Amasis
(erstellt: Februar 2009)
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Außer einer Stele aus → Elephantine
1. Name, Herkunft und Familie
Amasis (oder Ahmose II., ägyptisch J‘ḥ-msw S3-Njtt, Thronname Hnm-jb-R‘) war der fünfte und vorletzte König der ägyptischen 26. Dynastie, der den Thron 570 von seinem Vorgänger → Apries
Von den Ehefrauen des Amasis sind drei namentlich bekannt: Tanetcheta (T3-nt-cht3 „Die Hethiterin“), Nechetbasteru (Ncht-B3stt-r.w) sowie Ladike (Herodot II, 181), eine Griechin aus Kyrene, von seinen Kindern Psammetich / Psametik (III., sein Nachfolger, Sohn der Tanetcheta), Nitokris (II., designierte Nachfolgerin der thebanischen Gottesgemahlin Anchnesneferibre), der General Amasis sowie ein Pasenenchons (Vittmann 1975).
2. Usurpation und frühe Jahre
Die Usurpation des Thrones durch Amasis im Jahr 570 wird bei Herodot (II, 161-163; 169) und Diodor (I, 68) geschildert, und auch auf einer ägyptischen Stele aus Elephantine (Daressy 1900; Edel 1978) geht es um die Kämpfe zwischen Apries und Amasis in dessen 1. (570) und 4. Jahr (567). Diese Quellen liefern z.T. widersprüchliche Informationen. Apries schickt ein ägyptisches Heer, um den libyschen Fürsten Adikran gegen die griechische Kolonie von Kyrene zu unterstützen. Nach einer Niederlage meutert dieses Heer, und Amasis, von Apries ausgesandt, um es wieder unter Kontrolle zu bringen, lässt sich selbst zum Gegenkönig erheben. Apries wird in einer oder zwei Schlachten besiegt (Herodot, II, 169: bei Momemphis; Diodor, I, 68: bei Marea) und der griechischen Überlieferung nach erdrosselt. Die Elephantinestele des Amasis besagt dagegen, dass im 4. Jahr des Amasis (567) eine asiatische Invasion abgewehrt wurde und Apries in dieser Schlacht ums Leben kam. Dazu passt ein Keilschriftfragment der babylonischen Chronik, das von einem Invasionsversuch Ägyptens unter Nebukadrezzar II. in dessen 37. Jahr (567) spricht (Edel 1978; Lloyd, 1988, 178-181; Leahy 1988). Übereinstimmend berichten die Quellen dann, dass Apries in Sais neben seinen Vätern bestattet wurde.
3. Außenpolitik
Die nahezu einzige Quelle dafür ist Herodot (II, 178-182). Ihm zufolge eroberte Amasis Zypern (II, 182), er schloss ein Bündnis mit Kyrene und heiratete auch eine Frau von dort (Ladike, II, 181; vgl. auch Diodor, I, 68). Allgemein gilt er bei Herodot als besonderer Freund der Griechen (II, 178), der erheblich für den Wiederaufbau des Tempels von Delphi stiftete (II, 180) und Weihegeschenke nach Lindos auf Rhodos und nach Samos schickte (II, 182). Ferner habe er den Griechen Naukratis als Handelsplatz überlassen und ihnen gestattet, dort auch Heiligtümer zu errichten (II, 178-179). Naukratis diente zwar sicher schon unter Psammetich / Psametik I. griechischen Händlern als Stützpunkt, es wird aber von Amasis besonders gefördert worden sein und bekam eine Monopolstellung für den Seehandel. Wie die früheren Könige der 26. Dynastie stützte auch Amasis seine Herrschaft und die militärische Sicherheit Ägyptens nicht zuletzt auf ausländische Söldner. Die unter Psammetich / Psametik I. am pelusischen Nilarm stationierten Ionier und Karer wurden jetzt bei → Memphis
Als unter Kyros II. das Perserreich eine bedrohliche Macht zu werden schien, schloss er (vor 541) mit Kroisos von Lydien ein Bündnis, der seinerseits mit Nabonid von Babylon verbündet war (Herodot, I, 77).
