Die zweite Mahnrede an die Herrscher
1 Hört nun zu, ihr Könige, und versteht doch,
die ihr Richter seid auch über die Enden der Erde, lernt!
2 Öffnet eure Ohren, ihr, die ihr über die Menge herrscht
und die ihr triumphiert habt über die Volksmassen der Nationen.
3 Denn die Macht wurde euch vom Herrn gegeben
und die Herrschaft vom Höchsten,
der eure Taten prüfen und eure Pläne erforschen wird.
4 Denn obwohl ihr Diener seiner Königsherrschaft seid, habt ihr nicht in rechter Weise Recht gesprochen,
und ihr habt nicht auf die Weisung geachtet
und seid euren Weg nicht nach dem Rat Gottes gegangen.
5 Er wird euch entgegentreten, schauererregend und rasch,
denn ein strenges Gericht ergeht über die, die über anderen stehen.
6 Denn der Geringste ist des Verzeihens aus Erbarmen würdig,
die Mächtigen aber werden geprüft werden mit Macht.
7 Denn er, der Herrscher über alles, wird sein Antlitz nicht abwenden,
und vor Grösse wird er nicht zurückschrecken,
denn er selbst hat den Kleinen und den Grossen gemacht,
und für alle sorgt er auf gleiche Weise.
8 Den Starken aber steht eine schonungslose Erforschung bevor.
9 Euch nun, ihr Alleinherrscher, gelten meine Worte,
damit ihr Weisheit erlernt und keinen Fehltritt macht.
10 Denn diejenigen, die voll Heiligkeit das Heilige bewahren, werden geheiligt werden,
und diejenigen, die darin unterrichtet wurden, werden verteidigt werden.
11 Verlangt nun nach meinen Worten,
sehnt euch nach ihnen, und ihr werdet Bildung erlangen.
12 Strahlend und unvergänglich ist die Weisheit,
und leicht kann sie erblickt werden von denen, die sie lieben,
und sie lässt sich finden von denen, die sie suchen;
13 sie kommt denen zuvor, die wünschen, dass sie sich früher erkennen liesse.
14 Wer frühmorgens zu ihr aufbricht, wird nicht ermüden,
denn er wird sie finden, wie sie an seinen Toren sitzt.
15 Denn sich Gedanken über sie zu machen, das ist die Vervollkommnung der Einsicht,
und wer ihretwegen nachts keine Ruhe findet, wird bald ohne Sorgen sein.
16 Denn sie selbst geht umher und sucht jene, die ihrer würdig sind,
und auf ihren Pfaden erscheint sie ihnen voller Wohlwollen,
und bei all ihrem Planen geht sie auf sie zu.
17 Denn ihr Anfang ist das ganz und gar wahrhaftige Verlangen nach Bildung,
18 sich aber um Bildung zu kümmern, ist Liebe,
Liebe aber ist das Halten ihrer Weisungen,
die Ausrichtung an den Weisungen aber ist Befestigung der Unvergänglichkeit,
19 Unvergänglichkeit aber bewirkt, dass man nahe ist bei Gott.
20 So führt das Verlangen nach Weisheit zu königlicher Herrschaft.
21 Wenn ihr euch nun erfreut an Thronen und Szeptern, ihr Alleinherrscher der Völker,
dann ehrt die Weisheit, damit eure Herrschaft lange währt.
Lobrede auf die Weisheit
22 Was aber Weisheit ist und wie sie entstand, werde ich kundtun,
und das Geheime werde ich vor euch nicht verborgen halten,
sondern ich werde ihrer Spur vom Anfang des Werdens folgen
und die Erkenntnis über sie für alle sichtbar machen,
und an der Wahrheit werde ich nicht vorübergehen.
23 Und gewiss werde ich den Weg nicht mit einem teilen, der sich vor Neid verzehrt hat,
denn dieser wird mit der Weisheit keine Gemeinschaft haben.
24 Eine grosse Zahl von Weisen bedeutet Rettung für die Welt,
und ein einsichtiger König bedeutet Wohlergehen für ein Volk.
25 So lasst euch durch meine Worte erziehen, und ihr werdet daraus Nutzen ziehen.