Leiden, Tod und Auferstehung von Jesus
Die Passionsgeschichte: Jesus wird verurteilt, gekreuzigt und begraben
Jesus wird verhaftet und zu Hannas geführt
1Nachdem Jesus sein Gebet beendet hatte,
brach er mit seinen Jüngern auf.
Sie überquerten den Kidronbach.
Auf der anderen Seite war ein Garten,
in den Jesus und seine Jünger hineingingen.
2Diesen Ort kannte auch Judas, der Jesus verriet.
Denn Jesus war dort oft mit seinen Jüngern gewesen.
3Dorthin kam Judas mit einer Kohorte römischer Soldaten
und der Tempelwache.
Die war von den führenden Priestern und Pharisäern
mitgeschickt worden.
Die Männer waren bewaffnet
und trugen Laternen und Fackeln.
4Jesus wusste genau, was ihm bevorstand.
Er ging den Männern entgegen und fragte sie:
»Wen sucht ihr?«
5Sie antworteten: »Jesus, den Nazoräer.«
Jesus sagte: »Ich bin es!«
– Auch Judas stand dabei.
Er wollte ihn den Behörden ausliefern. –
6Als Jesus sagte: »Ich bin es«,
wichen sie zurück und fielen zu Boden.
7Da fragte er sie noch einmal: »Wen sucht ihr?«
Und sie sagten wieder: »Jesus, den Nazoräer.«
8Jesus erklärte:
»Ich habe euch gesagt, dass ich es bin.
Wenn ihr also mich sucht, dann lasst diese hier gehen.«
9Damit ging das Wort in Erfüllung,
das Jesus früher gesagt hatte:
»Ich habe keinen von denen verloren,
die du, Vater, mir anvertraut hast.«
10Simon Petrus hatte ein Schwert dabei.
Er zog es und schwang es gegen einen der Männer,
die dem Hohepriester unterstanden.
Dabei schlug er ihm das rechte Ohr ab.
Dieser Mann hieß Malchus.
11Da sagte Jesus zu Petrus:
»Steck das Schwert wieder weg!
Soll ich etwa den Becher nicht austrinken,
den mir der Vater gegeben hat?«
12Die römischen Soldaten mit ihrem Anführer
und die Tempelwache der jüdischen Behörden
nahmen Jesus fest.
Sie fesselten ihn 13und führten ihn zuerst zu Hannas.
Der war der Schwiegervater von Kaiphas,
der in jenem Jahr der Hohepriester war.
14Kaiphas war es, der zuvor den jüdischen Behörden
den Rat gegeben hatte:
»Es ist besser, wenn ein Mann für das Volk stirbt.«
Petrus verleugnet Jesus
15Simon Petrus und ein anderer Jünger folgten Jesus.
Dieser Jünger war mit dem Hohepriester bekannt.
Deshalb konnte er mit Jesus
in den Palast des Hohepriesters hineingehen.
16Petrus dagegen blieb draußen vor dem Tor stehen.
Der andere Jünger,
der mit dem Hohepriester bekannt war,
kam wieder heraus.
Er sprach mit der Türhüterin
und nahm dann Petrus mit hinein.
17Die Türhüterin fragte Petrus:
»Bist du nicht auch
einer von den Jüngern dieses Mannes?«
Er erwiderte: »Nein, das bin ich nicht!«
18Es war kalt.
Deshalb hatten die Diener des Hohepriesters
und die Tempelwache ein Holzkohlenfeuer angezündet.
Sie standen um das Feuer herum und wärmten sich.
Petrus stellte sich zu ihnen und wärmte sich ebenfalls.
Jesus wird von Hannas verhört
19Der Hohepriester befragte Jesus
über seine Jünger und über seine Lehre.
20Jesus antwortete:
»Ich habe stets öffentlich
und vor aller Welt gesprochen.
Ich habe immer in den Synagogen und im Tempel gelehrt,
wo alle Juden zusammenkommen.
Niemals habe ich etwas im Geheimen gesagt.
21Warum also fragst du mich?
