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Die Briefe des Neuen Testaments

Auffallenderweise sind alle Schriften des Neuen Testaments, die man als »Lehrbücher« bezeichnen könnte, Briefe oder briefartige Schreiben. Sie werden in zwei Gruppen eingeteilt: »Paulusbriefe« (inklusive der so genannten »Pseudepigraphen«, d.h. Schriften, die unter dem Namen des Paulus von seinen Schülern verfasst worden sind) und »Katholische Briefe«.

Die Schreiben an christliche Gruppen und Gemeinden aus der Feder des Paulus sind die ältesten Texte des Neuen Testamentes. Um das Jahr 50 schrieb er an die Thessalonicher. Erst ca. 20 Jahre später entstand das erste Evangelium (Markus). Paulus wird in 13 Briefen als Verfasser genannt. Einige wurden ihm jedoch wahrscheinlich nur zugeschrieben, um sie der Autorität des Apostels zu unterstellen (ein in der Antike oft zu beobachtendes Verfahren).

Paulus legt in seinen Briefen bestimmten Gemeinden den Glauben an Jesus Christus – und was dieser Glaube bewirkt – ausführlich dar. Die Briefe beantworten auch Fragen zu Situationen, die die Christinnen und Christen im alltäglichen Leben zu bewältigen hatten. So erfahren wir aus den ihnen das Wesentlichste über die ersten christlichen Gemeinden, ihr Zusammenleben, die Gottesdienste und Ämter.

In den Katholischen Briefen (katholisch = griechisch für »allgemein«, d.h. für die ganze Kirche bestimmt), die als Verfasser Petrus, Johannes, Jakobus und Judas nennen, geht es ebenfalls um Themen und Probleme der ersten christlichen Gemeinden: Darstellung des wahren Glaubens, Abwehr von falschen Lehren und die richtige Gestaltung des christlichen Lebens in der Gemeinde, der Familie, der Berufswelt und in der Gesellschaft.


Der Brief von Paulus an die Römer

Die christliche Gemeinde in Rom kennt Paulus noch nicht. Auf der geplanten Reise nach Spanien möchte er die Gemeinde in der Hauptstadt besuchen (Römer 15,22-24) und schreibt vorbereitend diesen Brief. Als bislang Unbekannter stellt er sich den Römern zunächst vor, indem er ihnen seine Botschaft und Theologie erläutert. Sie ist in den folgenden Sätzen zusammengefasst:

Ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen. (Römer 1,16)

So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben. (Römer 3,28)

Gott nimmt die Menschen an, auch wenn sie keine Verdienste aufweisen können (3,28). Der christliche Glaube, der in der Tau­fe sichtbar wird (Kap 6), hebt die Last menschlicher Schuld auf und eröffnet ein neues Leben. Paulus nennt es das Leben aus dem Geist, der die Glaubenden zu Gotteskindern und zu Erben des Gottesreiches macht. Sie sind keine rechtlosen Sklaven (Kap 8).

Der zweite Teil des Römerbriefes ermahnt und gibt Anweisungen, wie christliches Leben im Alltag gestaltet werden kann (Kap 12–15). Auch hier ist das Gebot der Nächstenliebe der Kernsatz der christlichen Ethik. Er mündet in die Aufforderung, den ge­samten Alltag als vernünftigen Gottesdienst verstehen zu lernen.

Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst.

Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene. (Römer 12,1-2)

Die verschiedenen Gaben und Fähigkeiten, die die Einzelnen er­halten haben, sollen sie im Dienst für andere und in der Gemein­de einsetzen (Kap 12). Unter ihnen ist die Liebe die größte Gna­dengabe, weil sie die wechselseitige Annahme der unterschiedli­chen Menschen ermöglicht: Darum nehmt einander an, wie Chris­tus euch angenommen hat zu Gottes Lob. (Röm 15,7) Unterschiede werden nicht unter den Teppich gekehrt, sondern als Stärke der Gemeinschaft beurteilt.

Die Toleranz und die Freiheit des Evangeliums überschreitet die Grenzen. Auch die gesellschaftlichen und religiösen Unter­schiede zwischen Juden und Nichtjuden, Sklaven und Freien, Männern und Frauen sind nicht mehr entscheidend, wie Paulus ausdrücklich in Galater 3,28 schreibt. Für das jüdische Volk besteht der Vorzug darin, von Gott erwählt zu sein; doch nun gilt es zu erkennen, dass auch den Nichtjuden im Kommen Jesu Christi der Zugang zu Gott eröffnet wird und von allen als Chance ergriffen werden soll (Kap 9–11).

