Deutsche Bibelgesellschaft

Einführung: Das Buch Hosea

Hosea stammt aus dem Nordreich Israel, das unter Jerobeam II. (787–747 v. Chr.) eine wirtschaftliche Blütezeit erfahren hat. Er wirkte wahrscheinlich in den Jahren 750–730 v. Chr. Manche Worte Hoseas gehören in die Zeit eines Krieges mit dem Südreich Juda (733 v. Chr.). Israel versuchte damals, Juda mit Gewalt zur Militärhilfe gegen die assyrische Großmacht zu zwingen (5,8-14). Nach dem Untergang der Hauptstadt Samaria im Jahr 722 v. Chr. gelangten die Worte Hoseas ins Südreich, wo eine erste Fassung seines Prophetenbuches zusammengestellt worden ist. Es ist das einzige Prophetenbuch, das auf einen Propheten aus dem Nordreich Israel zurückgeht. 



Der Inhalt lässt sich in drei Teile gliedern: Besonders eindrucksvoll ist der erste Abschnitt (1–3). Im Spiegel von Hoseas Ehe- und Familiendrama stellt er die Untreue Israels gegenüber Gott dar. Der zweite Teil (4–11) beginnt mit einer umfassenden Anklage gegen die Bewohner des Nordreichs. Danach wird in drei Spannungsbögen Israels Fehlverhalten in der religiösen Praxis (4,4–5,7), in der Politik (5,8–9,9) und in der Geschichte (9,10–11,11) angeprangert. Der dritte Teil (12,1–14,1) behandelt die Geschichte des Stammvaters Jakob (1. Mose/Genesis 25–36) und seiner Nachkommen. Hosea schildert sie ausgesprochen negativ als die Geschichte eines fortgesetzten Betrugs. Den Abschluss des Prophetenbuches bildet ein Heilswort, das die Umkehr Israels als Voraussetzung für seine Rettung formuliert (14,2-9). In späterer Zeit hat ein Weisheitslehrer den Schlussvers hinzugefügt (14,10). 



Im Buch Hosea wird Israel häufig als »Efraim« angesprochen (4,17). Dabei handelt es sich um einen anderen Namen für das Nordreich. Zwischen 733 und 722 v. Chr. haben die Assyrer das Staatsgebiet Israels auf das Stammland Efraim verkleinert. In dieser Zeit versucht Israel durch verschiedene Bündnisse, seine Existenz zu sichern. Hosea aber kritisiert dieses politische Taktieren (5,13; 7,11; 8,9; 12,2) als eine Form der Untreue gegenüber Gott. Noch schärfer urteilt er über die Hinwendung der Israeliten zu fremden Göttern. In diesem Zusammenhang spricht er häufig davon, dass sie untreu geworden sind und sich mit Huren (fremden Göttern) eingelassen haben (4,12; 4,14; 5,3). Ein weiteres Thema ist Gottes Liebe zu seinem Volk. Von Anfang an hat Gott Israel geliebt, als er es aus Ägypten geführt hat. Doch bereits in der Wüste ist es ihm untreu geworden (9,10; 11,1-2). Gottes Liebe aber ist größer als sein Zorn (11,8-11). Deshalb kann es einen Neuanfang geben. Zuvor aber muss Israel »zurück nach Ägypten« (8,13; 9,3; 11,5), an den Anfang seiner Geschichte mit Gott.

 

(BasisBibel. Altes und Neues Testament, ​© 2021 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart)

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