ZION UND JERUSALEM ZWISCHEN GERICHT UND HEIL: 1,1–12,6
Buchüberschrift: 1,1
1Vision Jesajas, des Sohnes des Amoz, die er über Juda und Jerusalem geschaut hat, in den Tagen des Usija, des Jotam, des Ahas, des Hiskija, der Könige von Juda.
Untreue des Volkes: 1,2–4
2Hört, ihr Himmel, horch auf, Erde! / Denn der HERR hat gesprochen:
Ich habe Söhne großgezogen und emporgebracht, / doch sie sind mir abtrünnig geworden.
3Der Ochse kennt seinen Besitzer / und der Esel die Krippe seines Herrn;
Israel aber hat keine Erkenntnis, / mein Volk hat keine Einsicht.
4Wehe der sündigen Nation, dem schuldbeladenen Volk, / der Brut von Übeltätern, den Söhnen, die Verderben bringen!
Sie haben den HERRN verlassen, / den Heiligen Israels verschmäht/ und ihm den Rücken zugekehrt.
Die übrig gelassene Tochter Zion: 1,5–9
5Wohin sollt ihr noch geschlagen werden? / Ihr bleibt ja doch widerspenstig.
Der ganze Kopf ist wund, / das ganze Herz ist krank.
6Von der Fußsohle bis zum Kopf ist nichts heil an ihm, / nur Beulen, Striemen und frische Wunden,
sie sind nicht ausgedrückt, nicht verbunden, / nicht mit Öl gelindert.
7Euer Land ist verwüstet, / eure Städte sind feuerverbrannt.
Fremde verzehren vor euren Augen den Ertrag eures Ackers; / eine Verwüstung wie bei der Zerstörung durch Fremde.
8Die Tochter Zion ist übrig gelassen / wie eine Hütte im Weinberg,
wie ein Schutzdach für die Nacht im Gurkenfeld, / wie eine belagerte Stadt.
9Hätte der HERR der Heerscharen für uns nicht einige Entkommene übrig gelassen, / wir wären wie Sodom geworden, / wir glichen Gomorra.
Falscher und wahrer Gottesdienst: 1,10–17
10Hört das Wort des HERRN, ihr Wortführer von Sodom! / Horcht auf die Weisung unseres Gottes, Volk von Gomorra!
11Was soll ich mit euren vielen Schlachtopfern?, / spricht der HERR.
Die Brandopfer von Widdern / und das Fett von Mastkälbern habe ich satt / und am Blut der Stiere, Lämmer und Böcke habe ich kein Gefallen.
12Wenn ihr kommt, um vor meinem Angesicht zu erscheinen - / wer hat von euch verlangt, dass ihr meine Vorhöfe zertrampelt?
13Bringt mir nicht länger nutzlose Gaben, / Räucheropfer, die mir ein Gräuel sind!
Neumond und Sabbat, das Ausrufen von Festversammlungen, / ich ertrage nicht Frevel und Feier.
14Eure Neumonde und Feste / sind mir in der Seele verhasst,
sie sind mir zur Last geworden, / ich bin es müde, sie zu ertragen.
15Wenn ihr eure Hände ausbreitet, / verhülle ich meine Augen vor euch.
Wenn ihr auch noch so viel betet, / ich höre es nicht. / Eure Hände sind voller Blut.
16Wascht euch, reinigt euch! / Schafft mir eure bösen Taten aus den Augen! / Hört auf, Böses zu tun!
17Lernt, Gutes zu tun! / Sucht das Recht!
Schreitet ein gegen den Unterdrücker! / Verschafft den Waisen Recht, / streitet für die Witwen!
Streit Gottes mit seinem Volk: 1,18–20
18Kommt doch, wir wollen miteinander rechten, / spricht der HERR.
Sind eure Sünden wie Scharlach, / weiß wie Schnee werden sie.
Sind sie rot wie Purpur, / wie Wolle werden sie.
19Wenn ihr willig seid und hört, / werdet ihr das Beste des Landes essen.
20Wenn ihr euch aber weigert und auflehnt, / werdet ihr vom Schwert gefressen. / Ja, der Mund des HERRN hat gesprochen.
Läuterungsgericht über Jerusalem: 1,21–31
21Ach, wie ist zur Hure geworden die treue Stadt. / Die voll des Rechts war,
in der Gerechtigkeit die Nacht verbrachte - / und jetzt Mörder!
22Dein Silber wurde zu Schlacke, / dein Wein ist mit Wasser gepanscht.
23Deine Fürsten sind Aufrührer / und eine Bande von Dieben,
ein jeder liebt Bestechung / und jagt Geschenken nach.
Dem Waisen verschaffen sie kein Recht / und der Rechtsstreit der Witwe gelangt nicht vor sie.
24Darum - Spruch Gottes, des HERRN der Heerscharen, / des Starken Israels:
Wehe, ich werde mir Genugtuung verschaffen an meinen Gegnern, / mich rächen an meinen Feinden.
25Ich will meine Hand gegen dich wenden, / ich schmelze wie mit Lauge deine Schlacken aus / und will all dein Blei entfernen.
26Ich will dir Richter geben wie am Anfang / und Ratgeber wie zu Beginn.
Danach wird man dich Stadt der Gerechtigkeit nennen, / treue Stätte.
27Zion wird durch Recht erlöst / und die zu ihr umkehren durch Gerechtigkeit.
28Doch Abtrünnige und Sünder brechen zusammen. / Die den HERRN verlassen, sind am Ende.
29Denn sie werden zuschanden wegen der Eichen, / die ihr begehrt habt,
und ihr werdet beschämt / wegen der Gärten, die ihr euch erwählt habt.
30Ja, ihr werdet wie eine Eiche, deren Blätter verwelken, / und wie ein Garten, der kein Wasser hat.
31Dann wird der Starke zu Flachs / und sein Tun zum zündenden Funken;
beide verbrennen zusammen / und keiner ist da, der löscht.