Jeremia vergräbt seinen Gürtel
1Der Herr sagte zu mir:
»Geh, kauf dir einen Gürtel aus Leinen
und bind ihn dir um die Hüften!
Aber lass ihn nicht nass werden!«
2Ich kaufte also einen Gürtel,
wie mir der Herr aufgetragen hatte.
Dann band ich ihn mir um die Hüften.
3Später gab mir der Herr einen zweiten Auftrag:
4»Nimm den Gürtel, den du gekauft hast
und dir um die Hüften gebunden hast!
Mach dich auf und geh an den Eufrat!
Versteck ihn dort in einer Felsspalte!«
5Ich machte mich also auf den Weg
und versteckte den Gürtel am Eufrat.
So hatte es mir der Herr befohlen.
6Nach langer Zeit sagte der Herr zu mir:
»Mach dich auf und geh an den Eufrat!
Hol von dort den Gürtel,
den du auf meinen Befehl versteckt hast!«
7Ich ging also an den Eufrat und grub ihn aus.
Als ich den Gürtel aus seinem Versteck nahm,
sah ich sofort:
Der Gürtel war völlig verrottet.
Er war zu nichts mehr zu gebrauchen.
8Da kam das Wort des Herrn zu mir:
9»So spricht der Herr:
Wie diesem Gürtel soll es ihnen ergehen:
Ich werde den Hochmut Judas verrotten lassen
und den Hochmut Jerusalems, der noch größer ist.
10Dieses Volk ist böse.
Sie weigern sich, auf meine Worte zu hören.
Sie folgen ihrem Starrsinn
und laufen anderen Göttern nach,
verehren sie und beten sie an.
Darum sollen sie wie dieser Gürtel werden,
der zu nichts mehr zu gebrauchen ist.
11Jeder bindet sich doch einen Gürtel um die Hüften.
Genauso wollte ich das ganze Haus Israel
und das ganze Haus Juda an mich binden.
– Ausspruch des Herrn –
Sie sollten zu meinem Volk werden,
damit man mich lobt, rühmt und ehrt.
Doch sie haben nicht auf mich gehört.«
Eine weitere Warnung
12Jeremia, sag ihnen auch diese Worte:
So spricht der Herr, der Gott Israels:
»Alle Krüge sollen mit Wein gefüllt werden!«
Dann werden sie dir antworten:
»Was soll das?
Wir wissen doch, dass man alle Krüge mit Wein füllt!«
13Darauf sollst du ihnen erklären:
»So spricht der Herr: Seht doch!
Ich fülle alle Bewohner dieses Landes,
bis sie voll und betrunken sind –
die Könige, die auf dem Thron Davids sitzen,
die Priester, Propheten und alle Einwohner Jerusalems.
14Dann werde ich sie gegeneinanderschlagen.
Jeder trifft jeden, Väter sogar die Söhne.
Schonungslos werde ich sie vernichten,
ohne Mitleid und ohne Erbarmen.
– So lautet der Ausspruch des Herrn.«
Eine dringende Mahnung an alle
15Hört doch zu und macht eure Ohren auf!
Seid nicht überheblich,
denn der Herr hat gesprochen!
16Gebt dem Herrn, eurem Gott, die Ehre,
bevor er es dunkel werden lässt.
Sonst stolpern eure Füße in der Dämmerung im Bergland.
Dann werdet ihr auf Licht warten,
er aber hat es in Finsternis verwandelt.
Dichte, dunkle Wolken werden euch umgeben.
17Wenn ihr das nicht hören wollt,
muss ich mich verkriechen und weinen.
Ich muss heulen, weil ihr so überheblich seid.
Meine Tränen fließen,
weil die Herde des Herrn weggeführt wird.
Eine Mahnung an den König und seine Mutter
18Jeremia, richte dem König und seiner Mutter aus:
»Runter vom Thron, setzt euch unten hin!
Denn eure prächtige Krone ist euch vom Kopf gefallen.«
19Selbst die Städte in der Wüste sind verloren,
und niemand kann sie zurückgewinnen.
Ganz Juda muss in die Verbannung,
vollzählig und ohne Ausnahme.
Eine Mahnung an die Einwohner Jerusalems
20Schau doch hin und sieh,
wie die Feinde aus dem Norden anrücken!
Wo ist die Herde, die er dir anvertraut hat?
Wo sind deine prächtigen Schafe und herrlichen Ziegen?
21Was wirst du sagen, wenn du neue Herren bekommst?
Wenn Männer über dich gesetzt werden,
denen du früher die Freundschaft angeboten hast?
Werden dich dann nicht Schmerzen packen,
wie die Wehen eine Frau bei der Geburt?
22Wenn du dich fragst: »Warum trifft mich das alles?«,
dann lass dir gesagt sein: Wegen deiner großen Schuld!
Darum wurde dein Kleid hochgerissen,
und darum wurdest du vergewaltigt.
23Kann etwa ein schwarzer Mensch seine Hautfarbe ändern
oder ein Leopard die Flecken auf seinem Fell?
Genauso wenig könnt ihr euch ändern und Gutes tun.
Ihr seid doch an das Böse gewöhnt!
24Ja, ich werde sie zerstreuen wie Spreu,
die der Wüstenwind davonweht!
25So lautet der Ausspruch des Herrn:
Das ist dein Los und das Schicksal,
das ich für dich bestimmt habe.
Denn du hast mich vergessen
und hast den Lügen geglaubt.
26Deshalb werde ich dein Kleid packen
und es dir über deinen Kopf ziehen.
Ganz nackt wird man dich sehen –
was für eine Schande!
27Ich habe dein scheußliches Verhalten gesehen:
deinen Ehebruch, deine Gier und deine Hurerei.
Auf Hügeln und im Feld hast du es getrieben.
Weh dir, Jerusalem, du bist nicht rein!
Wie lange soll das noch so gehen?