Deutsche Bibelgesellschaft

(erstellt: Mai 2024)

Artikel als PDF folgt!

Permanenter Link zum Artikel: https://bibelwissenschaft.de/stichwort/27949/

1. Definition

Als Mörser (lat.: mortarium) wird eine eher dicke und innen glatte Schale bezeichnet, in der feste Substanzen durch den darin senkrecht ausgeübten Druck eines Stößels oder Pistills zerkleinert, pulverisiert, gemahlen oder vermischt werden. Die Form von Stößel oder Pistill kann rundlich flach oder langrechteckig sein und entspricht nicht der Form der Mörser-Innenseite. Während ein Stößel eher glatt ist und zum Zerstoßen eingesetzt wird, ist der Pistill rau und eignet sich mit kreisförmigen Bewegungen für das Zerreiben von Substanzen. Das Material von Mörser und Pistill / Stößel muss dabei hart genug und kohäsiv sein, um die Substanz zu zerkleinern, ohne davon abgetragen zu werden, zu zerbrechen oder zu zersplittern; meist wurde Stein, Metall, Keramik oder Holz dafür verwendet. Unter dem Begriff ‚Mörser‘ wird oft auch die Reibschale subsumiert, die eher flach oder leicht gewölbt ist und eine raue innere Oberfläche hat, an der Substanzen mittels eines an die Oberflächenform des Unterliegers angepassten Reibsteins (‚Läufer‘) mit regelmäßigen Bewegungen in Längs- oder Kreisform zerrieben werden (→ Mühle).

2. Funktion und Verwendung

Die Reibschale / Mühle ist unverzichtbar zur Verarbeitung von → Getreide. Im Mörser wurden indes vielmehr Körner, Kräuter, Samen und Pigmente als Lebensmittel oder zur Herstellung von Farbe, Parfüm, Schminke (→ Kosmetik) oder Medizin verarbeitet, indem sie zerstoßen, zerrieben und / oder gemischt wurden; manche Mörser mit einer Ausgusstülle verweisen auf die Verarbeitung flüssiger Inhalte; in einem Mörser konnten auch Erze zerkleinert werden. Rückstandsreste der in Mörsern bearbeiteten Substanzen, z.B. Ocker, wurden verschiedentlich beobachtet, dokumentiert und analysiert (s.u.). Bisweilen sind Fundvergesellschaftung von Schale und Stößel / Pistill bzw. Unterlieger und Läufer dokumentiert, welche die Funktion der Schalen identifizieren lassen. Mörser können durchaus sorgfältig bearbeitet und mit Dekor versehen sein, doch ist die Formgebung sekundär, denn das Hauptaugenmerk liegt auf der Funktion und der Schaffung einer Arbeitsfläche, statt auf der physischen Erscheinung des Gefäßes. Daher haben sie im Unterschied zu einer echten Schale meist dickere, manchmal unregelmäßige Wände und ein Innenprofil, das nicht zu den Außenkonturen in Bezug steht. Außerdem ist die Außenseite oft unbearbeitet oder nur grob geformt. Mörser können verschiedene Formen aufweisen, weshalb sie sich manchmal auch regional oder chronologisch einordnen und vergleichen sowie ihren Austausch nachverfolgen lassen. Da aber bisweilen Mörser sehr unterschiedlicher Größen und Typen in ein und demselben Kontext gefunden und auch offenbar hergestellt wurden (s.u. die Werkstatt in → Hazor), dienten verschiedene Formen auch einfach unterschiedlichen Funktionen: sehr flache Mörser zum Zerreiben z.B. von Hülsenfrüchten, Mörser mit tiefer Schale eher zum Zerkleinern und Vorbereiten weiteren Mahlens, sehr kleine Mörser mit flacher Schale zum Mahlen von wenigen und kostbaren Substanzen, Dreifußschalen eher zum Vermischen. Zu der traditionellen typologischen Erforschung treten seit einiger Zeit funktionsanalytische (‚traceologische‘) Ansätze hinzu, indem die charakteristischen, aus dem Gebrauch resultierenden Oberflächenzustände bestimmt werden (s. z.B. Dubreuil 2001).

