyadischen Zeit deutlich sichtbar. Dies gilt sowohl für die Umstrukturierung des städtischen Raums als auch bezüglich seiner Verteidigungsstrukturen (H. Kennedy; G. Avni).
Einen weiteren deutlichen Einbruch des städtischen Lebens markierten die Erdbeben der Jahre 747-749 n. Chr.
Literaturverzeichnis
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Abbildungsverzeichnis
- Abb. 1 Das Relief Sanheribs (705-681 v. Chr.) von der Eroberung der Stadt Lachisch (Ausschnitt). Aus: Vieweger 2019 (Bd. I), 67 Abb. 2.1.2; © Ernst Brückelmann / Dieter Vieweger
- Abb. 2 Qaṣr Bašīr. Aus: Vieweger 2022 (Bd. IV), 238 Abb. 11.6.21; © Katja Soennecken
- Abb. 3 Arad, Poterne. © Katja Soennecken
- Abb. 4 Arad, Westtor. Aus: Vieweger 2019 (Bd. I), 132 Abb. 4.1.5; © Katja Soennecken
- Abb. 5 Chalkolithischer Tempel von ‘Ēn Gedī, Grundriss und Rekonstruktion. Aus: Vieweger 2019 (Bd. I), 116 Abb. 3.4.10; © Ernst Brückelmann / Dieter Vieweger
- Abb. 6 Spätantiker Turm aus Bētīn, in der Kreuzfahrerzeit wiederverwendet. © Katja Soennecken / Dieter Vieweger
- Abb. 7 Neolithischer Turm in Tell es-Sulṭān (Jericho). © Katja Soennecken
- Abb. 8 Ruğm el-Ḥirī, Blick in die unterirdische Kammer. Aus: Vieweger 2019 (Bd. I), 149 Abb. 4.1.25; © Katja Soennecken
- Abb. 9 Ğawa mit Stadtmauer im Vordergrund, Blick ins Wadī Rāğil. Aus: Vieweger 2019 (Bd. I), 128 Abb. 4.1.2; © Katja Soennecken
- Abb. 10 Arad, Stadtanlage der Frühen Bronzezeit. Aus: Vieweger 2019 (Bd. I), 132 Abb. 4.1.4; © Katja Soennecken
- Abb. 11 Kriegsszene aus dem Grab des Inti, Deshasha. Aus: Vieweger 2019 (Bd. I), 143 Abb. 4.1.19 (nach Kanawati / McFarlane 1993, Pl. 27 [bearbeitet])
- Abb. 12 Mittelbronzezeitliche Stadtmauer von Byblos, ca. 1700 v. Chr. erbaut. Aus: Vieweger 2019 (Bd. I), 165 Abb. 4.3.3; © K. Soennecken
- Abb. 13 Karte der südlichen Levante. Aus: Vieweger 2019 (Bd. I), 163 Tafel 10
- Abb. 14 Tel Dan, mittelbronzezeitliches Stadttor. Aus: Vieweger 2019 (Bd. I), 178 Abb. 4.3.15; © K. Soennecken
- Abb. 15 Sichem, zyklopisches Stadttor. Aus: Vieweger 2019 (Bd. I), 177 Abb. 4.3.14; © K. Soennecken
- Abb. 16 Migdol-Tempel in Pella. Aus: Vieweger 2019 (Bd. I), 234 Abb. 4.4.36; © D. Vieweger
- Abb. 17 Tell Zira‘a, Kasemattenmauer der Späten Bronzezeit. Aus: Vieweger 2019 (Bd. II), 68 Abb. 5.3.7; © K. Soennecken
- Abb. 18 Tell el-‘Umērī, Vierraumhaus. Aus: Vieweger 2019 (Bd. II), 46 Abb. 5.2.18; © D. Vieweger
