Krieg (AT)
(erstellt: Mai 2011)
Permanenter Link zum Artikel: https://bibelwissenschaft.de/stichwort/24120/
→ Exil
→ Schlacht von Kadesch (1274 v. Chr.)
Der Krieg (מִלְחָמָה milḥāmāh) zählt zu den dominierenden Themen im Alten Testament. Eine durchgängige Kriegskonzeption lässt sich jedoch ebenso wenig erheben wie eine einheitliche Bewertung: Die alttestamentliche Rede vom Krieg umfasst affirmierende Stimmen, kritische Einsprüche sowie Friedensvisionen, die das Ende aller militärischen Gewalt durch göttliches Eingreifen in Aussicht stellen (→ Schwerter zu Pflugscharen
1. Krieg als Konstante in der Geschichte
Altorientalische Staaten sahen in militärischen Aktionen ein probates Mittel, um machtpolitische Interessen durchzusetzen, wenn diplomatische Wege wie eine durchdachte Bündnispolitik (z.B. 1Kön 5,26
Häufig gerieten auch Israel und Juda ins Fadenkreuz militärisch überlegener Gegner, sodass sich die Geschichte des JHWH-Volkes großteils als Kriegsgeschichte liest, welche immer wieder von Katastrophen geprägt war: Die Westexpansion des neuassyrischen Reiches (2. Hälfte des 8. Jh.s v. Chr.; → Assyrer
Dazu kam es erst durch die → Babylonier
Mit der friedlichen Einnahme Babels durch → Kyros II.
2. Sprachlicher Befund
Kriege werden in fast allen Büchern des Kanons thematisiert; lediglich im → Hohenlied
Das Alte Testament kennt mit מִלְחָמָה milḥāmāh zwar einen spezifischen Ausdruck für „Krieg“. Jedoch ist das Wortfeld sehr umfangreich, sodass „man nicht aufgrund einer Untersuchung von lḥm und milḥāmāh allein ,das’ at.liche Zeugnis über den Krieg erheben kann“ (Preuß, 916).
2.1. „Krieg führen“ (לחם) und „Krieg / Schlacht“ (מִלְחָמָה)
Vom „Krieg“ bzw. „bekriegen“ (Wurzel לחם lāḥam) ist in der Hebräischen Bibel an ca. 450 Stellen die Rede. Belege finden sich in allen Kanonteilen, sodass der Krieg auch terminologisch als durchgängiges Thema zu bezeichnen ist. Bezüglich der lexematischen Verteilung ist auffällig, dass in Genesis nur in einem Kapitel der Terminus „Krieg“ fällt (Gen 14,2
Die erste Erzählfigur, die sowohl vom „Volk“ als auch von „Krieg“ redet, ist der Pharao in der Exoduserzählung. Er ist es auch, der mit seiner Armee im ersten Krieg fällt, den JHWH zur Befreiung seines unterdrückten Volkes führt (vgl. Ex 14,25
2.2. Weitere Kriegsterminologie
2.2.1. Im Vorfeld des Krieges
Für das Führen von Kriegen kennt das Alte Testament die Wendung „Krieg machen / tun“ (עשׂה מִלְחָמָה ‘śh milḥāmāh). An einigen Stellen wird קְרָב qərāv als Parallelbegriff eingeführt (Hi 38,23
Für Kämpfe auf offenem Terrain werden „Schlachtreihen“ (מַעֲרָכָה ma‘ǎrākhāh) „gebildet“ (ערך ‘rk), wohingegen das Heer gegnerische Städte am Beginn von „Belagerungen“ (מָצוֹר māṣôr) „einkreist“ (סבב sbb). Sowohl die Warnung vor Feinden (vgl. Ez 33,3-6
