Jesus redete Gott im Gebet als »mein Vater«, aramäisch »Abba«, an (Markus 14,36). Darin kommt sowohl seine enge Verbindung mit Gott zum Ausdruck als auch seine Vollmacht, als Vertreter Gottes handeln und reden zu dürfen (Matthäus 11,25; Lukas 10,21).
Das Gebet, das Jesus seine Jünger lehrt – das »Vaterunser« (Matthäus 6,9-13; Lukas 11,2-4) – enthält dieselbe Anrede, daher hat es auch seinen Namen. Als Menschen, die zu Jesus gehören, haben die Glaubenden wie Jesus Anteil an der vertrauensvollen Beziehung zu Gott. Paulus stellt ausdrücklich eine Beziehung her zwischen dieser Anrede Gottes als Vater und der Versöhnung, die Jesus Christus zwischen Gott und den Menschen gestiftet hat. Indem er durch seinen Tod am Kreuz die Menschen von ihrer Schuld befreit hat, hat er sie zu Kindern Gottes gemacht, denen Gott denselben Geist schenkt, wie er ihn Jesus selbst gegeben hat. Und es ist dieser Geist, der ihnen im Gebet die Anrede »Abba, Vater« in den Mund legt (Galater 4,5-6; Römer 8,14-15).
Im Johannesevangelium ist die liebende Verbundenheit des Vaters zu Jesus als seinem Sohn geradezu ein Leitmotiv, das immer wieder vorkommt (Johannes 3,35; 5,20; 10,17; 15,9). Es gipfelt in dem Satz, dass Jesus und der Vater untrennbar eins sind (Johannes 10,30). Jesus ist im Vater gegenwärtig, wie auch der Vater in Jesus gegenwärtig ist und seine Taten durch ihn vollbringt (Johannes 14,10). Entsprechend ist Jesus der einzige Weg, auf dem die Glaubenden zu Gott gelangen können, und wer Jesus kennt, kennt auch den Vater (Johannes 14,6-7).