Nikanors verbrecherischer Plan
(15,1-36: 1 Makk 7,39-49)
1Nikanor erfuhr, dass Judas und seine Leute sich im Gebiet von Samaria aufhielten. Er beschloss, sie an einem Sabbat anzugreifen, weil sie sich an diesem Tag ja nicht verteidigen durften. 2Die Juden, die gezwungen worden waren, in seinem Heer mitzumarschieren, baten ihn aber, darauf zu verzichten. Sie sagten: »Niemals darfst du so etwas Unmenschliches tun! Achte vielmehr den Tag, den der Herr vor allen anderen als heiligen Tag ausgezeichnet hat! Und bedenke: Dem Herrn entgeht nichts!«
3Da fragte Nikanor, dieser Erzschurke, ob es im Himmel etwa einen Herrn gebe, der befohlen habe, den Sabbat zu feiern.
4»Ja«, sagten die Juden, »der lebendige Herr, der Herrscher im Himmel, hat es befohlen.«
5Darauf Nikanor: »Auf der Erde bin ich der Herr und ich befehle euch, die Waffen zur Hand zu nehmen und zu tun, was das Interesse des Königs fordert!«
Dennoch sollte es ihm nicht gelingen, sein verbrecherisches Vorhaben auszuführen.
Judas ermutigt seine Leute zum Kampf
6In seiner Anmaßung und Überheblichkeit war Nikanor fest überzeugt, die Waffen und Rüstungen von Judas und seinen Männern schon bald zu einem weithin sichtbaren Siegesmal auftürmen zu können. 7Judas aber gab die Hoffnung nicht auf und vertraute fest darauf, dass der Herr ihm helfen werde.
8Er ermunterte seine Leute, beim Anmarsch der Fremden nicht zu erschrecken. Sie sollten nicht vergessen, dass der Herr ihnen immer wieder geholfen habe. Sie dürften auch jetzt gewiss sein, dass er, der Herrscher der Welt, ihnen den Sieg schenke. 9Judas machte den Männern auch Mut, indem er ihnen aus dem Gesetz Moses und den Schriften der Propheten vorlas und sie obendrein an all die Schlachten erinnerte, die sie schon siegreich geschlagen hätten. 10Ferner spornte er sie an durch den Hinweis, dass die Fremden die Verträge nicht gehalten und ihre Schwüre gebrochen hätten. 11So machte er jeden seiner Männer willig und fähig zum Kampf – nicht dadurch, dass er sie auf ihre Schilde und Lanzen verwies, sondern durch die Worte, mit denen er ihnen Mut einflößte.
Er teilte ihnen schließlich noch einen Traum mit, auf den sie ihre Hoffnung gründen dürften und der sie tatsächlich sehr froh machte. 12Judas hatte im Traum nämlich Folgendes gesehen:
Onias, der frühere Oberste Priester, ein hochgebildeter Mann, bescheiden im Umgang, gütig in seinem Wesen, besonnen im Reden, von Jugend auf bestens geübt in allem, was einen Menschen auszeichnen kann – dieser Onias betete mit erhobenen Händen für das ganze jüdische Volk.
13Dann sei noch ein anderer Mann erschienen, in weißem Haar, eine prächtige Gestalt von ganz außerordentlicher Hoheit und Würde, 14und Onias habe gesagt: »Dies ist Jeremia, der Prophet Gottes, der uns, seine Brüder, liebt und so oft für unser Volk und die Heilige Stadt gebetet hat.«
15Jeremia habe darauf Judas ein goldenes Schwert übergeben und dabei gesagt: 16»Dieses heilige Schwert ist ein Geschenk, das Gott dir macht. Nimm es und vernichte mit ihm deine Feinde!«
Zwischen hochgemuter Hoffnung und tiefer Sorge
17Was Judas sagte, war bestens geeignet, allen seinen Leuten Mut zu machen. Selbst Halbwüchsige fühlten sich stark genug, wie Männer den Kampf zu bestehen. Jerusalem, die Religion, der Tempel waren in Gefahr. So waren denn auch alle entschlossen, nicht erst ein Lager aufzuschlagen, sondern sofort unerschrocken den Kampf aufzunehmen und unter tapferem Einsatz aller Kräfte die Entscheidung herbeizuzwingen. 18Was sie antrieb, war weniger die Sorge um die Sicherheit ihrer Frauen und Kinder oder ihrer Verwandten; zuerst und vor allem trieb sie die Sorge um die Sicherheit des heiligen Tempels.
19Das Volk aber, das in Jerusalem zurückblieb, war tief in Sorge, ob die Feinde in offener Feldschlacht besiegt werden könnten.
