Deutsche Bibelgesellschaft

Buch des Lebens

(erstellt: Februar 2014)

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1. Altes Testament

Hinter der Rede von einem Buch steht die Vorstellung, dass etwas Geschriebenes sicher verbürgt ist - zumal, wenn es von Gott geschrieben ist. Das gilt auch für das Buch des Lebens (סֵפֶר חַיִּים sefær ḥajîim), von dem im Alten Testament explizit nur einmal (Ps 69,29), der Sache nach jedoch mehrfach die Rede ist.

Die → Septuaginta übersetzt in Ps 69,29 mit „Buch der Lebenden“ (βίβλος ζώντων biblos zōntōn) und leistet damit der Unterscheidung zweier Bücher Vorschub (vgl. Koep 1953, 34 Anm. 4).

Im Alten Testament ist von verschiedenen Büchern die Rede, die grob zwar unter dem Begriff „Buch des Lebens“ subsumiert werden können, aber auf unterschiedliche Vorstellungen zurückgreifen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie Gott zugeschrieben werden und sich dem menschlichen Zugriff entziehen. Sie werden deshalb gelegentlich als himmlische Bücher bezeichnet (Haag, 393; Hossfeld / Reuter, 942).

Der Begriff סֵפֶר sefær „Buch“ kann sowohl den Inhalt eines Schriftstücks, als auch das Medium bezeichnen, also z.B. einen Brief (2Sam 11,14.15; 1Kön 21,8), eine Liste (Gen 5,1), ein Blatt (Num 5,23), ein Verzeichnis (Jos 18,9; Est 2,23; Est 6,1; Ps 56,9) oder eine Buchrolle (מְגִלַּת־סֵפֶר miglat-sefær; Jer 36,2.4; Ez 2,9). Inhaltlich kann das Buch des Gesetzes bzw. Bundes (Ex 24,7; Dtn 17,18; Dtn 28,58 u.ö; Ps 40,8), ein Erlass (Est 9,32), eine prophetische Schrift (Jer 25,13; Jer 30,8; Jer 51,6.63; Dan 10,21; Dan 12,4) oder ein Buch gemeint sein, das Geschichten oder Lieder überliefert (Ex 17,14; Num 21,14; Jos 10,13; 2Sam 1,18; 1Kön 11,41; 1Kön 14,19.29).

In der Bibliothek Gottes findet sich 1) das pränatale Tagebuch eines Menschen, welches als Schicksalsbuch aufgefasst werden kann, 2) ein Buch der Erinnerung an die Werke jedes Menschen und 3) ein Namensverzeichnis. Letzteres ist das Buch des Lebens, welches mit den anderen beiden Büchern insofern in Verbindung steht, als die Namen entweder aufgrund der determinierenden Vorhersehung Gottes oder der Werke der Betroffenen eingetragen werden (Koep 1953, 128).

1.1. Das Buch des Schicksals

Unter dem biblisch nicht belegten Begriff „Schicksalsbuch“ lassen sich das Tagebuch des Einzelnen bei Gott und der bei ihm verzeichnete Plan für die Nationen fassen. Beide gehen davon aus, dass es eine göttliche Bestimmung gibt, welche über das göttliche Vorherwissen hinausgeht.

Das Schicksalsbuch wird von mesopotamischen Schicksalstafeln abgeleitet (Hossfeld / Reuter 1986, 942), auf denen das Schicksal der Welt verzeichnet ist und durch die göttliche Kräfte wirken (TUAT III, 445; Anzu-Epos). Als Fluch konnte ausgesprochen werden, jemanden von diesen Schicksalstafeln zu streichen (TUAT I, 176; Die Vasallenverträge Asarhaddons mit medischen Fürsten § 105).

In Ps 139 findet sich die Vorstellung, dass der ewige Gott die Welt in allen räumlichen und zeitlichen Dimensionen erfasst. Deshalb kennt er auch das Leben des Psalmisten im Detail. Dieses ist bereits vor seiner Geburt für jeden Tag fertig geschrieben (Ps 139,16), so dass hier der Vorstellung von der Vorhersehung und Determination durch Gott Ausdruck gegeben wird. In dem Buch ist nicht nur der Name, sondern jedes Ereignis schriftlich festgehalten. Das Schicksal der Menschen steht also seit Urzeiten fest.

