Hebräer 12,12-18(19-21)22-25a | 2. Sonntag nach Epiphanias | 14.01.2024
Einführung in den Hebräerbrief
"Werft euer Vertrauen nicht weg", - diese eindringliche Ermutigung aus Hebr 10,35 stand 2019 im Mittelpunkt des Dortmunder Kirchentags. Der Hebräerbrief
1. Verfasser
Den Verfasser (Vf.) des Hebräerbriefes identifizierte die Kirche über viele Jahrhunderte mit Paulus und begründete dies u.a. mit der Nennung (s)eines Mitarbeiters Timotheus
2. Adressaten
Die Adressierung „An die Hebräer“ ist eine vom Inhalt erschlossene Überschrift aus der Zeit der Sammlung urchristlicher Briefe. Die Adressaten sind dem Vf. persönlich bekannt (13,19). Die Gemeinde war in der Vergangenheit vorbildlich in der Nächstenliebe (6,10), sie erduldete einen schweren Leidenskampf, nahm den Raub ihrer Besitztümer hin und ertrug das Schicksal, dass sie zum „Schauspiel gemacht wurde“ (10,32-34). Die äußere Bedrängnis setzt den Gemeindegliedern zu. Sie sind verunsichert (13,9) und stehen in der Gefahr vom Glauben abzufallen (3,12f), schwerhörig (5,11), träge (6,12), müde und verbittert (12,12ff) zu werden, die Gottesdienste zu verlassen (10,25), ihre Zuversicht aufzugeben (10,35f), am Heil vorbeizutreiben (2,1) und von der himmlischen Ruhestatt Gottes ausgeschlossen zu werden (4,1). In diese Situation hinein schreibt der Vf. sein
3. »Wort tröstlicher Ermahnung« (13,22)
Diese Selbstbezeichnung steht in der antiken Synagoge
4. Abfassungszeit und Entstehungsort
Die Adressatengemeinde ist wohl in Rom beheimatet. Dafür sprechen die Grüße in 13,24 und die erste sicher datierbare Bezeugung des Hebr durch den in Rom entstandenen 1. Clemensbrief
5. Gliederung und wichtige Themen der exegetischen Interpretation
Einer Schlagzeile gleich stellt der Hebr in den Eingangsversen (1,1-4) das Wichtigste voran: Gott redet zu uns Menschen. An die Väter- und Müttergeneration des Volkes Israel erging Gottes Wort vorzeiten, vielfach und auf vielerlei Weise durch die Propheten. An die christliche Gemeinde erging es einmalig und abschließend im Sohn Gottes (1,2; 2,3). Mit diesen zwei Redeweisen Gottes sind zwei Ordnungen (διαθῆκαι) verbunden, in denen Gottes Heilsgeschichte und sein Verhältnis zu uns Menschen festgelegt ist. In drei Hauptteilen vergleicht der Hebr die Zeit Israels als Zeit der »ersten Ordnung« (πρώτη διαθήκη) mit der Zeit der christlichen Gemeinde als Zeit der »neuen Ordnung« (καινή διαθήκη). Der Vf. stellt Kundgabe, Dauer, Form, Mittlerschaft, Priestertum, Wirkungsweise und Zielsetzung der beiden Ordnungen gegenüber. Im Mittelpunkt steht die Haltung des »wandernden Gottesvolkes« gegenüber dem göttlichen Verheißungswort.
Der 1. Hauptteil (1,1-4,13
Im 2. Hauptteil (4,14-10,31
Im Zentrum des 3. Hauptteils (10,32-12,29
6. Theologische Eigenart
Die theologische Eigenart der Hebräerpredigt kennzeichnet vor allem seine für das Neue Testament einzigartige Hohepriesterlehre: Der Vf. verbindet das im Anschluss an Ps 2,7 formulierte Bekenntnis „Jesus ist der Sohn Gottes“ mit Ps 110,4b: „Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks“ (5,5-10; 7,3.20-22). Er knüpft dabei an atl. Kultussprache an und unterscheidet – wie das AT (Ex 25-27
Hervorzuheben ist ferner sein Glaubensverständnis. Martin Luthers Übersetzung der Glaubensdefinition in 11,1 ist berühmt: „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“ Dies trifft Wesentliches, obwohl die neueren Auslegungen Luthers Übersetzung nicht mehr folgen: Glaube ist Feststehen bei Erhofftem, Überzeugtsein von der Realität der himmlischen Dinge, die man mit bloßen Augen nicht sieht. Glaube vertraut dem göttlichen Verheißungswort und gibt – auch in schweren Tagen – das Bekenntnis zu Jesus Christus nicht preis (3,12-14; 4,1-3; 10,22-25; 10,35-11,1
Literatur:
- Backhaus, Knut, Der Hebräerbrief (Regensburger Neues Testament), Regensburg 2009.