Frag doch die Leute, die gehört haben,
was ich zu ihnen gesagt habe.
Die wissen, was ich gesagt habe!«
22Als Jesus das sagte,
schlug ihm einer von der Tempelwache,
der dabeistand, ins Gesicht und fragte:
»Wie kannst du dem Hohepriester so antworten?«
23Jesus entgegnete ihm:
»Wenn ich etwas Unrechtes gesagt habe,
dann weise mir nach, dass es Unrecht ist.
Wenn ich aber im Recht bin, warum schlägst du mich?«
24Daraufhin sandte Hannas ihn
in Fesseln zum Hohepriester Kaiphas.
Petrus verleugnet Jesus noch einmal
25Simon Petrus stand immer noch am Feuer und wärmte sich.
Da fragten sie ihn:
»Bist du nicht auch einer von seinen Jüngern?«
Er stritt es ab und sagte:
»Nein, das bin ich nicht!«
26Einer von ihnen war mit dem Mann verwandt,
dem Petrus das Ohr abgeschlagen hatte.
Der sagte:
»Ich habe dich doch im Garten bei ihm gesehen!«
27Wieder stritt Petrus es ab.
Im selben Augenblick krähte ein Hahn.
Jesus wird von Pilatus verhört
28Die Vertreter der jüdischen Behörden brachten Jesus
von Kaiphas zum Sitz des römischen Statthalters,
dem sogenannten Prätorium.
Es war früh am Morgen.
Sie selbst gingen nicht ins Prätorium hinein,
um nicht gegen die Reinheitsvorschriften zu verstoßen.
Sie wollten ja bald darauf am Passamahl teilnehmen.
29Deshalb kam Pilatus zu ihnen heraus und fragte:
»Welche Anklage erhebt ihr gegen diesen Mann?«
30Sie gaben ihm zur Antwort:
»Wenn er kein Verbrecher wäre,
hätten wir ihn dir nicht ausgeliefert!«
31Pilatus entgegnete ihnen: »Nehmt ihr ihn doch
und verurteilt ihn nach eurem eigenen Gesetz.«
Da sagten die Vertreter der jüdischen Behörden:
»Wir dürfen aber niemanden hinrichten!«
32So ging das Wort in Erfüllung,
mit dem Jesus vorausgesagt hatte,
welchen Tod er sterben musste.
33Pilatus ging wieder in das Prätorium hinein.
Er ließ Jesus rufen und fragte ihn:
»Bist du der König der Juden?«
34Jesus antwortete: »Fragst du das von dir aus
oder haben andere dir das über mich gesagt?«
35Pilatus erwiderte: »Bin ich etwa ein Jude?
Dein Volk und die führenden Priester
haben dich zu mir gebracht. Was hast du getan?«
36Jesus antwortete:
»Das Reich, dessen König ich bin,
stammt nicht von dieser Welt.
Wenn mein Reich von dieser Welt wäre,
hätten meine Leute für mich gekämpft.
Dann wäre ich jetzt nicht
in den Händen der jüdischen Behörden.
Aber mein Reich stammt eben nicht von dieser Welt.«
37Pilatus fragte weiter: »Also bist du doch ein König?«
Jesus antwortete: »Du sagst es: Ich bin ein König!
Das ist der Grund, warum ich geboren wurde
und in die Welt gekommen bin:
Ich soll als Zeuge für die Wahrheit eintreten.
Jeder, der selbst von der Wahrheit ergriffen ist,
hört auf das, was ich sage.«
38Da fragte Pilatus ihn:
»Wahrheit – was ist das?«
Jesus wird zum Tod verurteilt
Nach diesen Worten ging Pilatus wieder
zu den Vertretern der jüdischen Behörde hinaus.
Er sagte: »Ich halte ihn für unschuldig.
39Es ist aber üblich, dass ich euch zum Passafest
einen Gefangenen freigebe.
Wollt ihr,
dass ich euch den König der Juden freilasse?«
40Da schrien sie: »Nein, nicht den, sondern Barabbas!«
Barabbas war aber ein Verbrecher.