1Kraftvoll erstreckt sie sich von einem Ende zum andern und regiert das All vortrefflich.
Der Lebensbund Salomos mit der Weisheit
2Die Weisheit hab ich geliebt und gesucht von meiner Jugend an und danach getrachtet, sie mir zur Braut zu nehmen, und ich hab ihre Schönheit lieb gewonnen. 3Sie zeigt sich ihrer edlen Herkunft würdig, indem sie bei Gott lebt; und der Herr aller Dinge hat sie lieb. 4Denn sie ist in Gottes Wissen eingeweiht und wählt aus, was Gott tut.
5Ist aber Reichtum ein Gut, das man im Leben begehrt, was ist dann reicher als die Weisheit, die alles schafft? 6Ist’s aber Klugheit, die etwas schafft, wer in aller Welt ist dann ein größerer Meister als die Weisheit? 7Hat aber jemand Gerechtigkeit lieb – so ist es die Weisheit, die die Tugenden wirkt; denn sie lehrt Besonnenheit und Klugheit, Gerechtigkeit und Tapferkeit, und nichts Nützlicheres als dies gibt es im Leben für die Menschen. 8Begehrt aber jemand Erfahrung und Wissen – so ist es die Weisheit, die das Vergangene kennt und das Zukünftige errät. Sie versteht sich auf gewandte Rede und weiß, Rätsel zu lösen. Zeichen und Wunder erkennt sie im Voraus und was Stunden und Zeiten bringen werden.
9Ich habe daher beschlossen, sie mir zur Gefährtin zu nehmen, denn ich wusste, dass sie mir ein Ratgeber zum Guten sein würde und ein Trost in Sorgen und Traurigkeit. 10Ich werde ihretwegen Ruhm beim Volk und Ehre bei den Alten haben, obwohl ich jung bin. 11Ich werde als scharfsinnig gelten, wenn ich Recht spreche, und Bewunderung finden bei den Mächtigen. 12Wenn ich schweige, werden sie auf mich warten; wenn ich rede, werden sie aufmerken; wenn ich weiterrede, werden sie die Hand auf ihren Mund legen. 13Ich werde ihretwegen Unsterblichkeit empfangen und ein ewiges Andenken bei denen hinterlassen, die nach mir kommen. 14Ich werde Völker regieren, und Nationen werden mir untertan sein. 15Grausame Tyrannen werden sich fürchten, wenn sie von mir hören; in der Volksversammlung zeige ich mich tüchtig und im Krieg tapfer. Kehre ich aber heim, so werde ich bei der Weisheit ruhen. 16Denn mit ihr Umgang zu haben, bringt keinen Verdruss, und mit ihr zusammenzuleben, keinen Schmerz, sondern Lust und Freude.
17Das bedachte ich bei mir und erwog es in meinem Herzen, dass die Verwandten der Weisheit Unsterblichkeit 18und ihre Freunde wahre Freude haben und dass durch die Arbeit ihrer Hände unerschöpflicher Reichtum kommt und Klugheit durch steten Umgang mit ihr und guter Ruf durch Teilnahme an ihren Worten; darum ging ich umher und suchte, wie ich sie zu mir nehmen könnte.
19Ich war aber ein wohlgestalteter junger Mann und hatte eine edle Seele empfangen; 20oder vielmehr, da ich edel war, kam ich in einen unbefleckten Leib. 21Als ich aber erkannte, dass ich die Weisheit nicht anders erlangen könnte, als dass Gott sie mir gibt – und es war schon Klugheit zu wissen, von wem diese Gnadengabe kommt –, da wandte ich mich an den Herrn, betete zu ihm und sprach von ganzem Herzen: