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Einen Blick auf Gott erhaschen

Wie schreibt man die Bibel für Kinder? Mit dieser Frage hat sich die Autorin Tanja Jeschke intensiv beschäftigt. Sie hat den Text für „Die große Bibel für Kinder“ verfasst.

Ein Interview mit der KInderbibel-Autorin Tanja Jeschke

Welche biblische Geschichte erzählen Sie am liebsten?
Die Geschichte vom Kind Mose, das in einem Körbchen im Schilf gefunden wird, hat mich immer schon besonders fasziniert. Diese Überraschung der Pharaotochter, ihre spontane Zuneigung, die zu seiner Rettung führt – das zu schildern gefällt mir. Auch, weil die Atmosphäre am Nil für mich unbekannt ist und ich mit meiner Fantasie ein weites fremdes Gelände vorfinde, in das ich mich hineinfühlen kann.
Aber ich mag auch die Geschichten, in denen Jesus den Menschen begegnet und sie mit seinen ungewöhnlichen Reaktionsweisen aus Klischees, Rollen und Zwängen herausholt. Da stehe ich vor der Herausforderung, in die Haut Jesu zu schlüpfen und gleichzeitig in die der Menschen, um die Gefühle darstellen zu können, die dabei eine Rolle spielen.

Wie gehen Sie vor, wenn Sie eine biblische Geschichte für Kinder nacherzählen?
Zunächst mal stelle ich mir die Szenerie so deutlich wie möglich vor. Dabei achte ich darauf, was für Assoziationen mir gleich spontan einfallen: zum Beispiel zum Wetter, zum Licht, zur Vegetation, zu den Gerüchen. Das sind lauter Dinge, die für den Ablauf der Geschichte gar nicht unbedingt entscheidend sind, aber dafür, wie ich alles erzähle, schon. Diese Ideen laden die ersten Bilder auf, mit denen ich den Anfang mache. Ich gehe immer von Bildern aus, die ich beschreibe. In den Bildern läuft eine Handlung ab, also wie im Film. Und ich lasse die Gefühle sprechen, denn nur ganz reale Gefühle können eine Geschichte lebendig werden lassen. Das gilt vor allem, wenn sie für Kinder erzählt wird, aber auch für Erwachsene. Ich sehe da kaum einen Unterschied.
Ich achte beim Ausdruck der Gefühle auf Widerstände, auf Ungereimtheiten, individuelle Gedanken, die bei der Person die Gefühle begleiten. Das macht Spaß. Denn dann wird die Figur selbstständig und ich beginne, ihr nur noch zu folgen.

Was möchten Sie bei den Kindern mit Ihren Texten bewirken?

Dass sie mir zuhören, ganz einfach dabeibleiben. Das ist das Erste. Und dann wünsche ich mir, dass sie der Geschichte lauschen, also wirklich genau hinhören. Dazu muss die Erzählung verführen können. Dass die Kinder hören, dass es da um etwas Entscheidendes geht, etwas, das sie in ihrem eigenen Leben unbedingt auch angeht. Dass es nicht irgendeine nette Geschichte ist zur Unterhaltung, sondern die Dimension dahinter aufleuchtet und sie davon eine Ahnung bekommen. Einen Blick auf Gott sollen sie erhaschen, auf Gottes Interesse am Menschen, an ihnen selbst.

Lassen Sie Ihre Texte von Kindern testlesen?
Nein, das habe ich bisher noch nicht gemacht. Ich brüte sie aus wie eine eigenbrötlerische Henne.

 

Das Bild oben im Header stammt aus der Geschichte „Abraham tut, was Gott sagt“ in der Ausgabe „Die große Bibel für Kinder“, illustriert von Marijke ten Cate. [ISBN 978-3-438-04070-1]


Über die Autorin

Tanja Jeschke, geboren 1964 in Pretoria/Südafrika, hat in Göttingen und Heidelberg Germanistik und Theologie studiert. Sie veröffentlicht Romane, Erzählungen und Kinderbücher, für die sie bereits mehrfach ausgezeichnet wurde.
Außerdem arbeitet sie als Literaturkritikerin für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften.

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