Deutsche Bibelgesellschaft

1. Korinther 16,14 | Jahreslosung 2024

Einführung in den 1. Korintherbrief

1 Kor ist, verglichen mit den anderen paulinischen Briefen (ausgenommen Röm) und insbesondere auch im Vergleich mit antiken Privatbriefen, ungewöhnlich umfangreich. Die paulinische Verfasserschaft wird im Allgemeinen nicht in Frage gestellt, die neuere Exegese kommt ganz überwiegend zu dem Ergebnis, dass 1 Kor literarisch einheitlich ist.

1. Verfasser

Über Denken und Wirken des Paulus, die uns historisch am besten bekannte Gestalt des frühen Urchristentums, informieren die sieben allgemein als authentisch angesehenen neutestamentlichen Briefe. Eine wichtige Quelle für die paulinische Biographie ist darüber hinaus die Apostelgeschichte des Lukas, auch wenn deren historische Verlässlichkeit nicht immer gegeben ist. In ihrer Darstellung des ersten Aufenthalts des Paulus in Korinth wird der römische Statthalter Gallio erwähnt (Apg 18,12), dessen Amtszeit laut einer in Delphi gefundenen Inschrift auf das Jahr 50/51 oder 51/52 zu datieren ist. Demnach war Paulus also in den frühen 50er Jahren in Korinth. Er schrieb dann mehrere Briefe nach Korinth, einen in 1 Kor 5,9 erwähnten, nicht erhaltenen Brief sowie einige kürzere, später als „2 Kor“ vermutlich redaktionell zusammengestellte Briefe.

2. Adressaten

Aus der Provinz Asia kommend war Paulus in Philippi und Thessaloniki. Nach kurzem Aufenthalt in Athen (Apg 17,15-18,1) kam er nach Korinth, wo er Aquila und Priska traf, die aufgrund des Claudius-Edikts aus Rom nach Korinth gekommen waren. Sie waren offenbar (Juden-)Christen, aber eine Gemeinde von Christusgläubigen gab es in Korinth noch nicht. Die Gemeinde entstand nach Darstellung der Apg im Umfeld der Synagoge (18,4-11). Aus 1 Kor geht hervor, dass zu den korinthischen Christusgläubigen auch Juden gehörten (7,18), aber die Gemeinde lebte im Gegenüber nicht nur zu „Heiden“ (Griechen), sondern auch zu Juden (10,32). Die Briefkorrespondenz zeigt, dass die korinthische Gemeinde für Paulus besonders wichtig war; in den Briefen nach Korinth nimmt er, anders als etwa im Gal, zu den aktuellen innergemeindlichen Problemen in einer Weise Stellung, als gehöre er selbst zu ihr.

3. Entstehungsort

1 Kor wurde in Ephesus geschrieben. Die in 15,32 (vgl. 2 Kor 1,8) erwähnte lebensbedrohliche Situation, die möglicherweise mit den in Apg 19,23-40 geschilderten dramatischen Ereignissen in Verbindung stand, war offensichtlich überwunden, denn Paulus kündigt in 16,6-8 an, er wolle „bis Pfingsten“ in Ephesus bleiben und erst dann wieder nach Korinth reisen. In Apg 20,31 wird von einem dreijährigen Aufenthalt in Ephesus gesprochen, könnte 1 Kor könnte also etwa vier Jahre nach dem Gründungsbesuch in Korinth verfasst worden sein, etwa im Jahre 54/55.

4. Wichtige Themen und Argumentationsgang des 1 Kor

Paulus kritisiert im Eingangsteil des 1 Kor die Existenz innergemeindlicher „Parteien“; dabei richtet er den Brief immer an die ganze Gemeinde, wobei er schon in der Adresse (1,2) die Adressaten auf ihren „ökumenischen“ Kontext verweist (vgl. 4,17; 7,17; 11,16; 14,33). Die Konflikte in Korinth sind offenbar „hausgemacht“; dass „von außen“ gekommene fremde Missionare („Gegner“) aktiv geworden wären, ist im 1 Kor – anders als dann vor allem in 2 Kor 10-13 – nicht zu erkennen.