Wenn → Daniel von einer „Schrift der Wahrheit“ (כְּתָב אֱמֶת kətāv ’ämæt; Dan 10,21) spricht, so handelt es sich um das Schicksalsbuch der Völker, also das Verzeichnis eines göttlichen Weltplans, wie er hinter dem Buch mit sieben Siegeln (Apk 5,1-8,5) steht und sich auch in den in 4Esra 6,20 erwähnten Büchern findet. Das Schicksal ist immer schon festgesetzt. Das Öffnen der Bücher bewirkt, dass es nun eintrifft (Billerbeck 1924, 174-176).

1.2. Das Buch der Erinnerung

Die Gottesfürchtigen trösten sich damit, dass sich Jahwe ihrer misslichen Situation bewusst ist und vor ihm ein Buch der Erinnerung geschrieben wird (Mal 3,16). Wer dieses Buch schreibt, wird nicht geklärt. Es ist anzunehmen, dass Gott der Schreiber ist. In diesem Buch stehen nicht allein die Namen der Gottesfürchtigen, sondern auch deren Taten, so dass diese am → Tag Jahwes hervorgeholt werden können. Das gibt dem Psalmbeter Trost, denn er erhofft sich, dass Gott die Tage seiner Flucht zählt und die Tränen in einem Schlauch sammelt, zählt und in sein Verzeichnis aufnimmt (Ps 56,9).

Hier schließt sich die Vorstellung von einem aufgeschriebenen Gericht (מִשְׁפָּט כָּתוּב mišpāt kātuv) an, d.h. von einem Gericht, das auf Schriftliches zurückgreift (Ps 149,9; Jes 65,5; Hi 13,26). Es ergeht über die Völker. Bereits → Nehemia weiß, dass seine Taten aufgeschrieben sind, aber ausgewischt werden könnten (Neh 13,14).

1.3. Das Buch des Lebens

1.3.1. Diesseitiges Leben

Bei den → Volkszählungen werden die Israeliten nach ihren Stämmen und Familien aufgezeichnet (Num 1,20-47). So werden diese Bücher zu Verzeichnissen der Zugehörigkeit. Wenn den falschen Propheten angedroht wird, dass sie nicht im Verzeichnis (כְּתָב kətav) des Hauses Israels stehen werden, dann ist damit der Ausschluss aus der Volksgemeinschaft und letztlich der Tod gemeint (Ez 13,9). Ez 13,9 schließt damit nicht nur aus der irdischen Volksgemeinschaft aus, sondern der Herrschaftsanspruch weitet diesen auf die Gottesgemeinschaft aus. Wenn der Name einer Person, die von Jhwh abweicht, in den Staub geschrieben wird, bedeutet dies den individuellen Untergang (Jer 17,13).

Dieser Vorstellung entspricht die an Gott gerichtete Bitte des Psalmenbeters, die Widersacher aus dem Buch des Lebens zu streichen, so dass sie dort nicht zusammen mit den Gerechten stehen (Ps 69,29). Hier geht es um die Beendigung einer durch Gott gegebenen und gewährleisteten Gemeinschaft im Hier und Jetzt.

Wenn → Mose Gott bittet, dem Volk nach dem Tanz um das → goldene Kalb die Sünde zu vergeben, da er sonst auch nicht mehr im Buch Gottes verzeichnet sein möchte (Ex 32,32-33), so bringt er damit seine Bereitschaft zum Sterben zum Ausdruck. Das ihm in der gegenwärtigen Gottesgemeinschaft gewährte Leben wiegt für Mose weniger als die Solidarität mit seinem Volk. Deshalb will er anstelle des Volkes oder gemeinsam mit ihm aus dem Buch getilgt werden (Frettlöh 2007, 70).

Als → Abigail dem → David wünscht, dass sein Name im Bündel der Lebendigen zu finden sein soll (1Sam 25,29), so wünscht sie ihm Leben von Jahwe. Bei diesem Bündel handelt es sich um ein gebündeltes Dokument (Hi 14,17), in dem die Namen aller Lebendigen aufgeschrieben sind (Tur-Sinai 1957, 241; Kyle McCarter, 1980, 399). Es ist äquivalent zum Buch des Lebens (Ps 69,29).

Nach anderen handelt es bei dem Bündel jedoch um einen Amulett-Beutel (Schroer 1992, 108) oder den Beutel eines Hirten, in dem er Steine zum Viehzählen hatte (Stolz 1981, 161).

Das Heil eines zukünftigen Friedensreiches, also eine eschatologische Perspektive (→ Eschatologie), kommt im Jesajabuch in den Blick. Es verweist auf ein Namensverzeichnis, das alle enthält, die zum Leben in Jerusalem aufgezeichnet sind und heilig genannt werden (Jes 4,3), und auf die Handflächen Gottes, in welche Jerusalem eingezeichnet ist (Jes 49,16), so dass die Handlinien Zeichen dauerhafter Erinnerung sind. In einem Korach-Psalm wird die Hoffnung des Lebens in Jerusalem nicht auf Israel begrenzt, sondern auf die verschiedenen Nationen erweitert. Jahwe schreibt sie auf, so dass sie zu den Bürgern → Zions zählen (Ps 87,6).

In all diesen Zusammenhängen ist das Buch des Lebens mit dem gegenwärtigen Leben verbunden. Alle Lebenden sind in diesem Buch eingetragen, so dass die Streichung den physischen Tod nach sich zieht.

1.3.2. Jenseitiges Leben

Dort, wo eine eschatologisch-apokalyptische Weltsicht (→ Eschatologie; → Apokalyptik) Eingang in das Alte Testament findet, verändern sich die Vorstellungen von den göttlichen Büchern. In frühnachexilischer Zeit tritt die Konzeption der Aufnahme der Verstorbenen in himmlische Regionen (Jes 53,8-11, Ps 49,16; Ps 73,24) auf (Bieberstein 2009, 428). Bei → Kohelet finden sich Auseinandersetzungen mit Vorstellungen eines jenseitigen Lebens, die er selbst nicht teilt (Fischer 2011). Eine zumindest partielle → Auferweckung findet sich in der Vision der Auferweckung individueller Totengebeine (Ez 37,7-10; Bieberstein 2009, 429). Sukzessive tritt neben die Vorstellung von der diesseitigen Begrenzung des Lebens die von einem Endgericht und von der ewigen Weiterführung des Lebens hinzu.

Bei einem Gericht am Ende des Weltzeitalters werden Bücher aufgetan (Dan 7,10), die eine Auflistung der Werke jedes Menschen enthalten. In Daniel Dan 12,1-4 wird eine Unterscheidung zwischen Auferstehenden und Nicht-Auferstehenden getroffen sowie zwischen denen, die zum ewigen Leben oder zu ewiger Schmach auferstehen, so dass es zu einer partiellen Auferweckung kommt, auf die das Gericht folgt (Bieberstein 2009, 435-436; → Auferstehung). Jeder vom Volk Gottes, der im Buch geschrieben steht, wird gerettet werden (Dan 12,1). Hier handelt es sich um ein Buch, das die Funktion eines Namensverzeichnisses für die Auferweckung von den Toten hat. Zwar wird hier das erste Mal von einer Auferstehung von zwei Gruppen gesprochen (Dan 12,2), so dass alle Menschen auferweckt werden, aber nur ein Teil von ihnen erhält ewiges Leben.

1.4. Zusammenfassung

Das Buch des Lebens zeichnet sich als Teil der himmlischen Bibliothek gegenüber dem Buch des Schicksals und dem Buch der Erinnerung dadurch aus, dass es ein Namensverzeichnis bietet. Es bringt die Zugehörigkeit zu Gott und seinem Volk dauerhaft zum Ausdruck. Diese Vorstellung kann auf die verschiedenen Kontexte einer gegenwärtigen, eschatologischen oder apokalyptischen Gemeinschaft angewandt werden. Dort wo das Buch des Lebens mit einem Auferstehungsglauben verbunden wird, bewahrt das Buch den Namen bei dem Gott die Toten ins Leben ruft (Frettlöh 2007, 59).

Gott ist der Schreiber des Buches des Lebens. Er trägt die Namen ein. Er kann sie aber auch wieder austragen, so auch in einer Handschrift des Jubiläenbuches (B 61; Berger 1973ff, 502) Seit es ab dem 2. Jh. v. Chr. zu einem ausgeprägten Engelsglauben kam, konnte die Aufgabe des Schreibens auch auf → Engel übergehen. Es werden nicht nur Namensverzeichnisse erstellt, sondern auch Taten und zukünftige Belohnungen niedergeschrieben (Nickelsburg 2001, 529). Auch der zu Gott entrückte → Henoch konnte zu einem Himmelsschreiber werden (1Hen 12,4.5 1Hen 15,1; 1Hen 91,1), genau wie der in den Himmel entrückte → Esra (4Esr 1,7), er wird ebenfalls zum „Schreiber der Wissenschaft des Höchsten in Ewigkeit“ (Volz 1934, 291).

2. Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit

2.1. Henochbuch

Henoch erhält eine dreifache Offenbarung, und zwar eine Himmelsvision, die Worte der Wächterengel und die „Tafeln des Himmels“. Letztere offenbaren ein Geheimnis, denn auf ihnen sind die zukünftigen Ereignisse des Weltgeschicks notiert (1Hen 93,2). So steht auf ihnen das Schicksal der Gerechten geschrieben. Sie werden belohnt werden und sie werden, obwohl sie bereits gestorben sind, zu einem neuen Leben auferweckt werden (1Hen 103,1-4). Dabei dienen die Tafeln dazu, Gott das Schicksal der einzelnen Gerechten in Erinnerung zu rufen.

Nach dem äthiopischen Henochbuch (1Henoch) sind die Namen der Gerechten vor Gott aufgeschrieben (1Hen 104,1), ebenso die Sünden der Sünder (1Hen 104,7; vgl. 1Hen 89,61-64 u.ö.). Es handelt sich um ein Gerichtsbuch und um ein Schicksalsbuch, denn die Tafeln des Himmels enthalten das gesamte Weltgeschick (1Hen 81,1-2). Alle Taten der Menschen, die sie in diesem Zeitalter bis zur Generation der → Ewigkeit tun werden, stehen darauf geschrieben.

Das sog. hebräische Henochbuch (3Henoch) knüpft an die Vorstellung von einem Gerichtsbuch in Dan 7,10 an und kennt den Fürsten der Welt, der zugunsten der Welt spricht „an jedem einzelnen Tag zu der Stunde, da das Buch geöffnet wird, in welchem alle Taten der Welt aufgeschrieben sind“ (3Hen 30,2). Dieses Buch, nach Dan 7,10 sind es mehrere Bücher, bildet die Grundlage des Gerichtes (3Hen 36,4). Es wird als ein Buch beschrieben, in dem die „eine Hälfte Feuer, die andere Hälfte Flamme ist“ (3Hen 32,1).

An das Buch des Schicksals knüpft die Vision des himmlischen Thrones an. Die gesamte Schöpfung ist am göttlichen Thron der Herrlichkeit angeschrieben (3Hen 41,1-4) und alle Taten der Vergangenheit und der Zukunft sind auf den Vorhang des Thrones (3Hen 45,1) geschrieben. Auf das Herz Gottes sind 72 Namen geschrieben (3Hen 48,1), doch scheinen dies keine Personennamen, sondern Namen Gottes zu sein, mit denen ihn die Engel preisen.

2.2. Jubiläenbuch

Das → Buch der Jubiläen spricht häufig von „Tafeln des Himmels“. Hier handelt es sich zumeist um die Tafeln der göttlichen Gebote (Jub 3,10.31; 4,5.31; 6,17.28-35; 15,25; 16,28.29; 18,19; 23,32; 24,33; 28,6; 30,9; 32,10.15.28; 33,10; 49,8), die nicht nur als schriftliche Tora, sondern auch als mündliche Tora im Himmel als eine neue Halacha aufgeschrieben sind (Oegema 2005, 93; Segal 2007, 313).

An die Namen im Buch des Lebens erinnert, dass Abraham „als Freund des Herrn auf den Tafeln des Himmels aufgeschrieben ist“ (Jub 19,9). Das Buch des Lebens wird mit dem Buch der Werke verbunden, denn wer sich an die Gebote hält, wird ein „Freund und Gerechter auf den Tafeln des Himmels“ (Jub 30,20). So werden die Kinder Israels, wenn sie sich an die Gebote halten „als Freunde aufgeschrieben werden“ (Jub 30,21.22). Die Gerechten werden zum innerweltlichen Gerichtsvollstrecker und in einem Buch der Werke werden ihre Taten gerechtfertigt. Als beispielsweise „die Söhne Jakobs die Sichemiten töteten, stieg für sie eine Schrift zum Himmel, dass sie Gerechtigkeit taten und Rechtes und Rache an den Sündern und dass es aufgeschrieben werde zum Segen“ (Jub 30,23).

Jub 36,9.10 kennt einen zukünftigen Tag des Gerichts, an dem derjenige, der Böses gegen seinen Bruder tut, nicht nur sein irdisches Leben verliert, vielmehr wird er auch „ausgetilgt werden aus dem Buch der Ermahnung des Menschen und nicht hinaufgehen in das Buch des Lebens, sondern in das Buch dessen, der vernichtet werden wird.“ Hier gibt es nicht nur eine Vernichtung durch Streichung im Buch des Lebens, sondern ein Buch der Vernichtung. Dass auch die Vernichtung auf den Tafeln des Himmels aufgeschrieben ist, verbindet das Motiv eines Tage-, Werk- und Lebensbuches zu einem Schicksalsbuch. So verflucht → Isaak den Samen der → Philister: „Und so ist geschrieben und eingegraben über ihn auf den Tafeln des Himmels, diesem am Tage des Gerichtes zu tun, dass er ausgerottet werde von der Erde“ (Jub 24,33). Die Funktion eines Gerichtsbuches haben die Tafeln des Himmels häufiger (Jub 5,13.14; 16,9).

Als Tage- oder Schicksalsbuch ist der Name Isaaks bereits vorgeburtlich auf den Tafeln des Himmels eingetragen (Jub 16,3) und Gottes Bestimmung für Juda und Levi (Jub 31,32) bzw. die Nachkommenschaft (Jub 32,21.22) Jakobs ist festgelegt.

3. Neues Testament

Das Neue Testament spricht mehrfach vom Buch des Lebens, vor allem in der → Apokalypse des Johannes. Der Sache nach findet es sich im lukanischen Freudenaufruf (Lk 10,20) als Ausdruck der beständigen Gottesgemeinschaft. Die Namen der Christusgläubigen stehen im Buch des Lebens (Phil 4,3). Sie sind im Besitz des himmlischen Bürgerrechtes (Phil 3,20).

Die Christen bilden im Horizont der eschatologisch-apokalyptischen Erfüllung die Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel verzeichnet sind (Hebr 12,23).

In der Offenbarung des Johannes wird dieses himmlische Verzeichnis in einem eschatologisch-apokalyptischen Horizont gesehen. Mit Blick auf ein kommendes Gericht bekennt sich Jesus zu denjenigen, deren Namen im Buch des Lebens eingetragen sind, wobei die Drohung im Raum steht, dass einzelne Namen gestrichen werden und die himmlische Bürgerliste so einer Revision unterzogen wird (Apk 3,5).

Wenn vom Lebensbuch des Lammes die Rede ist, so dient das Lamm als Metapher für Jesus als Erlöser. Sein Name ist den Glaubenden neben dem des Vaters auf die Stirn geschrieben (Apk 14,1). In der apokalyptischen Auseinandersetzung mit dem Drachen wird das Buch „des Lebens des Lammes“ (Apk 13,8) zu einem Schicksalsbuch, da die Namen dort bereits seit der Erschaffung der Welt eingetragen sind (Apk 13,8; Apk 17,8). Umgekehrt gibt es Menschen, deren Schicksal schon längst für das Gericht schriftlich vorgemerkt ist (Jud 4; Koep 1953, 20).

Zu dem Verzeichnis der Namen im Buch des Lebens tritt das Buch der Werke, welches dem Gericht Gottes zugrunde liegt (Apk 20,12). Beide werden miteinander verknüpft. Es kommt zu einer allgemeinen Auferstehung. Alle Menschen werden nach dem Buch der Werke gerichtet, aber vernichtet wird, wer nicht im Buch des Lebens gefunden wird (Apk 20,15), während die anderen, ohne dass dieses explizit gesagt wird, Eingang in das neue Jerusalem finden (Apk 21,1-7).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff
  • Theologische Realenzyklopädie, Berlin / New York 1977-2004
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, 2. Aufl., Stuttgart u.a. 1992
  • Theologisches Handwörterbuch zum Alten Testament, 5. Aufl., München / Zürich 1994-1995
  • Handbuch theologischer Grundbegriffe zum Alten und Neuen Testament, Darmstadt 2006
  • Encyclopaedia of the Bible and its Reception, Berlin 2009ff.
  • Wörterbuch Alttestamentlicher Motive, Darmstadt 2013

2. Weitere Literatur

  • Berger, K., 1973ff, Das Buch der Jubiläen, in: H. Lichtenberger (Hg.), Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit (JSHRZ II/3), 275-575, Gütersloh
  • Biberstein, K., 2009, Jenseits der Todesschwelle. Die Entstehung der Auferweckungshoffnungen in der alttestamentlich-frühjüdischen Literatur, in: A. Berlejung / B. Janowski (Hgg.), Tod und Jenseits im alten Israel und in seiner Umwelt. Theologische, religionsgeschichtliche, archäologische und ikonographische Aspekte (FAT 64), Tübingen, 423-446
  • Billerbeck, P., 1924, Das Evangelium nach Markus, Lukas und Johannes und die Apostelgeschichte (Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch), Bd. 2, München
  • Frettlöh, M.L., 2007, Buch des Lebens. Zur Identifikation und vieldeutigen Aktualität einer biblischen Metapher, in: K. Schiffner / K. Wengst / W. Zager (Hgg.), Fragmentarisches Wörterbuch. Beiträge zur biblischen Exegese und christlichen Theologie (FS H. Balz), Stuttgart, 58-71
  • Frettlöh, M.L, 2005, „Ja den Namen, den wir geben, schreib’ ins Lebensbuch zum Leben“: entdualisierte Eschatologie, in: R. Heß / M. Leiner (Hgg.), Alles in allem: eschatologische Anstöße (FS J. Christine Janowski), Neukirchen-Vluyn,133-165
  • Haag, H., 1984, Art. כָּתַב kātab, in: ThWAT IV, Stuttgart, 385-397
  • Hofmann, H., 1984, Das sogenannte hebräische Henochbuch (BBB 58), Königstein/Ts. / Bonn
  • Hossfeld, F.L. / Reuter, E., Art. סֵפֶר sepær, in: ThWAT V, Stuttgart 1986, 929-944
  • Koep, L., 1952, Das himmlische Buch in Antike und Christentum. Eine religionsgeschichtliche Untersuchung zur altchristlichen Bildersprache (Theophaneia 8), Bonn
  • Kyle McCarter, P., 1980, 1 Samuel. A New Translation with Introduction, Notes and Commentary (AncB 8), Garden City (NY)
  • Nickelsburg, G.W.E., 2001, 1Enoch 1. A Commentary on the Book of 1 Enoch, Chapters 1-36; 81-108 (Hermeneia), Minneapolis
  • Oegema, G.S., 2005, Das Buch der Jubiläen, in: H. Lichtenberger (Hg.), Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit (JSHRZ VI Supplementa), Gütersloh, 78-96
  • Schroer, S, 1992, Die Samuelbücher (NSK.AT 7), Stuttgart
  • Segal, M., 2007, The Book of Jubilees. Rewritten Bible, Redaction, Ideology and Theology, (Supplements to the Journal for the Study of Judaism 117), Leiden
  • Stolz, F., 1981, Das erste und zweite Buch Samuel (ZBAT 9), Zürich
  • Tur-Sinai, N.H., 1957, The Book of Job. A New Commentary, Jerusalem
  • Volz, P., 1934, Die Eschatologie der jüdischen Gemeinde im neutestamentlichen Zeitalter nach den Quellen der rabbinischem apokalyptischen und apokryphen Literatur, Tübingen

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