Zum Verhalten der Christen gegenüber der staatlichen Macht weist Paulus darauf hin, dass auch sie dem Auftrag Gottes unterstellt ist, der Erhaltung des Lebens zu dienen (Kap 13).

Der Maßstab allen Handelns ist die Liebe, weil sich in ihr alle Gebote erfüllen. Der Gehorsam des Einzelnen wird vom Gewissen bestimmt, das zwischen guten und bösen Taten abwägen soll. Christliches Handeln soll von einer Hoffnung getragen wer­den, die damit rechnet, dass das Reich Gottes kommt. Seine Kennzeichen sind Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem Heiligen Geist. (Römer 14,17)

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Der 1. und 2. Brief von Paulus an die Korinther

Paulus hat die christliche Gemeinde in der belebten griechischen Hafenstadt Korinth selbst gegründet. Es folgt ein reger Briefwechsel. Dazu gehören die beiden Korintherbriefe. Vermutlich sind sie um 55 und 56 n.Chr. in Ephesus geschrieben worden. Sie vermitteln uns einige Eindrücke von dieser bunten, vielgestaltigen Gemeinde in der pulsierenden Hafenstadt.

Paulus bezieht sich im 1. und 2. Korintherbrief ausführlich auf gemeindliche Probleme in Korinth. Vielfach werden sie durch Boten oder Briefe aus der Gemeinde an ihn herangetragen.

Einerseits steht die Einheit dieser christlichen Gemeinde auf dem Spiel. Verschiedene theologische Lehrer stellen sie vor inne­re Zerreißproben. Andererseits muss Paulus gegenüber den Christen mit jüdischer Tradition in Korinth seine Autorität behaupten. So geben uns die Briefe Einblicke in Schwierigkeiten, die schon die ersten christlichen Gemeinden, nicht nur in Korinth, bewältigen mussten.

Gegenüber unterschiedlichen theologischen Lagern, die die Einheit der Gemeinde gefährden, betont Paulus die Einheit der Gemeinde im Bekenntnis zu Jesus Christus. In einem Bild vergleicht er die Gemeinde mit einem Leib und seinen verschiedenen Körperteilen. Er versteht sie als Leib Christi. In diesem Bild ist Christus das Haupt des Leibes:

Denn wie der Leib einer ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obwohl sie viele sind, doch ein Leib sind: so auch Christus.

Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft, wir seien Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt. (1. Korinther 12,12-13)

Die unterschiedlichen Gaben sind füreinander, nicht gegeneinander, einzusetzen. Auch eine Höherbewertung besonderer Dienste kennt Paulus nicht. Als Maßstab für die Lösung von Streitigkeiten gilt, was dem Aufbau der Gemeinde dient (1. Korinther 6,12; 10,23).

Aber auch in ganz praktischen Fragen erteilt Paulus seinen Rat: Bei Problemen und Meinungsverschiedenheiten in Fragen der Lebensführung, der Geschlechterbeziehung und des Umgangs mit heidnischen Kultbräuchen soll Folgendes gelten: keine Duldung von sexueller Unzucht, kein Prozessieren vor heidnischen Gerichten! Wer aus der Freiheit des Geistes Jesu Christi lebt, nimmt zudem Rücksicht auf Schwache, z.B. beim Abendmahl, und unterstützt andere bedürftige Gemeinden wie die in Jerusalem durch Geldspenden (1. Korinther 16; 2. Korinther 8–9).