Mörser wurden in der Levante in Hauskontexten und vergesellschaftet mit anderen Haushaltsgeräten gefunden, aber auch in Gräbern und Kulträumen. Es ist davon auszugehen, dass der Mörser (ebenso wie die Reibschale) ein stark genutztes und vielfach eingesetztes Gerät war und sich in jedem Haushalt, in jeder Werkstatt und in jedem Tempel befand (eine Zusammenschau von Fundobjekten – unter ihnen die Mörser – in Sakralorten in Nordpalästina der frühen Bronze- bis späten Eisenzeit bietet Gropp 2013). Dies steht in deutlicher Diskrepanz zu der Fund- und insbesondere der Publikationssituation, denn diesen Geräten wurde nur selten Aufmerksamkeit geschenkt.

Bildliche Darstellungen sowie Terrakottafigurinen von Mörsern bzw. der Tätigkeit an Mörsern sind aus dem bronze- und eisenzeitlichen Westasien, im Gegensatz zu Reibsteinen (Bombardieri 2010, Taf. 60-68.104-105), nicht bekannt oder identifiziert.

Mörser wurden zumeist aus Basalt gefertigt, doch wurden vereinzelt auch andere Materialien verwendet. Denkbar lagen ihre Produktionsstätten in kleineren Siedlungen in der Nähe der Rohstoff-Vorkommen, während die fertigen Mörser über die größeren Zentren verbreitet wurden. In Hazor konnte gar eine Werkstatt für Basalt-Gefäße des 9. Jh.s v. Chr. in einem öffentlichen Gebäude in Areal M identifiziert werden. Sie enthielt verschiedene Gefäßtypen in verschiedenen Bearbeitungsstadien sowie Probestücke, Produktionsabfälle, unbearbeitetes Rohmaterial und Werkzeuge. Dieser Werkstattfund legt außerdem nahe, dass verschiedene Gefäßtypen an einem Ort hergestellt werden konnten und somit die dort gefertigten unterschiedlichen Gefäße je verschiedenen Funktionen dienten (Ebeling / Rosenberg 2015; Gluhak et al. 2016; Gluhak et al. 2022).

3. Biblischer Befund

(Erasmus Gaß)

Mörser sind selten in der Bibel belegt. Zwei Lexeme werden hierfür verwendet: makhteš und mədokhāh. Die unterschiedlichen Verwendungsmöglichkeiten und Formen von Mörsern werden in der Bibel jedoch nicht näher beschrieben.

Das Wort makhteš lässt sich von einer Wurzel KTŠ „zerstoßen“ ableiten. In Spr 27,22 wird beklagt, dass man einen Narren selbst in einem Mörser nicht so bearbeiten kann, dass seine Unverständigkeit weicht. In übertragener Bedeutung wird makhteš noch in Ri 15,19 verwendet. Der Begriff makhteš bezieht sich an dieser Stelle vielleicht auf eine Vertiefung bzw. eine Einmuldung in einer Eselskinnlade, die von Gott gespalten wird, so dass aufgrund dieses göttlichen Eingreifens Wasser für Simson herausströmt. Allerdings wäre in Ri 15,19 auch möglich, dass es um eine muldenförmige Felsbildung beim Ort → Lehi geht, die von Gott gespalten wird. Dementsprechend könnte durch das göttliche Wunder die Quelle bei Lehi ätiologisch erklärt werden. Darüber hinaus wird das Wort makhteš in Zef 1,11 verwendet. Dort bezeichnet der Name makhteš eine offenbar muldenförmige geographische Formation eines Stadtteils von → Jerusalem in der Nähe des Fischtors und der Neustadt, wo Kaufleute Handel trieben. Vor diesem Hintergrund ist hier wohl der Mittelteil des Jerusalemer Stadttals Tareq el-Wād im Blick, das auch als Tyropoion-Tal bekannt ist. Allerdings könnte makhteš in Zef 1,11 bereits das Gerichtshandeln an Jerusalem andeuten, zumal im Kontext von Zerstörung am → Tag Jahwes die Rede ist.

