Deutsche Bibelgesellschaft

Adoni-Zedek

(erstellt: Juni 2011)

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Adoni-Zedek ist ein kanaanäischer „König von Jerusalem“, der ausschließlich im Zusammenhang der Erzählung von der → Landnahme Israels in Jos 10,1.3 belegt ist.

1. Name

1.1. Bedeutung

Adoni-Zedek (hebräisch אֲדֹנִי־צֶדֶק ’ǎdonî ṣædæq, griechisch Αδωνιβεζεκ [s.u.]) bedeutet „mein Herr ist Gerechtigkeit“ oder „mein Herr ist Zedek“ (zu vergleichbaren semitischen Namen mit „mein Herr“ s. Johnston, 257 und 259).

1.2. Religionsgeschichtlicher Hintergrund

Die Deutung des Namens als „mein Herr ist Zedek“ versteht Zedek als Gottesnamen (vgl. Adonija – „mein Gott ist Jah“), was insbesondere durch ugaritische Belege für diese Namensform sowie die Erwähnung des phönizischen Gottes Suduk bei → Philo von Byblos bekräftigt wird (vgl. Batto; Fitzmyer, 65; Margalith, 506; Schley; Whitley, 470f). Der Gott Zedek könnte mit dem amoritischen Gott Ischar und dem babylonischen Gott Kittu identifizierbar sein sowie eine Hypostase oder Personifikation des Sonnengottes → Schamasch in seiner Funktion als Wächter des Rechts darstellen (Batto, 929f; Rosenberg).

Innerbiblisch ist der Name des legendären Priesters → Melchisedek „mein König ist Gerechtigkeit / Zedek“ besonders vergleichsrelevant, da dieser in Gen 14,18 als „König von Salem“ bezeichnet wird, wobei Salem höchst wahrscheinlich mit Jerusalem zu identifizieren ist (vgl. Ps 76,3; Emerton). Sowohl Melchisedek als auch Adoni-Zedek deuten so darauf hin, dass Zedek der kanaanäische Stadtgott von Jerusalem gewesen sein könnte. Wenn es im Jesajabuch von Jerusalem heißt, „Zedek / Gerechtigkeit wohnte in ihr“ bzw. „dann wird man dich ‚Stadt der Gerechtigkeit (Zedek)‘ nennen“, mag darin ebenfalls eine Erinnerung an bzw. Anspielung auf die ehemalige Stadtgottheit vorliegen (Jes 1,21.26; vgl. Whitley, 471). Die möglichen religionsgeschichtlichen Implikationen der Namen Melchisedek und Adoni-Zedek gaben schließlich auch Anlass, in ihnen einen Hintergrund für das „zadokidische“ Priestertum in Jerusalem zu sehen (vgl. ab 2Sam 8,17), was aber als sehr unsicher gelten muss (vgl. z.B. Budde; Cross, 209f; zur Personifikation von Zedek in frühjüdischer apokalyptischer Literatur s. Baumgarten).

2. Die Erzählung in Jos 10

Adoni-Zedek verbündet sich aus Angst vor der Bedrohung durch die Israeliten mit den Königen von → Hebron, → Jarmut, → Lachisch und → Eglon (vgl. zu den fünf Amoriterkönigen in Jos 10,5 die jeweils fünf Könige in Gen 14,2; Num 31,8 sowie die fünf Philisterfürsten in Jos 13,3). Diese Koalition greift die mit → Josua und den Israeliten verbündete Stadt → Gibeon an (Jos 10,5), wird aber von den zur Hilfe gerufenen Israeliten und durch göttliches Eingreifen schwer geschlagen (Jos 10,6-21). Die fünf Könige verstecken sich unterdessen in der Höhle von Makkeda; sie werden von den Israeliten entdeckt und eingeschlossen (Jos 10,16-18). Josua lässt die Könige daraufhin demütigen, exekutieren, aufhängen und am Abend in selbiger Höhle bestatten (Jos 10,22-27).

Die → Septuaginta benennt Adoni-Zedek in → Adoni-Besek um und identifiziert ihn so mit dem kanaanäischen König dieses Namens in Ri 1,5-7. Zwar ist die Erzählung von Ri 1 deutlich verschieden von jener in Jos 10, doch nimmt sie möglicherweise mit der Namensform Adoni-Besek in verhöhnender Weise auf Adoni-Zedek Bezug.

Literaturverzeichnis

  • Batto, B.F., 2. Aufl. 1999, Art. Zedeq, in: Dictionary of Deities and Demons in the Bible, Leiden, 929-934
  • Baumgarten, J.M., 1979, The Heavenly Tribunal and the Personification of Ṣedeq in Jewish Apocalyptic, in: Aufstieg und Niedergang der Römischen Welt II 19.1, 219-239
  • Budde, K., 1934, Die Herkunft Ṣadoḳ’s, ZAW 52, 42-50
  • Cross, F.M., 1973, Canaanite Myth and Hebrew Epic. Essays in the History of the Religion of Israel, Cambridge
  • Emerton, J.A., 1990, The Site of Salem, the City of Melchizedek (Genesis xiv 18), in: ders. (Hg.), Studies in the Pentateuch (VT.S 41), Leiden, 45-71
  • Fitzmyer, J.A., 2000, Melchizedek in the MT, LXX, and NT, Biblica 81, 63-69
  • Han, J.H., 2009, Art. Adoni-Zedek, in: Encyclopedia of the Bible and its Reception, Bd. 1, Berlin, 386f
  • Johnston, G.H., 1996, Art. אָדוֹן, in: New International Dictionary of Old Testament Theology and Exegesis 1, Grand Rapids, 256-261
  • Margalith, O., 2000, The Riddle of Genesis 14 and Melchizedek, ZAW 112, 501-508
  • Rosenberg, R.A., 1965, The God Ṣedeq, HUCA 36, 161-171
  • Schley, D.G., 1992, Art. „Adoni-Zedek“, in: The Anchor Bible Dictionary 1, New York, 75
  • Whitley, C.F., 1972, Deutero-Isaiah’s Interpretation of Ṣedeq, VT 22, 469-475

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