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Die Geschichtsbücher des Neuen Testaments

Das Wort »Evangelium« kommt aus dem Griechischen und bedeutet »Gute Botschaft«, »Gute Nachricht«. Gemeint ist die Gute Nachricht von Jesus Christus: von seinem Kommen in diese Welt, von seiner Lehre und seinen Taten, seinem Sterben und Auferstehen und von dem Auftrag, den er seinen Anhängern für die kommenden Zeiten gegeben hat.

Die ersten Christen benutzten das Wort Evangelium, wenn sie diese Botschaft von Gottes Heilshandeln in Jesus Christus in kurzer Form zusammenfassen wollten. Wahrscheinlich war es Markus, der in Anlehnung daran als Erster seinen umfangreichen Bericht von Jesu Leben als »Evangelium« bezeichnete. Später wurden auch die entsprechenden Darstellungen der anderen Verfasser (Matthäus, Lukas und Johannes) so genannt. Markus hat mit seinem Evangelium somit eine ganz neue Literaturgestaltung geschaffen. Seine besondere Leistung bestand darin, die einzeln oder in kleinen Sammlungen umlaufenden Erzählungen über Jesus mit der Passionsgeschichte zu einem Gesamtbericht zusammenzufassen.

Lukas fügt seinem Evangelium ein weiteres Werk hinzu: die Apostelgeschichte. In ihr zeichnet er den Weg nach, den die Verkündigung des Evangeliums schon zu seiner Zeit genommen hat: von Jerusalem, dem Zentrum Israels, der Stadt des Messias und der ersten christlichen Gemeinde, bis nach Rom, ins Zentrum der heidnischen Welt. Für Lukas wie für die urchristlichen Gemeinden ist es der Heilige Geist selbst, der diesen Prozess in Gang bringt. Er durchbricht dabei auch die Schranken zwischen denen, die aus dem Judentum zur christlichen Gemeinde gekommen sind und sich noch den Ordnungen des Mose-Gesetzes verpflichtet fühlen, und den Menschen aus den heidnischen (d.h. nichtjüdischen) Völkern. Der entscheidende Schritt auf diesem Weg ist der Beschluss der zwölf Apostel, für Paulus den Weg zur Mission auch unter den nichtjüdischen Völkern freizugeben.

Streng genommen ist die Apostelgeschichte eine urchristliche Kirchengeschichte, die als Missionsgeschichte dargestellt wird. Die Urgemeinde in Jerusalem gilt dabei als Vorbild christlichen Gemeindelebens. Es wird erzählt, wie die Christen erste Konflikte lösen und Dienste und Ämter einrichten, die in späterer Zeit zunehmende Bedeutung erlangen sollten. 


Das Evangelium nach Matthäus

Das Matthäusevangelium entstand nach 70 n.Chr. Der Verfasser schrieb für Christen, die jüdischer Herkunft waren. Mit seinem Evangelium wollte er die Leser für den christlichen Glauben gewinnen und sie in den Fragen der christlichen Lebensführung beraten. Er war selbst Jude und hatte den Gesetzeslehrern nahegestanden. Für sein Evangelium ist charakteristisch, dass er sich besonders intensiv mit der jüdischen Tradition auseinander setzt, in deren Mitte die Tora, das alttestamentliche Gesetz, steht.

Matthäus sieht in Jesus den angekündigten Messias, mit dem die Gottesherrschaft anbricht. Diese Anschauung belegt er mit Zitaten aus dem Alten Testament. Diese Zitate aus den Mose­büchern und den Propheten dienen als Nachweis dafür, dass sich in Jesus erfüllt hat, was dort angekündigt worden war.