Im Jahr 41 (530) scheint Amasis einer demotischen Quelle zufolge einen Feldzug nach Nubien unternommen zu haben (Erichsen 1941; Zauzich 1992).
4. Innenpolitik
Wiederum nach griechischen Quellen stand Ägypten unter der Regierung des Amasis in besonderer wirtschaftlicher Blüte (Herodot, II, 177), und er sorgte auch für eine weise Gesetzgebung (die aber schon aus chronologischen Gründen nicht als Vorbild für Solon von Athen gedient haben kann, wie bei Herodot, I, 30 und II, 177 angegeben) und eine wohlgeordnete Verwaltung (Diodor, I, 95). Herodot erwähnt auch den großzügigen Ausbau des Tempels der Neith in Sais und seine Ausschmückung mit Großplastik (II, 175) sowie Bauten in → Memphis
5. Tod und Nachleben
Amasis wurde wie seine Vorgänger im Tempel der Neith von Sais bestattet (Herodot, III, 10); von seiner Bestattung sind nur einige → Uschebtis
Amasis muss eine sehr eigenwillige und für einen ägyptischen König eigenartige Person gewesen sein. Den Geschichten und Anekdoten zufolge, die Herodot (II, 172-174) und andere griechische Autoren wie Diodor, Plutarch und Polyainos sowie eine demotische Erzählung überliefert haben (Lloyd 1988, 211-215; Quaegebeur 1990, 265-270), war er trinkfreudig und leichtfertig (zumindest vor seiner Thronbesteigung), aber auch schlau und schlagfertig.
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1975-1992
- Lexikon der Pharaonen, München 1996
2. Weitere Literatur
- Daressy, G., 1900, Stèle de l’an III d’Amasis, Recueil de Travaux 22, 1-9
- Edel, E., 1978, Amasis und Nebukadrezar II., Göttinger Miszellen 29, 13-20
- Erichsen, W., 1941, Erwähnung eines Zuges nach Nubien unter Amasis in einem demotischen Text, Klio 34, 56-61
- Farag, S. u.a., 1977, Reused Blocks from a Temple of Amasis at Philae. A Preliminary Report, Oriens Antiquus 16, 315-324; Taf. XIII-XXX
- Farid, A., 1980, Re-used Blocks from a Temple of Amasis at Philae. The Final Results, Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo 36, 1980, 81-103; Taf.27-29
- Jelinková-Reymond, E., 1957, Quelques recherches sur les réformes d’Amasis, Annales du Service des antiquités de l’Egypte, 54, 251-287
- Lloyd, A.B., 1988, Herodotus Book II, Commentary 99-182, Leiden
- Leahy, A., 1984, The Date of Louvre A.93, Göttinger Miszellen 70, 45-58
- Leahy, A., 1988, The Earliest Dated Monument of Amasis and the End of the Reign of Apries, in: Journal of Egyptian Archaeology 74, 183-199
- Lippert, S., 2004, Ein demotisches juristisches Lehrbuch: Untersuchungen zu Papyrus Berlin P 23757 rto, Ägyptologische Abhandlungen 66, 172-173
- Müller, C.W., 1989, Der Schelm als König und Weiser. Amasis von Ägypten in der Darstellung Herodots, in: Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz 1949-1989, Stuttgart, 209-236
- Quaegebeur, J., 1990, Les rois saïtes amateurs de vin, Ancient Society 21, 241-271
- Vittmann, G., 1975, Die Familie der saitischen Könige, Orientalia 44, 375-387
- Zauzich, K.-Th., 1992, Ein Zug nach Nubien unter Amasis, in: J. Johnson (Hg.), Life in a Multi-Cultural Society: Egypt from Cambyses to Constantine and Beyond, Studies in Ancient Oriental Civilizations 51, 361-364
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