- Gräßer, Erich, An die Hebräer, Band 1-3 (EKK XVII 1-3) Zürich-Neukirchen, 1990-1997, Göttingen 2016.
- Long, Thomas G.: Hebrews (Interpretation. A Bible Commentary for Teaching and Preaching), Louisville/Kentucky 1997.
- Michel, Otto, Der Brief an die Hebräer (KEK 13), Göttingen 71975.
- Rose, Christian, Der Hebräerbrief (Die Botschaft des Neuen Testaments); Neukirchen/Göttingen/Leiden 32023.
- Schunack, Gerd, Der Hebräerbrief (ZBK.NT 14), Zürich 2002.
A) Exegese kompakt: Hebräer 12,12-18(19-21)22-25a
Übersetzung
12 Darum richtet auf die erschlafften Hände und die ermatteten Knie.
13 Und stellt eure Füße auf gerade Pfade, damit das Lahme nicht von der rechten Bahn abkomme, sondern geheilt werde.
14 Trachtet eifrig nach dem Frieden mit allen und bemüht euch um Heiligung, denn ohne sie wird niemand den Herrn schauen.
15 Und achtet darauf, dass niemand die Gnade Gottes versäume, »dass keine Wurzel der Bitterkeit aufwachse und Unheil anrichte« (Dtn 29,17) und dadurch viele vergiftet werden.
16 Niemand sei ein Ehebrecher oder ein Verworfener wie Esau, der für eine einzige Mahlzeit sein Erstgeburtsrecht verkauft hat.
17 Denn ihr wisst, dass er später, als er den Segen zum Erbe erlangen wollte, verworfen wurde, denn er fand keine Möglichkeit mehr zur Umkehr, obwohl er sie unter Tränen suchte.
18 Denn ihr seid nicht hinzugetreten zu einem betastbaren (Berg) und zu loderndem Feuer, nicht zum Wolkendunkel und der Finsternis und dem Gewittersturm,
19 nicht zu Posaunenschall und Donnerworten, deren Hörer darum baten, es möge nicht weiter zu ihnen geredet werden,
20 denn sie konnten die Anordnung nicht ertragen (Ex 19,12f): »Selbst, wenn nur ein Tier den Berg berührt, so soll es gesteinigt werden.«
21 Denn so furchtbar war die Erscheinung, dass sogar Mose sagte (Dtn 9,19): »Ich bin voller Furcht und zittere.«
22 Nein, ihr seid zum Berg Zion hinzugetreten und zur Stadt des lebendigen Gottes, zum himmlischen Jerusalem und zu den vielen Tausenden von Engeln,
23 zur Festversammlung und zur Gemeinde der in den Himmeln aufgeschriebenen Erstgeborenen und zu Gott, dem Richter aller, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten
24 und zu Jesus, dem Mittler der neuen Ordnung, und zum Blut der Besprengung, das wirksamer redet als (das Blut) Abels.
25a Hütet euch davor, dass ihr den nicht abweist, der zu euch spricht!
25b Denn, wenn jene nicht ungestraft geblieben sind, die den ablehnten, der auf der Erde seinen Willen kundtat, wieviel weniger werden wir entrinnen, wenn wir den abweisen, der vom Himmel her zu uns redet.