2.2.2. Während des Kampfes
Zur Beschreibung konkreter Kampfhandlungen kommen zahlreiche Gewaltverben zum Einsatz. Je nach Waffengattung wird „erschlagen“ bzw. „gestoßen“ (נגף ngp) oder „durchbohrt“ (חלל ḥll und דקר dqr), Kriegsbogen werden „getreten“ (דרך drk), Pfeile und Speere „geschossen“ (שׁלך šlk und ירה jrh) oder „geworfen“ (טול ṭwl). Der allgemeinste Begriff für Kriegsgewalt ist das „Schlagen“ (נכה nkh). Geschieht dies „mit der Schärfe / Spitze des Schwertes“ (לְפִי־חֶרֶב ləfî ḥæræv, z.B. Ex 17,13
2.2.3. Am Kriegsende
Das Kriegsende wird gelegentlich als „Rückkehr“ (שׁוב šwb, z.B. Ri 8,13
3. Die Quellen
Außer den Schriften des Alten Testaments stehen archäologische Funde, etwa von Rüstungen und Waffen, sowie Abbildungen und Texte vor allem aus Ägypten und Mesopotamien zur Verfügung. Unter den Texten sind insbesondere Chroniken, Königsinschriften, Siegesstelen und Kriegsberichte zu nennen. Ein Beispiel für derartige ägyptische Quellen bietet der Art. → Schlacht von Kadesch
„Hiskia von Juda jedoch, 19 der sich nicht unter mein Joch gebeugt hatte – 46 mächtige 20 ummauerte 19 Städte sowie die 21 zahllosen 20 kleinen Städte ihrer Umgebung 23 belagerte und eroberte ich 21 durch das Anlegen von Belagerungsdämmen, 21 Einsatz von Sturmwiddern, Infanteriekampf, 23 Untergrabungen, Breschen und Sturmleitern. 24 200.150 Leute, groß und klein, männlich und weiblich, 25 Pferde, Maultiere, Esel, Kamele, 26 Rinder und Kleinvieh ohne Zahl 27 holte ich aus ihnen heraus und zählte sie als Beute. Ihn selbst 28 schloß ich 29 gleich einem Käfigvogel 30 in Jerusalem, seiner Residenz, ein. 31 Schanzen warf ich gegen ihn auf, 32 und das Hinausgehen aus seinem Stadttor verleidete ich ihm. Seine Städte, 33 die ich geplündert hatte, trennte ich von seinem Lande ab 34 und gab sie Mitinti, dem König von Asdod, 35 Padi, dem König von Ekron, und Ṣilbel, 36 dem König von Gaza, und verkleinerte (so) sein Land. 37 Zum früheren Tribut, ihrer jährlichen Gabe, 38 fügte ich eine Abgabe als Geschenk für meine Herrschaft hinzu 39 und legte ihnen diese auf. Jenen Hiskia 40 warf die Furcht vor dem Schreckensglanz nieder. 41 Die Urbi und seine Elitetruppen, die er zur Verstärkung 42 seiner Residenz Jerusalem hineingebracht 43 und als Hilfstruppen angeworben hatte, ließ er zusammen mit 30 Talenten Gold, 44 800 Talenten Silber, erlesenem Antimon, 45 großen Blöcken …-Stein, Betten aus Elfenbein, 46 elfenbeinernen Lehnsesseln, Elefantenhaut, Elfenbein, 47 Ebenholz, Buchsbaumholz, allerhand wertvollen Schätzen, 48 sowie seinen Töchtern, seinen Palastfrauen, Sängern 49 und Sängerinnen nach Ninive, der Stadt meiner Herrschaft, 50 hinter mir her bringen. Um Abgabe abzuliefern 51 und Untertänigkeit zu bezeugen, schickte er seinen Gesandten.“ (zitiert nach TUAT I, 389f.).
4. Kriegstechnik – Das Alte Testament im Spiegel des altorientalischen Militärwesens
Alttestamentliche Kriegsdarstellungen gewähren Einblick in Waffentechnik und Kriegsführung der Antike (→ Waffen
4.1. Heer und Soldaten
Reguläre Streitkräfte setzten sich aus Infanterie, Reiterei und Streitwageneinheiten zusammen (vgl. Jos 11,4
In Kriegszeiten wurden Teile der Zivilbevölkerung in die Armee eingegliedert. Über das Zahlenverhältnis zwischen Miliz- und Berufssoldaten, gibt das Alte Testament keine genaue Auskunft. Nach Num 1,3
Aufschluss über die militärische Stärke des Landes gab die Musterung der wehrfähigen Bevölkerung. Num 1,46
Epigraphische Funde und biblische Notizen zeigen, dass Soldaten fremder ethnischer Herkunft nicht nur in den Heeresverbänden von Großreichen (vgl. Jer 34,1
Da der Gebrauch spezieller Waffen technisches Geschick erforderte, wird ein Mindestmaß an Übung im Vorfeld des Krieges vorauszusetzen sein (vgl. 1Sam 17,33
4.2. Kriegsführung und -strategie
Für einen erfolgreichen Krieg braucht es neben Soldaten und Ausrüstung auch ein fundiertes Wissen um deren adäquaten Einsatz. Ohne effiziente, an die Gegebenheiten angepasste Strategie ging auch die mächtigste Armee sang- und klanglos unter. Da sich Altisraels Kulturraum über Binnenland erstreckte, beschränken sich alttestamentliche Kriegsdarstellungen auf Landkriege und deren taktische Durchführung. Über nautische Kriege besitzt das Alte Testament nur vage Kenntnis (vgl. Num 24,24
Den Krieg hat man sich im Alten Orient weniger als flächendeckenden, ganzjährigen Dauerzustand vorzustellen. In der Regel wurden saisonale Feldzüge unternommen, die sich aus Gründen der Sozialstruktur am agrarischen Kalender orientierten. Die „Kriegssaison“ begann nach der Aussaat (September bis Oktober) und endete im Frühsommer (Mai bis Juni), wenn die Erntezeit einsetzte (vgl. 2Sam 11,1
Stieß der Kriegszug auf feindliche Abteilungen, musste die adäquate Kampfstrategie gewählt werden. Einflussfaktoren waren unter anderem die topographischen Gegebenheiten am Kriegsschauplatz (z.B. 1Kön 20,23-25
Zu einem offenen Schlagabtausch im Rahmen von Feldschlachten kam es in der Regel nur, wenn sich beide Seiten Erfolgschancen ausrechneten. Um die eigenen Verluste gering zu halten, versuchte man sich durch taktisches Geschick einen Vorteil zu verschaffen. Für schwächere Armeen war dies oft der einzige Weg, übermächtigen Gegnern militärischen Widerstand leisten zu können. Man arbeitete mit List und Tücke (z.B. nächtliche Angriffe, 2Kön 8,21
Durch die Bildung eines Belagerungsrings waren Städte außerstande, Gesandtschaften mit militärischen Hilfsgesuchen zu entsenden. Wo ein solcher Versuch dennoch gelang, wird dies kaum im Einverständnis mit den Belagerern geschehen sein (vgl. 1Sam 11,1-11
Wenn der Widerstand trotz Blockade nicht zu brechen war, erfolgte die Einnahme der Stadt mit Waffengewalt. Dazu wurden vorgelagerte Gräben mit Füllmaterial begeh- und für die Belagerungsgeräte befahrbar gemacht. Breschen wurden durch Unterminierung geschlagen. An Stadttoren und hölzernen Wehranlagen wurde Feuer gelegt. Rammböcke und Mauerbrecher wurden zur Destruktion der Mauer in Position gebracht. Durch die Rampe konnte man an höheren Stellen ansetzen, welche leichter zu durchbrechen waren als die stabilen Fundamente. Zudem verringerte sich der Schusswinkel für Fernkampfeinheiten. Über Sturmleitern oder Wasserkanäle verschaffte man sich gewaltsamen Zutritt von oben und unten. Gleichzeitig sorgten Pfeile und Brandgeschosse für Tod und Zerstörung innerhalb der Stadt. Die Verteidiger auf der Stadtmauer versuchten alles, um die Einnahme zu verhindern. Gelang dies nicht, hielten Gewalt und Terror Einzug in der Stadt.
