Dedan
(erstellt: September 2015)
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1. Lage und Erforschung
Dedan (hebräisch דְּדָן
Dədān, arabisch Dadanu, heute al-‘Ulā) ist eine Oasenstadt im Nordwesten der arabischen Halbinsel (Koordinaten: N 26° 40' 04'', E 37° 54' 39''
Die Stadt al-‘Ulā wurde in den 70er Jahren des 19. Jh.s von Ch.M. Doughty besucht und beschrieben (Doughty 1936, I 180-204; Planskizze 188), der sowohl die Ruinen als auch Felsgräber und Inschriften bemerkte. 1890 identifizierte der Geograph und Arabienreisende Eduard Glaser die Ruinen mit dem antiken Dedan. Die bedeutendste Aufnahme der dortigen Epigraphik ist den Jerusalemer Dominikaner-Patres A. Jaussen und R. Savignac 1907-1910 zu verdanken (Jaussen / Savignac 1914). Seit den letzten Jahren führt die saudi-arabische Antikenverwaltung dort Ausgrabungen durch.
2. Geschichte
Eine selbstständige politische Größe war Dedan spätestens seit dem ausgehenden 7. Jh. v. Chr. (
Jer 25,23
Nach dem Abzug Nabonids, spätestens aber im 5. Jh. v. Chr., regierten in Dedan die Könige von Liḥyān neben einem persischen „Statthalter“ (
fḥt < peḥā’; → Provinz
„Nūrān bin Ḥāḍir hat sich aufgeschrieben in den Tagen des Guśam bin Śahr und des ‘Abd, Statthalters von Dedan, unter der Regie[rung des NN, Königs von Liḥyān]“ (Jaussen-Savignac 349).
Ein großer Teil der lihyanischen Inschriften dokumentiert Wasserbauarbeiten und Wasserrechte. Dedan praktizierte ein sonst nur aus dem späteren Persien bekanntes System der Bewässerung mit unterirdischen Bewässerungskanälen, was Wasserverlust durch Verdunstung entgegenwirkte und die landwirtschaftliche Produktivität der Oase weiter steigerte. Zwischen 557 und 554 v. Chr. nennt eine sabäische Inschrift Dedan als Ziel einer Handelskarawane neben Gaza und den „Städten Judäas“ (Bron / Lemaire).
Spätestens im 4. Jh., nachdem infolge der wiedererlangten ägyptischen Selbstständigkeit die persische Herrschaft in Nordarabien und mit ihr das Monopol der Sabäer (→
Saba
Auch im 3. Jh. v. Chr. blieben die Beziehungen Dedans zu Ägypten stabil, der Name „Ptolemaios“ wurde als „Talmay“ im 3. Jh. von einem lihyanischen König getragen. Den Niedergang Dedans und der minäischen Kolonie seit dem Beginn des 2. Jh.s v. Chr. dürften der Verlust von →
Gaza
3. In der Bibel
Mit 12 Belegen ist Dedan in der Bibel so prominent wie →
Megiddo
3.1. In der Tora erscheint es im priesterschriftlichen Bestand der Völkertafel in Gen 10,7
In der Liste der Ketura-Söhne (→
Ketura
3.2. In den Prophetenbüchern wird Dedan von allen drei „großen“ Propheten erwähnt. Das „Orakel über das Beduinen[-Land] (עֲרָב ‘ărāv)“ (Jes 21,13-17
Die Erwähnung von Dedan unter allen in Jerusalem bekannten Staaten, die 604 v. Chr. noch nicht babylonisch waren, in
Jer 25,23
Mit vier Belegen, von denen einer freilich wohl zu streichen ist, hat „Dedan“ die höchste Frequenz im →
Ezechielbuch
Im Edom-Orakel
Ez 25,12-14
Die prophetischen Belege für Dedan gehören im Wesentlichen zur Kommentierung und Aufarbeitung des Nabonid-Feldzuges von 553 v. Chr., in mehr als einer Hinsicht eine Ungeheuerlichkeit, mit der die damalige Welt in Aufruhr versetzt wurde. Diese Texte belegen aber auch, dass der geographische Horizont Israels im 6. Jh. um einiges über Ägypten und Mesopotamien hinausreichte.
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
- Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
2. Weitere Literatur
- Bron, F. / Lemaire, A., 2009, Nouvelle inscription sabéenne et le commerce en Transeuphratène, Transeuphratène 38, 11-29.
- Doughty, Ch.M., 1888, Travels in Arabia Deserta, London (2. Aufl. 1921; 3. Aufl. 1936).
- Fares, S., 2003, La chronologie des inscriptions dédanites et lihyânites d’al-’Ulâ. État de la question (Topoi Orient et Occident suppl. 4), 379-405.
- Glaser, E., 1890, Skizze der Geschichte und Geographie Arabiens von den ältesten Zeiten bis zum Propheten Muhammad nebst einem Anhange zur Beleuchtung der Geschichte Abessyniens, München / Berlin.
- Healey, J.F., 1993, The Nabataean Tomb Inscriptions of Mada’in Salih (JSS Suppl. 1), Oxford.
- Jaussen, A. / Savignac, R., 1914, Mission archéologique en Arabie (Mars-Mai 1907), 2: El-‘Ela, d-Hégra a Teima, Harrah de Tabouk, Paris.
- Kahn, D., 2001, The Inscription of King Sargon II of Assyria at Tang-i Var and the Chronology of Dynasty 25, Orientalia 70, 1-18.
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- Sima, A., 1999, Die lihyanischen Inschriften von al-‘Uḏayb (Saudi-Arabien) (Epigraphische Forschungen auf der Arabischen Halbinsel 1), Rahden.
- Sima, A., 2000, Zum antiken Namen der Stadt Dedan, BN 104, 42-47.
- Weippert, M., 2010, Historisches Textbuch zum Alten Testament (GAT 10), Göttingen.
Abbildungsverzeichnis
- Karte zur Lage von Dedan. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
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