Eine große Menge folgte ihm und er heilte sie alle, damit erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht (Jesaja 42,1-4): »Siehe, das ist mein Knecht, den ich erwählt habe, und mein Geliebter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat; ich will meinen Geist auf ihn legen, und er soll den Heiden das Recht verkündigen.« (Matthäus 12,15)

Matthäus beginnt sein Evangelium mit einem Stammbaum Jesu, der ihn über den König David auf den Urahn Abraham zurückführt. Anders als in der Geburtsgeschichte des Lukas erzählt Matthäus, dass Weise oder Könige aus fernen Ländern dem Neugeborenen huldigen. Jesus soll als Nachkomme Davids ausgewiesen werden, deswegen wird erzählt, dass er in der Davidsstadt Bethlehem geboren wurde (Kap 1–2).

Matthäus fügt in die Lebensgeschichte Jesu größere Redestücke ein. Sie sind zu fünf großen Reden thematisch zusammengestellt. Die bekannteste ist die Bergpredigt in Kap 5–7. In ihr werden die Gesetze des Alten Testaments aufgenommen und neu bewertet:

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: »Du sollst nicht töten«; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein. Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig. (Matthäus 5,21-22)

Matthäus verschärft die alttestamentlichen Gesetze. Schon die negative Einstellung wird für strafbar gehalten. In dieser Form sind die Forderungen kaum zu erfüllen. Daher sind die Menschen besonders auf die Vergebung angewiesen. Jesus möchte mit die­ser Rede die Menschen dazu einladen, sich auf die Vergebung Gottes zu verlassen, so wie es in dem Gebet des Vaterunsers heißt: Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. (Matthäus 6,12) Diese Bitte zeigt, dass von den Menschen eine ebensolche Vergebungsbereitschaft erwartet wird.

Alle, die sich auf diese Botschaft einlassen, dürfen zur neuen Gemeinschaft der Jünger Jesu gehören. Matthäus sieht in ihnen das neue Volk Israel, das in die Nachfolge des alten Gottesvolkes tritt.

Das Evangelium schließt mit einem Auftrag des auferstandenen Herrn an seine Jünger zur Mission:

Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. (Matthäus 28,19-20)

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Das Evangelium nach Markus

Das Markusevangelium entstand vermutlich um 70 n.Chr., dem Jahr der Zerstörung des Jerusalemer Tempels. Auch der Verfasser dieses Evangeliums hat Jesus nicht mehr persönlich gekannt. Markus schreibt für Griechisch sprechende und nichtjüdische Leser, die einer heidenchristlichen Gemeinde angehören. Sie wird in der ärmeren Bevölkerung Nordpalästinas zu suchen sein. Auch das Markusevangelium ist eine Missionsschrift, die Menschen für den christlichen Glauben gewinnen will.

Markus beginnt sein Evangelium mit den Worten: Dies ist der Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes. (Markus 1,1) Dieser Satz wurde zur Überschrift des Evangeliums und später zum Titel seines Buches überhaupt. Damit war eine neue Literaturgattung geschaffen: die Evangelien.

Die Darstellung des Lebens setzt erst beim bereits erwachsenen Jesus ein. Eine Geburtsgeschichte kennt Markus nicht. Jesus knüpft an die Predigt Johannes des Täufers zur Umkehr an. Die Predigt Jesu ist jedoch keine Gerichtsbotschaft wie noch bei Johannes dem Täufer, sondern eine Einladung, am Reich Gottes teilzunehmen:

Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium! (Markus 1,15)

Diese Herrschaft Gottes wird nirgends direkt beschrieben. Aber über seine Wirkung geben die Gleichnisse Jesu Auskunft, die ganz gewöhnliche Erfahrungen pointiert darstellen. Das Besondere an diesen Alltagsgeschichten ist, dass sie zu einer neuen Perspektive auf die Lebenswirklichkeit führen. Ein Beispiel ist das Gleichnis vom Senfkorn:

Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen? Es ist wie ein Senfkorn, wenn das gesät wird aufs Land, so ist's das kleinste unter allen Samenkörnern auf Erden; und wenn es gesät ist, so geht es auf und wird größer als alle Kräuter und treibt große Zweige, sodass die Vögel unter dem Himmel unter seinem Schatten wohnen können. (Markus 4,30-32)

