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Tempel (Jerusalem)

Das zentrale Heiligtum in Jerusalem. Der Tempel galt als Wohnung Gottes und war Zufluchtsort für Verfolgte.

Der Tempel in Jerusalem war – im Unterschied zu unseren Kirchen – nicht Versammlungshaus der Gemeinde, sondern galt als Wohnung Gottes (vgl. 2. Mose/Exodus 40,34; 1. Könige 8,13). Obwohl die Menschen wussten, dass Gott sich nicht in einem Gebäude »unterbringen« lässt, war es wichtig, einen herausgehobenen Ort für die Begegnung mit Gott zu haben.


Als das Volk Israel noch heimatlos im Land umherzog, konnte es keinen festen Tempel bauen. Die biblischen Texte, die über diese Zeit berichten, erzählen aber ausführlich von einem transportablen Zeltheiligtum, dem Zelt der Begegnung, das an verschiedenen Orten immer wieder aufgebaut werden konnte. In diesem Zelt der Begegnung befand sich die Lade: ein Kasten aus Akazienholz, in dem das »Grundgesetz« des Volkes Israel, die Zehn Gebote, lagen. Als die Israeliten im Land der Bibel sesshaft wurden, stand das Zelt der Begegnung nacheinander an verschiedenen Orten. König David brachte die Lade dann nach Jerusalem, das er zur neuen Hauptstadt seines Reiches machte. Sein Sohn Salomo baute den ersten Tempel Israels.


Dieser Tempel, den der alttestamentliche König Salomo errichten ließ, war ein lang gestrecktes Gebäude, das aus drei Teilen bestand: Vorhalle, Heiliges und Allerheiligstes. Mit 50 m Gesamtlänge, 25 m Gesamtbreite und 15 m Höhe stellte er ein imposantes Bauwerk dar. Er war der bis dahin größte Tempel im Land der Bibel. In seinem Innenraum, dem »Heiligen«, war er 30 m lang und 10 m breit, vergleichbar etwa mit der Größe einer Dorfkirche (ausführliche Beschreibung in vgl. 1. Könige 6; die Einrichtung entsprach der des Zeltes der Begegnung in vgl. 2. Mose/Exodus 40). Das hintere Drittel dieses Innenraumes war als »Allerheiligstes« vom vorderen Raum abgetrennt. Nur einmal im Jahr durfte das Allerheiligste vom Hohepriester betreten werden. In ihm befand sich ein gewaltiger Thron, dessen Sitzfläche und Armlehnen aus den Flügeln zweier Kerubim (das sind Mischwesen mit Menschenkopf, Löwenkörper und Flügeln) bestanden. Man stellte sich vor, dass der unsichtbare Gott auf diesem Thron sitzt. Die Lade, die darunter gestellt wurde, galt als Schemel Gottes. So war zwar Gottes Thron, aber nicht Gott selbst sichtbar.


Der Tempel war von zwei sogenannten Vorhöfen umgeben: einem inneren und einem äußeren. Im inneren Vorhof stand der Brandopferaltar, auf dem die Opfer dargebracht wurden.


587 v. Chr. wurde der Tempel von den Babyloniern zerstört. Die Führungsschicht des Landes (das Südreich Juda) wurde nach Babylon in die Verbannung gebracht. Nach der Rückkehr wurde der Tempel an der alten Stelle in bescheidenerer Ausstattung wieder aufgebaut (Tempelweihe 515 v. Chr.).


Herodes der Große (37­4 v. Chr.) ersetzte diesen Tempel durch einen großartigen Neubau. Die Grundmaße des Heiligen und des Allerheiligsten blieben jedoch unverändert. Der innere Vorhof wurde neu gegliedert (Vorhof der Priester, der Männer, der Frauen) und der äußere erheblich erweitert und mit großartigen Säulenhallen umgeben. Der äußere Vorhof war für jedermann – auch für Nichtjuden – zugänglich (Vorhof der Heiden). In einem begrenzten Bereich dieses riesigen Platzes hat man sich Stände von Geldwechslern und Händlern vorzustellen, die Opfertiere zum Kauf anboten (vgl. Markus 11,15 und Parallelstellen).


Der Tempel in Jerusalem wurde 70 n. Chr. bei der Eroberung der Stadt durch die Römer zerstört und nie wieder aufgebaut. Die Westmauer, die unter dem Namen »Klagemauer« bekannt ist, stellt einen Teil der westlichen Umfassungsmauer des Plateaus dar, das Herodes der Große für den Tempel aufschütten ließ. Seit 638 n. Chr. dient sie den Juden aus aller Welt als Bet- und Klageplatz.


(Quelle: ​BasisBibel. Das Neue Testament und die Psalmen, © 2012 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart)

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