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Einführung: Der Brief an die Galater

Auf seiner zweiten Missionsreise kam Paulus durch Galatien, die Gegend des heutigen Ankara (Apostelgeschichte 16,6). Dort entstanden mehrere Gemeinden, die Paulus auf seiner dritten Reise erneut besuchte (Apostelgeschichte 18,23). Den Brief an die Galater hat er vermutlich um das Jahr 55 n. Chr. von Ephesus aus geschrieben. Er setzt sich darin mit einer Lehre auseinander, die in der Gemeinde für Verwirrung sorgte. Dabei ging es um die Forderung, sich genau an das jüdische Gesetz zu halten. Vor allem sollten die Männer sich beschneiden lassen. Die Beschneidung ist das Zeichen des Bundes, den Gott mit Israel geschlossen hat. Doch nun wurde verlangt, dass sich auch diejenigen beschneiden lassen, die nicht aus dem jüdischen Volk stammen. 



Paulus weist diese Forderungen scharf zurück und ermahnt die Galater, bei dem zu bleiben, was er ihnen gepredigt hat. Im ersten Teil des Briefes (1,10–2,21) verteidigt Paulus zunächst seine eigene Verkündigung. Er blickt zurück auf seine Berufung durch Christus und betont: Was er verkündet, hat er von Christus selbst empfangen (1,12). Sogar die führenden Vertreter der Gemeinde in Jerusalem haben seine Lehre anerkannt (2,1-10). Für Paulus steht fest: Der Mensch wird durch den Glauben an Jesus gerecht, nicht dadurch, dass er sich an das Gesetz hält (2,15-21). 



Im zweiten Teil des Briefes (3–4) begründet Paulus diese Überzeugung. Dafür greift er auf Aussagen aus dem Alten Testament zurück: Schon Abraham wurde der Glaube »als Gerechtigkeit angerechnet« (1. Mose/Genesis 15,6; Galater 3,6). Das geschah, lange bevor Mose das Gesetz am Sinai empfangen hatte (2. Mose/Exodus 20). Das Gesetz war für die Menschen ein »Aufseher« und notwendig, bis Christus gekommen ist (3,24). Aber es kann die Menschen nicht gerecht machen (3,11). Wer im Glauben mit Christus verbunden ist, bekommt eine neue Freiheit geschenkt und ist nicht mehr verpflichtet, das Gesetz zu befolgen (3,23–4,7). 



Im dritten Teil des Briefes (5,1–6,10) fordert Paulus die Christen in Galatien dazu auf, an dieser Überzeugung festzuthalten. Gleichzeitig sollen sie die geschenkte Freiheit nicht als Freibrief für ein rücksichtsloses Leben verstehen. Die Freiheit befreit die Christen dazu, Gutes zu tun, sich gegenseitig zu helfen und die Mitmenschen zu lieben (5,14; 6,2).

 

(BasisBibel. Altes und Neues Testament, ​© 2021 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart)

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