Die erste Rede des Elihu
1Nun aber, Hiob, hör meine Worte!
Achte auf alles, was ich dir zu sagen habe!
2Pass auf, ich mache jetzt meinen Mund auf!
Meine Zunge löst sich vom Gaumen und spricht.
3Meine Worte sind offen und ehrlich gemeint.
Die reine Wahrheit kommt über meine Lippen.
4Der Geist Gottes hat mich erschaffen,
der Atem des Allmächtigen macht mich lebendig.
5Wenn du es kannst, so widerlege mich!
Stell dich zum Kampf, trag deine Argumente vor!
6Du weißt, vor Gott – da sind wir beide gleich.
Aus Lehm hat er auch mich geschaffen.
7Sollte ich dich erschrecken, hab keine Angst!
Sollte ich dich bedrängen, nimm es nicht schwer!
8Was du gesagt hast, weiß ich ganz genau.
Den Wortlaut deiner Rede habe ich noch im Ohr.
9Du hast behauptet:
»Ich habe ein reines Gewissen und nichts Unrechtes getan.
An mir haftet kein Makel, ich trage keine Schuld.
10Gott aber sucht nach Vorwürfen gegen mich,
er betrachtet mich als seinen Feind.
11Er legt meine Füße in den Block.
Auf allen Wegen überwacht er meine Schritte.«
12Doch damit bist du im Unrecht, das sag ich dir.
Denn Gott ist größer als ein Mensch.
13Warum also streitest du mit ihm und erklärst,
dass er zu allen Anliegen der Menschen schweigt?
14Es ist doch vielmehr so: Gott redet einmal
und dann noch einmal, aber niemand achtet darauf.
15Es geschieht in Träumen, in nächtlichen Visionen,
wenn die Menschen in tiefen Schlaf fallen.
Kaum schlummern sie sanft in ihren Betten,
16dann öffnet Gott ihnen das Ohr.
Dann schreckt er sie auf durch eine Warnung.
17Er will den Menschen von seinem Tun abbringen
und ihn zwingen, seinen Hochmut abzulegen.
18Er will ihn vor dem Grab bewahren,
damit er nicht in sein Verderben läuft.
19Auch das soll dem Menschen eine Warnung sein:
Wenn Gott ihn durch eine Krankheit ans Bett fesselt,
dann spürt er Schmerzen in allen seinen Gliedern.
20Er mag nichts essen, so elend ist sein Leben.
Sogar seine Lieblingsspeise weist er zurück.
21Er fällt vom Fleisch, sieht immer schlechter aus.
Die Knochen treten hervor, man kann’s kaum glauben.
22So nähert er sich Schritt für Schritt dem Grab,
den Ort der Toten hat er schon fast erreicht.
23Vielleicht kommt dann ein Engel ihm zu Hilfe,
einer aus den Heerscharen, der für ihn spricht.
Es gibt ja solche Engel, die dem Menschen verkünden,
was für ihn gut und richtig ist.
24Vielleicht hat er Erbarmen mit ihm und spricht:
»Ach Gott, lass nicht zu, dass er ins Grab muss.
Hier ist das Lösegeld für ihn!«
25Dann wird er gesund, kommt wieder zu Kräften,
als sei er in die Tage seiner Jugend zurückgekehrt.
26Dann betet er zu Gott,
und der ist ihm wieder wohlgesonnen.
Im Tempel darf er sein Angesicht schauen.
Was für ein Freudenfest!
So sorgt Gott sich um den Menschen
und lässt ihm Gerechtigkeit widerfahren.
27Dann singt er vor der Gemeinde und bekennt:
»Ich habe gesündigt und mich falsch verhalten.
Doch Gott hat es mir nicht vergolten.
28Vielmehr hat er mein Leben freigekauft,
sodass ich nicht hinabmusste ins Totenreich.
Ich darf im Licht der Sonne leben.«
29Schau, das alles tut Gott!
Er tut es zweimal, dreimal für den Menschen.
30Er will sein Leben vor dem Grab retten,
damit die Sonne des Lebens für ihn scheint.
31Du, Hiob, hör mir aufmerksam zu!
Sei still und lass mich weiter zu dir reden!
32Hast du etwas zu sagen, dann antworte mir!
Sprich’s aus, ich will dir gern recht geben!
33Hast du aber nichts vorzubringen, dann hör mir zu!
Sei still und lass mich dir erklären,
was Weisheit ist.