Beim alternativen Begriff mədokhāh (akkadisch madakku, s. Buchholz 1963; Meissner 1920, 261) handelt es sich um eine feminine miqṭal-Form der Wurzel DWK „zerstoßen“, die die Arbeit mit dem Mörser beschreibt. Auf mədokhāh und DWK wird nur in Num 11,8 zurückgegriffen, wo es um die Zubereitung des → Mannas während der Wüstenwanderung der Israeliten geht.

4. Typen in der Levante

4.1. Neolithikum und Chalkolithikum

Mörser sind in Westasien nachweislich seit protoneolithischer Zeit verwendet worden, wie natufien-zeitliche, aus Basalt gefertigte kegelstumpfförmige Pistille in el-Wad und Blockmörser in der Rakefet-Höhle im → Karmel (Koordinaten: 32.733333,35.05 N 32°44'00.0", E 35°03'00.0") anzeigen (Rosenberg et al. 2021; Nadel et al. 2009). Für die neolithische Zeit gibt es vereinzelte Funde von Basalt-Pistillen und Basalt-Schalen in einem größeren geographischen Raum Westasiens, zu nennen sind etwa Tell Kurdu im Amuq-Tal (Koordinaten: N 36.33041, E 36.44478 N 36°19'49.5", E 36°26'41.2"), Çatalhöyük (Koordinaten: 37.666667 N, 32.828056 E N 37°40'00.0", E 32°49'41.0") in Anatolien, Güvercin Kayasi (Koordinaten: 38.4016044 N, 34.1961912 E N 38°24'05.8", E 34°11'46.3") in Südost-Anatolien und Hadschi Firuz Tepe (Koordinaten: 36.9944 N, 45.4744 E N 36°59'39.8", E 45°28'27.8") in der iranischen Provinz West-Aserbaidschan (Bombardieri 2010, 103-108).

4.2. Bronzezeit

Eine erhebliche Zunahme von Funden ist bereits für die frühe und eine massive Fundsituation für die mittlere bis späte → Bronzezeit zu verzeichnen. In der frühen Bronzezeit wurden Mörser und Stößel mit kegelstumpfförmigem Körper sowie Stößel mit einfachem, tendenziell zylindrischem Körper und stark ausgeprägter Höhe, teils sogar mit ausgeprägten vier Füßen, verwendet. In dem reichen Fundmaterial z.B. von Tell Brak (Koordinaten: 36.667617 N, 41.0586447 E N 36°40'03.4", E 41°03'31.1") oder Hama (Koordinaten: 35.133333 N, 36.75 E N 35°08'00.0", E 36°45'00.0") können jeweils mehrere Typen unterschieden werden (Bombardieri 2010, 103-108). Für die mittlere Bronze- bis frühe Eisenzeit werden die folgenden Typen unterschieden:

  1. 1.Der vermutlich einfachste Mörsertyp besteht aus unbehauenen oder blockhaft zugehauenen Kieseln, Findlingen oder Felsbrocken verschiedener jeweils in der Umgebung anstehender Vorkommen von Kalkstein, Basalt, Sandstein, Trachyt und Quarzolith und kann durchaus ein beträchtliches Gewicht und Masse aufweisen (Wright 1992, 65-67; Sparks 2007, 137 Kat. 1770-1805).
  2. 2.Mörserschalen mit gerader Wandung weisen eine beträchtliche Bandbreite an Proportionen von Randdurchmesser zu Körperhöhe sowie Formen auf, wobei diese Merkmale keine chronologische oder regionale Bedeutung zu haben scheinen: die meisten Gefäße sind rund, einige oval bis rechteckig, sie haben gerade oder konvexe Wände sowie einen flachen oder unterseitig konkaven Boden oder Ringsockel. Diese Art der Fertigung erforderte einen geringen Herstellungsaufwand, was ihre Beliebtheit erklären mag. Sie sind aus einer Reihe von Materialien hergestellt worden – insbesondere Basalt, aber auch Kalkstein und Sandstein, vermutlich unter Verwendung leicht verfügbarer lokaler Steinressourcen. Sie konnten für eine Reihe von Mahl- und Mischfunktionen verwendet werden; ein mittel- bis spätbronzezeitliches Gefäß aus Tell el-Ajjul (Koordinaten: 31.467665 N, 34.404297 E N 31°28'03.6", E 34°24'15.5") und ein spätbronzezeitliches Gefäß aus Schilo (Koordinaten: 32.055556 N, 35.289528 E N 32°03'20.0", E 35°17'22.3"; → Silo [ON]) weisen Spuren von rotem Ocker im Inneren auf (Sparks 2007, 132-133 Kat. 1646-1694, bes. 1655.1672).
  3. 3.Mörserschalen mit weiter Öffnung stellen eine gröbere Version von einfachen Schalen- und Tellerklassen dar. Gefertigt sind sie überwiegend aus Basalt, aber auch Diorit, Granit und Quarzit, selten Kalkstein und Sandstein. Auch sie haben ein großes Variantenspektrum mit einem konvexen oder abgeflachten bis flachen Boden, Sockel, Scheibenfuß, konkavem Scheibenboden und Ringsockel. Hier lässt sich keine eindeutige sequenzielle Entwicklung erkennen. Die meisten Funde sowie unfertige Stücke wurden in → Hazor getätigt, was als Indiz für eine dortige Werkstatt gelten kann (Sparks 2007, 133-135 Kat. 1695-1735).
  4. 4.Auch die Sockelmörserschalen ähneln der Klasse der Sockelschalen, haben aber dickere, unregelmäßigere Wände und ein weniger gut definiertes Innenprofil. Sie können dabei sehr flache, rudimentäre oder auch recht ausgeprägte Vertiefungen aufweisen; die Form der Schale variiert von aufrechten über halbkugelförmigen bis hin zu weit geöffneten Formen, und der Fuß kann sowohl in der Höhe als auch im Winkel variieren. Die sieben Beispiele aus Basalt wurden in Hama, → Hazor, → Bet-Schean, Deir ’Alla (Koordinaten: 32.188889 N, 35.603056 E N 32°11'20.0", E 35°36'11.0"), Ain Shems (Koordinaten: 31.745556 N, 34.986667 E N 31°44'44.0", E 34°59'12.0") und → Geser gefunden (Sparks 2007, 136 Kat. 1738-1744).
  5. 5.Besonders beliebt waren Dreifußschalen. Ihre Form ist freistehend oder mit Zwischenverbindungen bezeugt, wobei Höhe und Winkel der Beine, ihr Verhältnis zum Gefäßkörper, ihr Ansatz am Gefäßkörper und die Form des Randes variabel sind und sich nicht weiter klassifizieren und chronologisch oder regional einteilen lassen. Sie sind in der Levante seit dem frühen 3. Jt. v. Chr. bezeugt, und ihre Popularität wächst ab der mittleren Bronzezeit zu einem Höhepunkt in der späten Bronzezeit. Eine breite geografische Streuung lässt vermuten, dass mehrere Produktionszentren in Betrieb waren, wobei vermutlich zwischen Produktionszentren in der Nähe der Rohstoffvorkommen und größeren Verbreitungszentren zu unterscheiden ist. Die Dreifußschalen mit Zwischenstreben scheinen dabei