Pentateuch
(erstellt: Oktober 2016)
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Der Begriff „Pentateuch“ bezeichnet die ersten fünf Bücher der → Bibel
1. Bezeichnungen
1.1. Der Ausdruck „Pentateuch“
Der Ausdruck „Pentateuch“ setzt sich zusammen aus den Wörtern πέντε pente „fünf“ und τεῦχος teuchos hier „Gefäß / Krug“. Da in der Antike Papyrusrollen häufig in Krügen verwahrt wurden, steht der Teilausdruck teuchos metonymisch für eine Papyrusrolle. Die griechische Bezeichnung lautet vollständig ἡ πεντάτευχος βίβλος hē pentateuchos biblos „das fünfrollige Buch“ oder besser „das fünfbändige Buch“. Diese Bezeichnung kam in 2. Jh. n. Chr. in Alexandrien auf und wurde von der westlichen Kirche in der latinisierten Gestalt „Pentateuchus“ übernommen.
1.2. Andere Bezeichnungen: Tora, Chumasch, Gesetz, Fünf Bücher Mose
Im Judentum heißen die ersten fünf Bücher der Hebräischen Bibel תּוֹרָה tôrāh „Lehre / Weisung / Gesetz“, abgeleitet von der Verbalwurzel ירה jrh, die im Hifil „lehren / unterweisen / anweisen“ bedeutet. Die in der Literatur anzutreffenden Transkriptionen variieren dabei zwischen „Tora“, „Torah“, „Thora“ und – sehr selten – „Thorah“.
Im Judentum wird darüber hinaus der Ausdruck חוּמָשׁ ḥûmāš gebraucht, ein Kunstwort, das man nur mit „Chumasch“ transkribieren kann. Abgeleitet ist dieser Ausdruck von dem Zahlwort חָמֵשׁ ḥāmeš „fünf“ bzw. von חוֹמֵשׁ ḥômeš „Fünftel“. Vollständig lautet die Bezeichnung חמשה חומשי תורה bzw. vokalisiert חֲמִשָּׁה חֻמְשֵׁי תוֹרָה ḥămiššāh ḥûmšê tôrāh „die fünf Fünftel der Tora“.
Die Bezeichnung „Tora“ wird dabei traditionellerweise für eine handgeschriebene Torarolle zum liturgischen Gebrauch verwendet, während „Chumasch“ für ein gedrucktes, zum Studium bestimmtes Buch steht. Heutzutage wird der Ausdruck „Tora“ freilich auch im wissenschaftlichen und im kirchlichen Bereich verwendet.
Die → Septuaginta
Die Bezeichnung „Fünf Bücher Mose“ wurde zunächst in den Kirchen der Reformation populär gemacht, ist aber seither darüber hinaus in den Sprachgebrauch vieler weiterer Kirchen eingegangen.
Die Bezeichnungen „Chumasch“ und „Pentateuch“ bringen die Gliederung des Werkes zum Ausdruck, „Tora“ und „Gesetz“ demgegenüber seine Funktion, die Titulierung „Fünf Bücher Mose“ schließlich seine Autorisierung.