4.3. Kriegsfolgen
Flüchtlinge und Entronnene blickten einer ungewissen Zukunft entgegen (vgl. Ob 14
Zu den materiellen Verlusten kam die Gefahr für Leib und Leben von Militär und Zivilbevölkerung. Auf das Ende des Krieges folgten Erniedrigungen wie Hohn und Spott (z.B. Ps 44,13-17
Dtn 21,10-14
5. Kriegsdeutung – Aspekte alttestamentlicher Kriegstheologie(n)
Exkurs: Krieg im altorientalischen Vorstellungshorizont
Theologische Interpretationsmuster des Krieges sind kein alttestamentliches Spezifikum, sondern ein religionsgeschichtliches Datum im gesamten Antiken Orient (Weippert). Den Hintergrund solcher Konzeptionen bildet die Symbiose von Politik und Religion und damit von Kriegsführung und theologischer Kriegsdeutung. Krieg wird als Geschehen verstanden, in das Gottheiten wie → Ischtar
Der altorientalische Deutungshorizont des Krieges wird durch die Koordinaten Mythologie, Theologie und Herrscherideologie bestimmt (→ Königtum im AT
Auf immanenter Ebene wird die Funktion der kriegerischen Chaosabwehr vom altorientalischen Herrscher übernommen. Besonders in neuassyrischen Königsinschriften wird die Kriegsführung zu einem mythologisch aufgeladenen Kerngeschäft des Königs (Oded). Der Monarch handelt nicht nur im Auftrag, sondern in Stellvertretung des eigentlichen Gottkönigs. Die Feinde des Reiches werden so zu Repräsentanten der mythischen Chaosmächte. Durch das Deutungsmuster der herrschaftlichen Selbstinszenierung erhalten Militäraktionen, für die profane Motive ausschlaggebend waren, eine theologisch-ideologische Legitimation. In der alttestamentlichen Darstellung der Königszeit fällt die Kriegsführung zwar auch in den herrschaftlichen Kompetenzbereich (vgl. 1Sam 8,20
5.1. „Heiliger Krieg“ im Alten Testament? – Aspekte von Heiligkeit im Krieg!
Da JHWH im Krieg präsent ist, sind Militär und Kriegführung in der Sphäre des Heiligen angesiedelt. Nur unter Beachtung dieser Differenzierung lässt sich von „Heiligen Kriegen“ im Alten Testament sprechen (siehe Graf zur Begriffsgeschichte). „Religionskriege“ im neuzeitlichen Sinn waren in der Antike unbekannt. Der Begriff „Heiliger Krieg“ ist kein biblischer, sondern wurde Anfang des 20. Jh.s in die Exegese eingeführt (Schwally). Gerhard von Rad prägte die These, Altisrael habe seine militärischen Auseinandersetzungen nicht nur als „Heilige Kriege“ verstanden, sondern sie in der Frühzeit auch nach einem solchen Schema geführt. Die heutige alttestamentliche Kriegsforschung ist wesentlich vorsichtiger: Denn kein Text vereint alle Elemente des Schemas, weshalb das Konzept eher einer Kollage von Aspekten aus verschiedenen Texten gleicht als einer historischen Form der Kriegsführung (Batsch; Stolz; Cazeaux). Die Konzeption ist auch nicht genuin biblisch, sondern steht in einem religions- und kulturgeschichtlichen Kontinuum (Weippert; Chapman).
