Kein Klassiker: 37/52
Ob im hippen Café oder heimischen Wohnzimmer, die Phrase carpe diem ist bei vielen beliebt, erinnert sie doch daran, den Tag und das Leben zu genießen. Der lateinische Sinnspruch, der sich mit „pflücke“ oder „genieße den Tag“ übersetzen lässt, geht auf die Ode An Leukonoë zurück, welche vom antiken Dichter Horaz um 23 v. Chr. verfasst wurde. In der letzten Verszeile der Odenstrophe findet sich die bekannte Wortfolge. Diese stellt einen Appell dar, die knappe Lebenszeit zu genießen und nicht auf morgen zu verschieben. Der Ausspruch ist zum geflügelten Wort geworden und hat auch in der Dichtung des Barock und der Kunst Anklang gefunden. Auch in der Bibel finden wir dieses Motiv. Der Rat eines alten Mannes, dem man trotz aller Mühsal die Liebe zum Leben mit seiner Schönheit anmerkt und der dem jungen Menschen rät, in Hinblick auf Alter und Tod die Jugend nicht zu versäumen. Dabei soll keiner Leichtfertigkeit gefrönt werden, denn, so der Hinweis, wird alles Tun am Ende vor Gott zu verantworten.
So freue dich, Jüngling, in deiner Jugend und lass dein Herz guter Dinge sein in deinen jungen Tagen. Tu, was dein Herz gelüstet und deinen Augen gefällt, und wisse, dass dich Gott um das alles vor Gericht ziehen wird. (Prediger/Kohelet 11,9, Lutherbibel 2017)