1 Kor ist durchgängig bestimmt durch die Reaktionen auf die akute Lage in Korinth; kein anderer Paulusbrief informiert (uns) so detailliert über die bei den Adressaten bestehende Situation. Paulus hatte durch „die (Leute) der Chloe“ (1,11; leider erfahren wir nichts Näheres über sie) wie auch durch Stephanas und dessen Begleiter (16,17f.) sowie durch mündliche Nachrichten (5,1) und durch den in 7,1 erwähnten korinthischen Brief von den Problemen in Korinth erfahren und sah sich zu einer umfassenden Reaktion herausgefordert, wobei der Brief einen persönlichen Besuch vorläufig ersetzen soll (16,5–9; vgl. 11,34).

Aus 1,12 geht hervor, dass es Gruppen („Parteien“) gab, die sich an bestimmten Führern orientierten (1,12); Ursache könnte ein ausgeprägtes Interesse an „Weisheit“ gewesen sein, die Suche nach spekulativer religiöser Erkenntnis (1,17; 1,18ff.). Welche Vorstellungen die einzelnen Gruppen vertraten, ist für uns nicht erkennbar; Paulus geht nicht auf Einzelheiten ein, sondern lehnt die  Existenz von Parteien ab. Er wertet die soziale Zusammensetzung der Gemeinde als Indiz dafür, dass Gott den Maßstäben menschlicher Weisheit widerspricht (1,18-31) Möglicherweise gab es in Korinth einen religiösen Enthusiasmus (vgl. 4,8), der sich in Schlagworten wie „Alles ist erlaubt“ oder „Wir alle haben Erkenntnis“ niederschlug (vgl. 6,12; 8,1; 10,23). Paulus betont dagegen die Theologie des Kreuzes: Die Existenz der Christusgläubigen ist dadurch bestimmt, dass ihr Herr sich am Kreuz, d.h. in Niedrigkeit, und nicht in Glorie offenbart hat.

In 5,1–7,40 nimmt Paulus zu aktuellen moralischen Problemen Stellung. Ein Mann, der „die Frau seines Vaters hat“, muss aus der Gemeinde ausgeschlossen werden (5,1-13), angesichts von Konflikten um Vermögensfragen (6,1–6) schlägt Paulus die Bildung einer innergemeindlichen Zivilgerichtsbarkeit vor, betont aber, dass der Verzicht auf die Durchsetzung von Rechtsansprüchen das eigentlich Angemessene wäre (6,7-11). In diesem Zusammenhang wird betont, dass der Christ auch körperlich seinem Herrn gehört – offenbar gab es einen religiös motivierten „Libertinismus“ ebenso wie umgekehrt die Forderung nach strikter Askese (6,12-20; vgl. 7,1). Aus 1 Kor 7 geht hervor, dass die Frage der Ehe und insbesondere der „Mischehen“ in Korinth umstritten war.

In Kap. 8-11 erörtert Paulus die Tatsache, dass korinthische Christusgläubige an Mahlzeiten teilnehmen, die auch kultischen Charakter haben können. Paulus betont die Freiheit zum Essen des „Götzenopferfleisches“ (8,1ff.), doch gebe es diese nicht abstrakt, sondern nur konkret in der Gemeinschaft der Glaubenden. Der Verzehr von Opferfleisch ist nicht wegen einer womöglich kultischen Qualität des Fleisches verboten, aber der Verzicht ist geboten aus Rücksicht auf andere, die tatsächlich Anstoß nehmen. Eine unmittelbare Teilnahme am Opferkult („Tisch der Dämonen“) ist unvereinbar mit der Teilhabe am „Tisch des Herrn“ (10,14-22).

Da es offenbar Tendenzen gab, die üblichen Konventionen im Verhältnis von Männern und Frauen zu verwischen, fordert Paulus, Frauen sollten die übliche Haartracht tragen, wenn sie im Gottesdienst predigen und beten (11,2-16; das dazu im Widerspruch stehende rigorose „Sprechverbot“ in 14,34.35 ist sehr wahrscheinlich eine später eingefügte Interpolation). Zur Mahlfeier erfuhr Paulus von Verhaltensweisen, die es aus seiner Sicht „unmöglich“ machten, das „Herrenmahl“ zu feiern, da jeder „sein eigenes Mahl“ vorwegnimmt (11,17-34). Da aber in diesem Mahl der Tod des Herrn verkündigt wird „bis er kommt“, ist ein individualistischer Missbrauch der Mahlfeier verwerflich.