auf Südpalästina beschränkt zu sein. Gefertigt wurden sie überwiegend aus Basalt, aber auch vereinzelt aus Trachyt, Granit-Monozonit und Kalkstein. Sie wurden sogar in Keramik kopiert. Ihre Verwendung als Mörser ergibt sich aus zahlreichen Gebrauchsspuren im Inneren (Sparks 2007, Kat. 1577.1578: Ebla, mittlere Bronzezeit; s.a. Wright 1992, 65), Rückständen von Ocker (z.B. Sparks 2007, Kat. 1621: Megiddo, späte Bronzezeit), der Fundvergesellschaftung mit Pistillen (z.B. Sparks 2007, Kat. 1579.1613-1616: Tell al Fara’ah, mittlere Bronzezeit; Jericho, mittlere Bronzezeit) und dem Fundkontext von Küchen (z.B. Sparks 2007, Kat. 1608: Hazor, späte Bronzezeit). Hinzu treten Fundorte wie Palasträume (z.B. Sparks 2007, Kat. 1622: Megiddo, späte Bronzezeit), Gräber (z.B. Sparks 2007, Kat. 1558: Tell el-Ajjul, mittlere Bronzezeit) und Heiligtümer (Sparks 2007, Kat. 1577.1625: Ebla, mittlere Bronzezeit und Tell Mevorakh, späte Bronzezeit). Von der Levante aus wurden diese Gefäße auch auf das griechische Festland, nach Kreta, Zypern und Anatolien exportiert (Buchholz 1963; Xenophontos et al. 1988).
  6. 6.Typologisch lässt sich von den Dreifußschalen eine gröbere Version mit dickeren, unregelmäßigen Wänden und einer unregelmäßigen Oberfläche (‚Dreibeinige Mörserschalen‘) fassen, die vermutlich für gröbere Substanzen verwendet wurde. Diese Gruppe besteht meist aus Basalt, aber es ist auch ein Exemplar aus Lava vom Tell es-Salihiye (Koordinaten: 33.508611 N, 36.469722 E N 33°30'31.0", E 36°28'11.0") und eines aus Obsidian aus Tell Atchana (Koordinaten: 36.237778 N, 36.384722 E N 36°14'16.0", E 36°23'05.0") bekannt (Sparks 2007, 136 Kat. 1745-1759, bes. Kat. 1759.1458).
  7. 7.Eine weitere Variante stellen die vierfüßigen Mörserschalen dar, die auch einen rechteckigen Schalenboden aufweisen können. Auch hier war Basalt das beliebteste Material, doch auch Lava und Kalkstein wurden verwendet. Verbreitungsschwerpunkte liegen in Nordpalästina und Zentralsyrien. Während es keinen geographischen oder chronologischen Unterschied zu den zuvor genannten Mörserschalen gibt, dürften sie indes mit einer anderen Funktion verwendet worden sein – eine rechteckige Schalenfläche wie die des spätbronzezeitlichen Mörsers aus Hazor (Sparks 2007, Kat. 1767) erlaubt den Einsatz eines Schleifsteins (Sparks 2007, 136-137 Kat. 1760-1769).
  8. 8.Möglicherweise kann man auch einige der einfachen, flachen Schalen aus Basalt oder Diorit mit runder bis ovaler oder rechteckiger Innenfläche mit Gebrauchsspuren als Mörser interpretieren, während gleiche Objekte ohne Gebrauchsspuren auch als Präsentations- oder Serviergefäße für Lebensmittel und andere Waren gedient haben könnten. Die in die ausgehende Bronzezeit und frühe Eisenzeit datierten Steinplatten wurden hauptsächlich im Norden des heutigen Israel sowie in Amman und → Ugarit (Rās Šamra) (Koordinaten: 35.602 N, 35.782 E N 35°36'07.2", E 35°46'55.2") in einer Vielzahl von Kontexten, einschließlich Haus und Grab, gefunden und könnten damit vielfältigen Funktionen gedient haben (Wright 1992, 75; Sparks 2007, 126-127 Kat. 1473-1490).
  9. 9.Aus Basalt gefertigte Standfußschalen mit einem hohen, konkaven Sockelfuß oder einem ausgeprägten Ringfuß sowie einer flachen bis tiefen Schale dürften ebenfalls einer Vielfalt von Funktionen gedient haben – den Fundkontexten zufolge insbesondere in Heiligtumskontexten. Ein spätbronzezeitliches Exemplar aus → Megiddo weist Spuren von rotem Pigment an der Seite und am Boden der Schale auf, was darauf schließen lässt, dass darin Ocker verarbeitet wurde (Sparks 2007, 129-130, bes. Kat. 1554).