Die Verknüpfung von Krieg und Heiligkeit ist schon am alten Epitheton „JHWH Zebaoth“ (יהוה צְבָאוֹת Jhwh ṣəbā’ôt; → Allmacht
Am deutlichsten zur Geltung kommt der Heiligkeitsaspekt in der Formulierung einen „Krieg heiligen“ (קדשׁ מִלְחָמָה qdš Pi. milḥāmāh; Jer 6,4
Das Alte Testament berichtet zudem von der Anwesenheit kultischen Personals und religiöser Spezialisten im Kontext von Militär und Krieg (1Sam 14,18f
Ein weiteres kultisches Element ist die Bannweihe (חֵרֶם ḥæræm; → Bann
5.2. Grundfiguren der theologischen Kriegsdeutung
Die theologische Dimension des Krieges wird im Alten Testament in mehreren Konstellationen durchgespielt. Den Brennpunkt bildet JHWH und seine Stellung im bzw. zum Krieg: Steht er auf Seiten Israels, ist es seiner Initiative zu verdanken, dass das Volk aus militärischen Bedrohungen gerettet wird oder den Gegner bezwingen kann. Siege stellen sich ein, wenn ein Kampf gemäß JHWHs Willen geführt wird oder Gott zugunsten seines Volkes eingreift. Das → Deuteronomistische Geschichtswerk
JHWH geht zum Teil aktiv gegen sein eigenes Volk mit Kriegsgewalt vor (Jes 42,25
In kriegskritischen Texten zieht Gott gegen den Krieg selbst zu Felde, indem er die gängigen Waffen zerstört (z.B. Ps 46,10
Diese Deutungsmuster lassen sich in keine stringente Chronologie bringen: Der Weg verlief nicht geradlinig, etwa von der Befürwortung militärischer Gewalt zu deren Ablehnung, obgleich einige jüngere Traditionen ein größeres Unbehagen in Bezug auf Kriegsgewalt erkennen lassen (Kunz-Lübcke). Die Bandbreite an Konzepten zeigt darüber hinaus, wie viel Reflexionsleistung die biblischen Autoren zur Kriegsdeutung aufbrachten, um dem JHWH-Volk auch theologisch ein Weiterleben in seiner von Kriegen geprägten Geschichte zu ermöglichen.
5.2.1. Gott kämpft für Israel – Der „JHWH-Krieg“
Als „theologisch profilierteste und zugleich wirkungsgeschichtlich erfolgreichste“ Kriegskonzeption (Ruffing 1995, 553) erweist sich die Vorstellung, dass JHWH gegen Israels Feinde Krieg führt oder in den Kampf eingreift. In der Forschung hat sich dafür statt dem Begriff „Heiliger Krieg“ die Bezeichnung „JHWH-Krieg“ etabliert (nach Smend). Die Konzeption dominiert die Kämpfe in der Frühzeit Israels und umfasst Befreiungskriege (z.B. Exodus, Richterzeit) ebenso wie Eroberungskriege (z.B. Landnahmekriege). Num 21,14
Die charakteristische Form göttlicher Kriegsführung bildet der Einsatz von Wundern. Dazu zählen Naturgewalten, wie Wind (Ex 14,21
Zu Gottes mirakulösen Kriegswerkzeugen sind auch Erzählfiguren zu rechnen, die gemäß der zeitgenössischen Konvention für den Krieg als untauglich galten: Frauen und Kinder. Der Hirtenjunge → David
5.2.2. Israel kämpft ohne Gott – Niederlagen als Folge der Abwesenheit Gottes
Militärische Erfolge unter religiösen Vorzeichen zu deuten, stellt Kriegsgewinner vor keine theologischen Herausforderungen: Der Sieg stellte sich ein, weil die stärkeren Gottheiten auf der eigenen Seite standen. Es sind vor allem militärische Niederlagen, die für theologischen Erklärungsbedarf sorgen: Waren die Götter nicht mächtig genug, der eigenen Seite den Sieg zu verleihen oder sie aus der Kriegsgefahr zu erretten? Um JHWHs Stärke und Souveränität trotz katastrophaler Niederlagen sicherzustellen, griff die alttestamentliche Kriegsinszenierung auf mehrere Deutungsmuster zurück. Eine Möglichkeit bestand darin, das Konzept des JHWH-Krieges von der umgekehrten Seite her zu reflektieren:
Wenn JHWH Israel den Beistand versagt und das Heer ohne seine Unterstützung auszieht, endet dies stets in einer militärischen Katastrophe. „[N]egative heilige Kriege“ (Stolz, 24) erweisen dadurch nicht JHWHs Schwäche, sondern zeigen seine Missbilligung und Abwesenheit an. In Num 14,40-45
5.2.3. Gott kämpft gegen Israel – Krieg als Folge des göttlichen Zorns
Einen Schritt weiter gehen Deutungskonzepte, in denen JHWH entweder selbst gegen Israel zu Felde zieht oder sich hierzu fremder Völker bedient. Niederlagen werden dabei als Konsequenz des göttlichen Zorns gedeutet (Klgl 2,1-5