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Einführung: Das Buch Kohelet/Prediger

Das Buch Kohelet ist nach seinem Verfasser benannt, der wahrscheinlich ein jüdischer Lehrer gewesen ist und in einer Weisheitsschule unterrichtet hat. »Kohelet« bedeutet »Versammlungsleiter«. Daher wird das Buch in deutschen Bibelausgaben auch als »Der Prediger« bezeichnet. Es ist im Zeitraum von 300–200 v. Chr. entstanden und setzt sich mit der griechischen Bildung und Lebensform auseinander, die durch Alexander den Großen (336–323 v. Chr.) in Israel an Einfluss gewonnen hat. Charakteristisch für Kohelet ist sein Motto »Alles ist Windhauch!«, das am Anfang (1,2) und Ende (12,8) seines Buches steht. Mit diesem Bildwort kennzeichnet er die Vergänglichkeit des Menschen und die Sinnlosigkeit seines Tuns. 



Das Buch lässt sich in vier Abschnitte gliedern: Im Zentrum des ersten Abschnitts (1,1–3,15) versetzt Kohelet sich in die Rolle des Königs Salomo (1,12–2,26), des reichsten und klügsten Herrschers von Jerusalem. Er möchte einmal ausprobieren, ob sich der Mensch einen bleibenden Gewinn erarbeiten kann – sei es durch verschiedene Freuden, sei es durch Weisheit oder Besitz (vgl. 1,3; 2,11; 2,22). Doch das abschließende Urteil lautet: »Auch dies ist Windhauch!« Im zweiten Abschnitt (3,16–6,12) versammelt Kohelet eine Reihe von kurzen Texten. Sie alle gehen von einer Beobachtung aus, die er »unter der Sonne«, also in seinem Leben, gemacht hat. Hier greift er verschiedene Erfahrungen aus seiner Alltagswelt auf, die Missstände und Grenzfälle des Lebens, und denkt über sie nach. Im dritten Abschnitt (7,1–8,17) werden die Grenzen der Weisheit und der Erkenntnis ausgelotet. Dazu nimmt sich Kohelet verschiedene Sprichwörter vor und fügt ihnen einen Kommentar oder eine Überlegung hinzu. Die aus der traditionellen Weisheit aufgenommenen Sprüche werden in der BasisBibel durch Anführungszeichen gekennzeichnet. Im vierten Abschnitt (9,1–12,14) geht es um den Tod und um die Gebrechlichkeit im Alter (12,3-5). 



Mit seiner Frage nach dem Lebensglück des Menschen ist das Buch Kohelet auch heute noch aktuell. Es kann und will den Tod als letzte und absolute Grenze des Menschen nicht leugnen, aber das ist für Kohelet kein Grund zur Resignation. Von Gott her ist alles schön (3,11). Deshalb ist der Mensch gut beraten, sich zu freuen, wenn sich ihm die Gelegenheit dazu bietet, und den zu Augenblick genießen (3,12-13; 5,17-19; 9,7-10; 11,9). 



Die Überschrift (1,1) und das Nachwort (12,9-14) legen nahe, dass man das Buch in späterer Zeit mit König Salomo als Verfasser verbunden hat.

 

(BasisBibel. Altes und Neues Testament, ​© 2021 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart)

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