4.3. Eisenzeit

Die Mörsertypen wurden im Wesentlichen in der frühen Eisenzeit (→ Eisenzeit I) weitergeführt, wobei solche mit einer niedrigen Schale auf drei oder vier Füßen sowie die Dreifußschalen beliebter wurden (Bombardieri 2010, 112-118.119-128). Dreifußschalen, die in Keramik zwar schon seit dem 3. Jt. v. Chr. hergestellt wurden, bestanden in der Eisenzeit nun hauptsächlich aus Keramik (Botto 2000; Zukerman / Ben-Shlomo 2011). Dass sie von steinernen Vorbildern abstammen, lässt sich an dem meist flach oder schräg nach innen gerichteten Rand sowie den massiven und direkt am Rand angesetzten Füßen erkennen. Sie sind insbesondere im syrischen und südlevantinischen Raum breit vertreten sowie in den phönizischen Siedlungsgebieten im Mittelmeerraum belegt wie z.B. auf der südlichen Iberischen Halbinsel ab der 2. Hälfte des 8. Jh.s v. Chr., auf Sardinien ab dem späten 8. Jh. oder auf Malta seit der Mitte des 7. Jh.s v. Chr. Eingang fanden sie weiterhin in die assyrische Welt, z.B. in einer Darstellung auf dem sog. Relief des → Assurbanipal in der Gartenlaube, und in den Gebieten des Latium Vetus und des südlichen Etrurien. Sie sind insbesondere im Zusammenhang mit Weinkonsum zu finden, da in ihnen die Aromata zubereitet wurden, mit denen der Wein gewürzt wurde (Botto 2000).

Hinzu treten nun ab dem 8. Jh. v. Chr. bis in die frühhellenistische Zeit in der Levante in hohem Maße Mörserschalen aus → Keramik mit einer konischen, außen bisweilen konkaven Wandung, einem umgeschlagenen Rand und einem flachen oder konkaven Boden. Der Rand ist immer äußerlich verdickt, wobei die Profile oval, eher länglich oder dreieckig sein können. Die Außenfläche dieser Gefäße weist deutliche horizontale Schleifspuren auf, während die Innenfläche sehr glatt ist. Funde in der südlichen Levante wie etwa Beirut und → Aschdod lassen sich bereits dem 8. Jh. zuweisen, während solche noch weiter südlicher Gebiete in das 7. und 6. Jh. v. Chr. datiert werden. Vergleichsfunde gibt es auf → Zypern seit dem späten 8. Jh., auf Kreta, in Korinth und der Ostägäis seit dem 7. Jh. v. Chr., in Etrurien ab dem 7. und im 6. Jh. v. Chr. Diese Mörser scheinen als Zusatzladung aus Zypern importiert worden zu sein (Zukerman / Ben-Shlomo 2011; s. auch Villing 2006; Bellelli / Botto 2002).

4.4. Persische Zeit

Vom späten 6. bis zum Ende des 5. Jh.s v. Chr. werden die Keramikschalen mit flacher Standfläche von einem ringförmigen Typus aus grob gemagerter Keramik mit einer Höhe von 6-10 cm, einer Wanddicke von 1,5-2 cm und einem dicken, nach außen umgebogenen Rand von etwa 3 cm abgelöst (Blakely / Bennett 1989; Gitin 1990, 235-236; Singer-Avitz 1989, 119-120.124; Berlin 1997, 123-126). Die Gefäße weisen einen starken Abrieb durch Gebrauch an der Innenfläche auf und sind oft zerbrochen. Während einige Forscher:innen sie als Gefäße zum Mahlen von Getreide interpretieren, auch da sie in Hauskontexten sowie genauer im Zusammenhang mit Nahrungszubereitung gefunden wurden (Blakely / Bennett 1989; Lapp 2008, 62-63), erhält dies auch Widerspruch aufgrund der schlechten Qualität des Materials, die sich nicht zum Mahlen eignen würde (Berlin 2010). Die typisch persische Form weist dabei einen D-förmig gebildeten, nach außen umgebogenen Rand auf. Hergestellt in Nordsyrien / Südostanatolien, fanden sie offenbar im Zuge der achämenidischen Feldzüge (→ Achämeniden) zwischen der Eroberung Ägyptens um 525 v. Chr. und dem ägyptischen Aufstand um 400 v. Chr. als Standardform Verbreitung.

