Finsternis über Ägypten - Licht für Israel
1Denn gross sind deine Rechtsentscheide und nur schwer darzulegen. Deshalb sind die Seelen, denen es an Erziehung fehlt, in die Irre gegangen.
2In der Annahme nämlich, sie könnten eine heilige Nation unterdrücken, sind die, welche die Weisung missachteten,
zu Gefangenen der Finsternis geworden und zu Gefesselten einer langen Nacht,
und, eingesperrt in ihren Behausungen, lagen sie da, auf der Flucht vor der ewigen Vorsehung.
3Sie meinten nämlich, sie könnten verborgen bleiben mit ihren heimlichen Verfehlungen
unter einer dunklen Hülle des Vergessens;
sie wurden zerstreut, furchtbar in Schrecken versetzt
und von Trugbildern in Verwirrung gestürzt.
4Denn auch das Versteck, das ihnen Unterschlupf bot, konnte sie nicht vor Furcht bewahren;
herabschmetterndes Getöse aber umgab sie mit seinem Lärm,
und es erschienen ihnen düstere Gestalten mit finsteren Mienen.
5Und keine Gewalt des Feuers vermochte Licht zu spenden;
auch nicht das funkelnde Leuchten der Sterne
war in der Lage, jene grausige Nacht zu erhellen.
6Es erschien ihnen einzig
ein Feuer, das sich selbst entzündete und Furcht verbreitete;
sie erschraken aber, als jener Anblick verschwand,
und hielten das, was sie sahen, für noch schlimmer.
7Die Gaukeleien der magischen Kunst aber lagen darnieder -
eine demütigende Entlarvung ihrer Prahlerei, die in ihrer Gesinnung gründete.
8Denn diejenigen, die versprochen hatten, Ängste und Beunruhigungen einer erkrankten Seele zu vertreiben,
diese krankten an einer lächerlichen Ängstlichkeit.
9Denn auch wenn nichts Beunruhigendes sie erschreckte,
waren sie aufgescheucht vom Vorbeiziehen des Getiers und vom Keuchen von Kriechtieren,
10und so standen sie davor, zitternd zugrunde zu gehen,
und sie weigerten sich, in die Luft zu sehen, der man nirgends entfliehen kann.
11 Die Bosheit nämlich bezeugt das Nichtsnutzige auf ihre eigene Weise - sie verurteilt sich selbst;
stets aber hat sie das Schlimme ergriffen, obwohl sie vom Gewissen gezügelt wird.
12 Furcht nämlich ist nichts anderes als die Preisgabe der Hilfen, die das vernünftige Denken bietet.
13 Wenn aber im Inneren die Erwartung von Hilfe schwächer ist,
hält man die Unwissenheit über die Ursache, die die Peinigung bereitet, für umfassender.
14 Diejenigen aber, die in der in Wirklichkeit machtlosen Nacht,
die aus den verborgenen Winkeln der machtlosen Unterwelt aufstieg,
denselben Schlaf schliefen,
15 wurden zum einen von den Schrecknissen der Traumbilder getrieben,
zum anderen durch die Mutlosigkeit der Seele gelähmt.
Denn jäh auftretende und unerwartete Furcht war über sie ausgeschüttet worden.
16 Und so geschah es, dass, wer nun einmal dort zu Fall kam,
in das nicht aus Eisen gemachte Verliess weggesperrt und bewacht wurde.
17 Und ob es nun ein Bauer war oder ein Hirt
oder einer, der in der Einöde mühevoller Arbeit nachging:
Er wurde im Handstreich gepackt und wartete auf die unentrinnbare Notwendigkeit.
18 Alle nämlich wurden sie gefesselt mit einer einzigen Kette der Finsternis.
Ob es der pfeifende Wind war
oder der wohlklingende Gesang der Vögel auf weit ausladenden Ästen
oder das Rauschen des Wassers, das mit Gewalt dahinfloss,
19 oder das heftige Krachen herabstürzender Felsen
oder der unsichtbare Lauf leichtfüssiger Tiere
oder das Lärmen brüllender, ganz unerträglicher Tiere
oder der Schall, der aus dem Inneren der Berge zurückhallt -
all das erschreckte und lähmte sie.
20 Denn die ganze Welt wurde erhellt von einem strahlenden Licht
und angetrieben von ungehindertem Wirken.
21 Nur über jene hatte sich eine drückende Nacht ausgebreitet,
ein Bild der Finsternis, die sie noch in Empfang nehmen sollte.
Sich selbst aber waren sie zu einer noch grösseren Belastung geworden, als es die Finsternis war.