Wie in den anderen Evangelien kommt die Wirkung der anbre­chenden Gottesherrschaft auch in den Taten Jesu zum Ausdruck: Er heilt Kranke, treibt Dämonen aus, er vermehrt auf wunderbare Weise Brot oder stillt einen Sturm. Alle diese Geschichten werden von Markus aber so erzählt, dass den Betroffenen, ja selbst den Jüngern, die wahre Bedeutung Jesu verborgen bleibt. Dieses Geheimnis wird erst im Rückblick auf das ganze Leben Jesu offenbar. Durch Jesu Tod und Auferstehung tritt sein Wirken in ein neues Licht. Er ist nicht einfach ein Wundertäter oder Exorzist, Weisheits- oder Gesetzeslehrer. Erst der römische Hauptmann spricht es unter dem Kreuz aus: Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen! (Markus 15,39)

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Das Evangelium nach Lukas

Zusammen mit der Apostelgeschichte bildet das Lukasevangelium das so genannte lukanische Doppelwerk. Beide Werke, etwa 80 bis 90 n.Chr. entstanden, gehen auf denselben Verfasser zurück. Lukas gehört schon der dritten Generation der Christen an.

Lukas stellt seinem Werk eine Widmung voran, die uns Einblick in seine Arbeitsweise gibt und seine theologische Absicht verrät. Weil Lukas besonderen Wert auf historische Fakten legt, möchte er den Bericht über das Leben Jesu möglichst wahrheitsgetreu rekonstruieren:

Schon viele haben versucht, die Ereignisse zusammenhängend darzustellen, (…) so habe auch ich mich dazu entschlossen, all diesen Überlieferungen bis hin zu den ersten Anfängen sorgfältig nachzugehen, und sie für dich, lieber Theophilus, in rechter Ordnung und Abfolge niederzuschreiben. Du sollst dadurch die Zuverlässigkeit der Lehre erkennen, in der du unterwiesen wurdest. (Lukas 1,1-4)

Lukas folgt der Gliederung des Markusevangeliums und fügt, wie Matthäus, größere Redestücke ein. Darüber hinaus finden sich in seinem Evangelium viele eigenständige Erzählungen. Zu ihnen gehört auch die bekannte Weihnachtsgeschichte. Auf der Wanderschaft wird Jesus in einem Stall geboren. Engel verkünden dieses Ereignis unter den Hirten. Sie eilen herbei und finden das Neugeborene in der Krippe (Kap 2).

Die Botschaft des Engels kann als Motto für das ganze Evangelium verstanden werden:

Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren. (Lukas 2,11)

Dieses Motto findet sich im Handeln und in der Lehre Jesu wieder: Er bringt einen allseits unbeliebten Zöllner dazu, von seinem Geiz zu lassen. Schließlich verteilt der Zöllner seinen Reichtum an die Armen (Kap 19). In der Geschichte vom barmherzigen Samariter stellt Jesus den unfrommen Außenseiter als beispielgebenden Helfer in der Not dar (Kap 10). Ein Gleichnis für die Annahme des Gescheiterten erzählt die Geschichte vom verlorenen Sohn (Kap 15). Wegen dieser solidarischen Grundhaltung des Lukasevangeliums wird es bis heute bevorzugt von sozial engagierten Bewegungen aufgenommen.

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Das Evangelium nach Johannes

Das Johannesevangelium ist das jüngste der vier Evangelien. Es zeichnet ein Jesusbild, das unter den Evangelien den größten Abstand zur historischen Person Jesu hat. Es entstand um 100 n.Chr. und ist für Leser geschrieben, die in einer dualistisch geprägten Vorstellungswelt lebten.