1. Fragen und Hilfen zur Übersetzung
In 12,18 ist NA 28
2. Literarische Gestalt und Kontext
Die Perikopenverse 12,12-18(19-21)22-25a sind Teil des 3. Hauptteils (10,32-12,29
3. Theologische Akzente der Perikopenverse
Die Perikopenverse fügen sich ein in das Bild, das die Predigt von der bedrängenden Gemeindesituation zeichnet (siehe oben). Der innergemeindliche Friede und das eschatologische Heil stehen gleichermaßen auf dem Spiel. In dieser ernsten Lage wählt der Prediger leidenschaftlich warnende Worte (12,12-17.25a
4. Theologisch-homiletische Perspektiven
Wie kommen die mitunter so hart klingenden Worte des Predigers bei den Lesern und Hörerinnen an? Gibt es für die Gemeinde einen Ausweg aus der bedrängenden Situation? Der Hebr meint: indem sie die Kräfte des Anfangs reaktiviert und den innergemeindlichen Zusammenhalt festigt. Ein möglicher Predigtakzent könnte der Aufforderung folgen (12,15): Achtet darauf (ἐπισκοποῦντες), dass niemand den Lebensraum der Gnade verlasse. Alle Gotteskinder sind einander Bischöfe/innen (ἐπίσκοποι). Es geht um die Aufmerksamkeit füreinander: Lasst uns aufeinander achthaben, damit wir uns gegenseitig zur Liebe und zu guten Werken anspornen und nicht unsere gottesdienstlichen Versammlungen verlassen, sondern einander ermuntern – und das umso mehr als ihr seht, dass der Tag (der Parusie
In der Epiphaniaszeit klingt die himmlische Botschaft der Engel von den Feldern Bethlehems
B) Praktisch-theologische Resonanzen
1. Persönliche Resonanzen
Die Perikope ist beim ersten Lesen nicht leicht zugänglich. Betrachtet man die Perikope aber unter dem Leitgedanken des „wandernden Gottesvolkes“, eröffnet sich ein neuer Zugang zum Text. Dabei kann man den Weg, der in der Perikope gezeichnet wird, mitlaufen. Dieser Weg führt von den „erschlafften Händen“ und den „ermatteten Knien“ der derzeitigen müden Gemeinde (V. 12) auf einem „geraden Pfad“ (V. 13) in „Frieden“ und „Heiligung“ (V. 14). Auf diesem Weg wird einerseits mahnend in die Vergangenheit des Wüstenvolkes zurückgeblickt (V. 16-21) und andererseits wird das Ziel des glaubenden Gottesvolkes vor Augen gestellt: die Festversammlung in den Himmeln (V. 22-24).
2. Thematische Fokussierung
Das glaubende Gottesvolk ist unterwegs auf der Erde und steht schon vor den Toren des Himmels. Als glaubendes Gottesvolk kann man die Predigthörer:innen im Sonntagsgottesdienst, ganze Gesellschaften oder einzelne Personen adressieren. Wie sich ein „Unterwegs-sein“ gestaltet und wie es empfunden wird, ist je individuell. Es ist entweder möglich, das gesamte Leben eines Menschen von der Geburt bis zum Tod als Weg zu bezeichnen. Oder aber man blickt auf einzelne Lebensabschnitte und Zusammenhänge, die als „Unterwegs-sein“ in einem bestimmten Kontext gesehen werden können. Predigthörer:innen sind in ihrem beruflichen Werdegang, in ihren Beziehungen oder auch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterwegs. Bei allen Wegen, die Menschen gehen, stellt sich je auch individuell die Frage nach dem Ziel. Innergemeindlich und auch gesamtgesellschaftlich sind Menschen zusammen auf einem Weg: Wer ist wie mit wem unterwegs? Sind wir es gemeinsam als Menschen einer Gemeinde, eines Landes, der Europäischen Union oder gar als Weltenbürger:innen?
