Deutsche Bibelgesellschaft

Einführung: Die Gute Nachricht nach Lukas

Das Evangelium nach Lukas ist – ebenso wie die anderen Evangelien – ein Bericht über das Leben und Wirken von Jesus. Doch im Unterschied zu den anderen Evangelien endet die Darstellung des Lukas nicht mit der Auferstehung von Jesus: In der Apostelgeschichte, dem zweiten Teil seines Werkes, berichtet Lukas, wie die Gute Nachricht weit über die Grenzen Jerusalems hinaus sogar bis nach Rom verkündet wurde. 



Die Bezeichnung »Evangelium nach Lukas« – oder deutsch: »Die Gute Nachricht nach Lukas« – stammt aus der Zeit zwischen 100 und 200 n. Chr. Damals vermutete man, dass ein Mitarbeiter des Paulus namens Lukas das Evangelium und die Apostelgeschichte geschrieben hat. Lukas wird in den Briefen des Paulus erwähnt (2. Timotheus 4,11; Philemon 24). Nach Kolosser 4,14 war er Arzt. Heute geht man nicht mehr davon aus, dass das Evangelium von diesem Lukas stammt. Dennoch ist man dabei geblieben, den Verfasser des Evangeliums »Lukas« zu nennen. 



Lukas war ein gebildeter Theologe. Er wusste, wie die Geschichtsschreiber seiner Zeit arbeiteten, und orientierte sich daran. Außerdem kannte Lukas das Alte Testament und die jüdischen Sitten und Bräuche sehr genau. Er hat seinen Bericht wahrscheinlich für Menschen geschrieben, die – wie er selbst – den Glauben an Jesus Christus angenommen hatten, aber nicht aus dem jüdischen Volk stammten. Lukas hat sein Werk einem gewissen Theophilus gewidmet (1,3). Theophilus war vermutlich ein angesehenes und wohlhabendes Mitglied einer der Gemeinden, für die Lukas schrieb. Vielleicht wurde Lukas von ihm auch finanziell unterstützt. Das Evangelium nach Lukas ist wahrscheinlich in der Zeit zwischen 80 und 90 n. Chr. entstanden. 



Lukas kannte das Markusevangelium und verwendete dieses als Grundlage für seine eigene Darstellung. Daneben stand ihm eine schriftliche Quelle mit Aussprüchen von Jesus zur Verfügung, die sogenannte Spruchquelle. Lukas arbeitete in sein Werk außerdem weitere Überlieferungen ein, die in den frühen Gemeinden im Umlauf waren. In einem kurzen Vorwort (1,1-4) gibt er Auskunft über sein Vorgehen: Wie es sich für einen Geschichtsschreiber seiner Zeit gehörte, hat Lukas alle Quellen und Berichte gründlich geprüft. Er möchte zuverlässig und der Reihe nach über das Leben und Wirken von Jesus berichten. Außerdem nennt Lukas die Regierenden in Judäa und im Römischen Reich (1,5; 2,1; 3,1) und ordnet so den Bericht über Jesus zeitlich genau ein. 



Das Evangelium nach Lukas beginnt im Unterschied zum Markusevangelium mit einer Vorgeschichte (1,1–4,13). Darin wird unter anderem die Geburt von Jesus und der Beginn seines Wirkens geschildert. Im weiteren Aufbau folgt das Lukasevangelium dem Markusevangelium: Auf das Wirken von Jesus in Galiläa (4,14–9,50) folgt der Weg nach Jerusalem (9,51–19,27). Im Anschluss wird erzählt, wie Jesus nach Jerusalem kommt und wie sich dort der Konflikt zwischen ihm und seinen Gegnern immer weiter zuspitzt (19,28–21,38). Im letzten Teil (22–24) wird über das Leiden, den Tod und die Auferstehung von Jesus berichtet. 



Die Darstellung des Weges nach Jerusalem (9,51–19,27) ist bei Lukas deutlich länger als in den anderen Evangelien. Sie enthält viele bekannte Geschichten, die bei Matthäus und Markus nicht vorkommen: das Beispiel vom barmherzigen Samariter (10,29-37), das Gleichnis vom Vater und seinen beiden Söhnen (15,11-32) und die Erzählung von dem Zolleinnehmer Zachäus (19,1-10). Auch am Beginn und Schluss des Evangeliums finden sich zusätzliche Geschichten, darunter so bekannte wie die Weihnachtsgeschichte (1–2) und die Erzählung, wie Jesus in den Himmel aufgenommen wird (24,50-53). 



Lukas hebt in seinem Evangelium besonders hervor, wie Jesus sich um die Armen kümmert (4,18; 6,20; 16,19-31; 21,1-4). Er warnt vor den Gefahren des Reichtums (12,13-21) und ruft dazu auf, barmherzig zu sein. Jesus geht auch auf diejenigen zu, die Schuld auf sich geladen oder sich von Gott abgewendet haben (5,27-32; 19,1-10). Besonders deutlich wird das in Lukas 15. Die drei Gleichnisse in diesem Kapitel zeigen: Wie sich Menschen freuen, wenn sie etwas verloren Geglaubtes wiederfinden, so freut sich Gott, wenn ein Sünder sein Leben ändert. 



Auch den Frauen schenkt Lukas in seinem Evangelium besondere Aufmerksamkeit: In den Geschichten über die Geburt von Jesus und Johannes treten neben Maria (1,27) auch Elisabet (1,5) und Hanna (2,36) in Erscheinung. Später wird erzählt, wie Jesus bei zwei Schwestern – Maria und Marta – zu Gast ist (10,38-42). Und wir erfahren, dass es Frauen gab, die Jesus und seine Jünger unterstützten (8,1-3). Schließlich zeigt Jesus seinen Jüngern am Beispiel einer Witwe, wie sie beten sollen (18,1-8). 



Für Lukas ist Jesus der wahre Lehrer Israels, den Gott mit besonderer Vollmacht ausgestattet hat (4,31-37): Er heilt die Menschen und verkündet ihnen, was der Wille Gottes ist. Doch schon von Beginn an wird deutlich: Jesus ist nicht nur der Retter, auf den das Volk Israel gewartet hat, er ist auch der Retter der Welt (2,31-32).


 


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