Im 1. Kapitel zeigt uns das Evangelium Jesus als einen, der von Anbeginn der Welt bei Gott war. Seine Person wird mit dem lebenschaffenden Schöpfungswort identifiziert.

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. (…) In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen. (Johannes 1,1-4)

Diese Worte aus dem Anfang des Evangeliums zeigen Jesus schon von Anbeginn der Welt an in einer göttlichen Gestalt. Seine Menschwerdung wird folgendermaßen beschrieben: Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns. »Fleischwerdung« bedeutet, Jesus war ein Mensch von Fleisch und Blut und lebte in einer konkreten historischen Situation. Im Evangelium wird ihm die provozierende Frage gestellt:

Ist dieser nicht Jesus, Josefs Sohn, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wieso spricht er dann: Ich bin vom Himmel gekommen? (Johannes 6,42)

Göttliches und Menschliches stehen unvermittelt nebeneinander. Dieser Gegensatz bildet eine Spannung, die sich durch das ganze Evangelium zieht. An Jesus glauben heißt, zu erkennen, dass Jesus vom Gott gesandt wurde. Johannes zeigt seinen Lesern, wie sie zu dieser Erkenntnis gelangen können. Jesus ist der einzige Sohn Gottes. Er ist legitimiert, den Vater, der die Menschen liebt, offenbar zu machen. Jesus anzuerkennen bedeutet, mit ihm den Weg zu Gott zu beschreiten. Wer sich von der Finsternis der Welt abkehrt, wird im Licht der Gemeinschaft mit Gott leben.

Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. (…) Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes. (Johannes 3,16-18)

Auch Johannes berichtet von Wundertaten Jesu. Sie werden als Zeichen verstanden, die auf Jesus selbst hinweisen. Den Menschen, die in einer dunklen Welt leben, wird von der Heilung eines Blinden erzählt, der sein Augenlicht wieder erhält. Jesus sagt: Ich bin das Licht der Welt. (Johannes 8,12)

Den Menschen, die nach einem sinnvollen Leben hungern, wird die Geschichte von der wunderbaren Brotvermehrung erzählt: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten. (Johannes 6,35)

Den Menschen, die in der Welt des Todes leben, wird erzählt, dass Jesus einen Toten auferweckt hat. Jesus sagt: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt. (Johannes 11,25)

Für das Johannesevangelium ist charakteristisch, dass alle beschriebenen Ereignisse auf die Person Jesu konzentriert werden. Diese Einengung auf die Person Jesu wird verständlich, wenn man weiß, dass in dieser Zeit eine schmerzhafte Trennung gerade erst vollzogen worden war: die Trennung der Gemeinde, für die Johannes schreibt, vom Judentum. Wie stark diese Gemeinde den Traditionen des Judentums verbunden gewesen sein muss, zeigt sich daran, wie sachkundig Johannes alttestamentliches Gedan­kengut verwendet.

Verdichtete bildhafte Formeln machen die sprachliche Eigenart des Johannes aus. Sie hat dazu geführt, dass dieses Evangelium in den christlichen Kirchen bis heute eine große Bedeutung hat.

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Die Apostelgeschichte des Lukas

Das Buch ist von dem Verfasser des Lukasevangeliums geschrieben (1,1-4). Es will zeigen, wie sich das Bekenntnis zu Jesus Christus nach Jesu Tod ausbreitete. Lukas beschreibt die Ausbreitung dieser Botschaft als Wirken des Heiligen Geistes. Das geschieht durch den Auftrag an die Apostel:

Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde. (Apostelgeschichte 1,8)

Dies ist das Leitthema des ganzen Buches. Ihm folgt der Aufbau der Apostelgeschichte: Zuerst wird von der Entstehung der christlichen Gemeinde in Jerusalem berichtet, von ihrer Organisation und den ersten Widerständen (bis Kap 7). Dann folgt die Ausbreitung des Evangeliums in Judäa und Samaria durch die Apostel Philippus und Petrus (Kap 8–12), schließlich über deren Grenzen hinaus im ganzen Römischen Reich.