Judas betet vor der Schlacht
20Alle warteten auf die Entscheidung, die jetzt fallen musste. Das feindliche Heer rückte in Schlachtordnung an, auf dem rechten und linken Flügel die Reiterei, die Elefanten verteilt auf die günstigsten Stellen der Front. 21Der Makkabäer sah die Menge der Gegner, ihre verschiedenartigen Waffen und die wild daherstampfenden Elefanten. Da streckte er die Hände zum Himmel aus und betete zu dem Herrn, der Wunder wirken kann. Ihm war klar: Diese Schlacht würde nicht durch die Menge der Waffen entschieden, sondern Gott würde den Sieg denen schenken, die ihn in seinen Augen verdient hatten.
22Judas betete: »Als Hiskija König von Juda war, schicktest du, Herr, deinen Engel und er tötete vom Heer Sanheribs 185000 Mann. 23So schicke auch uns jetzt, Herr des Himmels, einen guten Engel; er soll unserem Heer vorausziehen und den Feinden Furcht und Schrecken einjagen. 24Vor deiner großen Macht sollen alle erzittern, die es gewagt haben, dich zu lästern und dein heiliges Volk anzugreifen!«
Damit beendete Judas sein Gebet.
Sieg über Nikanor
25Nikanors Truppen rückten unter dem Schall von Kriegstrompeten und mit Schlachtgesängen vor. 26Judas und seine Leute warfen sich ihnen entgegen, indem sie beteten und Gott um Beistand anriefen. 27Mit ihren Händen kämpfend, in ihren Herzen aber zu Gott betend, konnten sie mehr als 35000 Feinde niedermachen und sie jubelten gewaltig über diesen sichtbaren Beweis der Hilfe Gottes.
28Als alles vorbei war und die Juden voller Siegesfreude das Schlachtfeld verließen, entdeckten sie Nikanor, der erschlagen in voller Rüstung dalag. 29Das gab ein Geschrei und einen Tumult! Alle dankten sie dem Herrn in ihrer Muttersprache.
30Judas, der allezeit und überall der Erste gewesen war und der mit Leib und Seele für seine Mitbürger gekämpft und sich die Liebe zu seinem Volk von Jugend auf stets bewahrt hatte, gab den Befehl, Nikanor den Kopf und den rechten Arm abzuschlagen und beides nach Jerusalem mitzunehmen.
31In Jerusalem ließ er das Volk im Tempel zusammenkommen und die Priester mussten sich vor dem Brandopferaltar aufstellen. Dann ließ er die Besatzung aus der Festung herbeirufen. 32Allen zeigte er den Kopf des verruchten Nikanor und den Arm, den dieser Lästerer und Angeber gegen den Tempel des Herrschers der Welt ausgestreckt hatte. 33Dann ließ er die Zunge des Gottlosen herausschneiden und stückchenweise den Vögeln hinwerfen. Nikanors Arm wurde dem Tempel gegenüber aufgehängt – zur Strafe dafür, dass der Wahnsinnige ihn gegen den Tempel erhoben hatte.
34Alle, die versammelt waren, blickten zum Himmel auf und priesen den Herrn, der seine Macht so deutlich gezeigt und den Tempel vor der angedrohten Schändung bewahrt hatte. 35Nikanors Kopf hängte Judas, für alle sichtbar, an der Mauer der Festung auf als Beweis dafür, dass der Herr seinem Volk hilft.
36Die Versammlung beschloss durch öffentliche Abstimmung, dass dieser Tag nie in Vergessenheit geraten solle. Jedes Jahr sollte er am Tag vor dem Mordechai-Tag, d.h. am 13. Tag des 12. Monats – auf Aramäisch: dem 13. Adar –, festlich begangen werden.
NACHWORT DES VERFASSERS
37So also ist es Nikanor zuletzt ergangen.
Jerusalem blieb von da an fest in der Hand des jüdischen Volkes, und ich kann daher mit meinem Bericht hier schließen. 38Ist er geschickt angelegt und findet er Gefallen, so habe ich erreicht, was ich wollte. Ist er dürftig und mittelmäßig, so habe ich doch immerhin getan, was ich konnte.
39Aber bekanntlich ist es auch gar nicht gesund, den Wein pur zu trinken. Nur Wasser zu trinken ist gleichfalls unerfreulich. Erst Wein mit Wasser gemischt schmeckt gut und macht das Trinken zum Genuss.
So wird auch ein Bericht durch die Art, wie er abgefasst ist, zum Genuss für die, die ihn lesen oder hören. Damit möchte ich schließen.