Der Schmerz des Paulus
1Ich sage in Christus die Wahrheit, ich lüge nicht, mein Gewissen bezeugt es mir im heiligen Geist: 2Voll Trauer bin ich, unablässiger Schmerz macht mir das Herz schwer. 3Ja, ich wünschte, selber verflucht und von Christus getrennt zu sein, anstelle meiner Brüder, die zum gleichen Volk gehören, 4die Israeliten sind, die das Recht der Kindschaft und die Herrlichkeit und die Bundesschlüsse und die Gabe des Gesetzes und die Gottesdienstordnung und die Verheissungen haben, 5die die Väter haben und aus deren Mitte seiner irdischen Herkunft nach der Christus stammt; Gott, der über allem waltet, er sei gepriesen in Ewigkeit, Amen!
Der Blick auf Isaak und Jakob
6Es ist aber nicht so, dass das Wort Gottes hinfällig geworden wäre! Denn nicht alle, die aus Israel stammen, sind auch Israel. 7Bloss weil sie Nachkommen Abrahams sind, sind sie noch längst nicht alle seine Kinder, sondern: In Isaak werden sie deine Nachkommen genannt werden. 8Das bedeutet: Nicht die leiblichen Kinder sind Gottes Kinder, sondern die Kinder der Verheissung werden als Nachkommen anerkannt. 9Denn das Wort Zur besagten Zeit werde ich kommen, und Sara wird einen Sohn haben ist ein Wort der Verheissung.
10Aber nicht nur hier war es so, sondern auch bei Rebekka, die nur von einem Mann, unserem Vater Isaak, Kinder empfing. 11Die waren nämlich noch nicht geboren und hatten noch nichts Gutes oder Böses getan, da wurde ihr - damit gültig bliebe, was Gott in freier Wahl, 12nicht aufgrund ihrer Taten, sondern aufgrund der Berufung bestimmt hatte - gesagt: Der Ältere wird dem Jüngeren dienen, 13wie geschrieben steht: Jakob habe ich geliebt, Esau aber gehasst.
Das erwählende Handeln Gottes
14Was folgt nun daraus? Geht es bei Gott etwa ungerecht zu? Gewiss nicht! 15Denn zu Mose sagt er: Ich werde Erbarmen zeigen, wem ich Erbarmen zeigen will, und Mitleid haben, mit wem ich Mitleid haben will. 16Es liegt also nicht an jemandes Wollen oder Mühen, sondern an Gott, der sein Erbarmen zeigt. 17Denn die Schrift lässt Gott zum Pharao sagen: Eben dazu habe ich dich auftreten lassen, dass ich an dir meine Macht zeige und mein Name verkündigt werde in der ganzen Welt. 18Also zeigt er sein Erbarmen, wem er will, und verhärtet, wen er will.
19Du wirst mir nun sagen: Was beschwert er sich dann noch? Wer kann sich denn seinem Ratschluss widersetzen? 20O Mensch, wer bist du eigentlich, dass du mit Gott zu rechten wagst? Wird etwa das Werk zum Meister sagen: Warum hast du mich so gemacht? 21Hat denn der Töpfer nicht Macht über den Ton? Kann er nicht aus dem selben Stoff das eine Gefäss zu einem Gefäss der Ehre, das andere aber zu einem Gefäss der Schande machen?
22Wie aber, wenn Gott seinen Zorn zeigen und seine Macht kundtun wollte und deshalb die Gefässe des Zorns, die zum Verderben bereitgestellt sind, mit viel Geduld ertragen hätte, 23um den Reichtum seiner Herrlichkeit sichtbar zu machen an den Gefässen seines Erbarmens, die er zuvor für die Herrlichkeit bestimmt hat, ...
24Die er nun berufen hat - und das sind wir -, die stammen nicht nur aus den Juden, sondern auch aus den Völkern, 25wie er auch bei Hosea sagt:
Die nicht mein Volk sind, werde ich mein Volk nennen,
und die Ungeliebte meine Geliebte.
26Und es wird geschehen an dem Ort, wo ihnen gesagt wurde: Ihr seid nicht mein Volk,
dort werden sie Söhne des lebendigen Gottes genannt werden.
27Jesaja aber verkündet laut über Israel:
Ist auch die Zahl der Söhne Israels wie der Sand am Meer -
der Rest wird gerettet werden.
28Denn der Herr wird Abrechnung halten auf Erden,
abschliessend und endgültig.
29Und wie Jesaja vorausgesagt hat:
Wenn nicht der Herr Zebaoth uns Nachkommenschaft gelassen hätte, -
wie Sodom wären wir geworden, und Gomorra wären wir gleichgemacht.
Die Suche nach Gerechtigkeit
30Was folgt nun daraus? Die Völker, die der Gerechtigkeit nicht nachgejagt sind, sie haben Gerechtigkeit erlangt - eine Gerechtigkeit, die aus dem Glauben kommt. 31Israel aber, das dem Gesetz nachjagte, das Gerechtigkeit verheisst, hat das Gesetz nicht erreicht. 32Weshalb? Weil es nicht aus Glauben geschah, sondern im Vertrauen auf das eigene Tun. Sie stiessen sich am ‹Stein des Anstosses›, 33wie geschrieben steht:
Siehe, ich setze in Zion einen Stein des Anstosses und einen Felsen des Ärgernisses;
wer auf ihn vertraut, wird nicht blossgestellt werden.