Paulus lebt vor, dass christliches Leben auch Anfechtungen in­nerer und äußerer Art ausgesetzt sein kann (2. Korinther4 und 6). In der Schwachheit liegt die eigentliche Stärke. Der Diener Christi er­scheint wie ein Narr in der Welt (2. Korinther 11 und 12). Das führt Paulus auf den Kern des Evangeliums von Jesus Christus selbst zurück: Das Wort vom Kreuz erscheint den Juden als Anstoß und Ärgernis ihres Glaubens, den Nichtjuden als Torheit, weil es alle Vorstellungen von einem vollkommenen Gott in Frage stellt (1. Korinther 1,23) und in der Botschaft von der Auferstehung die Grenzen der Erkenntnis überschreitet:

Wo sind die Klugen? Wo sind die Schriftgelehrten? Wo sind die Weisen dieser Welt? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht? (1. Korinther 1,20)

Der gekreuzigte Jesus wird zum Symbol dafür, dass Gott gerade das Verworfene, das von der Welt Gerichtete erwählt. Mit dem Bekenntnis zur Auferstehung des Gekreuzigten wird das Bild der Antike vom vollkommenen Gott endgültig zerstört.

Die Christen in Korinth werden zugleich aufgerufen, ihre im Glauben gründende Freiheit nicht überheblich zu missbrauchen: Unter den Bedingungen ihrer Zeit ist nicht »alles erlaubt«, sind die »Gnadengaben« nicht grenzenlos (1. Korinther 14), sind Leid und Tränen noch nicht überwunden (2. Korinther 4,17). Das Ziel der Geschichte von Welt und Mensch steht noch aus, denn:

wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen (2. Korinther 5,7)

und

sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild, dann aber von Angesicht zu Angesicht: (1. Korinther 13,12)

Gott, das ewige, neue Leben.

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Der Brief von Paulus an die Galater

Mit dem Galaterbrief wendet sich Paulus an die christlichen Gemeinden in der kleinasiatischen Landschaft Galatien. Paulus sieht diese Gemeinden in ihrem Glauben durch Lehrer gefährdet, die den nichtjüdischen Christen jüdische Riten auferlegen wollen: Jüdische Speisevorschriften und die Beschneidung halten wieder Einzug.

Ihnen gegenüber verteidigt er die christliche Freiheit, die keinen Rückfall in die alte Gesetzlichkeit erlaubt:

Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen! (Galater 5,1)

Mit den Jerusalemer Christen war auf dem Apostelkonzil keine zusätzliche Beachtung jüdischer Gesetze für die Heidenmission vereinbart worden (2,6). Die Beschneidung gilt durch die Taufe als abgelöst. Darum sind durch den Glauben an Christus die menschlichen Unterschiede aufgehoben, auch wenn sie äußerlich noch weiter bestehen:

Es hat darum auch nichts mehr zu sagen, ob ein Mensch Jude ist oder Nichtjude, ob im Sklavenstand oder frei, ob Mann oder Frau. Durch eure Verbindung mit Jesus Christus seid ihr alle ein neuer Mensch geworden. (Galater 3,28)

Die Erben Christi können durch die Früchte des Geistes Zeichen einer neuen Zeit setzen: Einander die Lasten tragen und Gutes tun, so kann das neue Gesetz Christi erfüllt werden (Kap 6). Paulus schöpft die Kraft, sich mit den Gegnern auseinander zu setzen und das Evangelium zu verteidigen, aus der Erfahrung, dass Christus in ihm lebt.

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Der Brief von Paulus an die Epheser

Der Epheserbrief lässt nichts mehr von den Anfangsproblemen der christlichen Gemeinde in der Gründungsphase erkennen wie noch die echten Paulusbriefe. In den Vordergrund tritt in diesen späteren Briefen nun die Aufgabe der Gemeinde, sich als Kirche in der Welt einzurichten. Sie begegnet dieser Aufgabe mit einem neuen Selbstverständnis.

Dies zeigt sich z.B. im Epheserbrief in einer neuen Auslegung des paulinischen Bildes von der Gemeinde: Der Leib Christi umspannt den ganzen Kosmos. Christus, der Kopf dieses Leibes, erscheint nun als Herr der Welt und zugleich als das Haupt der Gemeinde (1,22).