4.5. Hellenistische und römische Zeit

Die Mörser der hellenistischen und römischen Zeit in der Levante greifen die Schalenform der persischen Zeit auf, entwickeln sie aber kontinuierlich weiter mit einem stärker und besser ausgeformten Rand, vermutlich, um dem Benutzer einen besseren Halt am Gefäß zu ermöglichen. Sie sind jedoch weniger standardisiert und nachlässiger gearbeitet, was für eine stärker lokale Produktion und Verwendung spricht (Lapp 2008, 80): für Tel Anafa (Koordinaten: 33.177164 N, 35.644694 E N 33°10'37.8", E 35°38'40.9") wurden etwa neun Typen von Mortaria unterschieden (Berlin 1997, 123-126 Taf. 39-41), nämlich solche mit Rollrand, mit verdicktem Rand, schmalem und abgerundetem Rand, verlängertem Rand, gewelltem Rand, gewelltem Rillenrand, gewelltem Lippenrand, Kerbleistenrand und Schnabelrand, wobei letztere den Mortaria der Römischen Provinzen Gallien und Britannien des 1. Jh.s aus den Militärlagern ähnelten, für → Geser indes drei Typen (Gitin 1990, 96), nämlich Mortaria mit leicht umgebogenem Rillenrand, mit glattem und mit gewölbtem Rand.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Reallexikon der Vorgeschichte, Berlin 1924-1932
  • Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie, Berlin 1928-2018
  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1975-1992
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • Eerdmans Dictionary of the Bible, Grand Rapids 2000

2. Weitere Literatur

  • Bellelli, V. / Botto, M., 2002, I bacini di tipo fenicio-cipriota: considerazioni sulla diffusione di una forma ceramica nell’Italia medio-tirrenica nel periodo compreso fra il VII e il VI secolo a. C., in: O. Paoletti / L. Tamagno Perna (Hgg.), Etruria e Sardegna centro-settentrionale tra l’età del bronzo finale e l’arcaismo. Atti del XXI Convegno di studi etruschi ed italici, Sassari, Alghero, Oristano, Torralba, 13-17 Ottobre 1998, Pisa, 277-307
  • Berlin, A., 1997, The Plain Wares, in: S.C. Herbert (Hg.), The Hellenistic and Roman Pottery (Tel Anafa 2,1), Ann Arbor, 1-244
  • Berlin, A., 2010, Rezension von Shechem IV: The Persian – Hellenistic Pottery of Shechem / Tell Balâtah by Nancy L. Lapp, BASOR 356, 13-14
  • Blakely, J. / Bennett Jr., W.J., 1989, Levantine Mortaria of the Persian Period, in: Dies. (Hgg.), Analysis and Publication of Ceramics. The Computer Data-Base in Archaeology (BAR International Series 551), Oxford, 45-65
  • Bombardieri, L., 2010, Pietre da Macina, Macine per Mulini. Definizione e sviluppo delle tecniche per la macinazione nell’area del Vicino Oriente e del Mediterraneo orientale antico (BAR International Series 2055), Oxford
  • Botto, M., 2000, Tripodi siriani e tripodi fenici dal Latium Vetus e dall’Etruria meridionale, in: P. Bartoloni (Hg.), La ceramica fenicia di Sardegna, Rom, 63-98
  • Buchholz, H.-G., 1963, Steinerne Dreifußschalen des Ägäischen Kulturkreises und ihre Beziehungen zum Osten, JdI 78, 1-77
  • Dubreuil, L., 2001, Études fonctionnelles du matériel de broyage en préhistoire, Bulletin du Centre de Recherche Français à Jérusalem 9, 9-26 (online)
  • Ebeling, J. / Rosenberg, D., 2015, A Basalt Vessel Workshop and its Products at Iron Age Hazor, Israel, Journal of Field Archaeology 40, 665-674 (online)
  • Fisher, C., 1921-1928, Expedition to Beth Shean (Beisan), University of Pennsylvania Museum of Archaeology and Anthropology (online)
  • Fisher, C., 1934, Expedition to Beth Shean (Beisan), University of Pennsylvania Museum of Archaeology and Anthropology (online)
  • Gitin, S., 1990, A Ceramic Typology of the Late Iron II, Persian and Hellenistic Periods at Tell Gezer (Gezer 3), Jerusalem
  • Gluhak, T. / Rosenberg, D. / Ebeling, J., 2016, Raw material variability as archaeological tools. Preliminary results from a geochemical study of the basalt vessel workshop at Iron Age Tel Hazor, Israel, Journal of Lithic Studies 3, 169-189 (online)
  • Gluhak, T. / Rosenberg, D. / Ebeling, J., 2022, Geochemical provenance studies of basalt vessel preforms from the Iron Age workshop at Tel Hazor, Israel, and potential geological sources, Archaeometry 64, 25-38 (online)
  • Gropp, A.A., 2013, Die religionsgeschichtliche Entwicklung Nordpalästinas von der Frühen Bronzezeit bis zum Ende der Eisenzeit am Beispiel des Tall Zirā‘a, Diss. Wuppertal (online)
  • Lapp, N.L., 2008, Shechem IV. The Persian-Hellenistic Pottery of Shechem / Tell Balâth, Boston
  • Meissner, B., 1920, Babylonien und Assyrien, Heidelberg
  • Nadel, D. / Lengyel, G. / Cabellos Panades, T. / Bocquentin, F. / Rosenberg, D. / Yeshurun, R. / Brown-Goodman, R. / Tsatskin, A. / Bar-Oz, G. / Filinet, S., 2009, The Raqefet Cave 2008 Excavation Season, Journal of the Israel Prehistoric Society 39, 21-61 (online)
  • Rosenberg, D. / Gluhak, T. / Kaufman, D. / Yeshurun, R. / Weinstein-Evron, M., 2021, Exploring exchange and direct procurement strategies for Natufian food processing tool sof el‑Wad Terrace, Israel, Scientific Reports 11, 9480, 1-8 (online)
  • Singer-Avitz, L., 1989, Local Pottery of the Persian Period, Strata XI-VI, in: Z. Herzog / G. Rapp Jr. / O. Negbi (Hgg.), Excavations at Tel Michal (Israel), Minnesota
  • Sparks, R.Th., 2007, Stone Vessels in the Levant, New York
  • Villing, A., 2006, ‚Drab Bowls‘ for Apollo. The Mortaria of Naukratis and Exchange in the Archaic Eastern Mediterranean, in: A. Villing / U. Schlotzhauer (Hgg.), Naukratis. Greek Diversity in Egypt – Studies on East Greek Pottery and Exchange in the Eastern Mediterranean, London, 31-46
  • Wright, K.I., 1992, A Classification System for Ground Stone Tools from the Prehistoric Levant, Paléorient 18, 53-81
  • Xenophontos, C. / Elliott, C. / Malpas, J.G., 1988, Major and Trace-element Geochemistry Used in Tracing the Provenance of late Bronze Age and Roman Basalt Artefacts from Cyprus, Levant 20, 169-183
  • Zukerman, A. / Ben-Shlomo, D., 2011, Mortaria as a Foreign Element in the Material Culture of the Southern Levant during the 8th-7th Centuries BCE, PEQ 143, 87-105

