Krankheit und Heilung (AT)
(erstellt: August 2007)
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1. Begriffe
1.1. Krankheit / Schwachheit
Krankheit oder Gebrechen wird im Hebräischen nicht mit einem Abstraktum bezeichnet, sondern mit Begriffen, die Schwachheit zum Ausdruck bringen. Von der Wurzel חלה ḥlh (vgl. akk. ḫâlum „krank werden“; aram. חלא ḥl’ „leiden“) leiten sich die Derivate חלי ḥălî und מחלה maḥălāh „Krankheit / Schwäche“ sowie מחליים maḥălujîm und תחלאים taḥălu’îm „Krankheiten / Krankheitssymptome“ ab (vgl. Dohmen, 1983, 15-18).
Besonders im religiösen Zusammenhang werden häufig die Nomina נגע næga‘ (von נגע ng‘ „berühren“), נגף nægæf bzw. מגפה maggefāh (von נגף ngp „schlagen“) und מכה makkāh (von נכה nkh „niederschlagen“) verwendet. Das Verbum כאב k’b „Schmerz erleiden“ und seine Derivate כאב kə’ev und מכאוב makh’ôv drücken den inneren und äußeren Schmerz des bzw. der Leidenden aus. Daneben wird das Wort דבר dævær „Pest / Seuche / Epidemie“ häufig als Krankheitsbegriff verwendet (s.u. 6.1.). Die Stärke des Gebrechens kann durch ergänzende Zusätze verdeutlicht werden, so z.B. in Jer 16,2
1.2. Heilung
Heilung wird mit der auch aus anderen semitischen Sprachen bekannten Wurzel רפא rp’ bezeichnet, die als Verbum ebenso auftritt wie als Nomen (מרפא marpe’; רפואה refû’āh). Die Genesung eines Kranken wird mit der Wurzel חיה ḥjh „leben / lebendig sein“ beschrieben. Der oder die Geheilte lebt in einem Zustand der Ganzheit (תמם tāmam) bzw. des Heils (שׁלום šālôm) (Frevel, 2006, 285).
2. Krankheit und Heilung als soziale Kategorie
Im medizinisch-magischen Denken des vorderen Orients (→ Krankheit und Heilung im Alten Orient
3. Krankheit und Heilung als theologische Kategorie
3.1. Erfahrung von Krankheit
Die Tatsache, dass es im Hebräischen keinen Abstraktbegriff für „Krankheit“ gibt, zeigt den engen Realitätsbezug zur Erfahrung von Krankheit: Abstrakte Krankheiten gibt es nicht, nur erlebte Schwäche bzw. Heilung sind erfahr- und interpretierbar. Hinter jeder Erfahrung von Krankheit und Leid steht die Überzeugung, dass letztlich Gott selbst Ursache aller menschlichen Erfahrung ist, also auch von Schicksalsschlägen und Krankheiten. Die Krankheit gilt selbst als Symptom dafür, dass der oder die Kranke außerhalb der göttlichen Schöpfungsordnung steht (Dietrich, 1999, 208.217), die je nach Schwere der Erkrankung bis in die Todessphäre hineinreichen kann (Ps 88). Das gilt in gleicher Weise für individuelle (2Chr 21,15-20
Weder in den Krankheitspsalmen noch in den Erzählungen über Erkrankungen wird von einem Aufsuchen des Tempels während der Krankheit durch den Kranken berichtet. Gott kann im Krankheitsfall ohne Vermittler direkt um Heilung gebeten werden. Der Tempel wird erst nach erfolgter Genesung besucht, um für diese zu danken. Chronisch und augenfällig Kranke (Missgebildete, Blinde, Aussätzige) sind vom Zugang zum (zweiten) Tempel (aus sozio-ökonomischen Gründen?; Avalos, 1995, 384-389) wohl ebenso ausgeschlossen wie menstruierende Frauen oder Frauen im Wochenbett und an ihrem Geschlechtsteil verstümmelte Männer (Eunuchen; McCarter, 1984, 140; Avalos, 1995, 410.412f).
3.2. Interpretation von Krankheit
Die bereits in mesopotamischen Heilungsritualen (→ Krankheit und Heilung im Alten Orient
Das Alte Testament entwickelt daher verschiedene Umgangsformen mit Krankheit und Leid (vgl. Oeming, 1994/2003, 243-259):
(1) Krankheit gehört zum Leben: Krankheit ist Teil des endlichen und bedingten Lebens und gehört insofern einfach zum Leben dazu.
(2) Krankheit ist sinnlos: Krankheit kann als sinnlos und Gott als grausam und ungerecht empfunden werden (Hi 9,16-18
(3) Krankheit ist sinnvoll: Dagegen steht die Auffassung, dass Krankheit sinnvoll sein muss. Dann gibt es mehrere Möglichkeiten der Interpretation von Krankheit (→ Leid
3.3. JHWH als Arzt
Vermutlich galt JHWH nicht ursprünglich als Heilgott in Israel, wie die Erzählung von Ahasja zeigt, der nach seinem Fenstersturz den → Baal
Jedoch ändert sich dies offensichtlich mit dem Erstarken des Monotheismus, wie schon 2Kön 1 zeigt. Wird zudem Krankheit als Folge menschlichen Fehlverhaltens gegenüber Gott interpretiert (s.o. 3.2.), hat dies weitreichende Folgen. Heilung muss dann durch Gott selbst und nicht durch das Aufsuchen von Ärzten erfolgen. JHWH wird damit eine Kompetenz zugesprochen, die ihn allein als Arzt für individuelle Krankheiten ausweist (Num 12,13
Vor allem prophetische Texte bedienen sich des Bildes von der Heilertätigkeit JHWHs und übertragen sie vom Individuum auf die Rettung des Volkes Israels. Entsprechend kann JHWH mit einem Wundarzt verglichen werden (Jes 30,26
Die deuteronomisch-deuteronomistische Tradition bindet die Rede von JHWH als Arzt eng an die Verpflichtung des Volkes, den → Bund
3.4. JHWH versus Ärzte
Besonders in den → Apokryphen
In Nachfolge der oben (3.1.) genannten Bibeltexte spricht das Wächterbuch in äthHen 7,1 davon, dass die gefallenen Wächter die Frauen im Gebrauch von Medizin, Beschwörungen und Kräuterkunde unterrichten (→ Henoch
Nach Weish 7,15f
Das → Tobitbuch
Das Ausräuchern von → Dämonen
Rafaëls Tätigkeit als Heiler ist nach Tob 3,17 ganzheitlich orientiert: Er soll nicht nur das Augenleiden des Tobit heilen, sondern auch Sara ihrem rechtmäßigen Ehemann zuführen und den sie verfolgenden Dämon von ihr „lösen“. Griechisch λύσαι lysai (TobGII 3,17; dagegen TobGI: δήσαι dēsai) steht vermutlich für aramäisch פטר pṭr, das für die Juden im babylonischen Exil als terminus technicus für die Scheidung galt (Babylonischer Talmud, Traktat Gittin 65b; Text Talmud
Krankheit und dämonischer Bann gehören für TobGII zusammen. Das Tobitbuch steht also einerseits in enger Verbindung zur altorientalischen Auffassung von Medizin, andererseits aber auch im Konflikt zur Vorstellung, dass allein Jahwe als Arzt fungieren kann. Eine Trennung zwischen „rationaler“ und „magischer“ medizinischer Praxis – so wie sie Kollmann, 1994, 289-299, für das Buch Tobit ausmacht – widerspricht dem altorientalischen Denken ebenso wie der Fassung G2 des Tobitbuchs. Die Hilfe durch → Magie
4. Krankheitsdämonen
Aramäische → Amulette
Die Krankheiten דבר dævær „Pest / Seuche“ (Hab 3,5
Daneben wird der im Alten Orient breit bezeugte Kriegs-, Krankheits- und Heilgott → Reschef
5. Heilung und Medizin
5.1. Erfahrung von Krankheit
Über Heilverfahren im Alten Israel ist wenig bekannt. Anhand von Schädelfunden lässt sich nachweisen, dass die Trephination, eine Operation, bei der die Schädeldecke durch ein kleines Loch geöffnet wird, bereits im Neolithikum in Jericho vollzogen wurde (Zias, 1991, 155f.). Es ist allerdings unklar, warum diese Operationen, an denen mit Sicherheit die meisten der Patienten starben, vorgenommen wurden. Möglicherweise sollte damit eine Entzündung im Schädel durch eine Drainage entwässert werden. Bei Ausgrabungen im Negev wurde ein 40-50jähriges männliches Skelett gefunden, bei dem ein Zahn eine medizinische Behandlung aufweist: Der Wurzelkanal ist mit einem Bronzedraht gefüllt (Zias, 1991, 156f.).
Über das Verbinden (חבשׁ ḥbš) von Wunden wird in Ex 21,19
5.2. Heilmittel und -riten
Als Heilmittel wurden vor allem Mittel aus der Natur verwendet, wie Öl (Jes 1,6
Von Krankheiten, die mit kultischer und sozialer Unreinheit verbunden wurden (Aussatz, s.u. 6.3.), musste durch Reinigungsriten befreit werden (vgl. Lev 14). Naaman wird durch das siebenmalige Bad im Jordan von seinem Aussatz gereinigt (2Kön 5,10-14
5.3. Krankenpflege
Kranke zu besuchen, war eine Pflicht, sofern die Kranken nicht als unrein klassifiziert waren (2Kön 8,29
5.4. Heiler
5.4.1. Ärzte
Von Ärzten wird – wohl aus theologischen Gründen (s.o. 3.3.) – im Alten Testament kaum gesprochen, auch wenn es sie wohl gegeben haben muss. Darauf verweist u.a. ein Siegelabdruck aus Jerusalem (Ende 7. Jh.), auf dem von „Tobschalem (?), (Sohn) des Zakkur, des Arztes“ die Rede ist (Briend, 2000, 84). Gelegentlich werden im Alten Testament „Wundärzte“ (חבשׁ ḥoveš) erwähnt (Jes 3,7
5.4.2. Propheten
Da das medizinische Wissen im Alten Israel in erster Linie Erfahrungswissen darstellte, fungierten auch Propheten wie Jesaja (Jes 38,1
Der Erfolg der Heilung ist letztlich stets Gott zuzuschreiben, der durch den Propheten und dessen Heilmittel wirkt (2Kön 20,8
5.4.3. Priester
Krankheit und Heilung werden von → priesterschriftlichen
6. Krankheiten
Eine genaue, heutigen Ansprüchen genügende Diagnose der im Alten Testament beschriebenen Krankheiten ist ebenso wenig möglich wie eine erschöpfende Aufzählung der im alten Israel vermutlich aufgetretenen Krankheiten. Darmerkrankungen werden im Alten und Neuen Testament z.B. gar nicht erwähnt (Frevel, 2006, 284), obwohl die Existenz von Darmparasiten wie Bandwurm oder Peitschenwurm durch archäologische Funde nachgewiesen werden kann (Warnock, 1997, 20-23). Das liegt sicherlich einerseits an fehlender medizinischer Kompetenz, Krankheiten genau diagnostizieren zu können. Andererseits aber geht es den Texten in vielen Fällen offensichtlich gar nicht darum, genaue Diagnosen zu stellen, sondern die Krankheiten in ihren allgemeinen sozialen und theologischen Konsequenzen zu beschreiben, gerade weil sie aufgrund mangelnder Hygiene und medizinischer Unkenntnis häufig einen unerwarteten und dramatischen Verlauf nahmen.
6.1. Pest / Seuche
Die Lexeme קטב qæṭæv und דבר dævær bezeichnen Krankheiten, wobei besonders דבר dævær epidemische Ausmaße annehmen kann (s.o. 4.).
1) דבר dævær „Krankheit / Pest / Epidemie“: Der Begriff דבר dævær kommt im Alten Testament ca. 50-mal vor. Ein profaner Gebrauch des Wortes lässt sich nicht belegen; דבר dævær ist immer von Gott gesandt. Das Wort steht nie allein, sondern immer in Reihen bzw. zumindest in Parallelismen, die zeigen, dass Epidemien häufig mit Krieg und der mit ihm verbundenen materiellen Not und mangelnden Hygiene einhergingen, nach Jeremia und Ezechiel wohl auch mit der Eroberung und Exilierung Jerusalems (Seidl, 2001, 119). So findet sich דבר dævær neben חרב ḥæræv „Schwert“ in Ex 5,3
In den Büchern Jeremia und Ezechiel wird die Trias דבר dævær, חרב ḥæræv „Schwert“ und רעב rā‘āv „Hunger“ zur formelhaften Wendung für die von JHWH verhängte Strafe gegenüber Juda, Jerusalem, Propheten oder Fremdvölkern (vgl. Jer 27,8
Die fünfte Plage, die in Ex 9,1-7
Dass in Zeiten der Pest auch Tiere gefährlich werden, zeigen Ez 33,27
2) קטב qæṭæv „Seuche / Stachel“: Die biblischen Belege für קטב qæṭæv „Seuche“ sind im Vergleich zu דבר dævær spärlich. Das Lexem wird nur vier Mal – ausschließlich in poetischen Texten – genannt: Zwei Mal steht es im Zusammenhang mit דבר dævær „Seuche / Pest“ (Ps 91,3-6
In Dtn 32,24
3) Weitere Erzählungen von Seuchen: In 1Sam 5f wird vermutlich von einer unter den Philistern wütenden Krankheit berichtet, die Beulen (עפלים ‘ǎfālîm; טחור ṭəḥôr, häufig mit „Hämorriden“ übersetzt) verursacht und tödlich verläuft. Die beschriebenen Symptome scheinen zur Beulenpest zu gehören (Wilkinson, 1976/77, 137-140). Zwar bereitet die Tatsache Schwierigkeiten, dass die Pest nicht von Mäusen, wie sie die Philister aus Gold anfertigen und von denen in 1Sam 6,5
In 2Kön 19,35
6.2. Pocken
Die älteste Pockendiagnose stammt vielleicht aus Babylonien (Kämmerer, 1995, 129-168). Die entsprechende Tafel beschreibt die Symptome der Pocken in der Reihenfolge ihres Auftretens, besonders betroffen sind Kleinkinder, Lämmer und Zicklein. Die Göttin, die die Krankheit verursacht, wird als mārāt Ani „Tochter Anus“ bezeichnet. Das entspricht einer Bezeichnung der Göttin oder Dämonin Lamaschtu, die besonders Kinder und Frauen im Kindbett bedroht (vgl. Foster, 1993, 59.864-868; TUAT II 257-260).
Die sechste Plage Ägyptens (Ex 9,8-11
6.3. Aussatz / Geschwür
Aussatz wird im Hebräischen mit dem Wort צרעת ṣāra‘at bezeichnet und ist meist mit dem Verb נגע ng‘ „schlagen“ (vgl. Hi 2,7
Bei Verdacht auf eine Hautkrankheit hat sich der oder die Betroffene beim Priester einzufinden, der bei positiver Diagnose den Kranken für unrein erklärt (Lev 13-14). Es geht hier weniger um eine medizinische Diagnose (vgl. aber Lev 13,57
Aussatz gilt als besondere Strafe bzw. als Zeichen Gottes. So wird die Hand des → Mose
In Num 12,1ff
Der Kriegsheld → Naaman
König → Usija
→ Joabs
Um eine Hautkrankheit, vielleicht mit der Gefahr einer Blutvergiftung, handelt es sich wohl auch bei der Erkrankung → Hiskias
6.4. Lähmung und Missbildung
Ebenso wie Blind- und Taubheit waren Lähmungen und Missbildungen im alten Israel sicher nicht ungewöhnlich (vgl. 2Sam 19,27
Ein in 2Sam 5,8
Lev 21,18-20
2Sam 21,20
Im Falle von → Jakob
6.5. Blindheit und Taubheit
Blindheit (עור ‘wr „blind“) und Taubheit (חרשׁ ḥrš „taub“) als Erkrankung der wichtigsten Sinnesorgane werden häufig zusammen genannt. Blinde und Taube sind der besonderen Fürsorge der Gemeinschaft anempfohlen (vgl. Hi 29,15
Blindheit konnte im Alten Orient vielerlei Ursachen haben, so u.a. klimatische oder hygienische Bedingungen, die zu Augenentzündungen führen (Trachom), Infektionen durch Fliegen oder Vogelkot (→ Tobit
Theologisch gesehen ist Gott für Taubheit und Blindheit verantwortlich (Ex 4,11
6.6. Besessenheit / Epilepsie
Dtn 28,28
Der ekstatische Anfall → Sauls
Die Vorstellung, dass Besessenheit von einem bösen Geist ausgelöst wird, findet sich in den Erzählungen von Saul und David. Saul wird, als der Geist Jahwes ihn verlässt (1Sam 16,14
6.7. Sonnenstich / Hitzschlag
Der Mann Judits, Manasse, stirbt bei der Gerstenernte, weil er beim Garbenbinden „Hitze auf seinen Kopf“ bekommt (Jdt 8,3
6.8. Fieber
Fieber wird mit den Begriffen קדחת qaddaḥat, דלקת dallæqæt und חרחר ḥarḥur bezeichnet, die sich jeweils von Wurzeln mit der Bedeutung „brennen / glühen / sich entzünden“ ableiten. Es wäre also auch eine Bedeutung im Sinne von „Entzündung / (Wund)brand / Hitze“ möglich (Kilwing, 1991, 671).
Nur an zwei Stellen ist im Alten Testament von Fieber die Rede, nämlich in Lev 26,16
6.9. Schwindsucht
Erste archäologische Hinweise auf Tuberkulose beim Menschen, eine chronisch verlaufende Infektionskrankheit, die durch Tröpfcheninfektion übertragen wird, bieten Skelette aus Ägypten, Jordanien und Italien aus dem 4. Jt. v. Chr. Osteoarchäologische Belege für diese Krankheit im alten Israel finden sich allerdings kaum; die wenigen Funde stammen alle aus nicht-israelitischen Kontexten. Sowohl unter israelischen Juden als auch Arabern ist bis heute eine hohe Immunität gegen Tuberkulose festzustellen (Zias, 1991, 152f).
Dementsprechend lassen sich kaum Hinweise auf Schwindsucht oder Tuberkulose im Alten Testament finden. In Dtn 28,22
Daneben wird der Terminus רזון rāzôn in Ps 106,15
6.10. Mutterkornbrand
Im Zusammenhang mit Fieber und Hitze ist in Dtn 28,21f
6.11. Parasiten
Archäologisch lassen sich einige Parasiten nachweisen, die zum Teil heute noch vor allem aufgrund mangelnder hygienischer Verhältnisse Menschen befallen.
Auf Kämmen aus → Qumran
Der Hunde- (Echinococcus granulosus) oder der Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) setzt sich in Leber, Lunge oder Gehirn des Menschen fest und kann zum Tod des Wirtes führen. Der Wurm wird durch den Umgang mit Hunden und Katzen sowie durch den Genuss ungenügend erhitzter Nahrungsmittel übertragen. Durch den Befall mit diesen Würmern entstandene Zysten sind in einem Grab aus herodianischer Zeit in Jerusalem gefunden worden (Zias, 1997, 14).
Darmparasiten wie der Bandwurm oder Peitschenwurm wurden durch die Untersuchung von Latrinen ebenfalls archäologisch nachgewiesen (Warnock, 1997, 20-23).
Nach 2Kön 2,20f
6.12. Wunde
Aufgrund mangelnder hygienischer und medizinischer Kenntnisse waren offene Wunden lebensgefährlich (Jer 10,19
6.13. Altersschwäche
Pred 12,1-7
6.14. Krebs
König → Joram
6.15. Durchblutungsstörungen
König → Asa
6.16. Schlaganfall und Herzinfarkt
In Folge zu starken Alkoholgenusses erleidet → Nabal
Der 98 Jahre alte und bereits blinde → Eli
6.17. Frauenkrankheiten
Dass Frauen und Kinder zu einer besonders gefährdeten Gruppe der Gesellschaft gehörten, zeigen u.a. Amulettfunde, die sich gehäuft gerade in Frauen- und Kindergräbern finden (Keel, 1995, 35). Das schlimmste Leid, das Frauen im alten Israel treffen konnte, war wohl Unfruchtbarkeit (Gen 16; Gen 30; 1Sam 1), die u.a. durch Neisseria gonorrhoeae verursacht werden kann. Diese Krankheit kann ebenfalls zu einem Abort führen. Besonders schwierig und anstrengend gestaltete sich die Schwangerschaft bei Zwillingen (Gen 25,22
Von der Ausgrenzung der Frauen aufgrund der Menstruation zeugen die Reinheitsbestimmungen für die Zeiten der Menstruation und des Wochenbetts. Während der Menstruation ist die Frau unrein und muss sich von anderen Menschen und Gegenständen fern halten, weil diese durch die Berührung mit ihr ebenfalls unrein werden (Lev 15,19-24
6.18. Kinderkrankheiten
Kinder galten als besonderer Segen Gottes (Gen 18), waren aber gleichzeitig das schwächste Glied der Gesellschaft und daher besonders gefährdet (2Sam 12,15
6.19. Männerkrankheiten
Lev 15,2-15
Am Geschlechtsteil verstümmelte Männer sind vom Tempel ausgeschlossen (Dtn 23,2
Ob es sich bei der Plage in Baal-Peor, an der 24000 Israeliten sterben, um eine Geschlechtskrankheit handelt, wie es der Text suggeriert (Num 25,6-8
Literaturverzeichnis
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