Die Fünfteiligkeit des Pentateuch hat außerhalb des Pentateuch eine gewisse Wirkung entfaltet. Die Gliederung des → Psalters
1.3. Verwandte Ausdrücke: Tetrateuch, Hexateuch, Enneateuch
Die Bezeichnung „Pentateuch“ versteht die ersten fünf Bücher des Alten Testaments (Gen-Dtn) als eine Einheit. Im wissenschaftlichen Bereich werden aus verschiedenen Gründen (s.u. 2.) auch andere Abgrenzungen vorgenommen und dadurch weitere Einheiten gebildet. Der Ausdruck „Tetrateuch“, abgeleitet vom Stamm τετρα- tetra „vier“, bezieht sich auf die vier Bücher Genesis bis Numeri. Während die Abgrenzung des Pentateuch das Buch Deuteronomium zum Voranstehenden zieht, weil die Bücher Ex-Dtn einen Bogen von der Geburt des → Mose
2. Aufbau, Gliederung und Abtrennungen
2.1. Die fünf Bücher des Pentateuch in ihrer Abfolge
2.2. Der Inhalt des Pentateuch bzw. des Hexateuch
2.3. Der Pentateuch als Tora
Mit dem Josuabuch beginnt dagegen die Anwendung der Gesetze:
„Dieses Buch der Tora soll nicht von deinem Mund weichen, und du sollst Tag und Nacht darüber nachsinnen, damit du darauf achtest, nach alledem zu handeln, was darin geschrieben ist. Denn dann wirst du deinen Weg machen, und dann wirst du Erfolg haben.“ (Jos 1,8
Die Sonderstellung der Tora gegenüber den folgenden Büchern wird durch die Sonderstellung des Mose zum Ausdruck gebracht. Die letzten Sätze der Tora (Dtn 34,10-12
2.4. Der Hexateuch als Erzählung
Betrachtet man die ersten Bücher des Alten Testaments dagegen unter dem Blickwinkel der Erzählung, dann gibt es nur wenige Gründe, mit dem Buch Deuteronomium abzuschließen. Vielmehr wird die in den vorangehenden Büchern begonnene Erzählung weitergeführt und erst im Josuabuch zu ihrem Ende gebracht. Die Aufforderung, in das Land einzuziehen und es sich anzueignen (Dtn 1,8
Gelegentlich wird auch eine Brücke vom ersten Schöpfungsbericht Gen 1 nach Jos 18 namhaft gemacht. Die Verheißung an die gesamte Menschheit, über die Erde zu verfügen (Gen 1,28
2.5. Pentateuch, Hexateuch usw. als literarhistorische Hypothesen
Im wissenschaftlichen Diskurs („Pentateuchkritik“) sind die auf „teuch“ endenden Buchgruppen nicht nur Gliederungsmöglichkeiten des Endtextes, sondern auch mit literarhistorischen Hypothesen verbunden. Mit der Einfügung des Moseepitaphs Dtn 34,10-12
Desgleichen gibt der Autor von Jos 24,1-28.32
Der Begriff „Tetrateuch“ als Abfolge der Bücher Genesis bis Numeri spielt in der Forschung nur noch eine untergeordnete Rolle. Er war eher ein Nebenprodukt der Hypothese eines → Deuteronomistischen Geschichtswerkes
Abschließend zum Begriff des Enneateuch. Diesen kann man – erstens – auf Basis des jüdischen Kanons definieren als Abfolge der Kanonteile Tora und Vordere Propheten. Zweitens kann der Enneateuch narratologisch definiert werden, nämlich als durchgehende Erzählung von der Weltschöpfung (Gen 1) bis zur Begnadigung des letzten judäischen Königs Jojachin in Babylon (2Kön 25,27-30
3. Strukturen im Pentateuch und im Hexateuch
3.1. Die Verbindung zwischen den Büchern
Die narrative Verbindung zwischen den einzelnen Büchern des Pentateuch ist sehr unterschiedlich. Die drei Bücher in der Mitte des Pentateuch sind aufs engste miteinander verknüpft, die Buchtrennung ist hier vorwiegend technischer Natur, d.h. sie rührt her vom Fassungsvermögen der in vorhellenistischer Zeit verwendeten Papyrusrollen. Die Erzählung der Aufstellung des Zeltheiligtums am Ende des Exodusbuches (Ex 35-40) wird mit der Mitteilung der Opfergesetze (Lev 1-7) und der Erzählung der Priester- und der Heiligtumsweihe (Lev 8-9) nahtlos fortgesetzt. So werden etwa die Anordnungen zur Priesterweihe Ex 29,1-37
Anders ist die Situation zwischen den Büchern Genesis und Exodus. Am Ende der → Josefserzählung
Das Numeribuch endet mit der abschließenden Feststellung: „Das sind die Gebote und die Rechtsbestimmungen, die Jhwh in den Wüstenebenen von Moab am Jordan von Jericho den Israeliten durch Mose geboten hat.“ (Num 36,13
Die Ambivalenz des Übergangs vom Deuteronomium zum Josuabuch wurde bereits angesprochen. Einerseits setzt das Josuabuch die in Dtn 1-3 und Dtn 31; 34 begonnene Landnahmeerzählung narrativ bruchlos fort. Andrerseits markiert der Moseepitaph Dtn 34,10-12
3.2. Übergreifende Strukturen und Bezüge im Pentateuch und Hexateuch
3.2.1. Die Sechs-plus-eins-Tage-Struktur
Die Sechs-plus-eins-Tage-Struktur wird im Schöpfungsbericht Gen 1,1-2,4a
Bemerkenswert ist weiter, dass neben der Sechs-plus-eins-Tage-Struktur auch die Sechs-plus-eins-Jahre-Struktur vorkommt, und zwar in Ex 23,10-11
3.2.2. Die Väterverheißungen und ihre Erfüllung
Im Buch Genesis wendet sich Gott wiederholt an die Erzväter → Abraham
Freilich sind die Zusammenhänge auch in der Sache offensichtlich, selbst wenn die Vätertrias und / oder der Väterschwur nicht explizit genannt werden. So erscheint die Mehrung der Israeliten in Ex 1,7
3.2.3. Der Bundesschluss mit den Vätern
Neben dem eben erwähnten Väterschwur wird auch zweimal auf den → Bundesschluss
3.2.4. Die heilsgeschichtlichen Rekapitulationen
An mehreren Stellen werden die im Pentateuch erzählten Ereignisse rekapituliert. Diese Texte werden in der Forschung meist „Summarien“ genannt, wobei diese Bezeichnung nicht ganz zutreffend ist, da diese Stücke nur eine gezielte Auswahl von Ereignissen aufzählen. Die Rekapitulation Num 20,14-16
Die bei weitem ausführlichste Rekapitulation stellt Jos 24,2-13
Ein Sonderfall ist Gen 15,12-16
3.2.5. Die Nacherzählungen im Deuteronomium
Eine Eigenart des Buches Deuteronomium ist die wiederholte Bezugnahme auf die Ereignisse des Exodus, der Gesetzgebung am Gottesberg und der Wüstenwanderung. Diese Bezugnahmen finden sich überwiegend in den Reden Moses und bieten damit eine Reinterpretation der Ereignisse, die durch die Autorität des Mose untermauert wird. Auf diese Weise werden die Bücher Exodus und Numeri in besonderer Weise mit dem Deuteronomium verknüpft. Dtn 1,19-46
3.2.6. Die Gebeine des Josef
Das Motiv „Gebeine Josefs“ setzt ein mit dem Aufenthalt des Erzvaters Jakob in Sichem. Dort kauft er ein Grundstück, auf dem er einen Altar errichtet (Gen 33,18-20
3.3. Die Mehrstimmigkeit des Pentateuch
Etliche Themen werden im Pentateuch mehrmals aufgegriffen und dies sowohl in den Erzählungen als auch in den Gesetzen. Dabei werden diese Themen nie identisch, sondern immer in Varianten abgehandelt. Einige Beispiele:
3.3.1. Schöpfung
Der erste Schöpfungsbericht (→ Schöpfung
3.3.2. Bundesschluss mit Abram / Abraham
Der erste → Bundesschluss
3.3.3. Schutzbürger-Erzählung
Dreimal wird im Buch Genesis erzählt, wie einer der Erzväter mit seiner Frau im Ausland als Schutzbürger (→ Fremder
3.3.4. Leviten
Die Funktion der → Leviten
Für diese Divergenzen gibt es zahlreiche Erklärungsvorschläge, die, was den literarhistorischen Aspekt betrifft, in zwei Paradigmen eingeteilt werden können. Eine Schule rechnet mit verschiedenen ehemals eigenständigen Quellen, die bei der Abfassung des Pentateuch verarbeitet wurden. Die andere Schule rechnet mit sukzessiven Fortschreibungen eines Grundtextes, wobei die Rolle der Leviten jeweils neu definiert wurde.
