Deutsche Bibelgesellschaft

Briefe

Aufbau der Briefe des Neuen Testaments

Die Briefe bilden die zweite große Gruppe von Schriften im Neuen Testament. Sie enthält 21 Briefe, die von den Aposteln selbst oder unter ihrem Namen an verschiedene christliche Gemeinden und an Einzelpersonen geschrieben wurden. Die größte und wichtigste Sammlung bilden die Briefe des Paulus. Sie sind zugleich die ältesten schriftlichen Teile des Neuen Testaments.

Zur Sammlung der Paulusbriefe gehören 13 Briefe, in denen Paulus als Verfasser genannt wird. Zu den echten Paulusbriefen, die der Apostel in den Jahren zwischen 50 und 56 n. Chr. geschrieben hat, gehören die folgenden Briefe in der Reihenfolge ihrer zeitlichen Abfassung: Zuerst entstand der erste Brief an die Thessalonicher. Danach folgten der Brief an Philemon, der Brief an die Philipper, die beiden Briefe an die Korinther, der Brief an die Galater und der Römerbrief. Im Kern der Briefe geht es immer um die Botschaft von Kreuz und Auferstehung Jesu (vgl. 1. Korinther 15,3-8). Davon ausgehend setzen sich die Briefe inhaltlich mit Fragen und Problemen der Gemeinden auseinander, reagieren auf falsche Lehren und geben Anweisungen für das Gemeindeleben.

Bei den weiteren Briefen, in denen Paulus als Verfasser genannt wird, ist heute umstritten, ob sie tatsächlich von Paulus selbst stammen. Es handelt sich um die Briefe an die Kolosser, an die Epheser, den zweiten Brief an die Thessalonischer sowie die beiden Briefe an Timotheus und den Titusbrief. Diese Briefe unterscheiden sich sprachlich und inhaltlich teilweise deutlich von den echten Paulusbriefen. Man nimmt deshalb an, dass sie später entstanden sind. Die am Ende der Sammlung stehenden und unter dem Namen des Paulus an seine Mitarbeiter Timotheus und Titus adressierten Briefe werden außerdem als »Pastoralbriefe« bezeichnet. Die Bezeichnung ist von dem lateinischen Wort »Hirte« abgeleitet und bedeutet hier »geistlicher Leiter« einer christlichen Gemeinde. Inhaltlich richten sich die Pastoralbriefe entsprechend an Gemeindeleiter, denen strenge Verhaltensregeln auferlegt werden. Zugleich lässt sich in diesen Briefen eine Entwicklung zu besonderen Ämtern in der Gemeindeleitung ablesen: Diakone, Presbyter (»Älteste«), Bischöfe (1. Timotheus 3,1-13).

Eine Sonderstellung nimmt der Hebräerbrief ein. Er enthält keine Angabe zu seinem Verfasser. Weil am Ende des Briefes jedoch Timotheus erwähnt wird, ein enger Mitarbeiter des Paulus (Hebräer 13,23), wurde der Brief lange Zeit für einen Paulusbrief gehalten und hinter die anderen Paulusbriefe gestellt. Die Eigenart des Hebräerbriefs besteht darin, dass er ausführlich mit dem Alten Testament und der jüdischen Tradition argumentiert.

Auf die Paulusbriefe folgen die sogenannten »katholischen« Briefe. Das Wort »katholisch« kommt aus dem Griechischen und bedeutet »allgemein«. Die katholischen Briefe sind also in der Regel nicht an eine einzelne Gemeinde oder Person gerichtet, sondern an einen größeren Leserkreis oder allgemein an die gesamte Kirche. Im Unterschied zu den Paulusbriefen werden die katholischen Briefe nicht nach den Adressaten, sondern nach den Absendern benannt: Jakobus, Petrus, Johannes und Judas. Diese Personen standen in hohem Ansehen bei den ersten Gemeinden: Jakobus und Judas waren Brüder von Jesus (Markus 6,3), Petrus und Johannes gehörten zu den Jüngern (Markus 1,14-20). Auch bei den katholischen Briefen ist wahrscheinlich, dass die nicht von den genannten Personen selbst geschrieben, sondern in ihrem Namen verfasst worden sind. Denn die Briefe blicken bereits auf die Zeit zurück, in der die Apostel gewirkt haben. Wahrscheinlich sind sie in der Zeit um 100 n. Chr. entstanden.

Auf der folgenden Seite finden Sie zu jedem Brief des Neuen Testaments eine kurze Einführung in seinen Inhalt:

Deutsche Bibelgesellschaftv.4.23.1
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