Abbildungsverzeichnis

  • Abb. 1 Mörser aus Basalt, Beth Shean, Frühe Bronzezeit III; aus: Fisher 1934
  • Abb. 2 Mörser aus Basalt, Beth Shean, Späte Bronzezeit; aus: Fisher 1921-1928
  • Abb. 3 Mörser aus Keramik, Aschdod, Eisenzeit IIB-C; aus: Zukerman / Ben-Shlomo 2011, 90 Abb. 2,1 (mit freundlicher Genehmigung durch D. Ben-Shlomo)
  • Abb. 4 Mörser aus Keramik, Tel Anafa, späthellenistische Zeit; aus: Berlin 1997, Taf. 40, PW 372 (mit freundlicher Genehmigung durch Andrea M. Berlin)

PDF-Archiv

Alle Fassungen dieses Artikels ab Oktober 2017 als PDF-Archiv zum Download:

  • folgt!

Abbildungen

Unser besonderer Dank gilt allen Personen und Institutionen, die für WiBiLex Abbildungen zur Verfügung gestellt bzw. deren Verwendung in WiBiLex gestattet haben, insbesondere der Stiftung BIBEL+ORIENT (Freiburg/Schweiz) und ihrem Präsidenten Othmar Keel.

VG Wort Zählmarke
Deutsche Bibelgesellschaftv.4.26.9
Folgen Sie uns auf: