Deutsche Bibelgesellschaft

Einführung: Der Brief an die Römer

Der Brief des Paulus an die Römer steht unter den Briefen im Neuen Testament an erster Stelle. Das liegt zum einen daran, dass der Römerbrief der längste Brief des Neuen Testaments ist. Zugleich ist er auch von besonderer Bedeutung, denn der Apostel Paulus denkt darin sehr grundlegend über die Bedeutung der Guten Nachricht, die Gnade Gottes und den Glauben nach. 



Paulus hat den Brief an die Römer wahrscheinlich am Ende seiner dritten Missionsreise im Winter 55/56 n. Chr. in Korinth geschrieben. In Rom war Paulus bis dahin nicht gewesen. Anders als bei den anderen Briefen, kannte er die Empfänger dieses Briefes also nicht persönlich. Daher musste er sich und sein Anliegen sehr ausführlich vorstellen. Der Grund, warum Paulus sich an die Christen in Rom wandte, liegt in seinen Reiseplänen: Paulus plante, nach seiner dritten Missionsreise über Rom nach Spanien zu reisen, um auch dort die Gute Nachricht von Jesus Christus zu verkünden (15,23-24). Für dieses Unternehmen hoffte er auf Unterstützung durch die Christen in Rom. 



Rom war zur Zeit des Paulus die Hauptstadt und das Zentrum des Römischen Reiches. Aufgrund der Größe der Stadt nimmt man an, dass es in Rom nicht nur eine einzige Gemeinde gab. Wahrscheinlich trafen sich die Christen in verschiedenen Hausgemeinden, von denen einige auch in der Grußliste in Römer 16,1-16 genannt sind. 



Im Zentrum seines Briefes an die Römer steht die Botschaft von der Kraft der Guten Nachricht und von der Gnade Gottes (1,16-17; 3,23-24). Paulus beginnt seine Ausführungen mit der Aussage, dass kein Mensch sein Leben so führen kann, wie es Gottes Willen entspricht, und dass kein Mensch vor Gott als gerecht dasteht (1,18–3,20). Das gilt für Juden ebenso wie für die Menschen aus anderen Völkern. Es gibt dafür keine Entschuldigung, denn Gott hat allen Menschen gezeigt, was er von ihnen erwartet: den Juden im Gesetz des Alten Testaments (2,17-29) und den Völkern in der wunderbaren Ordnung der Schöpfung (1,18-32). 



Aber statt alle Menschen zu bestrafen, wie sie es verdient hätten, schickt Gott den Menschen seinen Sohn Jesus Christus. Jesus hat durch seinen Tod am Kreuz die Sünde der Menschen weggenommen, sodass sie vor Gott als gerecht dastehen (3,21–5,21). Was kein Mensch aus eigener Kraft erreichen kann, bekommt er von Gott als Geschenk. Das ist die Gute Nachricht. Wer sie im Glauben an Jesus Christus annimmt, ist gerettet (5,1-11). So erfüllt sich in Jesus Christus auch die Zusage Gottes an Abraham, den Stammvater des jüdischen Volkes: Ihm hat Gott eine große Nachkommenschaft versprochen, durch die alle Völker der Welt Segen empfangen werden (1. Mose/Genesis 12,1-3). Abraham hat sich auf diese Zusage verlassen und Gott geglaubt. Und dieser Glaube wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet. Wer nun wie Abraham glaubt, folgt dessen Vorbild. Mehr noch: Er hat Abraham zum Vater, denn Abraham ist der Stammvater aller, die glauben (4,16-18). 



In Römer 6,1–8,39 zeigt Paulus, wie das Geschenk der Gnade für die Menschen Wirklichkeit wird. In der Taufe bekommen die Menschen, die an Jesus Christus glauben, Anteil an seinem Tod und seiner Auferstehung. Sie sind mit ihm gestorben und können darauf hoffen, auch auferweckt zu werden, wie Christus auferweckt wurde (6,1-14). Dadurch werden sie zu neuen Menschen: Sie sind befreit von der Macht der Schuld und stehen nun ganz im Dienst der Gerechtigkeit (6,15-23). Sie sind frei vom Gesetz (7), und in ihnen wirkt der Geist Gottes (8,1-11). So sind sie Kinder Gottes und können Gott mit Recht ihren Vater nennen (8,12-17). 



Nachdem Paulus in den Kapiteln 1–8 hauptsächlich den Weg der Menschen beschreibt, die nicht aus dem jüdischen Volk stammen, widmet er sich in Römer 9–11 dem jüdischen Volk. Es ist ihm ein Herzensanliegen, dass auch die Menschen aus seinem eigenen Volk die Gute Nachricht von der Rettung durch den Glauben an Jesus Christus annehmen (10,1-13), und er ist sich sicher, dass ganz Israel gerettet werden wird (11,25-27). 



Bereits in Römer 6,15-23 hatte Paulus klargestellt: Auch wenn Jesus die Menschen vom Gesetz befreit hat, so ist dies kein Freibrief, Sünden zu begehen. Der Mensch ist von der Sünde befreit für ein Leben in Gerechtigkeit. Im letzten Teil des Briefes (12,1–15,13) beschreibt Paulus nun, wie ein solches Leben nach den Maßstäben Gottes aussehen soll. Er vergleicht die Gemeinde mit einem Leib und seinen verschiedenen Körperteilen. Alle in der Gemeinde sollen jeweils die Aufgabe übernehmen, die ihren Gaben entspricht (12,3-8). Überhaupt sollen sich die Christen von der Liebe leiten lassen (12,9-21; 13,8-10). Sie sollen sich nicht gegenseitig verachten, sondern Rücksicht aufeinander nehmen (14). Mit einem solchen Verhalten erweist die Gemeinde Gott die Ehre (15,7-13).


 


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