Das Gebet der Königin Ester
(zu Est 4, Fortsetzung des vorigen Stückes)
1Auch die Königin Ester nahm in Todesangst zum Herrn ihre Zuflucht 2und legte ihre königlichen Kleider ab und zog Trauerkleider an, und statt der kostbaren Salben tat sie Asche und Staub auf ihr Haupt und demütigte ihren Leib durch Fasten, und wo sie früher fröhlich gewesen war, raufte sie sich jetzt die Haare.
3Und sie betete zum Herrn, dem Gott Israels, und sprach: 4Du mein Herr, der du allein unser König bist, hilf mir; denn ich bin allein und habe keinen andern Helfer als dich und muss mich nun in Gefahr stürzen. 5Ich habe von meinem Vater gehört, dass du, Herr, Israel von allen Heiden abgesondert hast und unsere Väter von all ihren Vorfahren, damit sie dein ewiges Erbe sein sollten, und dass du ihnen gehalten hast, was du zugesagt hattest. 6Wir haben vor dir gesündigt; darum hast du uns in die Hände unserer Feinde gegeben, weil wir ihre Götter geehrt haben; Herr, du bist gerecht! 7Aber nun genügt es ihnen nicht, uns in harter Knechtschaft zu halten; sondern sie schreiben die Gewalt, die sie üben, der Macht ihrer Götzen zu, wollen deine Verheißungen zunichtemachen und dein Erbe ausrotten und denen den Mund stopfen, die dich loben, und deinen herrlichen Tempel und Altar zerstören. Das Maul der Heiden aber wollen sie auftun, die Macht der Götzen preisen und einen sterblichen König rühmen immer und ewig.
8Herr, gib nicht dein Zepter denen, die doch nichts sind; lass sie nicht spotten über unsern Untergang, sondern lass ihr Vorhaben auf sie zurückschlagen und brandmarke den, der das gegen uns angezettelt hat! 9Denk an uns, Herr, und zeige dich in unsrer Not und gib mir Mut, du König aller Götter und Herrscher über alle Gewalt! Lehre mich, wie ich recht reden soll vor dem Löwen, und verwandle sein Herz, dass er unserm Feinde feind wird, damit der samt all seinen Anhängern umkommt! 10Uns aber errette durch deine Hand und hilf mir; denn ich habe keine andre Hilfe als dich, Herr, allein, der du alle Dinge weißt 11und erkennst, dass ich die Ehre hasse, die ich bei den Gottlosen habe, und die Ehe mit dem Unbeschnittenen wie überhaupt mit einem Fremden verabscheue.
Du weißt, welche Not es mir macht, dass ich das stolze Zeichen meiner Herrlichkeit, das ich verabscheue, doch auf meinem Haupte trage, wenn ich mich zeigen muss; ich verabscheue es wie einen beschmutzten Lappen und trag’s nicht, wenn ich mich nicht zu zeigen brauche. Auch hab ich nie an Hamans Tisch gegessen noch an einem Gelage des Königs Gefallen gehabt noch vom Opferwein getrunken. Und deine Magd hat sich niemals gefreut, seit ich hierher gebracht worden bin, bis auf diesen Tag, 12außer an dir allein, Herr, du Gott Abrahams.
Erhöre, Gott, der du Macht hast über alle, die Stimme derer, die keine andre Hoffnung haben, und errette uns aus der Hand der Gottlosen und befreie mich aus meinen Ängsten!