Deutsche Bibelgesellschaft

32. Tag: Johannes 18,28-19,16a

In 35 Tagen durch das Johannesevangelium

Bibeltext(e)

Johannes 18

Jesu Verhör vor Pilatus

28Da führten sie Jesus von Kaiphas vor das Prätorium; es war aber früh am Morgen. Und sie gingen nicht hinein in das Prätorium, damit sie nicht unrein würden, sondern das Passamahl essen könnten. 29Da kam Pilatus zu ihnen heraus und sprach: Was für eine Klage bringt ihr vor gegen diesen Menschen? 30Sie antworteten und sprachen zu ihm: Wäre dieser nicht ein Übeltäter, wir hätten dir ihn nicht überantwortet. 31Da sprach Pilatus zu ihnen: So nehmt ihr ihn und richtet ihn nach eurem Gesetz. Da sprachen die Juden zu ihm: Es ist uns nicht erlaubt, jemanden zu töten. 32So sollte das Wort Jesu erfüllt werden, das er gesagt hatte, um anzuzeigen, welchen Todes er sterben würde.

33Da ging Pilatus wieder hinein ins Prätorium und rief Jesus und sprach zu ihm: Bist du der Juden König? 34Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus, oder haben dir’s andere über mich gesagt? 35Pilatus antwortete: Bin ich ein Jude? Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überantwortet. Was hast du getan? 36Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, dass ich den Juden nicht überantwortet würde; aber nun ist mein Reich nicht von hier. 37Da sprach Pilatus zu ihm: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es: Ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeuge. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme. 38Spricht Pilatus zu ihm: Was ist Wahrheit?

Und als er das gesagt hatte, ging er wieder hinaus zu den Juden und spricht zu ihnen: Ich finde keine Schuld an ihm. 39Ihr habt aber die Gewohnheit, dass ich euch einen zum Passafest losgebe; wollt ihr nun, dass ich euch den König der Juden losgebe? 40Da schrien sie wiederum: Nicht diesen, sondern Barabbas! Barabbas aber war ein Räuber.

Johannes 19

Jesu Geißelung und Verspottung

1Da nahm Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln. 2Und die Soldaten flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt und legten ihm ein Purpurgewand an 3und traten zu ihm und sprachen: Sei gegrüßt, König der Juden!, und schlugen ihm ins Gesicht.

4Und Pilatus ging wieder hinaus und sprach zu ihnen: Seht, ich führe ihn heraus zu euch, damit ihr erkennt, dass ich keine Schuld an ihm finde. 5Da kam Jesus heraus und trug die Dornenkrone und das Purpurgewand. Und Pilatus spricht zu ihnen: Sehet, welch ein Mensch!

Jesu Verurteilung

6Als ihn die Hohenpriester und die Diener sahen, schrien sie: Kreuzige! Kreuzige! Pilatus spricht zu ihnen: Nehmt ihr ihn hin und kreuzigt ihn, denn ich finde keine Schuld an ihm. 7Die Juden antworteten ihm: Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz muss er sterben, denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht.

8Als Pilatus das hörte, fürchtete er sich noch mehr 9und ging wieder hinein in das Prätorium und spricht zu Jesus: Woher bist du? Aber Jesus gab ihm keine Antwort. 10Da sprach Pilatus zu ihm: Redest du nicht mit mir? Weißt du nicht, dass ich Macht habe, dich loszugeben, und Macht habe, dich zu kreuzigen? 11Jesus antwortete: Du hättest keine Macht über mich, wenn es dir nicht von oben gegeben wäre. Darum hat, der mich dir überantwortet hat, größere Sünde.

12Von da an trachtete Pilatus danach, ihn freizulassen. Die Juden aber schrien: Lässt du diesen frei, so bist du des Kaisers Freund nicht; wer sich zum König macht, der ist gegen den Kaiser. 13Da Pilatus diese Worte hörte, führte er Jesus heraus und setzte sich auf den Richterstuhl an der Stätte, die da heißt Steinpflaster, auf Hebräisch Gabbata. 14Es war aber der Rüsttag für das Passafest, um die sechste Stunde. Und er spricht zu den Juden: Sehet, euer König! 15Sie schrien aber: Weg, weg mit dem! Kreuzige ihn! Spricht Pilatus zu ihnen: Soll ich euren König kreuzigen? Die Hohenpriester antworteten: Wir haben keinen König außer dem Kaiser. 16Da überantwortete er ihnen Jesus, dass er gekreuzigt würde.

Jesu Kreuzigung und Tod

Sie nahmen ihn aber,

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Zum Text
Die Frage, die Pilatus hier stellt, ist eine philosophische. Und eine höchst moderne noch dazu (18,38). Die Antwort steht ihm in der Person von Jesus im wahrsten Sinne des Wortes gegenüber (14,6). Vielleicht ist es das, was ihn dazu veranlasst, sich immer wieder gegen die Forderungen der Juden zu stellen – zumindest so lange, bis politische Erwägungen dann letztlich doch die Oberhand gewinnen (19,12). Ist er nicht standhaft genug? Oder füllt er lediglich seine Rolle in Gottes großem Plan aus (19,11)? Das zu beurteilen ist Gottes Aufgabe. Sicher ist: Er handelt entgegen seiner eigenen Überzeugung – und da steht Gott so gar nicht drauf (1Korinther 8)!

Basic Jesus – Jesu Todesurteil
Die religiöse Elite ist neidisch auf Jesus, weil er inzwischen mehr Anhänger hat als sie selbst. Weil sie um ihren Einfluss fürchten (11,48), stellen sie ihn vor ihr Gericht, wo er offen zugibt, Messias und Sohn Gottes zu sein – in ihren Ohren eine unheimliche Gotteslästerung, worauf nach 3Mose 24,15+16 die Todesstrafe steht, die sie aber leider nicht selbst, sondern nur die Römer vollstrecken dürfen. Pilatus und Herodes finden jedoch keinerlei Grundlage für die Verhängung der Todesstrafe (Lukas 23,2+14+15). Nur wegen der aufgehetzten Volksmenge gibt Pilatus um des lieben Friedens willen schließlich nach: Jesus wird als »König der Juden« zum Tod am Kreuz verurteilt. So stirbt ein völlig Schuldloser – und damit geht Gottes Plan in Erfüllung.

Deutsche Bibelgesellschaftv.4.26.9
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