Das Pneumatikertum ist in Korinth stark entwickelt (1 Kor 12-14). Paulus betont deshalb das Zusammenwirken aller „Glieder“ innerhalb des „Leibes“, in dem es keinerlei Hierarchie gibt; dann bezeichnet er abschließend die Gemeinde ganz betont als „Leib Christi“ (12,27). In 13,1-13 beschreibt er die Liebe als kritischen Maßstab für alles Handeln; dieser Text ist kein „Lied“, sondern bezieht sich durchgängig auf die Gemeindesituation. Paulus schreibt nicht, dass es der korinthischen Gemeinde an Liebe mangelt, aber er betont, dass die Liebe höherwertig ist als alle „Geistesgaben“ und alle „Erkenntnis“. In Kap. 14 zum „Zungenreden“ fordert er, die geistgewirkte Ekstase müsse danach beurteilt werden, was sie zum Aufbau der Gemeinde beiträgt; dann verliere die Ekstase ihren besonderen Wert, und zugleich erweise sich jede Leistung für die Gemeinde als eine Wirkung des Geistes. Auch in Kap. 15 wird die Gemeindesituation sichtbar: Einige sagen „Es gibt keine Auferstehung der Toten“ (V. 12), andere hingegen lassen sich sogar „für die Toten“ taufen, um ihnen Anteil an der Auferstehung zu geben (V. 29). Dagegen argumentiert Paulus vom Bekenntnis her (V. 1-11): Aus dem Glauben an Jesu Auferstehung folgt die Hoffnung auf die noch in der Zukunft liegende Auferstehung der Toten (V. 20). Die Frage, auf welche Weise die Toten auferstehen werden, ist töricht (V. 35), denn die Erfahrung lehrt doch, dass der gesäte Same zuerst „stirbt“ und dass Gott ihm dann einen neuen Leib gibt (V. 35-41); in der Auferstehung der Toten wird Gott ebenso handeln (V. 42-49). Am Ende offenbart Paulus ein „Geheimnis“: Es werden alle – die Toten und die bei der Parusie Lebenden – verwandelt werden, und erst dann wird der Tod besiegt sein (V. 50-55). Gegenwärtig aber wird die Macht des Todes erfahren in Form der durch das Gesetz wirksamen Sünde (V. 56). Am Ende (16,1-24) stehen organisatorische Anweisungen zur Sammlung der Kollekte für Jerusalem, sodann eine Besuchsankündigung sowie Grüße.

5. Besonderheiten

Der Argumentationsgang des Paulus im 1 Kor lässt eine innere Kohärenz erkennen: Es gibt eine christologische, kreuzestheologische Grundlage für die Aussagen zu den unterschiedlichen Themen. Schwer zu beantworten ist die Frage nach dem religiösen bzw. philosophischen Hintergrund der korinthischen Parteienbildung; die Annahme, hier zeige sich eine frühe Form christlicher „Gnosis“, wird im Allgemeinen verneint, aber „weisheitliche“ Tendenzen sind deutlich erkennbar (1,18-31; 2,1-16). Kontrovers diskutiert wird die Frage, welche Vorstellung hinter der in Korinth ausgesprochenen Ablehnung der Hoffnung auf die Auferstehung der Toten (1 Kor 15,12) steht: Möglich ist, dass die Erwartung der Auferstehung als „unvernünftig“ angesehen wird; die in 15,12 zitierte Aussage könnte aber im Gegenteil auch „enthusiastisch“ gemeint gewesen sein in dem Sinne, die Glaubenden seien „bereits auferstanden“ (vgl. 2 Tim 2,18).

Literatur:

  • Hans Conzelmann, Der erste Brief an die Korinther (KEK V), Göttingen 21981.
  • Eva Ebel, Die Attraktivität früher christlicher Gemeinden. Die Gemeinde von Korinth im Spiegel griechisch-römíscher Vereine (WUNT II/178), Tübingen 2004.
  • Andreas Lindemann, Der Erste Korintherbrief (HNT 9/I), Tübingen 2000.
  • Margaret M. Mitchell, Art. Korintherbriefe, RGG4 Band 4, Tübingen 2001, Sp. 1688–1694.
  • Dieter Zeller, Der erste Brief an die Korinther (KEK V), Göttingen 2009.

