Der Reisegefährte: 5,1–6,1a
1Da antwortete Tobias und sagte zu Tobit, seinem Vater: Alles, was du mir geboten hast, werde ich tun, Vater. 2Aber wie kann ich das Geld von ihm erhalten? Er kennt mich nicht und ich kenne ihn nicht. Welches Zeichen gebe ich ihm, an dem er mich erkennt und mir glaubt, sodass er mir das Geld wiedergibt? Außerdem kenne ich die Wege nach Medien nicht, um dorthin zu reisen.
3Da antwortete Tobit und sagte Tobias, seinem Sohn: Gabaël hat mir seinen mit eigener Hand geschriebenen Schuldschein gegeben und ich habe ihm einen mit eigener Hand geschriebenen Schuldschein gegeben. Ich habe die Scheine geteilt, sodass jeder von uns eine Hälfte erhalten hat, und diese habe ich zu dem Geld gelegt. Siehe, zwanzig Jahre sind es jetzt her, dass ich dieses Geld hinterlegt habe. Such dir also einen zuverlässigen Menschen, der dich begleiten kann, Kind! Wir werden ihm einen Lohn zahlen für die Zeit, bis du zurückkommst. Und hole dieses Geld bei Gabaël!
4Tobias ging hinaus, um jemanden zu suchen, der mit ihm nach Medien reisen könnte und dem der Weg vertraut war. Er ging also hinaus und fand Rafaël, den Engel, vor sich stehen. Er wusste aber nicht, dass es ein Engel Gottes ist. 5Er sagte zu ihm: Woher bist du, junger Mann? Er sagte ihm: Ich bin einer von den Israeliten, deinen Brüdern. Ich bin gekommen, um hier zu arbeiten. Tobias sagte zu ihm: Kennst du den Weg, auf dem man nach Medien gelangt? 6Er sagte zu ihm: Gewiss! Ich bin vielmals dort gewesen und ich bin erfahren und weiß alle Wege. Ich bin mehrmals nach Medien gegangen und habe bei Gabaël, unserem Bruder, der in Rages in Medien wohnt, übernachtet. Zwei volle Tagesreisen ist Ekbatana von Rages entfernt; denn es liegt im Bergland, Ekbatana hingegen in der Ebene. 7Tobias sagte zu ihm: Warte auf mich, junger Mann, bis ich heimgegangen bin und meinem Vater Bescheid sage! Ich brauche dich nämlich, dass du mit mir gehst. Deinen Lohn werde ich dir geben. 8Er sagte zu ihm: Gut, ich warte. Nur mach nicht lang!
9Tobias ging heim und sagte seinem Vater Tobit Bescheid. Er sagte ihm: Siehe, ich habe jemanden aus unseren Brüdern, den Söhnen Israels, gefunden. Und Tobit sagte ihm: Ruf mir den Mann, damit ich erfahre, was sein Geschlecht ist, aus welchem Stamm er kommt und ob er vertrauenswürdig ist, um mit dir zu gehen, Kind! 10Und Tobias ging hinaus, rief ihn und sagte zu ihm: Junger Mann, mein Vater ruft dich! Und der Engel trat ein. Tobit grüßte ihn als Erster und der Engel antwortete ihm: Möge dir viel Freude zuteilwerden! Tobit antwortete ihm: Welche Freude bleibt mir noch? Ich kann meine Augen nicht gebrauchen und das Licht des Himmels sehe ich nicht, sondern liege in Finsternis wie die Toten, die das Licht nicht mehr schauen. Lebend bin ich unter den Toten. Ich höre die Stimme von Menschen, aber ich sehe sie nicht. Da sagte der Engel ihm: Sei guten Mutes, bei Gott ist die Zeit schon nahe, dich zu heilen! Nur Mut!
Tobit sagte zu ihm: Tobias, mein Sohn, will nach Medien gehen. Kannst du mit ihm gehen und ihn dorthin führen? Ich werde dir deinen Lohn zahlen, Bruder. Er sagte zu ihm: Ich kann mit ihm gehen. Ich weiß alle Wege. Ich bin oft nach Medien gezogen und bin durch alle seine Ebenen gegangen und die Berge und all seine Wege kenne ich. 11Tobit sagte zu ihm: Bruder, aus welcher Familie bist du und zu welchem Stamm gehörst du? Teile es mir mit, Bruder! 12Er sagte: Was kümmert dich mein Stamm? Tobit sagte ihm: Ich möchte gern der Wahrheit gemäß wissen, wessen Sohn du bist, Bruder, und wie du heißt. 13Er sagte zu ihm: Ich bin Asarja, der Sohn des großen Hananja von deinen Brüdern.
14Da sagte Tobit zu ihm: Willkommen und alles Gute, Bruder! Und nimm es mir nicht übel, Bruder, dass ich die Wahrheit wissen und deine Familie kennen wollte. Zum Glück bist du ein Bruder aus einem guten und edlen Geschlecht. Hananja und Natan, die beiden Söhne des großen Schimi, habe ich gut gekannt: Sie zogen immer mit mir nach Jerusalem und beteten dort mit mir an und ließen sich nicht in die Irre führen. Deine Brüder sind gute Menschen. Aus einer edlen Wurzel stammst du, sei willkommen!
15Dann sagte er zu ihm: Ich gebe dir als Lohn eine Drachme am Tag und das, was du wie mein Sohn zum Leben brauchst. Reise also mit meinem Sohn 16und ich werde dir noch etwas auf den Lohn drauflegen! 17Der Engel sagte ihm: Ich werde mit ihm gehen. Und fürchte dich nicht! Wohlbehalten werden wir fortgehen und wohlbehalten zu dir zurückkehren, denn der Weg ist sicher. Da sagte Tobit ihm: Segen sei mit dir, Bruder! Und er rief seinen Sohn und sagte zu ihm: Bereite alles für die Reise, Kind, und zieh mit deinem Bruder fort! Gott im Himmel möge euch sicher führen und euch mir sicher und gesund zurückgeben! Und sein Engel begleite euch zu eurem Schutz, Kind! Tobias ging hinaus, um sich auf seinen Weg zu machen. Er küsste seinen Vater und seine Mutter und Tobit sagte ihm: Gehe wohlbehalten!
18Seine Mutter aber begann zu weinen und sprach zu Tobit: Warum hast du mein Kind weggeschickt? Ist er nicht der Stab in unserer Hand und geht vor uns ein und aus? 19Geld braucht nicht zu unserem Geld hinzuzukommen. Es soll uns das Lösegeld für unser Kind werden! 20Was uns vom Herrn zu leben gegeben wird, ist genug. 21Er sagte zu ihr: Mach dir keine Sorge! Unser Kind bricht wohlbehalten auf und wird wohlbehalten zu uns zurückkommen. Deine Augen werden unseren Sohn sehen an dem Tag, an dem er wohlbehalten zu dir zurückkommt. Mach dir keine Sorgen, fürchte nicht um sie beide, Schwester! 22Denn ein guter Engel wird mit ihm gehen. Er wird gut auf seinem Weg geführt werden und wohlbehalten heimkehren. 23 (6,1)Da hörte sie auf zu weinen.