3.3.5. Einsetzung Josuas
Josua wird dreimal in sein Amt eingesetzt. Die erste Version wird in Num 27,12-23
3.3.6. Gesetzbücher
Der Pentateuch enthält drei größere Gesetzbücher: das → Bundesbuch
3.3.7. Passa
Gemäß der Passaordnung von Ex 12,3-11
4. Die Entstehung des Pentateuch
Nicht zuletzt die kritische Lektüre derjenigen Abschnitte des Pentateuch, in denen dasselbe Thema abweichend entfaltet wird, führte ab dem 17. Jh. verstärkt zu der Erkenntnis, dass der Pentateuch in seiner inhaltlichen Ausrichtung nicht homogen ist und daher auch nicht aus einer Feder stammen kann. Im Folgenden sollen an Hand von schematischen Darstellungen und kurzen Erläuterungen einige Grundmodelle der Pentateuch- bzw. Hexateuchentstehung vorgestellt werden. Ausführliche Überblicke zur Pentateuchdiskussion sind zu finden in Römer, 2013; Dietrich, 2014 (Römer); Zenger / Frevel, 2015 sowie im Artikel → Pentateuchforschung
4.1. Neuere Urkundenhypothese
4.2. Urkundenhypothese ohne Elohist
4.3. Urkundenhypothese ohne Elohist und ohne eigenständige Priesterschrift
4.4. Blockhypothese bzw. Erzählkranzhypothese mit eigenständiger Priesterschrift
In gewisser Weise zählen auch die Gesetzeskorpora, insbesondere das Bundesbuch und das Gesetz des Deuteronomium zu diesen Blöcken. Letzteres gilt im Übrigen auch für die meisten Varianten der Urkundenhypothese. Auch nach diesen Modellen wurden die Gesetzeskorpora zunächst als eigenständige Werke überliefert, bevor sie dann in den werdenden Pentateuch eingefügt wurden.
Nach dem sog. „Münsteraner Pentateuchmodell“ (siehe dazu Zenger / Frevel, 2015) wurden diese Werke im 7. Jh. zum sog. „Jerusalemer Geschichtswerk“ zusammengeführt. Dieses wurde später zum „Großen (deuteronomistischen) Geschichtswerk“ erweitert und schließlich mit der Priesterschrift zum „Großen Nachexilischen Geschichtswerk“ vereinigt.
4.5. Blockhypothese mit eigenständiger Priesterschrift
4.6. Blockhypothese ohne eigenständige Priesterschrift und mit zwei deuteronomistischen Kompositionen
4.7. Blockhypothese ohne eigenständige Priesterschrift und mit einer deuteronomistischen Komposition
4.8. Die historischen Umstände der Pentateuchentstehung
Die historischen Szenarien, die entwickelt wurden, um die Entstehung des Pentateuch und seiner Vorläuferwerke verständlich zu machen, divergieren in hohem Maße.
Zeitlich setzen manche Forscher die Abfassung der ältesten Werke schon in der frühen Königszeit an (ab dem 9. Jh.), die Mehrheit jedoch erst in der mittleren oder späten Königszeit (8. und 7. Jh.). Der Abschluss der literarischen Arbeit am Pentateuch wird allgemein in der spätpersischen-frühhellenistischen Zeit vermutet (Ende des 4. Jh.s).
Örtlich wird allgemein den beiden Hauptstädten → Samaria
Diskutiert wird weiter, welche Autoren diese Schriften zu welchem Zweck verfasst haben. Waren es gelehrte Archivare, die die Ursprungsüberlieferungen des Volkes Israel dokumentieren wollten? Waren es Volkslehrer, die den Menschen ethische Orientierung geben wollten? Oder waren es politische Eliten, die sowohl mit den Vorgängerwerken als auch mit der Tora als Ganzer jeweils eine Art von Verfassung für ihr Gemeinwesen schaffen wollten? Galten die Tora bzw. ihre Vorgängerwerke von vorneherein als autoritativ, ja sogar als heilig – oder haben sie diese Status erst sukzessive erworben?
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
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- Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Tübingen 1998-2007 (Pentateuch)
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- Handbuch theologischer Grundbegriffe zum Alten und Neuen Testament, Darmstadt 2006 (Tora)
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Abbildungsverzeichnis
- Die Neuere Urkundenhypothese. © Wolfgang Oswald
- Urkundenhypothese ohne Elohist. © Wolfgang Oswald
- Urkundenhypothese ohne Elohist und ohne eigenständige Priesterschrift. © Wolfgang Oswald
- Blockhypothese bzw. Erzählkranzhypothese mit eigenständiger Priesterschrift. © Wolfgang Oswald
- Blockhypothese mit eigenständiger Priesterschrift. © Wolfgang Oswald
- Blockhypothese ohne eigenständige Priesterschrift und mit zwei deuteronomistischen Kompositionen. © Wolfgang Oswald
- Blockhypothese ohne eigenständige Priesterschrift und mit einer deuteronomistischen Komposition. © Wolfgang Oswald
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