Paulus hatte zu seiner Zeit dieses Bild nur auf die Gemeinde bezogen. Jetzt kommt es aber darauf an, die Gemeinde, den Leib Christi, inmitten dieser Welt als Einheit zusammenzuhalten und zu vollenden (4,15). Die Christen unterschiedlicher Herkunft können deshalb miteinander leben, weil Christus Frieden zwischen Juden und Nichtjuden hergestellt und den Zaun der Feindschaft abgebrochen hat. (Epheser 2,14)

Im Interesse der Einheit werden auch die weltlichen Haustafeln, Verhaltensregeln für die Familienordnung, »christianisiert« (5,21; 6,9): Die Unterordnung der Frauen unter die Männer, der Kinder unter die Eltern und der Sklaven unter die Herren bleibt erhalten; aber der Geist der Liebe Christi soll dem Missbrauch von Macht und Autorität wehren. Christen sollen den »neuen Men­schen« wie ein Kleid anziehen und nicht in ein unchristliches Le­ben zurückfallen (4,22-24). Die »geistliche Waffenrüstung des Glaubens« (6,11-17) soll sie befähigen, gegen die Mächte des Bö­sen zu kämpfen.

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Der Brief von Paulus an die Philipper

Im Philipperbrief begründet Paulus in ähnlicher Weise wie im Galaterbrief während eines Gefängnisaufenthalts die Zuversicht, die Strapazen seiner Gefangenschaft (wahrscheinlich in Ephesus) auszuhalten. Er tröstet sich in der Gewissheit, dass Sterben für ihn bedeutet, die Auferstehung selbst zu erleben.

Andererseits ist er bereit, sich neu in den Dienst rufen zu lassen, wenn er gebraucht wird (Kap 1). Trotz aller Bedrängnisse und Gefährdungen be­herrscht der Grundton der Freude den Brief:

Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! (Philipper 4,4)

Denn Christus ist den Weg der Erniedrigung gegangen und wurde erhöht (ein Christuslied: 2,5-11), und er wird mit seinem baldigen Kommen das Reich der Herrlichkeit aufrichten (3,20).

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Der Brief von Paulus an die Kolosser

Der Kolosserbrief hat viel mit dem Epheserbrief gemeinsam, dem er vielleicht als literarische Vorlage diente. Ein Verfasser aus dem Umkreis der Paulusschule reagiert in diesem Brief auf Irrlehrer, die mit der Vorstellung von Schicksalsmächten wieder vorchristliche Lehren einführen wollen.

Ähnlich wie im Epheserbrief wird ihnen eine kosmische Leib-Christi-Vorstellung ent­gegengesetzt, bei der Christus den ganzen Kosmos beherrscht. Es gibt keine Schicksalsmächte. In Gemeinschaft mit Gott Vater ist Christus der Schöpfer und Versöhner der ganzen Welt. So wird er im Hymnus gepriesen:

Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes,
der Erstgeborene vor aller Schöpfung.
Denn in ihm ist alles geschaffen,
was im Himmel und auf Erden ist,
das Sichtbare und das Unsichtbare,
es seien Throne oder Herrschaften
oder Mächte oder Gewalten;
es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen. (Kolosser 1,15-16)

Immer öfter muss sich die christliche Gemeinde gegen Anfeindungen durchsetzen und vor allem gegen Rückfälle schützen. Aber wo Christus herrscht, ist kein Raum für andere Mächte (3,15). Die alten Mächte sind »gestorben« und mit ihnen der »alte Mensch« (2,20; 3,3).

Praktische Ratschläge für den christlichen Alltag prägen den zweiten Teil des Briefes. Dazu werden Sammlungen von Verhaltensregeln, so genannte Haustafeln (3,18–4,1), aus der heidni­schen Umwelt aufgenommen und vom Verfasser christlich bear­beitet:

Alles, was ihr tut, das tut von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen, denn ihr wisst, dass ihr von dem Herrn als Lohn das Erbe empfangen werdet. (Kolosser 3,23)

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Der 1. Brief von Paulus an die Thessalonicher

Von der Erwartung der nahen Wiederkunft Christi ist auch der 1. Thessalonicherbrief geprägt. Er ist der vermutlich älteste erhaltene Paulusbrief. Die Gemeinde in Thessalonich war in ihrem Glauben an das baldige Kommen Christi durch den Tod von Gemeindegliedern verunsichert worden (4,13). Sie wollten wissen, ob die bereits Verstorbenen an der Wiederkunft Christi teilhaben würden oder etwa für immer verloren wären.