A) Exegese kompakt: 1 Kor 16,14

14πάντα ὑμῶν ἐν ἀγάπῃ γινέσθω.

1. Korinther 16:14NA28Bibelstelle anzeigen

Übersetzung

Alles bei Euch soll in der Liebe geschehen!

1. Fragen und Hilfen zur Übersetzung

πάντα ὑμῶν ist ein „zwangloser brieflicher Ausdruck wie τὰ κατ’ ἐμέ Kol 4,7“ (Weiß, 1 Kor, 385), also: „Alles, was bei Euch geschieht …“ ἐν ἀγάπῃ ist modal zu verstehen, also: „nach dem Maßstab der Liebe“. Die Mahnung γινέσθω ist imperativisch formuliert (3. Pers. Singular, vgl. V. 13).

2. Kontext

Nach den in 16,5-12 genannten aktuellen Plänen und vor konkreten Mahnungen und Grüßen (16,15-24) stehen in 16,13 stehen vier imperativisch formulierte Weisungen: „Wachet, steht im Glauben, seid mutig, seid stark!“ (γρηγορεῖτε, στήκετε ἐν τῇ πίστει, ἀνδρίζεσθε, κραταιοῦσθε); Zeller, 1 Kor, 540 meint, dass diese Weisungen „mindestens nach Ansicht der Griechen“ als „typisch männlich“ gelten, und deshalb trete in 16,14 „als alle Dinge regulierendes Prinzip die (weiblich-weiche) Liebe“ hinzu. Deutlich ist tatsächlich, dass V. 14 und V. 13 einander gegenseitig interpretieren. In den beiden abschließenden Weisungen ἀνδρίζεσθε und κραταιοῦσθε könnte eine Anspielung auf Ps 30,25 LXX vorliegen („seid tapfer – und erstarken soll euer Herz“ ἀνδρίζεσθε καὶ κραταιοῦσθω ἡ καρδία ὑμῶν); das ist zwar umstritten, liegt aber nahe.

3. Exegese

Die im Schlussteil des Briefes ausgesprochene umfassende Aufforderung zur Praxis der Liebe erinnert an 14,1 (διώκετε τὴν ἀγάπην); es besteht eine sprachliche Nähe, zugleich aber auch eine sachliche Differenz zu 14,40 (πάντα δὲ εὐσχημόνως καὶ κατὰ τάξιν γινέσθω). Das Objekt πάντα zeigt, dass nichts und nirgendwo in der Gemeinde etwas geschehen soll, das nicht dem Maßstab der Liebe entspricht. Dabei ist ἀγάπη nicht in erster Linie ein Gefühl oder eine Stimmung, sondern sie zielt auf konkrete Verhaltensweisen der Zuwendung und der Anerkennung des anderen Menschen. Zeller, ebd. nimmt an, dass Paulus hier fordert, die Liebe solle „nicht nur das Verhältnis der Charismatiker zueinander (Kap. 13), sondern alle Angelegenheiten der Gemeindeglieder bestimmen“; doch eine solche Differenzierung ist kaum beabsichtigt, denn die Adressaten sind in 16,14 dieselben wie in 13,1-13; 14,1 beiden Textstellen dieselben. So lässt sich aus der breiten Beschreibung der Liebe (13,1-13) eine inhaltliche Füllung der in 16,14 gegebenen knappen Weisung gewinnen. Es könnte sich empfehlen, in der Predigt zu 1 Kor 16,14 zumindest einige Aussagen aus 13,1-13 aufzunehmen und kurz auszulegen.

B) Praktisch-theologische Resonanzen

1. Persönliche Resonanzen

Was ist konkret gemeint mit „alle den Dingen“, die in der Liebe geschehen sollen? Die Exegese gibt im einleitenden Durchgang durch 1 Kor einen Überblick über die Vielzahl von Themen, die die Gemeinde berühren (Parteiungen, ethische Differenzen, Streit um die kultische Praxis, Streit um die Hierarchie und theologische Fragen). Es handelt sich also tatsächlich um einen universalen Appell an die Gemeinde.

