Einführung: Die Gute Nachricht nach Matthäus
Das Evangelium nach Matthäus ist das erste der vier Evangelien. Es war in der Kirche von Beginn an sehr beliebt und schon bald nach 100 n. Chr. weit verbreitet. Das Wort »Evangelium« kommt aus dem Griechischen und bedeutet »Gute Nachricht«. Es meint die Gute Nachricht, dass Jesus Christus, der Sohn Gottes, in die Welt gekommen ist, um die Menschen vom Tod zu retten und von aller Schuld zu befreien (1,21).
Über den Verfasser des Evangeliums wissen wir nicht viel. In der Schrift selbst wird keine Angabe über ihn gemacht. Dass wir ihn heute »Matthäus« nennen, geht auf die Zeit ab 100 n. Chr. zurück: Damals nahm man an, dass das Evangelium von dem Zolleinnehmer Matthäus stammt, der zu den zwölf Jüngern gehörte (10,3). Vergleicht man die Berichte über die Berufung des Zolleinnehmers in Markus 2,14 und Matthäus 9,9, fällt auf, dass der Verfasser des Matthäusevangeliums den Namen »Levi« in »Matthäus« geändert hat. Deshalb vermutete man, dass sich der Verfasser auf diese Weise zu erkennen geben wollte. So bekam das Evangelium seinen Namen: Die Gute Nachricht nach Matthäus.
Der Verfasser des Evangeliums beherrschte die griechische Sprache und war mit den Schriften des Alten Testaments sehr vertraut. Man nimmt daher an, dass er selbst jüdischer Herkunft war und das Evangelium für eine Gemeinde geschrieben hat, die ebenfalls eine enge Verbindung zum Judentum hatte. Wahrscheinlich ist das Matthäusevangelium zwischen 80 und 90 n. Chr. in Syrien entstanden.
Matthäus war nicht der Erste, der über das Leben und Wirken von Jesus berichtet hat. Er konnte bereits auf das Markusevangelium zurückgreifen und hat dieses fast vollständig in seine Darstellung übernommen. Daneben standen ihm vermutlich eine weitere schriftliche Quelle – die sogenannte Spruchquelle – und verschiedene mündliche Überlieferungen zur Verfügung.
Das Matthäusevangelium beginnt mit der Vorgeschichte des Wirkens von Jesus (1,1–4,22): mit seinem Stammbaum, der Geschichte seiner Geburt und dem Auftreten von Johannes dem Täufer. Es folgt eine Beschreibung über das öffentliche Wirken von Jesus (4,23–16,12), den Weg nach Jerusalem (16,13–20,34) und sein Wirken in Jerusalem (21–25). Über das Leiden, Sterben und die Auferstehung von Jesus wird im letzten Teil (26–28) berichtet.
Eine Besonderheit im Aufbau des Matthäusevangeliums sind die fünf großen Reden, in denen Worte von Jesus zusammengestellt sind: die Bergpredigt (4,23–7,29), der Auftrag an die Apostel (9,35–11,1), die Gleichnisse (13,1-53), Anweisungen für die Gemeinschaft der Jünger (18) und die Rede über die Pharisäer und das Weltgericht (23–25). So tritt Jesus als Lehrer in Erscheinung, den Gott mit besonderer Vollmacht ausgestattet hat. Er verkündet den Menschen, was Gottes Wille ist.
Nach der Darstellung des Matthäusevangeliums erfüllt sich in der Geburt von Jesus und in seinem Wirken das, was im Alten Testament bereits angekündigt wurde. Vor allem in den ersten Kapiteln wird mehrfach aus dem Alten Testament zitiert. Diese Zitate lassen sich gut erkennen an Formulierungen wie: »So ging in Erfüllung, was durch den Propheten gesagt worden ist« (1,22; 2,17; 8,17 und öfter). Jesus wird zudem schon am Beginn des Evangeliums als Sohn Davids bezeichnet (1,1). Das macht deutlich: Jesus ist der Retter, auf den das Volk Israel gewartet hat und der im Alten Testament angekündigt wurde (2. Samuel 7,12-16). Gleichzeitig ist Jesus ein Nachkomme von Abraham. Abraham ist nicht nur der Stammvater Israels, sondern gilt auch als der, durch den alle Völker der Erde Segen empfangen (1. Mose/Genesis 12,3). Die Gute Nachricht ist also an alle Völker gerichtet. Das wird auch am Ende des Evangeliums im Auftrag von Jesus an seine Jünger deutlich: Sie sollen allen Menschen von Jesus erzählen und sie einladen, seine Jüngerinnen und Jünger zu werden (28,19-20). Jesus ist nicht nur der Retter Israels, sondern auch der Retter der ganzen Welt.
Nach der Darstellung von Matthäus steht die Erfüllung des Gesetzes im Zentrum dessen, was Jesus den Menschen gepredigt hat: Wer tut, was die Gebote des Alten Testaments fordern, der handelt nach dem Willen Gottes (5,17-20). Eine besondere Rolle nehmen dabei die Gebote ein, Gott und die Mitmenschen zu lieben wie sich selbst (22,34-40). Sie stehen schon im Alten Testament (5. Mose/Deuteronomium 6,5; 3. Mose/Levitikus 19,18) und fassen alles zusammen, was Gott von den Menschen verlangt. Beim Befolgen der Gebote geht es also vor allem um Barmherzigkeit gegenüber den Mitmenschen (9,13; 12,7). Im Leben der Gemeinde zeigt sich die Barmherzigkeit unter anderem in der Bereitschaft, einander zu vergeben (18,21-35).