Kein Klassiker: 02/52
Schlangen gelten gemeinhin als gefährlich und in der Bibel hat wohl kein Tier einen schlechteren Ruf. Die Schlange, die Verführerin zum Sündenfall. Die Erzählung von Mose, in der eine Schlange aus Metall die Rettung bringt, gehört dagegen nicht zu den Bibel-Klassikern. Beim Lesen sorgt sie auch für einiges Stirnrunzeln. Nach der Verehrung des goldenen Kalbs und der anschließenden Strafe, soll das Volk Israel schon wieder ein Tierbild aufstellen? Kann das gut gehen? Macht sich Gott hier am Ende nicht selbst wieder Konkurrenz? Tatsächlich berichtet das Buch der Könige, dass das Volk beginnt, diese „eherne Schlange“ als Götzenbild zu verehren bis König Hiskia sie schließlich zerstört. Dabei macht die Geschichte deutlich: Nicht die Schlange hat Macht über Leben und Tod. Gott ist derjenige, der errettet. Der Schlangen-Stab ist nur ein Kompromiss: Er bietet Rettung, fordert aber auch eine aktive Hinwendung. Die Schlange ist kein Ersatz für Gott, sondern soll eine Gedächtnisstütze sein. Als wollte sie sagen: Vielleicht fällt es euch mit meiner Hilfe leichter, Gott zu vertrauen und sich ihm zuzuwenden.
Da machte Mose eine eherne Schlange und richtete sie hoch auf. Und wenn jemanden eine Schlange biss, so sah er die eherne Schlange an und blieb leben. (4. Mose 21,9, Lutherbibel 2017)