Es bleibt trotzdem dabei: Die Aussage des Losungsverses ist zunächst eher „modal“ (Liebe als Verhaltensprinzip). Die Exegese verweist auf 1 Kor 13,1-13 – eine „klare inhaltliche Füllung der Weisung“ –, um die Qualität eines solchen Handelns aus Liebe praktisch zu illustrieren.

Die Luther-Übersetzung „lasst … geschehen“ ist etwas irreführend. Die Exegese weist darauf hin, dass der Satz „klar imperativisch“ zu verstehen ist.

2. Thematische Fokussierung

Die Aufforderung „Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen!“ ist die denkbar knappste Zusammenfassung einer christlichen Ethik. Diese funktioniert modal – sie macht eine Verhaltensweise, eine Gesinnung verbindlich, die in vielfältigen Situationen anwendbar ist –; nicht material – sie beinhaltet keine starren Verhaltensregeln. Es geht also um das „Wie“ des Zusammenlebens.

Dabei wird die Liebe als Maßstab profiliert. Sie soll in „allen Dingen“ zum Zuge kommen, also in der gesamten Bandbreite sozialer Beziehungen der Christenmenschen, vor allem aber innerhalb der besonderen Gemeinschaft der christlichen Gemeinde. Beim Blick auf den Kontext von 1 Kor werden die Konturen eines christlichen Lebensstils sichtbar. Dieser ist allerdings kein Selbstläufer. Offenbar braucht er immer wieder Ermahnung und Einschärfung. Aus der Perspektive der Angesprochenen heißt das: Wenn alles, was das Zusammenleben betrifft, „in der Liebe geschehen“ soll, setzt das einen klaren Willen voraus. Es gilt, der Aufforderung des Paulus Folge zu leisten. Leben in der Liebe realisiert sich nur dann, wenn die aneinander gewiesene soziale Gruppe sich ernsthaft darum bemüht.

1 Kor 16,14 ist als ein abschließendes Statement gemeint. Die Aufforderung ist besonders wichtig. Auch der Ordnungssinn, der zuvor von Paulu so großgeschrieben worden ist (1 Kor 14,40), wird damit noch einmal relativiert und seinerseits eingeordnet.

3. Theologische Applikation

Die liturgische Tradition der „Jahreslosung“ (seit 1930 bzw. 1934) ist vergleichsweise kurz. Heute bestimmt der von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen (ÖAB) – ohne aktuelle politische oder gesellschaftliche Bezüge ausgewählte – Bibelvers viele gottesdienstliche Feiern zum Jahresbeginn, nicht nur in der evangelischen Kirche. Oft wird am Neujahrstag die Jahreslosung als Predigttext herangezogen. Sie kann aber selbstverständlich auch bei einem anderen gottesdienstlichen Anlass die Grundlage für eine Predigt oder Meditation darstellen. Es hat sich bewährt, eine Vertonung der Jahreslosung, evtl. als Kanon, einzuüben. Sie kann den Gottesdienst wie ein roter Faden durchziehen. Bei der Gestaltung des Gottesdienstes am 1. Januar wird abzuwägen sein, inwieweit auch das Proprium des Neujahrstages zur Geltung kommen soll. Historisch ist es das Fest der Beschneidung und Namengebung Jesu. Dies spiegelt die heutige Textauswahl allerdings nicht mehr wider. Der Kontext von Lob und Dank für Gottes Gnade und für seine treue Begleitung bleibt immerhin durch Ps 8 repräsentiert. Aktuell stehen eher die Aufbruchssituation und die Bitte um Gottes Begleitung im Vordergrund der Textauswahl. Der reguläre Predigttext Jak 4,13-15 mit der Conditio Jacobaea bietet auf den ersten Blick wenig Anknüpfungspunkte an unser Losungswort. Eher zu empfehlen ist, in der Predigt oder Meditation den Aufruf „Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen!“ inhaltlich zu füllen. Wie erwähnt bietet 1 Kor 13,1-13 dafür einen guten Ausgangspunkt. Dies lässt sich anhand von Beispielen aus der persönlichen Erfahrung oder aus der Erinnerung der angesprochenen Gemeinde veranschaulichen.

Autoren

  • Prof. i.R. Dr. Andreas Lindemann (Einführung und Exegese)
  • Dr. Johannes Wischmeyer (Praktisch-theologische Resonanzen)

Permanenter Link zum Artikel: https://bibelwissenschaft.de/stichwort/500012

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