Stücke zu Ester 4
Ester geht zum König
1Und am dritten Tage zog sie die Bußkleider aus und legte ihren königlichen Schmuck an. 2Und als sie in ihrer Herrlichkeit erschien, rief sie Gott, den Heiland, an, der alles sieht, und nahm zwei Dienerinnen mit sich und lehnte sich vornehm auf die eine; die andere aber folgte ihr und trug ihr die Schleppe. 3Und sie erstrahlte in voller Schönheit, und ihr Angesicht war heiter und lieblich, aber ihr Herz war wie abgeschnürt vor Angst und Sorge.
4Und als sie alle Türen durchschritten hatte, trat sie vor den König, der auf seinem königlichen Thron saß in seinen königlichen Kleidern, übersät von Gold und Edelsteinen; und er war furchterregend anzusehen. 5Als er nun aufblickte und sie in höchstem Zorn ansah, erblasste die Königin und sank in Ohnmacht und ließ das Haupt auf die Dienerin sinken.
6Da wandelte Gott dem König das Herz zur Milde und ihm wurde angst um sie, und er sprang auf von seinem Thron und umfing sie mit seinen Armen, bis sie wieder zu sich kam, und sprach sie freundlich an: Was ist dir, Ester? Ich bin dein Bruder; fürchte dich nicht! Du sollst nicht sterben. Denn dies Verbot betrifft alle andern, aber doch nicht dich! 7Tritt heran! 8Und er hob das goldene Zepter auf und legte es auf ihre Schulter, küsste sie und sagte: Sprich doch!
9Und sie antwortete: Als ich dich ansah, Herr, war mir, als sähe ich einen Engel Gottes; darum erschrak ich vor deiner Majestät. 10Denn du bist bewundernswürdig, Herr, und dein Angesicht ist voller Huld. 11Und als sie so redete, sank sie abermals in Ohnmacht und fiel zu Boden. 12Der König aber erschrak und all seine Diener sprachen ihr Mut zu.
Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart