1Denn ich habe über dies alles nachgedacht und dies alles überprüft, wobei sich ergab: Die Gesetzestreuen und Gebildeten mit ihrem Tun stehen unter Gottes Verfügung. Der Mensch erkennt nicht, ob er geliebt ist oder ob er verschmäht ist. So liegt auch bei ihnen beides offen vor ihnen. 2Beides - wie bei allen Menschen. Aber ein und dasselbe Geschick trifft den Gesetzestreuen und den Gesetzesbrecher, den Guten, den Reinen und den Unreinen, den Opfernden und den, der nicht opfert. Dem Guten ergeht es wie dem Sünder, dem Schwörenden ebenso wie dem, der den Schwur scheut. 3Das ist das Schlimme an allem, was unter der Sonne getan wurde, dass alle dann ein und dasselbe Geschick trifft und dass in den Menschen überdies die Lust zum Bösen wächst und Verblendung ihren Geist erfasst, während sie leben und danach, wenn sie zu den Toten müssen - 4ja, wer würde da ausgenommen? Für jeden Lebenden gibt es noch Zuversicht. Denn:
Ein lebender Hund ist besser als ein toter Löwe.
5Ja, die Lebenden erkennen, dass sie sterben werden; die Toten aber erkennen nichts mehr. Sie erhalten auch keinen Lohn mehr, denn die Erinnerung an sie ist in Vergessenheit versunken. 6Liebe, Hass und Eifersucht gegen sie, all dies ist längst erloschen. Auf ewig haben sie keinen Anteil mehr an allem, was unter der Sonne getan wurde.
RATSCHLÄGE KOHELETS: 9,7–12,8
Freude und kraftvolles Handeln: 9,7–10
7Also: Iss freudig dein Brot und trink vergnügt deinen Wein; denn das, was du tust, hat Gott längst so festgelegt, wie es ihm gefiel. 8Trag jederzeit frische Kleider und nie fehle duftendes Öl auf deinem Haupt! 9Mit einer Frau, die du liebst, genieß das Leben alle Tage deines Lebens voll Windhauch, die er dir unter der Sonne geschenkt hat, alle deine Tage voll Windhauch! Denn das ist dein Anteil am Leben und an dem Besitz, für den du dich unter der Sonne anstrengst. 10Alles, was deine Hand, solange du Kraft hast, zu tun vorfindet, das tu! Denn es gibt weder Tun noch Rechnen noch Können noch Wissen in der Unterwelt, zu der du unterwegs bist.
Zufall und Zeit: 9,11–12
11Wiederum habe ich unter der Sonne beobachtet:
Nicht den Schnellen gehört im Wettlauf der Sieg, / nicht den Tapferen der Sieg im Kampf, / auch nicht den Gebildeten die Nahrung, auch nicht den Klugen der Reichtum, / auch nicht den Könnern der Beifall, / sondern jeden treffen Zufall und Zeit.
12Außerdem: Der Mensch kennt seine Zeit nicht.
Wie Fische, die ins Unglücksnetz geraten sind, / wie Vögel, die ins Klappnetz geraten sind, / ebenso verfangen sich die einzelnen Menschen in ihre Unglückszeit, / wenn sie plötzlich über sie herabfällt.
Wissen und Macht: 9,13–18
13Auch Folgendes habe ich unter der Sonne beobachtet, ein Beispiel von Wissen, das ich für bedeutsam hielt: 14Es war eine kleine Stadt. Die hatte nur wenige Einwohner. Ein mächtiger König zog gegen sie aus. Er schloss sie ein und baute gegen sie hohe Belagerungstürme. 15In der Stadt fand sich ein armer, aber gebildeter Mann. Er hätte die Stadt durch sein Wissen retten können, doch kein Mensch dachte an diesen armen Mann. 16Da sagte ich:
Wissen ist besser als Macht, / aber das Wissen des Armen gilt nichts / und niemand will seine Worte hören.
17Bedächtige Worte von Gebildeten hört man sich lieber an / als das Geschrei des Herrschers der Ungebildeten
18und Wissen ist besser als Waffen - / aber ein Einziger, der falsch entscheidet, / kann viele Werte zerstören.