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Die Offenbarung an Johannes

Das prophetische Buch des Neuen Testaments, die Offenbarung des Johannes, beginnt mit sieben Sendschreiben an kleinasiatische Gemeinden, in denen der Verfasser diese ermuntert, ermahnt und tröstet. Denselben Sinn haben auch die Visionen und Bilder der restlichen Kapitel: Trotz aller Unterdrückung durch staatliche Gewalt steht zuletzt der Sieg Gottes fest.

Mit ihrer reichen Bildersprache ist die Offenbarung faszinierend und schwer verständlich zugleich. Damit hängt es wohl zusammen, dass sie in besonderer Weise den Volksglauben beeinflusst hat. Eine ganze Reihe von Vorstellungen der Volksfrömmigkeit hat hier ihren Ursprung, z. B:
 

  • Die Annahme eines Fegefeuers
  • Die Erwartung des Gerichts vor dem Thron
  • Der Kampf zwischen Engeln und Teufel
  • Die Bilder von Posaunenengeln, apokalyptischen Reitern und vom himmlischen Jerusalem
  • Die Zahlensymbolik


Entgegen einer weit verbreiteten Annahme ist die Offenbarung kein »Fahrplan« für die Ereignisse am Ende der Zeit, sondern eine Durchhalteschrift für Christen in der Verfolgung.

Wahrscheinlich ist die Offenbarung des Johannes am Ende des ersten Jahrhunderts für die vom römischen Staat verfolgte Kirche in Kleinasien geschrieben worden.

Das Wort Offenbarung heißt im Griechischen apokalypsis. Es geht darum, Dinge offenbar zu machen, zu enthüllen oder ans Licht zu bringen. Mit dem Begriff »Apokalyptik« ist angezeigt, dass dieses Buch einer bestimmten Literaturgattung angehört.

Das Motto des Buches wird im ersten Vers zusammengefasst: Dies ist die Offenbarung Jesu Christi, die ihm Gott gegeben hat, sei­nen Knechten zu zeigen, was in Kürze geschehen soll. (Offb 1,1) Damit wird der Inhalt des Buches als Geheimwissen über die Zukunft ausgewie­sen. Die Ereignisse, die dann in dem Buch dargestellt werden, schildern einerseits die bedrohliche Gegenwart und andererseits zeigen sie, dass der Sieg durch Christus errungen worden ist und im Himmel bereits ein wunderbarer Gottesdienst gefeiert wird. Die Offenbarung formuliert Bilder der Hoffnung für jene Christen, die in Zeiten persönlicher Anfeindungen ihrem Glauben treu geblieben sind.

Vermutlich ist das Buch am Ende des 1. Jh. n.Chr. in Klein­asien, dem westlichen Teil der heutigen Türkei, entstanden. Das Gebiet gehörte damals zum Römischen Reich. Kaiser Domitian, der von 81 bis 96 n.Chr. regierte, versuchte seine Herrschaft durch eine rigorose Religionspolitik durchzusetzen. Als erster rö­mischer Kaiser forderte er von allen seinen Untertanen, schon bei Lebzeiten als Gott verehrt zu werden. Diesen Kaiserkult setzte er mit aller Härte durch. Die Christen, eine kleine Minderheit in dieser Gegend, gerieten dadurch in einen schweren Gewissenskonflikt. Ihr Glaube an Gott duldete keine Kompromisse. Der Verfolgung durch den römischen Staat hätten sich die Christen mit der Beteiligung am Kaiserkult leicht entziehen können. Vie­le wählten diese Möglichkeit, um zu überleben. Andere erlitten die Todesstrafe und wurden so zu Märtyrern des christlichen Glaubens.

Diese bedrängende Situation ist der Hintergrund, auf dem Johannes seine Offenbarung niederschreibt. Mit dem Verfasser des Johannesevangeliums ist dieser Johannes nicht identisch. Er gehört aber zweifellos zu den großen Gestalten der frühen Kirche. Wir erfahren von ihm, dass er sich auf die Insel Patmos in der Ägäis zurückgezogen hat und dort seine Visionen empfängt.

Im ersten Kapitel der Offenbarung führt er sich selbst als Die­ner Gottes und als Prophet ein. Offensichtlich ist er in großer Sorge, wie sich die Christen in der Verfolgungssituation bewähren werden. In sieben Briefen, den so genannten Sendschreiben, wendet er sich an sieben einzelne Gemeinden, die er ermahnt und tröstet. Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens ge­ben, (Offb 2,10) heißt es in dem Brief an die Gemeinde in Smyrna.

Den Hauptteil des Buches bilden die Visionen der endzeitlichen Katastrophe, die in immer neuen und schrecklichen Bildern dargestellt wird. Es tobt der Kampf zwischen Gott und den ent­fesselten satanischen Mächten. Sie üben in Gestalt furchterregender Tiere eine Schreckensherrschaft aus. Obwohl die wider­göttlichen Mächte zu triumphieren scheinen, lässt Johannes seine Gemeinden wissen, dass sie in Kürze überwunden sein werden. Christus erscheint in der Gestalt eines Lammes, das die Spuren der Kreuzigung an sich trägt und Platz nehmen darf neben dem Thron Gottes.

Wenn Johannes vom Untergang der Hure Babylon redet, wis­sen seine Leser sehr wohl, dass damit verschlüsselt die Hauptstadt Rom gemeint ist.

Danach sah ich einen andern Engel herniederfahren vom Himmel, der hatte große Macht, und die Erde wurde erleuchtet von seinem Glanz. Und er rief mit mächtiger Stimme: Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die Große, und ist eine Behausung der Teufel geworden und ein Gefängnis aller unreinen Geister. (Offenbarung 18,1-2)

Mit dem Tier aus dem Abgrund, das sich anbeten lässt, kann nur der Kaiser Domitian gemeint sein.

Und es wurde ihm Macht gegeben, Geist zu verleihen dem Bild des Tie­res, damit das Bild des Tieres reden und machen könne, dass alle, die das Bild des Tieres nicht anbeteten, getötet würden. (Offenbarung 13,15)

Weil es im Römischen Reich gefährlich war direkt zu reden, wer­den die beschriebenen Ereignisse mit Hilfe geheimnisvoller Zeichen und Bilder aus der jüdischen Apokalyptik verschlüsselt.

Die Offenbarung endet mit der Vision eines neuen Himmels und einer neuen Erde, in denen es eine ungetrübte Gemeinschaft mit Gott geben wird.

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