- Abb. 19 Khirbet Qeyafa, Kasemattenmauer. Aus: Vieweger 2019 (Bd. II), 88 Abb. 6.1.13; © K. Soennecken
- Abb. 20 Khirbet Qeyafa, Westtor. Aus: Vieweger 2019 (Bd. II), 87 Abb. 6.1.12; © K. Soennecken
- Abb. 21 Dan, eisenzeitliche Stadtmauer. Aus: Vieweger 2019 (Bd. II), 129 Abb. 6.3.10; © K. Soennecken
- Abb. 22 Tell eṣ-Ṣāfī / Gat, Areal C6, Hasaël-Graben. Aus: Vieweger 2019 (Bd. II), 121 Abb. 6.3.2; © D. Vieweger
- Abb. 23 Mǝṣad Hazeva. © K. Soennecken
- Abb. 24 Löwenjagd Assurnasirpals II. Aus: Vieweger 2019 (Bd. II), 106 Abb. 6.2.3; © Ernst Brückelmann / Dieter Vieweger
- Abb. 25 Festung Arad, restaurierte Strata X-XVII. Aus: Vieweger 2019 (Bd. II), 285 Abb. 6.6.10; © K. Soennecken
- Abb. 26 Dor, Ausgrabungsareale. Aus: Vieweger 2019 (Bd. III), 87 Abb. 7.2.13; © Ernst Brückelmann / Dieter Vieweger
- Abb. 27 Siloah-Tunnel. Aus: Vieweger 2019 (Bd. II), 284 Abb. 6.6.9; © K. Soennecken
- Abb. 28 Lachisch, Stadttor, Belagerungsrampe und Verwaltungsgebäude. Aus: Vieweger 2019 (Bd. II), 293 Abb. 6.6.15; © Ernst Brückelmann / Dieter Vieweger
- Abb. 29 Buṣērā, Eingangstor. © Dieter Vieweger
- Abb. 30 Yoṭvata, Kasemattenfort, im Hintergrund die Arava. © K. Soennecken
- Abb. 31 Samaria, hellenistische Rundtürme. Aus: Vieweger 2019 (Bd. III), 132 Abb. 8.2.2; © D. Vieweger
- Abb. 32 Alexandreion. Aus: Vieweger 2019 (Bd. III), 134 Abb. 8.2.3; © D. Vieweger
- Abb. 33 Herodeion, Wadi Tekoa. Aus: Vieweger 2019 (Bd. I), 41 Abb. 1.1.7; © K. Soennecken
- Abb. 34 Masada. Aus: Vieweger 2019 (Bd. III), 260 Abb. 9.2.20; © K. Soennecken
- Abb. 35 Masada, untere Etage des herodianischen Nordpalastes. Aus: Vieweger 2019 (Bd. III), 246 Abb. 9.2.10; © K. Soennecken
- Abb. 36 Konstantinopel in spätantiker Zeit. © Deli Dumrol, Wiki, Art. Theodosianische Mauer: Digital file from intermediary roll film copy, Digital ID: pan 6a23442, USA memory collection (deutsche Beschriftung durch den Autor)
- Abb. 37 Karte der südlichen Levante. Aus: Vieweger 2022 (Bd. IV), 79 Taf. 46
- Abb. 38 Die sog. Kaserne von Umm el-Ğemāl. Aus: Vieweger 2022 (Bd. IV), 406 Abb. 12.2.2; © H.D. Bienert
- Abb. 39 Jerusalem, Zionsberg, spätantike Stadtmauer nach F.J. Bliss und A.C. Dickie (rot) und heutige Südmauer (schwarz). Aus: Vieweger 2022 (Bd. IV), 234 Abb. 11.6.15; © BAI Wuppertal / DEI Jerusalem
- Abb. 40 Madeba-Karte, 3D-Umsetzung der Jerusalem Vignette. Aus: Vieweger 2022 (Bd. IV), 257 Abb. 12.6.17; © Vincent / Abel II 1914-1926, Taf. 32
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