Darauf antwortet Paulus. Unter Berufung auf Jesus spricht er die Hoffnung aus, dass auch die bereits verstorbenen Gemeindeglieder nicht von Christus ausgeschlossen werden. Er erinnert zugleich daran, dass man jederzeit mit dem Kommen Christi rechnen muss. Seine Wiederkehr ist plötzlich, ohne Vorankündigung, zu erwarten:

Denn ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn kommen wird wie ein Dieb in der Nacht. (1. Thessalonicher 5,2)

Bis dahin sollen sie ein Leben der Heiligung führen (4,3). Dazu gehört auch: Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen. (1. Thessalonicher 5,16-17)

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Der 2. Brief von Paulus an die Thessalonicher

Im Gegensatz zu der Erwartung eines nahen Endes der Welt, die dem 1. Thessalonicherbrief zugrunde lag, steht der 2. Thessalonicherbrief: Die Wiederkunft Christi wird nunmehr in ferner Zukunft erwartet.

Zuvor muss nach göttlichem Plan der Antichrist, der satanische Widersacher, in einem Kampf gegen Gott auftreten (2,3-12). Deshalb sind noch Zeiten der Bosheit und Verfolgung auszuhalten. Aber sie werden als eine notwendige ge­chichtliche Etappe auf dem Weg zur Vollendung der Welt verstanden.

Der 2. Thessalonicherbrief zeichnet ein ganz anderes Bild von der Vollendung als der 1. Thessalonicherbrief. Paulus argumentiert sonst nicht mit diesen Bildern der jüdischen Apokalyptik. Deshalb kann er auch nicht als Verfasser dieses Briefes gelten. Aber die Aufrufe zum Durchhalten in Bedrängnis und zur Fürbitte aus dem 1. Thessalonicherbrief bilden einen passenden Rahmen für spätere Schreiben gegen Ende des 1. Jh. n.Chr. unter dem Namen des Paulus.

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Der 1. und 2. Brief von Paulus an Timotheus und an Titus| Pastoralbriefe

Die beiden Briefe an Timotheus und an Titus werden unter der Bezeichnung Pastoralbriefe zusammengefasst. Sie wenden sich an Pastoren und Bischöfe, die geistlichen Leiter der jungen christlichen Gemeinden.

Während Paulus noch die Gleichwertigkeit der verschiedenen Dienste in der Gemeinde betonte, zeichnet sich in diesen Briefen schon die Entwicklung besonderer Ämter der Gemeindeleitung ab: Bischöfe, Diakone und Presbyter (»Älteste«) bilden eine neue Amtshierarchie in der Gemeinde. Ihnen werden strenge Verhal­tensregeln auferlegt (1.Timotheus 3,1-13; 5,17-23; Titus1,5-9).

Aber auch alle anderen Christen werden dazu angehalten, sich durch eine fest gegründete Frömmigkeit gegen die neu aufkommenden Irr­lehren zu schützen. Eine Vielzahl von Mahnungen fordert dazu auf, den guten Kampf des Glaubens zu kämpfen (1.Timotheus 6,12), sich als Sol­dat Christi im Leiden zu bewähren (2.Timotheus 2,3) und ein unanstößi­ges Leben zu führen (2.Timotheus 4; Titus 3).

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Der Brief von Paulus an Philemon

Wiederum aus einer Gefängnissituation schreibt Paulus den persönlich gehaltenen Brief an Philemon nach Kolossä. In diesem Schreiben versucht er, zwischen dem Sklaven Onesimus und seinem Herrn Philemon zu vermitteln. Er bittet ihn darum, den ent­aufenen Sklaven Onesimus für seine eigenmächtige Tat nicht zu bestrafen.

Onesimus war durch Paulus Christ geworden. Phile­mon und die Gemeinde sollen ihn nun trotz seiner Schuld als Bruder und Mitarbeiter anerkennen und freisprechen. Paulus drängt ihnen aber die Entscheidung nicht auf. Er vertraut darauf, dass Philemon sich durch den neuen Geist christlichen Glaubens leiten lässt und den Sklaven als Bruder aufnehmen wird.

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Der 1. Brief von Petrus

Der 1. Petrusbrief wendet sich an christliche Gemeinden in Kleinasien, die sich mit einer ihnen feindlichen Umwelt auseinander setzen müssen. Der Absender schreibt unter dem Namen des anerkannten Apostels Petrus aus Babylon (5,13). Babylon wurde als Deckname für die Hauptstadt Rom verwendet.

