Deutsche Bibelgesellschaft

Andere Schreibweise: Elkanah (engl.); Elqana (franz.)

(erstellt: November 2010)

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Andere Schreibweise: Elkanah (engl.); Elqana (franz.)

1. Name

Der Name Elkana (hebräisch: אֶלְקָנָה ’ælqānāh; griechisch: Ελκανα Elkana) ist ein Satzname des Typs „Gottesname + Verb“: אֵל ’el „El / Gott“ + קנה qnh II „schaffen / erschaffen“, also „El / Gott hat geschaffen / erschaffen“. Funktional betrachtet handelt es sich um einen „Danknamen“ mit einem theophoren Element und einer folgenden finiten Verbalform der 3. Person Singular Aktiv der perfektiven Afformativkonjugation „NN hat getan“. Der Name אֶלְקָנָה ’ælqānāh findet sich auch auf einem hebräischen Stempelsiegel aus dem 8./7. Jh. v. Chr. In anderen semitischen Sprachen ist derselbe Name als Ilu-qa-na-a (assyrisch) oder als ’Ilqāne bzw. ’Ilqāni (samaritanisch) belegt.

Mit dem Satznamen אֶלְקָנָה ’ælqānāh „Gott hat geschaffen“ ist der auf einem Stempelsiegel des 8. Jh.s v. Chr. belegte nordisraelitische Eigenname קניו qnjw „geschaffen hat Jhwh“ vergleichbar. Der Gottesname El ist hier durch die Abkürzung יו jw des Tetragramms יהוה Jhwh ersetzt; gleichzeitig wurde die Abfolge „Gottesname + Verb“ umgedreht (vgl. den assyrischen Eigennamen Qa-na-a-Ilu „geschaffen hat El“).

2. Vorkommen

Im Alten Testament sind verschiedene Personen mit dem Namen Elkana bekannt; die meisten von ihnen werden in 1Chronik erwähnt. Viele sind Leviten, deren Verwandtschaftsverhältnisse aber nicht in jedem Fall verständlich sind (siehe Nr. 7).

1. Einer der drei Söhne des → Korach, Bruder des Assir und des Abiasaf (Ex 6,24).

2. Der Vater → Samuels in 1Sam 1,1.4.8.19.21.23; 1Sam 2,11.20 (siehe unten 3).

3. Der Vater des Asa, ein Levit (1Chr 9,16).

4. Einer von → Davids Mitkämpfern in → Ziklag, ein Benjaminit (1Chr 12,7).

5. Einer der beiden Torwächter bei der → Lade, ein Levit, Kollege des Berechja (1Chr 15,23).

6. Unter König → Ahas von Juda der zweite Mann im Staat, der von Sichri, einem ephraimitischen Krieger, umgebracht wurde (2Chr 28,7).

7. Mehrere Leviten (1Chr 6,8.10-12.19-21).

3. Elkana, der Vater Samuels (1Sam 1)

3.1. Im Alten Testament

Der im Alten Testament meistgenannte Elkana ist der Ehemann der → Hanna und der Vater → Samuels. Er lebt mit seinen zwei Frauen im Gebirge Ephraim in der Stadt Ramatajim „Zwei-Hügel“ (Dualform; meist mit Artikel belegt; zur Lage → Rama) im Sippendistrikt der Zofim / Zufim (1Sam 1,1-2). Elkana ist der Sohn des Jeroham, Enkel des Elihu, Urenkel des Tohu und Ur-ur-Enkel des Ephratiters Zuf, dem Eponymen der Sippe der Zufim. Für die Erzählung in 1Sam 1 ist die Herkunft und Verortung Elkanas und damit auch Samuels in Ephraim, genauer im Gebiet der Sippe Zufs, sehr wichtig (vgl. 1Sam 9,5). Elkana zieht mit seinen beiden Frauen, der kinderreichen Peninna und der kinderlosen Hanna, jedes Jahr zum Opferfest nach → Silo, wo man Jhwh Zebaoth anbetet (1Sam 1,3; → Zebaoth). Dort löst er durch die Bevorzugung der Hanna auch jedes Jahr einen Konflikt zwischen seinen beiden Frauen aus (1Sam 1,5-7a).

In der Erzählung vermag Elkana als treusorgender und liebender Ehemann, weder Peninnas Sticheleien zu unterbinden noch die weinende Hanna wirklich zu trösten, weshalb diese ihren Kinderwunsch selbst vor Gott bringt (1Sam 1,8.9-18). Elkana zeugt im weiteren Erzählverlauf den Samuel (1Sam 1,19) und lässt seiner Frau Hanna, die ihren Sohn ans Heiligtum zurückzugeben versprach, in all ihren Entscheidungen, sei es in der Frage der Namensgebung, der Dauer der Stillzeit oder des Zeitpunktes der Übergabe ans Heiligtum absolut freie Hand (1Sam 1,20-23). Bis zum Ende des Kapitels 1Sam 1 tritt Elkana nur noch ungenannt in den pluralischen Verbformen neben seiner Frau auf (1 Sam 1,24-28) und geht z.B. auch nach der Übergabe Samuels an den Tempel wortlos nach Hause (1Sam 2,11). Bei einem der nächsten Besuche in Silo aber empfängt Elkana von → Eli den → Segen für weitere Nachkommen (1Sam 2,20, vgl. 1Sam 2,21). Nach 1Chr 6,12.19 ist Elkana ein Levit (so auch bei Josephus, Antiquitates V, 10,2; Text gr. und lat. Autoren).

3.2. In der Wirkungsgeschichte

In der reich illustrierten Bible moralisée, die zwischen 1200 und 1225 in Frankreich entstand, wurden die biblischen Inhalte in Gestalt von minimal kommentierten Bildpaaren vermittelt. Es ist eine Repräsentation der sogenannten Biblia pauperum („Bibel für die Armen“) für diejenigen, die nicht lesen konnten. Pro Seite werden vier Bildpaare dargestellt und zwar derart, dass jeweils auf eine Reihe aus dem Alten Testament eine Reihe aus dem Neuen Testament folgt. Durch die Kombination von alttestamentlichen und neutestamentlichen Szenen wird den Leserinnen und Lesern die Übereinstimmung der Testamente vor Augen geführt.

Auf dem Blatt zur Hannageschichte steht Elkana zwischen seinen beiden Frauen Peninna (mit Kindern) und der kinderlosen, weinenden Hanna. Sein Blick gilt der Peninna. Typologisch bildet die Figurengruppe Peninna-Elkana-Hanna den Bräutigam Christus zwischen der kinderreichen Synagoge (links) und der anfänglich kinderlosen Ecclesia (rechts) ab. So zeigt es das zweite, direkt darunter liegende Medaillon, auf dem sich der Elkana-Christus mit einem Segensgestus und der Bibel in der Hand nun der Hanna-Ecclesia zuwendet. Die Kinder der Peninna aber tragen spitze Judenhüte. In dieser Deutung wird die Verteilung der Sympathie in der Erzählung 1Sam 1, in der Elkana eben die Hanna liebt, aus christlicher Sicht mit einer antijüdischen Spitze versehen.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Lexikon der christlichen Ikonographie, Freiburg i.Br. 1968-1976 (Taschenbuchausgabe, Rom u.a. 1994)
  • Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff
  • Biblisches Reallexikon, 2. Aufl., Tübingen 1977
  • Theologisches Handwörterbuch zum Alten Testament, 5. Aufl., München / Zürich 1994-1995
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • The New Encyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land, Jerusalem 1993
  • Archaeological Encyclopedia of the Holy Land, New York / London 2001

2. Weitere Literatur

  • Dietrich, W., 2003, Samuel (Biblischer Kommentar VIII/1), Neukirchen-Vluyn
  • Renz, J. / Röllig, W., 2003, Handbuch der althebräischen Epigraphik, Bd. II/2, Darmstadt
  • Zadok, R., 1988, The Pre-Hellenistic Israelite Anthroponymy and Prosopography (Orientalis Lovaniensia Analecta 28), Leuven

Abbildungsverzeichnis

  • In Silo versucht Elkana, die weinende Hanna zu trösten: „Bin ich nicht besser für dich als zehn Söhne?“ (Biblia sacrosancta; 16. Jh.).
  • Elkana zwischen der kinderreichen Peninna und der kinderlosen Hanna (Bible moralisée; 13. Jh.).

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