3.2. Das Buch der Richter (Ri)
Richtergestalten
Das Richterbuch schildert die Situation der zwölf Stämme Israels nach der Landnahme und vor dem Beginn einer Königsherrschaft in Israel. Es handelt sich um die vorstaatliche Zeit, die oft als „Richterzeit“ benannt wird. Die Phase der Landnahme gilt als abgeschlossen, nun muss das Land gegen äußere Feinde gesichert werden. Dafür sind im Erzählverlauf die Richter, שֹׁפְטִים, šofetîm, zuständig, daher der in jüdischer und christlicher Tradition gleichlautende Name des Buches. Bei den Richtern unterscheidet die Forschung die kleinen von den großen Richtern. Damit wird nicht auf den deutlich unterschiedlichen Umfang der Berichte hingewiesen, mit dem von den verschiedenen Gruppen oder Personen erzählt wird. Es scheint so, als hätten die großen Richter als charismatische Heerführer gegen Israels Feinde gekämpft, die kleinen Richter gelten dagegen als tatsächliche Richter oder lokale Fürsten. Gelegentlich wird Schamgar auch als kleiner Richter gewertet, weil von ihm nur in zwei Versen (3,31 und 5,6) erzählt wird; seine Ruhmestat ist aber der Simsons vergleichbar.
Liste der großen und kleinen Richter Israels
Große Richter | Kleine Richter |
Otniël, 3,7-11 | Tola, 3,7-11 |
Ehud, 3,12-30 | Jaïr, 10,3-5 |
Schamgar, 3,31 | Ibzan, 12,8-10 |
Debora und Barak, Kap. 4+5 | Elon, 12,11f. |
Gideon, Kap. 6-8 | Abdon, 12,13-15 |
Jiftach, 10,17-12,7 | |
Simson, Kap. 13-16 |
Geschichtsbild
Die Darstellung der Geschichte folgt dem sicher deuteronomistischen Schema (vgl. 2,6ff.), dass das Volk von Gott abfällt und Götzen dient, worauf JHWH Israel durch ein fremdes Volk bestraft. Israel schreit in der Not zu Gott und es entsteht ein Richter, der dem Volk wieder Ruhe schafft (in der Regel 40 Jahre lang, vgl. 3,11), bis es erneut abfällt.
Interessant ist, dass in diesem Buch Frauengestalten eine besondere Rolle zukommt; nirgendwo sonst hängen so viele entscheidende Wendungen der Geschichte von Frauen ab, vgl. Jaël oder Debora. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Geistbegabung der charismatischen Führergestalten.
Gliederung
1,1-2,5 | Übersicht über die Situation nach der Landnahme |
2,6-3,6 | Einleitung : Zustände in der Richterzeit |
3,7-16,31 | Richtererzählungen |
17+18 | Nachtrag I: Der Stamm Dan |
19-21 | Nachtrag II: Strafaktion gegen Benjamin |
Der erste Abschnitt des Buches, 1,1-2,5
Einleitung
In 2,6-3,6
Richtererzählung
Ri 3,7-31 handeln von den Richtern Otniël, Ehud und Schamgar, wobei einzig die Erzählung von Ehuds Mord an dem Moabiterkönig Eglon („Mord auf dem Abort“) etwas ausführlicher ist. Charakteristisch ist bereits hier der Hinweis auf die Geistbegabung der Richter durch Gott (vgl. 3,10).
Deboralied
Ri 4 erzählt den Kampf der Prophetin (V. 4) und Richterin Debora und ihres Beauftragten Barak gegen Sisera, den Feldhauptmann des Königs Jabin von Hazor. Sisera wird von einer Frau, Jaël, getötet (V. 21). Der Sieg wird in einem großen Siegeslied Ri 5 („Deboralied“) besungen, das möglicherweise partiell zu den ältesten Stücken des AT gehört.
Jahwe-Kriege
Die Kriege, die im Richterbuch geschildert werden, gelten als JHWH-Kriege oder heilige Kriege. Nach dieser Vorstellung ist es letztlich Gott selbst, der den Krieg führt und gewinnt, wie es beispielsweise 4,15 aussagt: „Der Herr brachte Verwirrung vor Barak (dem Israeliten) über Sisera (den Feind)...“
Gideon
Ri 6-8
Abimelech
Ri 9 will Gideons Sohn Abimelech (= mein Vater ist König!) König werden, er scheitert jedoch. Bezweckt ist damit eine Kontrastierung von rechtem Verhalten des Vaters in Ri 8 und Überheblichkeit des Sohnes in Ri 9. Diese königskritische Tendenz wird durch die sogenannte Jotamsfabel V. 7-15 noch unterstützt. Jotam, jüngster Sohn des Gideon, geht mit dieser Fabel vom Dornstrauch, der König der Bäume (!) werden wollte, gegen die Machtansprüche seines Bruders an.
Kleine Richter
Ri 10,1-5 handeln von den kleinen Richtern Tola und Jaïr; 10,6-12,7
Simson
Kap. 13-16
Nachträge
Die Nachträge 17-18
Digitale Bibelkunde
Die Texte auf dieser Seite sind mit freundlicher Genehmigung übernommen aus: Rösel, Martin: Bibelkunde des Alten Testaments. Die kanonischen und apokryphen Schriften. Mit Lernübersichten von Dirk Schwiderski, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 11., veränd. Aufl. 2021. Zur Vorbereitung auf die Bibelkunde-Prüfung: Die Lernkartensets zur Bibelkunde für RepeticoDie ideale Ergänzung