Bitte um ein Ende der Verbannung
1Herr, Gott Israels, du hast alle Macht! In unserer Not und Bedrängnis rufe ich zu dir um Hilfe. 2Herr, höre mein Gebet! Wir brauchen dein Erbarmen, denn wir haben uns gegen dich vergangen. 3Du thronst in ewiger Herrlichkeit, uns aber droht ewige Vernichtung.
4Herr, du Gott Israels und Herr der ganzen Welt! Höre den Hilferuf deines todgeweihten Volkes! Wir rufen zu dir als die Söhne derer, die sich gegen dich vergangen haben. Unsere Väter haben deine Warnungen in den Wind geschlagen, darum ist all dies Unheil über uns gekommen. 5Denk jetzt nicht mehr an die Vergehen unserer Vorfahren, denk an deine Macht und an die Ehre deines Namens!
6Du bist doch der Herr, unser Gott; dich rühmen wir, Herr! 7Du hast die Furcht vor dir in unsere Herzen gelegt, damit wir zu dir rufen. Wir preisen dich schon jetzt in der Fremde, wohin wir verbannt sind; denn wir haben uns mit ganzem Herzen abgewandt von all dem bösen Tun, mit dem unsere Vorfahren sich gegen dich vergangen haben. 8Aber bis heute leben wir noch unter fremden Völkern, wir werden verhöhnt und geächtet und müssen büßen für die Vergehen unserer Väter, die dir, dem Herrn, unserem Gott, den Rücken gekehrt haben.
DIE MAHNREDE
Aufruf an Israel, die Quelle des Lebens, die Weisheit, zu suchen
9Ihr Israeliten, hört die Weisungen, die zum Leben führen! Achtet darauf, damit ihr zur Einsicht kommt! 10Wie ist es so weit gekommen, dass ihr im Land eurer Feinde leben und in der Fremde dahinsiechen müsst? 11Warum müsst ihr Spott und Schande erdulden? Warum rechnet man euch schon zu den Toten?
12Weil ihr die Weisheit, die Quelle wahren Lebens, verlassen habt! 13Hättet ihr die Weisungen eures Gottes befolgt, so hätte euch niemals ein Feind aus eurem Land vertreiben und ins Unglück stürzen können.
14Lasst euch also sagen, wo Einsicht, Verstand und Klugheit zu finden sind, dann werdet ihr auch begreifen, was zu einem langen, erfüllten Leben führt und was euch Glück bringt und eure Augen vor Freude leuchten macht.
Nur in Israel ist die Weisheit zu finden
15Wer hat je den Wohnsitz der Weisheit entdeckt? Wer ist zu ihren geheimen Schätzen vorgedrungen? 16Etwa die Männer, die Völker beherrschten, oder die, die wilde Tiere unterwarfen und zähmten 17und Vögel für ihre Spiele abrichteten? Oder etwa die Reichen, die unermessliche Schätze angehäuft haben, Silber und Gold, worauf die Menschen so gern ihr Vertrauen setzen? 18Oder die großen Künstler, die aus Silber herrliche Werke schufen, über die man nur staunen kann?
19Sie alle sind gestorben, in die Totenwelt mussten sie hinunter und andere haben ihren Platz eingenommen. 20Aber auch ihre Nachfolger fanden nicht den Weg zur Weisheit, 21sie kamen nicht zur Einsicht, sie begriffen nichts, und deren Nachfolger sind noch weiter vom Weg abgekommen. 22Weder in Kanaan noch in Teman hat man von ihr gehört. 23Auch die Nachkommen Hagars, die sich um Einsicht mühen, auch die Händler aus Merran und Tema, die Fabeldichter und Wahrheitssucher – sie alle fanden den Weg zur Weisheit nicht und begriffen nichts von ihr.
24Ihr Israeliten, wie groß ist das Haus, in dem Gott wohnt? Wie weit erstreckt sich Gottes Besitz? 25Noch höher als der Himmel ist seine Wohnung, noch weiter als die Erde sein Besitz!
26Es gab zwar die berühmten Riesen der Urzeit, die hochgewachsenen, mächtigen Helden. 27Aber Gott erwählte sie nicht; er ließ sie den Weg zur Weisheit nicht finden. 28Darum sind sie durch ihren Unverstand zugrunde gegangen.
29Wer ist je durch die Wolken in den Himmel hinaufgestiegen und hat die Weisheit heruntergebracht? 30Oder wer ist übers weite Meer gefahren und hat sie entdeckt und gegen reines Gold eingetauscht? 31Niemand gibt es, der den Weg zu ihr kennt, kein Mensch kann zu ihr gelangen. 32Gott aber, der alles weiß, kennt auch die Weisheit; er hat sie ausfindig gemacht durch seine große Einsicht. Denn er ist der Schöpfer von allem: Er hat die Erde auf sicheren Grund gestellt, dass sie für alle Zeiten besteht, und hat sie mit Tieren bevölkert. 33Er schickt das Licht und es ist zur Stelle; er ruft es und es gehorcht ihm mit Zittern. 34Die Sterne leuchten auf ihren Wachtposten und jubeln ihm zu; 35er ruft sie und sie antworten: »Hier sind wir!« Sie leuchten voll Freude für den, der sie geschaffen hat.
36Und dieser mächtige Schöpfer ist unser Gott! Keiner ist ihm gleich. 37Er hat alle Wege erkundet, die zur Weisheit führen, und er hat die Fülle der Weisheit seinem Diener Jakob, seinem Liebling Israel, geschenkt. 38Später erschien die Weisheit sogar selbst auf der Erde und weilte unter den Menschen.