Land am Nil, das als altorientalische Großmacht über mehrere Jahrtausende die Politik, Wirtschaft und Kultur des gesamten Vorderen Orients maßgeblich mitbestimmte.
Die geschichtlichen Wurzeln des Großreichs Ägypten gehen bis ins 4. Jahrtausend v. Chr. zurück, auch wenn die eigentliche Geschichte – die in Texten und Bildern überlieferte Geschichte seiner Könige und Pharaonen – erst um 3000 v. Chr. beginnt. Für die folgenden drei Jahrtausende spielt Ägypten im Vorderen Orient eine bestimmende Rolle und treibt regen Handel und Kulturaustausch mit der gesamten damals bekannten Welt.
Ägypten nennt man auch »ein Geschenk des Nils«. Ohne den Fluss wäre das Land eine kahle Wüste. Der Nil tritt jedes Jahr über die Ufer und hinterlässt in den überschwemmten Gebieten eine Schicht von schwarzem Schlamm, der das Land fruchtbar macht. Jenseits dieses schmalen Streifens dehnt sich die Wüste aus. Durch die natürliche Düngung mit dem fruchtbaren Nilschlamm sind die Ernteerträge des Landes so groß, dass eine ausreichende Menge an Nahrungsmitteln für die Bevölkerung erwirtschaftet werden kann.
Die ägyptischen Schreiber entwickelten ein Schrift-System von Bildern und Zeichen, die für bestimmte Wörter oder Silben stehen (»Hieroglyphen«). Vieles von dem, was wir über das Alte Ägypten wissen, verdanken wir Hieroglyphen-Inschriften an Gebäuden und Denkmälern, oder wir erfahren es aus Büchern, Briefen und Rechnungen, die in etwas vereinfachten Hieroglyphen, der so genannte »hieratischen Schrift«, abgefasst sind.
Der ägyptische König und seine Umgebung beschäftigten äußerst tüchtige Kunsthandwerker: Maler, Bildhauer, Gold- und Silberschmiede. Die Ägypter glaubten an ein Leben nach dem Tod und stellten sich dies ähnlich dem irdischen Leben vor. Darum malten sie Szenen aus dem Alltagsleben an die Wände ihrer Grabkammern und gaben ihren Toten neben kostbaren Dingen auch viele alltägliche Gebrauchsgegenstände mit.
Die Ägypter verehrten zahlreiche Götter – Naturgottheiten, aber auch solche, die der Wahrheit, Gerechtigkeit und Weisheit zugeordnet waren. Der Gott Osiris war der König der Unterwelt; er besaß den Schlüssel, der die Tür zu einem Leben jenseits des Todes aufschloss. Der ägyptische König war der Vermittler zwischen den Göttern und den Menschen. In den großen Tempeln dienten die Priester den Göttern, als wären diese irdische Könige. Das gewöhnliche Volk sah die Bilder der Götter nur an Festtagen, wenn sie in feierlicher Prozession umhergetragen wurden.
Nach der Darstellung des Alten Testaments entsteht in Ägypten das Volk der zwölf Stämme Israels. Josef, einer der zwölf Söhne des Stammvaters Jakob, wird von seinen Brüdern aus Eifersucht als Sklave nach Ägypten verkauft. Wegen seiner Klugheit und vor allem, weil Gottes Segen an ihm wirkt, steigt Josef in Ägypten zum zweitmächtigsten Mann nach dem König (Pharao) auf. Als Jahre später eine Hungersnot die Brüder zum Getreideeinkauf nach Ägypten bringt, versöhnt Josef sich mit ihnen und holt sie samt dem Vater Jakob und der ganzen Familie zu sich. Die Nachkommen Jakobs wachsen in Ägypten zum Volk der zwölf Stämme Israels heran. Von den Ägyptern wird das wachsende Israel als Bedrohung empfunden und deshalb unterdrückt und versklavt. Schließlich führt Mose im Auftrag Gottes die Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei in die Freiheit. Nach einer langen Zeit der Wüstenwanderung erreichen die zwölf Stämme den Jordan und nehmen Gebiete auf beiden Seiten des Flusses als das ihnen von Gott versprochene Land in Besitz (1. Mose 37 bis Josua 24).