Die Apostelgeschichte ist die erste urchristliche Kirchenge­schichte. Sie wird für die Leser zu einer Entdeckungsreise für die Wirkungen des Heiligen Geistes: Der Heilige Geist Gottes grün­det zu Pfingsten die Kirche und befähigt die Apostel zum Reden und Verstehen. Er wirkt durch die Taufe und im Auflegen der Hände (Kap 2). Er kann weder belogen (Kap 5) noch käuflich er­worben werden (Kap 8).

Im zweiten Teil der Apostelgeschichte hat Lukas das Bild ei­ner umfangreichen Reisetätigkeit des Paulus entworfen. So kon­zentriert sich die Mission unter den Nichtjuden (ab Kap 13) al­lein auf das Wirken des Paulus. Dabei kommt es zum Konflikt zwischen ihm und den Leitern der Jerusalemer Gemeinde. Sie fordern von Paulus, dass er von übertrittswilligen Heiden zuvor die Anerkennung der jüdischen Gesetzesvorschriften verlangt. Eine Vereinbarung zwischen den Judenchristen von Jerusalem und dem Missionskreis um Paulus im so genannten Apostelkon­zil (Kap 15) macht den Weg frei für die Weltmission.

Das syrische Antiochien ist das Zentrum der paulinischen Mis­sion. Von der dortigen Gemeinde wird erstmalig der Name »Chris­ten« gebraucht (11,26). Schon vor dem Apostelkonzil entstehen christliche Gemeinden in Kleinasien, der heutigen Türkei (Kap 13 und 14). Danach gelangt das Evangelium nach Griechenland (Eu­ropa), und es bilden sich Gemeinden in Philippi, Thessalonich und Korinth, die später auch Briefe von Paulus erhalten (15,36–18,22). Auf dem Areopag in Athen konfrontiert Paulus das Evangelium mit der griechischen Philosophie (Kap 17). Nach einer nochmaligen Reise durch Kleinasien und Griechenland (18,23–21,14) bricht Pau­lus nach Jerusalem auf, wird dort verhaftet und als Gefangener nach Rom (Kap 21) gebracht. Auf diese Weise gelangt das Evangelium in die damalige Welthauptstadt.

Charakteristisch für den Stil des Buches sind Reden, welche der Autor den ersten Aposteln in den Mund legt. Sie geben ein Bei­spiel dafür, wie christliche Missionspredigten in dieser Zeit ein­mal ausgesehen haben mögen. Sie setzen sich intensiv mit den Argumenten der jeweiligen Zuhörer auseinander.

Ihr Männer von Athen! Ich sehe, dass es euch mit der Religion sehr ernst ist. Ich bin durch eure Stadt gegangen und habe mir eure heiligen Stätten angesehen. Dabei habe ich auch einen Altar entdeckt mit der Inschrift: "Für einen unbekannten Gott." Was ihr da verehrt, ohne es zu kennen, das mache ich euch bekannt. (Apostelgeschichte 17,22-23)

Lukas zeichnet ein ideales Bild von der Ausbreitung des Evange­liums und der Entstehung der ersten christlichen Gemeinden. Sie unterscheiden sich von anderen religiösen Gruppen durch Gütergemeinschaft (4,32-36), tägliche Mahlfeiern, ihre Gebetspraxis und die Beachtung der Lehre der Apostel (2,42-47). Doch zugleich müssen sich die Gemeinden als dauerhafte Institution organisieren, weil sich die Erwartung auf ein nahes Weltende nicht erfüllt. Auftretende Spannungen in den noch jungen Gemeinden, die Paulus in seinen Briefen benennt und anprangert, passen schlecht in das optimistische Bild des Lukas. So ist die Apostelgeschichte des Lukas im Ganzen selbst stärker Glaubenszeugnis als historischer Tatsachenbericht.

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