1Eben diese Weisheit ist das Gesetz Gottes, das in Ewigkeit besteht; im Buch der Gebote Gottes ist sie aufgeschrieben. Alle, die sich an sie halten, gewinnen das Leben; aber wer sich von ihr abwendet, verfällt dem Tod.
2Kehrt um, ihr Nachkommen Jakobs, nehmt sie in eure Herzen auf! Stellt euch in das Licht, das von ihr ausstrahlt! 3Darin findet ihr eure Ehre – lasst euch nicht von anderen Völkern übertreffen und beschämen! 4Wir Israeliten dürfen uns freuen; denn uns hat Gott gezeigt, was ihm gefällt.
DIE VERHEISSUNGSREDE
Baruch spricht Israel Mut zu
5Fasse Mut, mein Volk; denn du trägst den Namen Israel! 6An fremde Völker wurdet ihr Israeliten verkauft, aber das sollte nicht euer Untergang sein. Gott gab euch nur deshalb euren Feinden preis, weil ihr ihn zum Zorn gereizt habt. 7Ihr habt ihn beleidigt, weil ihr nicht ihm, sondern den Dämonen Opfer brachtet.
Die Witwe Jerusalem beklagt das Schicksal ihrer Kinder
8Den ewigen Gott, der euch mit allem Guten versorgte, habt ihr vergessen; aber auch Jerusalem, der Mutter, die euch aufzog, habt ihr Schmerzen bereitet. 9Sie musste mit ansehen, wie der Zorn Gottes sich über euch zusammenballte und seine Strafe euch ereilte, und klagend rief sie:
»Hört, ihr Völker, ihr Nachbarinnen der Zionsstadt, Gott hat schweres Leid über mich verhängt! 10Ich muss mit ansehen, wie der ewige Gott meine Söhne und Töchter in die Gefangenschaft führen lässt! 11Mit Freude habe ich sie großgezogen, mit Weinen und Klagen muss ich sie nun von mir lassen. 12Niemand soll in Schadenfreude ausbrechen, wenn er mich als vereinsamte Witwe sieht, die so viele Kinder verloren hat! Ich musste meine Kinder hergeben, weil sie Gott nicht gehorcht und sein Gesetz nicht befolgt hatten. 13Sie kümmerten sich nicht um seine Anordnungen und gingen nicht den Weg, den er ihnen mit seinen Geboten gewiesen hatte. Von einem Leben, das vor ihm bestehen kann, wollten sie nichts wissen und ließen sich nicht zurechtweisen.
14Kommt, ihr Nachbarinnen der Zionsstadt, und betrauert mit mir die Wegführung meiner Söhne und Töchter, die der ewige Gott über sie verhängt hat! 15Er führte aus der Ferne ein Volk gegen sie heran, ein Volk mit rauen Sitten und fremder Sprache. Es hatte keine Achtung vor dem Greis und kein Erbarmen mit dem Säugling. 16Es führte meine geliebten Söhne hinweg und raubte mir meine Töchter; als einsame Witwe blieb ich zurück.
17Ach, meine Kinder, wenn ich euch doch helfen könnte! 18Nur der, der das Unheil über euch gebracht hat, kann euch aus der Gewalt eurer Feinde retten. 19Lebt wohl, meine Kinder, lebt wohl! Einsam und verlassen bleibe ich zurück. 20Das Festkleid habe ich abgelegt und mich in Trauer gehüllt. Für den ganzen Rest meines Lebens muss ich trauern und klagen vor dem ewigen Gott!«
Die Witwe Jerusalem macht ihren gefangenen Kindern Mut
21»Fasst Mut, meine Kinder, ruft zu Gott um Hilfe! Er wird euch aus der Macht und Gewalt eurer Feinde befreien. 22Ich vertraue fest darauf, dass der ewige Gott euch retten wird. Er hat mein Herz schon mit Freude erfüllt; ich bin gewiss, es dauert nicht mehr lange, dann wird er sich über euch erbarmen. Er, der ewige Gott, ist euer Retter und Befreier.
23Unter Weinen und Klagen musste ich euch ziehen lassen; mit Freude und Wonne werde ich euch für immer von ihm zurückerhalten. 24Die Nachbarvölker der Zionsstadt haben mit angesehen, wie ihr weggeführt worden seid – bald werden sie sehen, wie ihr zurückkommt, wenn der ewige Gott sich in seiner großen, strahlenden Herrlichkeit zeigt und euch rettet.
25Meine Kinder, tragt in Geduld die Strafe, die Gott in seinem Zorn über euch verhängt hat! Der Feind hat euch niedergeworfen, aber bald werdet ihr seinen Untergang erleben und den Fuß auf seinen Nacken setzen. 26Meine zarten Kinder, ihr musstet raue Wege gehen; ihr wurdet weggetrieben wie eine Herde, die Räubern in die Hände fällt. 27Fasst nur Mut, Kinder, und ruft zu Gott um Hilfe! Er, der dies alles herbeigeführt hat, wird euer Rufen hören.
28Wie ihr darauf bedacht wart, euch von ihm abzukehren, so seid nun zehnfach darauf bedacht, ihn wieder zu suchen. 29Dann wird er, der das Unheil über euch gebracht hat, euch retten und euch damit eine Freude schenken, die nie mehr aufhört.«
Baruch kündigt der Witwe Jerusalem die Schicksalswende an
30Fasse Mut, Jerusalem! Gott, der dich bei deinem Namen gerufen hat, wird dir beistehen. 31Unglück wird alle treffen, die über deinen Sturz gejubelt und dir Böses angetan haben.
32Unglück wird über die Städte kommen, denen deine Kinder als Sklaven dienen mussten – aber vor allem über die Stadt, die sie in die Sklaverei geführt hat. 33Wie sie gejubelt und sich gefreut hat über deine Zerstörung, so wird sie über die eigene Verwüstung trauern müssen. 34Die Menge ihrer Bewohner, die ihre ganze Freude sind, wird ihr genommen; ihr Übermut verkehrt sich in tiefe Trauer. 35Der ewige Gott schickt Feuer in ihre Mauern, das sie vernichtet für alle Zeiten; nur noch Dämonen werden in den Ruinen hausen.
36Sieh dorthin, wo die Sonne aufgeht, Jerusalem! Was für eine Freude lässt Gott dich erleben! 37Deine Söhne, die du wegziehen sahst, kommen wieder! Der heilige Gott hat sie zusammengerufen von Osten und Westen und sie kommen voll Freude über die Herrlichkeit ihres Gottes.