„Unterwegs-sein“ bedeutet aber nicht nur Bewegung und Dynamik, sondern auch Stillstand („auf der Stelle treten“) oder das Begehen von Umwegen oder gar Irrwegen. Da kann ein Weg anstrengend werden – vor allem wenn „die Mühlen langsam mahlen“. Die Hebräerpredigt spricht zu angefochtenen Christenmenschen, die glaubensmüde und erschöpft sind. „Unterwegs-sein“ im Glauben, heißt eben auch Müdigkeit empfinden in Bezug auf diesen Glauben. Sei es, weil ich das Gefühl habe, dass Gott sich mir nicht zu erkennen gibt, oder ich Erfahrungen des Leids mit meinem eigenen Glauben nicht in Einklang bringen kann. Sei es, weil die Parusie, die ja schon längst hätte eintreffen müssen (mittlerweile doch erst recht?), noch immer auf sich warten lässt.
Die Hebräerpredigt ermahnt: „Hütet euch davor, dass ihr den nicht abweist, der zu euch spricht.“ (V. 25a) Damit wir unser Ziel, das Heil in der Gottesnähe erreichen, ermahnt uns Hebr, festzuhalten am Glauben und die Glaubensmüdigkeit zu überwinden. Zur Überwindung der Müdigkeit und der Anfechtungen von außen gibt Hebr zwei Hilfen. Reaktiviert die Kräfte des Anfangs! Sprichwörtlich könnten die Hörer:innen an Hermann Hesses „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ (Hermann Hesse, Stufen) erinnert werden. Auch auf dem Weg sind Anfänge möglich und auch notwendig, um dem Stillstand und der Müdigkeit eine neue Aufbruchstimmung entgegen zu setzen. In der Aktivierung der Kräfte des Anfangs steckt die Hoffnung auf Veränderung, die Müdigkeit überwinden kann. Stärkt euren innergemeindlichen Zusammenhalt! Niemand ist im Leben allein unterwegs auf der Erde. Bei einer Gemeinde handelt es sich vielmehr um ein glaubendes Gottesvolk. Da Menschen grundsätzlich in Beziehungen leben, wird deutlich, dass Individuen, Gemeinden und Gesellschaften aufeinander angewiesen sind. In Liebe, im Zusammenhalt und der Aufmerksamkeit füreinander ist das „Unterwegs-sein“ leichter. Hebr verweist auf die Wolke der Glaubenszeugen und auf Jesus Christus selbst. Er ist Ursprung und Ziel des Weges. Er gibt Orientierung in turbulenten Zeiten.
In die Müdigkeit und das Angefochtensein der Menschen spricht der Leitgedanke außerdem hinein: Ihr steht schon vor den Toren des Himmels. Haltet durch!
3. Theologische Aktualisierung
Das Ziel steht bereits vor Augen – es ist nur noch einen kleinen Schritt entfernt. Das glaubende Gottesvolk ist unterwegs auf der Erde und steht vor den Toren des Himmels. Das unmittelbar bevorstehende Ankommen des glaubenden Gottesvolkes wirft zwei Fragen auf:
Erstens stellt sich die Frage nach dem Verhältnis des „Unterwegs-seins“ auf Erden zu dem Stehen vor den Toren des Himmels. Die Naherwartung der Parusie unterscheidet die damaligen Adressat:innen von den heutigen Predigthörer:innen. Auch wenn die Situation eine andere ist, geht es aber in beiden Fällen um die Gestaltung des Lebens hier auf der Erde. Mit den mahnenden Worten, am Glauben festzuhalten und sich an Jesus Christus zu orientieren, sind Fragen der Lebensführung im Glauben angesprochen. Was bedeutet es heute, ein gottgefälliges Leben auf der Erde zu führen? Tue ich dies „nur“, um am Ende des Weges in „die Festversammlung in den Himmeln“ (V. 23) aufgenommen zu werden? Spielt die Naherwartung heute noch eine Rolle oder geht es um andere Ziele im Leben?
Zweitens stellt sich die Frage nach dem Verhältnis des glaubenden Gottesvolkes zu den Nicht-mehr-Glaubenden oder Nie-Glaubenden. Hebr spricht sich gegen das Heil für diese Menschen aus. Gleichzeitig verdeutlicht Hebr, dass Jesus Christus sich selbst für alle Menschen hingegeben hat (Vgl. Einführung Hebr 5.). Auch wenn Hebr 12 die angefochtenen Christenmenschen als Adressat:innen im Blick hat, könnte hier durchaus die Frage nach dem Ausgang für die Menschen gestellt werden, die nach diesem Verständnis keinen Zugang zum Heil haben. Vielleicht lässt sich dieser »harte Knoten« (Vgl. Einführung Hebr 6.) mit dem Anspruch verbinden, nicht nur Sorge dafür zu tragen, dass ich selbst und meine Glaubensgeschwister im Glauben bleiben, sondern dass ich im „Unterwegs-sein“ auf Erden auch andere Menschen mitnehme, damit auch sie Anteil an der „unmittelbaren Gottesnähe“ haben (Vgl. Exegese Hebr 5.). Möchten wir Menschen nicht zum Glauben in der Gemeinschaft einladen? Kann Glauben nicht auch zum Glauben werden, „indem er sich zeigt und darstellt“ (Steffensky, Impulsreferat anlässlich der Vorbereitungstagung zum Kirchensonntag, 14. September 2019, Bern, 8)?
4. Bezug zum Kirchenjahr
Kalendarisch befinden wir uns am Anfang des neuen Jahres. Da sind die Worte von erschlafften Händen und ermatteten Knien in der dunklen Jahreszeit nach den Anstrengungen der Weihnachtszeit passend und könnten die Hörer:innen in ihrer Situation abholen. Gleichzeitig ist die Perikope durch den „Zauber des Anfangs“ anschlussfähig, der durch das neue Jahr und die Weihnachtszeit gegeben ist. Weihnachten als Beginn des Lebens Jesu, durch den ein Neuanfang in unserem Leben ermöglicht wurde. Die gute Nachricht begleitet uns auf unserem Weg und lädt, wie auch das Wochenlied „In dir ist Freude“ (EG 398) zur Freude ein. Das neue Jahr wird von vielen Menschen als eine neue Chance betrachtet. Meist wird auf das alte Jahr zurückgeblickt – vor allem wenn es nicht war, wie erhofft – und es wird auf das bevorstehende Jahr mit neuer Erwartung und Hoffnung geschaut. Diese Hoffnung und Vorfreude können in dieser noch dunklen Jahreszeit zum Durchhalten ermutigen.
5. Anregungen
Der Leitgedanke des Hebr vom wandernden Gottesvolk, das unterwegs ist auf Erden und schon vor den Toren des Himmels steht, kann in der Bildsprache fruchtbar gemacht werden. Der Hebr predigt leidenschaftlich, um die Hörer:innen bei ihrer Wanderung zum Berg Zion zu ermutigen (Vgl. Teil A 5.). Er möchte die Menschen aktivieren und stärken. Das könnte für uns heutige Prediger:innen ein Anreiz sein, die Predigthörer:innen auf ihrer Wanderung (bergauf) zu begleiten. Hierfür sind die starken Bildworte des Hebr hilfreich: Stärkt die Hände, richtet die Füße auf gerade Pfade, trachtet nach Frieden und bemüht euch um Heiligung (V. 12-14). Die Predigthörer:innen als Wandernde können vom Predigenden aktiviert und gestärkt werden, ausgestattet, und das gemeinsame „Unterwegs-sein“ kann geistlich begleitet werden. Für den Predigenden ist aber zu überlegen, welches Ziel die Hörer:innen heute vor Augen haben, wenn sie mit ihm/ihr unterwegs sind und was es bedeutet, das Ziel „nah vor Augen“ zu haben (Vgl. Exegese Hebr 5.). Hebr lädt nicht direkt zu einer missionarischen Predigt ein. Er verfolgt gegenüber den angefochtenen Christenmenschen ein seelsorgerliches Anliegen. Es wäre aber – wenn man diesem Pfad folgen möchte – zu überlegen, inwieweit der Gedanke der missio dei für die eigene Predigt aufgrund der heutigen Lebenswirklichkeit eine Rolle spielen soll.
Autoren
- Prof. em. Dr. Christian Rose (Einführung und Exegese)
- Melina Racherbäumer (Praktisch-theologische Resonanzen)
Permanenter Link zum Artikel: https://bibelwissenschaft.de/stichwort/500015
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