Der Brief spiegelt die Bedrohung der Gemeinden während der ersten weitreichenden Christenverfolgung im römischen Reich zur Zeit des Kaisers Domitian (81–96 n.Chr.) wider. Die Gemeinden leiden unter politischer und gesellschaftlicher Anfeindung und wer­den mit allen Mitteln gedemütigt. Sie werden verleumdet und verachtet. Der Brief bestärkt die Christen durchzuhalten: Gerade in dieser Situation bewährt sich der Glaube. Er wird geradezu geläutert, wie das Silber im Feuer. Es gilt als Auszeichnung, zum auserwählten Volk Gottes zu gehören (2,9) und wie Christus durch unschuldiges Leiden zur Herrlichkeit zu gelangen (2,21-25). Dazu gehört, unbeirrt Rechenschaft über den Glauben zu ge­ben (3,15).

Der 1. Petrusbrief begründet die Theologie des Märtyrertums in der frühen Christenheit. Die Verfolgungen werden als Zeichen der nahen Wiederkunft Christi (4,7) gedeutet. Es kommt darauf an, auch im Leiden Christus nachzufolgen und dadurch im künftigen Gericht gerettet zu werden (4,16-19).

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Der 2. Brief von Petrus

Der 2. Petrusbrief versteht sich als Fortsetzung des ersten Briefes unter dem Namen des Simon Petrus. Gegenüber den Spöttern, die die christlichen Gemeinden wegen des Ausbleibens der Wie­derkunft Christi auslachen, weist der Apostel mit einem Psalmwort (Ps 90,4) auf das andere Zeitmaß Gottes hin:

Vor Gott sind tausend Jahre wie ein Tag! Deshalb habe die Gerichtszeit, die der Wiederkunft vorausgeht, schon mit der ersten großen Sintflut des Alten Testaments begonnen (1. Mose 6–9). Die Verzögerung der Wiederkunft bedeutet eine letzte Chance, zur christlichen Ge­meinde zu finden. Das Ende wird aber ohne Vorankündigung kommen, wie ein Dieb in der Nacht. (Kap 3/2.Petrus 3,13)

Der Brief gibt sich als Testament des Petrus: Angesichts des verheißenen neuen Himmels und der neuen Erde (3,13) relativiert sich die Bedeutung seines eigenen Lebens: denn ich weiß, dass ich meine Hütte bald verlassen muss. (2. Petrus 1,14)

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Der 1. Brief von Johannes

Der 1. Johannesbrief fordert eine Umkehr im Denken: Nicht aus der Perspektive des Menschen, sondern von Gott her soll die Lebensorientierung gewonnen werden. Die bildhaften Aussagen – Gott ist Licht (1,5) und Gott ist die Liebe (4,16) – bringen diesen allumfassenden Anspruch Gottes auf Lebensorientierung zur Sprache.

Im Widerspruch dazu stehen alles Weltliche und der widergöttliche Antichrist. Er verkörpert die Welt der Finsternis und des Hasses. Ohne Gottes Erscheinen in der Welt könnte die Welt diese Gegensätze aber nicht wahrnehmen. Darum ist Gott in Jesus Mensch geworden – zum Hören, Sehen und Anfassen (1,1). Dadurch hat Jesus die Menschen in die Lage versetzt, den lie­benden Gott von allem Widergöttlichen zu unterscheiden.

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Der 2. und 3. Brief von Johannes

Während im 1. Johannesbrief die üblichen Briefangaben fehlen, gibt sich für den 2. und 3. Johannesbrief der Verfasser als Ältester (= Presbyter) zu erkennen. Der dritte Brief wendet sich ausdrücklich an einen Gaius. Vieles spricht dafür, in dem Verfasser den später häufig genannten Presbyter Johannes aus Ephesus am Ende des 1. Jh. n.Chr. zu sehen.

Die beiden kurzen Briefe unterstreichen, dass die Bruderliebe, die Jesus fordert, nicht verfälscht werden darf, denn die Wahrheit darf nicht aufs Spiel gesetzt werden. Gerade verfolgte, auf der Flucht befindliche, fremde Brüder sollen liebevoll aufgenommen werden, denn die Kraft des Christentums in der Verfolgungssituation der ersten Jahrhunderte lag darin, um der Überzeugung willen keine Kompromisse einzugehen.

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Der Brief an die Hebräer

Im Hebräerbrief begegnet dem Leser eine besonders jüdisch geprägte Theologie. Der Verfasser ist unbekannt. Ausführlich argumentiert er mit dem Alten Testament und der jüdischen Tradition. Seine Argumentationsweise wurde nicht zur allgemeinen Auffassung der frühen Kirche.

Der Brief redet eine Gemeinde an, die im Glauben müde und schlaff geworden war (12,12). Auch Vertrauen und Hoffnung hatten nachgelassen (10,35-36). In der Wüstenwanderung des Volkes Israel findet der Verfasser eine geschichtliche Parallele für diese Situation. Er bezeichnet auch die angeredete Gemeinde als »wanderndes Gottesvolk«. Es kommt nur dann an das Ziel der Wanderschaft, wenn es der Verheißung Gottes treu bleibt. Dort­hin gelangt es mit Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens (12,2): Er ist der Letzte, durch den Gott auf der Erde als Erlöser gehandelt hat (1,1-4). Er gilt als Hohepriester (4,14-16) und zu­gleich als Opfer zur Versöhnung mit Gott (Kap 9). Mit diesem Opfer sind die Sünden der Menschen bei Gott abgegolten.

Der Brief macht deutlich, dass wegen der Einmaligkeit des Opfers Jesu Christi am Kreuz auch nur eine einmalige Buße mög­lich ist. Deshalb dürfen die Christen nicht in das vorchristliche Leben zurückfallen. Die Mahnung aber ist ernst und klar zugleich: Mit dem Glauben können wir nicht spielen, weil es vor Gott kein Entrinnen gibt. Christen lassen das irdische Leben hinter sich und sind unterwegs zur zukünftigen, bleibenden Stadt.

So lasst uns nun zu ihm hinausgehen aus dem Lager und seine Schmach tragen. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. (Hebräer 13,13-14)

Dazu gehört ein festes Herz (13,9) und ein Glaube, der fest steht in dem, was man erhofft, und überzeugt ist von Dingen, die man nicht sieht (11,1). Das ist mehr als eine Definition von Glauben, es ist die Regel für eine Glaubenspraxis, die dazu einlädt, heute entsprechende Erfahrungen zu machen.

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Der Brief von Jakobus

Der Jakobusbrief gibt sich als Zeugnis des leiblichen Bruders Jesu (1,1; vgl. Mk 6,3). Jakobus war Fischer. Die kunstvolle griechische Sprache dieses Briefes kann ihm jedoch kaum zugetraut werden. Zudem setzt der Brief die Wirksamkeit der paulinischen Theologie voraus und muss daher in späterer Zeit geschrieben worden sein.

Er wendet sich gegen die einseitige Betonung des Glaubens als einer nur innerlichen Haltung: So ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, tot in sich selber. (Jakobus 2,17)

Im Stil einer weisheitlichen Abhandlung entfaltet der Brief, dass dem Hören des Wortes auch Taten folgen müssen, um Voll­kommenheit zu erlangen (1,22-25). Daran hindern Reichtum und Wohlstand (2,6; 5,1-6), während die Weisheit förderlich ist, die zum wahren Lehrer taugt (Kap 3). Die Erwartung der Wie­derkunft Christi verlangt Ausdauer und Geduld. Bis dahin ist die Zeit von Gott gewährt: Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun. (Jakobus 4,15) Alles menschliche Planen sollte diese zeitliche Einschränkung berücksichtigen! Aber, solange wir leben, gilt es, füreinander da zu sein: Bekennt also einander eure Sünden und betet füreinander, dass ihr gesund werdet. (Jakobus 5,16)

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Der Brief von Judas

Der Judasbrief nennt Judas, den Bruder Jesu und des Jakobus (Mk 6,3), als Verfasser. Wahrscheinlich ist der Brief aber lange nach Judas geschrieben worden.

Auch der Judasbrief richtet sich gegen auftretende Irrlehrer. Sie leugnen die himmlischen Kräfte und die Herrschervollmacht Jesu und verführen die Gemeinde zu ausschweifendem Leben. Sie können nichts anderes als Gottes Ge­richt erwarten, deshalb soll man ihre Bestrafung Gott überlassen. Die christliche Gemeinde soll zusammenhalten und vor allem die gemeinsame Feier des Abendmahles (V. 12) nicht zerstören und auflösen.

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